Breitmaulfrösche, Eierköpfe und Trauerränder

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Datum: 20.09.2009 | Kategorie: Generation Flachbild

Inzwischen hat sich im deutschen Fernsehen zumindest auf den wichtigsten Sendern das 16:9-Format weitgehend durchgesetzt. Aber nach wie vor gibt es ein Nebeneinander des 16:9- und des 4:3-Formates, allerdings kann nicht unbedingt von einer friedlichen Koexistenz dieser beiden Formate gesprochen werden. In den Wohnzimmern stehen wohl noch viele 4:3-Fernseher herum, während bei den neu verkauften dann wieder das 16:9-Format dominiert. Doch egal, ob der Bildschirm breit oder schmal ist, man sieht sich jeden Tag damit konfrontiert, dass zwei verschiedene Formate darauf dargestellt werden müssen. Damit sind nicht nur viele Zuschauer, sondern manchmal leider auch die Sender überfordert.

Für mich persönlich ist der Fall ganz klar. Ich möchte das Fernsehbild unverfälscht auf meinem Bildschirm sehen, so wie es ist. Es soll nichts verzerrt, gestreckt, gestaucht oder beschnitten werden. Ein Gesicht muss eine normale, menschliche Form haben. Das heißt, dass mein 16:9-Fernseher so eingestellt ist, dass bei einer 4:3-Sendung links und rechts je ein schwarzer vertikaler Streifen zu sehen ist (na gut, bei meinem Bluray-Player sind die Streifen weiß), bei 16:9 ist natürlich alles normal. Als ich noch eine 4:3-Röhre hatte, war es natürlich umgekehrt, da waren bei 16:9-Sendungen die horizontalen Streifen oben und unten. Aber gehen Sie einfach mal tagsüber in ein x-beliebiges Fernsehgeschäft. Egal in welches Geschäft Sie gehen werden, ich möchte wetten, dass dort die 16:9-Fernseher so eingestellt sind, dass bei einer 4:3-Sendung das Bild bildfüllend in die Breite gezogen wird. Somit wird jedes menschliche Gesicht zum Breitmaulfrosch. Meiner Meinung nach ist so etwas nicht schön anzusehen, weil es einfach unnatürlich ist. Aber viele Menschen scheint das nicht zu stören, denn bestimmt kommen auch in vielen heimischen Wohnzimmer die Moderatoren, Schauspieler, Politiker oder wer auch immer als Breitmaulfrosch mit aufgedunsenem Gesicht daher. Vielleicht sind viele von ihnen auch einfach nur mit der modernen Technik überfordert und wissen nicht, wie sie ihr Gerät so einstellen, dass sie ein normales Bild haben. Aber zum Glück wird der Anteil der 16:9-Ausstrahlungen stets größer, so dass auch auf den neuen Flachbildschirmen der technisch eher unversierten Zuschauer die Breitmaulfrösche allmählich weniger werden.

Wie gehen aber diejenigen Zuschauer, die noch eine gute alte 4:3-Röhre zuhause stehen haben, damit um, dass immer mehr Sendungen im 16:9-Format ausgestrahlt werden? Die meisten werden wohl einfach damit leben, dass sie oben und unten einen Balken haben, aber wenigstens haben sie dann ein unverfälschtes Bild. Aber auch auf 4:3-Fernsehern oder den daran angeschlossenen Geräten kann man mit dem Bildformat einigen Schindluder treiben. So kann man das Bild bildfüllend in die Vertikale dehnen, so dass Menschen Eierköpfe bekommen. Oder man kann das Bild unverzerrt aufzoomen, jedoch dann ist das Bild nicht mehr vollständig, dann fehlt links und rechts ein Stück. Aber egal, welches Bildformat die heimische Flimmerkiste hat, ob man sich ein korrektes oder doch ein verzerrtes oder verstümmeltes Bild anschaut, muss der Zuschauer selber entscheiden oder im Zweifelsfall den Enkel um Rat fragen, damit er das Gerät passend einstellt.

Ein ganz anderer und für den Zuschauer möglicherweise ärgerlicher Fall ist, wenn die Sender sich am Bildformat zu schaffen machen. Das merkt man vor allem dann, wenn eine alte 4:3-Sendung in das 16:9-Format gebracht werden soll. Dabei wird häufig das Bild kurzerhand oben und unten einfach beschnitten. Das führt dazu, dass Köpfe skalpiert werden und Gesichter nur noch bis zur Stirn zu sehen sind. Oder Einblendungen am unteren Bildrand, sogenannte Bauchbinden, sind dann gar nicht mehr lesbar. Besser wäre es in diesem Fall, das Bild nicht zu beschneiden und stattdessen die seitlich frei werdenden Lücken entweder leer zu lassen oder mit anderen Inhalten aufzufüllen. Privatsender könnten darin glatt noch Werbung unterbringen, das soll jetzt aber keine ernsthafte Empfehlung sein.

Ein anderes "rgernis ist es jedoch, wenn eine 16:9-Sendung gar nicht in 16:9, sondern in 4:3 mit einem Balken oben und unten ausgestrahlt wird, man spricht dabei auch vom Letterbox-Format. Das ist dann besonders ärgerlich, weil man auf einem 16:9-Fernseher die Sendung dann nicht bildfüllend sieht, sondern mit einem Trauerrand rundherum. Das Bild ist dann praktisch verkleinert und selbst wenn man es bildfüllend aufzoomt, leidet wiederum die Bildqualität darunter. So etwas muss doch nicht sein, man sollte 16:9 auch als 16:9 ausstrahlen. Dann habe ich aber auch tatsächlich schon Sender gesehen, die auf das Sendematerial den schon geschilderten Breitmaulfrosch-, bzw. Eierkopfeffekt angewendet haben. Da nützt es dann auch nichts mehr, wenn man als Zuschauer ein möglichst natürliches Bild sehen will. (jh)