Es geht auch anders, bitte unterstützen Sie richtiges Fernsehen!

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 03.02.2010 | Kategorie: Meisenscheiße

Am letzten Dienstag war es soweit, ein Meilenstein der Fernsehgeschichte, der Bann ist gebrochen und das schönste daran: es ist auch noch richtig gut!

Nach 1 1/2 Monaten melde ich mich im neuen Jahr mal wieder sehr erfreut. Heute spreche ich von "Unser Star für Oslo". Ein wohl gewollt schlicht gehaltener Titel, wie es kaum jemand in den 70er bis 90er Jahren in der ARD mit "Ein Lied für"... sich hätte ausdenken können, schaffte es in einer großen Show ein erlesenes Publikum vor den Fernsehern zu versammeln.

Und dies muss sich RTL jetzt durchaus von mir anhören, denn offensichtlich geht es auch anders. Nach diesen langen einleitenden Worten möchte ich Klartext schreiben. Was Stefan Raab mit seinem Casting für den Eurovision Song Contest veranstaltet, lässt sich deshalb gut mit dem Baumstumpf der Talentsucher "Deutschland sucht den Superstar" (das ja mittlerweile nur noch abgekürzt "DSDS" genannt wird, warum auch immer man so einen schwachsinnigen Titel dann auswählt...) vergleichen, da die komplette Prozedur bis zu den Live-Shows identisch ist. Die ganze? Nein, es gibt einen kleinen großgewordenen Musiker und Produzenten, der sich seit Jahrzehnten gegen den Kommerzwahn verschrieben hat und nur das macht, was ihm Spaß macht. Dabei führt er aber keine Menschen vor, sondern stellt das Können in den Vordergrund.

Stefan Raab sucht offensichtlich nach richtigen Talenten. Keine Schwachmaaten, die meinen sich besonders komisch vor die Kamera zu stellen, kamen nach vorne, sondern die, die etwas drauf haben. So lud Herr Raab auch übrigens überhaupt zum Casting ein, was entsprechend bedeutete, dass sogar diese Phase mehr interessant als lustig war. Jetzt gibt es nur noch ein einziges Problem. Nicht einmal ansatzweise erreicht "Unser Star für Oslo" die Einschaltquoten von "Deutschland sucht den Superstar". Die Leute in der Jury kennt man doch auch. Mit Marius Müller-Westernhagen und Yvonne Catterfeld kann man mit Recht behaupten, dass da Leute sitzen, die wissen von was sie sprechen.

Ich glaube hier wohl Oliver Kalkofe, der einmal gesagt hat, dass die Leute doch garnicht mehr wissen, was sie sehen wollen. Sie glauben den großen Fernsehsendern, dass es hochwertige Fernsehkunst ist und prompt wird es gesehen. Das es sich beim Platzhirsch "DSDS" nicht um eine Talent-, sondern Figurensuche handelt, der mittlerweile nicht mal mehr die große Karriere, sondern das Sprungbrett dazu versprochen wird, versteht wohl niemand mehr. Wie können es Superstars werden, wenn danach Jahr für Jahr gesucht wird?

Also muss ich hier wohl unterstellen, dass die Zuschauer zu blöd sind, gutes vom schlechten Fernsehen zu unterscheiden. Bitte verzeihen Sie mir diese vorlauten Worte, aber was ist denn das, was mittlerweile hauptsächlich läuft? Und das läuft nur, weil Sie es gucken. Aber das, was ich am Dienstag gesehen habe, zeigte mir, dass es durchaus noch Fernsehmacher gibt, denen das Wohl der Zuschauer, als auch der Protagonisten an Herzen liegt.

Ich appeliere hier: Schauen Sie "Unser Star für Oslo". Wenn Sie wissen, für was es ein Casting wirklich gibt, dann ist dies Ihre Adresse. Hut ab, Herr Raab, auch wenn mir lange Zeit Ihre Art und Weise Menschen vorzuführen nicht gefallen hat, von Musik haben Sie definitiv eine Ahnung.

Bohlen ist mit Sicherheit sympatischer, als er in DSDS erscheinen will, dennoch kann man mittlerweile über ihn und seine Figur des Jurors den Kopf schütteln und hoffen, dass er sich irgendwann mal wieder von dieser Meisenscheiße erholt. (as)