Pocher ist Verräter, Herres beleidigt und Obama auf allen Kanälen

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Datum: 06.04.2009 | Kategorie: Meisenscheiße

Wenn man die letzte Woche zurückblicken möchte, dann kann durchaus behaupten, dass zwei Themen die Bildschirme und Zeitungen dominierten. Der amerikanische Präsident besucht Deutschland, wonach auch sämtliche Fernsehstationen am ausrasten sind, dagegen hält nur Oliver Pocher an, der sich von den ARD-Redaktionen als Verräter beschimpfen lassen muss.

Ich kann mich kaum entscheiden, über was ich mich zuerst aufregen soll. Zunächst war es der Mittwoch, an dem gegen 18:00 Uhr vom ARD-Programmchef verkündet wurde, dass sich das Erste Deutsche Fernsehen entschieden hat, seinen Schützling gehen zu lassen, da er zu Sat.1 wechseln wird. Herr Pocher wies im Telefonat noch - laut eigenen Angaben - darauf hin, dass es um 20:00 Uhr eine offizielle Pressemitteilung geben wird. Tja, Programmchef Herres kam dem zuvor. So zeigt man Stärke, zeigt wer hier der Boss ist. Große Klasse wird in der ARD mal wieder bewiesen, obwohl sie doch eigentlich froh sein müssten, dass Pocher nun endlich und eigentlich elegant abgeht. Naja, es ist wohl die englische Art, die ihn dazu bewegt hat, seinen Wechsel dem Publikum im ZDF zu verkünden.

Und damit nahm der "rger seinen Lauf. Er wird noch im ARD-eigenen YouTube-Kanal als Verräter, gar Judas beschimpft. Das ganze Unterfangen, von Blödheit kaum zu überbieten, nimmt jetzt durch die Zickigkeit der Programmveranstalter ein derartiges Ende? Was soll der Unsinn eigentlich? Wo sind die Zeiten hin, als man gemeinsam in einer Pressekonferenz soetwas verkündet, sich abgesprochen hat, den Fans erklärte um was es geht?

Es fing bei Jauch an, blendet nun zu Herrn Pocher und wird noch lange nicht zu Ende sein! Was trieb einst die Leute von den privaten zu ARD und ZDF? Wie viel müssen diese Anstalten von unseren Gebühren denen eigentlich zahlen, damit sie bleiben? Was hält hier einen Elstner, Pilawa oder Kerner?

Das ausgewogene Programm kann es definitiv nicht sein. Denn sowohl ARD und ZDF stürzten sich mit ihren Teams auf den Besuch von Barack Obama. Nein nein, es macht ja keinen Sinn, einfach die Programme zu übernehmen. Es ist viel wichtiger, dass beide öffentlich rechtlichen Anstalten ihren eigenen Bericht dazu abgeben. Nicht als ergänzende Information, wie einst das ZDF zum Beispiel gegründet wurde, sondern als reine Konkurrenz. Warum wird hier das Geld doppelt rausgeschmissen? Ich streite nicht ab, dass es zum Auftrag der Rundfunkanstalten gehört, aber absprechen kann man sich da schon. Warum dann nicht gleich zeitgleich die kommende Fußball WM übertragen? Wäre doch das gleiche, oder?

Überlassen wir das sinnlose Konkurrenzdenken, dass unser Fernsehprogramm schier unzumutbar gemacht hat, lieber den Privaten. Die merken jedenfalls am Schluss, ob dieses Denken noch Sinn macht oder nicht. Wie dem auch sei, es gibt jede Woche etwas neues, über das man sich ärgern kann. Aber: ich freue mich auf Pochers neue Sendung, ich freue mich auf Schmidts neue Sendung und ich freue mich auf weitere Berichterstattungen über Präsidenten der Erdenscheibe.

Beleidigte Programmchefs, übereifrige Nachrichtenredaktionen und die Art und Weise, wie man heutzutage die Zuschauer von sich überzeugen will, ist Meisenscheisse! (as)