Das peinlichste TV-Duell aller Zeiten

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Datum: 14.09.2009 | Kategorie: Meisenscheiße

Zuletzt ging es hier an dieser Stelle bereits um Politik im Fernsehen. Auch wenn es nicht wirklich abwechslungsreich erscheint, aber im "Superwahljahr 2009" muss in jedem Falle noch einmal ein Wort zum Bundeswahlkampf gesprochen werden. Nicht zuletzt wegen des diesjährigen TV-Duells.

Jetzt hat man sich dieses mediale Instrument aus den vereinigten Staaten abgekupfert, schlimm genug, wenn man bedenkt, dass sich diese eines der großen Themen als verschuldet anrechnen kann. Dies ist nun bereits das dritte Fernsehduell in der Geschichte. Keine Frage, gerade für diejenigen, die sich nur bedingt mit Politik auseinandersetzten können oder wollen eines der wichtigsten Auftritte der Spitzenkandidaten. Ausgetragen und veranstaltet von ARD, ZDF, RTL und Sat.1, schickt jede Sendeanstalt auch ihren Spitzenkandidat ins Rennen. So traf sich also am Sonntag die Elite der deutschen Politikberichterstattung in einem kleinen blauen Studio. Das Kollegium bestand aus Peter Klöppel (RTL), Maybrit Illner (ZDF), Peter Limbourg (Sat.1) und Frank Plasberg (ARD).

Aber genug der einleitenden Worte, komme ich nun endlich zur Sache. Selten habe ich soetwas peinliches gesehen, wie diese Veranstaltung. Nein nein, Frau Merkel und Herr Steinmeier haben sich hervorragend angestellt, sie können sich eindeutig als Sieger des Duells sehen. Die großen Verlierer waren die Moderatoren. "Duett oder Duell...", "zankendes Ehepaar, momentan in der Beziehungskriese...", solche "investigativen" Parolen waren Tenor. Also bitte, was soll denn das? Sind wir hier in einer Talkshow?

Schlüsseln wir doch mal auf und fangen beim geschätzten Kollegen Plasberg an, von dem ich übrigens ein großer Fan bin. Ich hatte mich auch sehr darüber gefreut, dass er in diesem Jahr den Zuschlag bekommen hat. Ich glaube allerdings, er vergaß oft, dass er hier nicht bei "hart aber fair" ist. Sticheleien, unverschämtes Reinquatschen in Statements, polemische Bemerkungen, naja, alles das eben, was zwar "hart aber fair" ausmacht, aber doch nicht ins TV-Duell gehört. Die Politikerin und der Politiker hatten ja kaum eine Chance einmal ihren Satz zu Ende zu sprechen. Herr Plasberg hielt es noch nicht einmal für nötig, sein Hemd bis oben zuzuknöpfen, geschweigedenn sich einmal eine Krawatte umzubinden.

Übrigens verhielten sich in diesem Jahr alle Moderatoren so unverschämt. Der Nachrichtensprecher Peter Limbourg kann froh sein, dass er grundsätzlich in seinem Studio sitzen darf. Mit stets gespreizten Beinen im Anzug hinter einem Pult... wie sah das denn aus? Hatte den Eindruck, als müsse er jeden Moment raus zur Toilette rennen. Auch er konnte es sich selten verkneifen, mal einen Satz bis zum Schluss sich anzuhören. Wobei ich zugeben möchte, dass er mir noch am besten gefallen hat.

Was mich zur Frau Illner bringt. Sie gilt das die erfahrenste Polittalkerin im deutschen Fernsehen. Selbst Sabine Christiansen muss ihr eigentlich mittlerweile diesen Titel zugestehen. Und dies möchte ich auch garnicht in Zweifel stellen. Aber sie war es, mit der es losging "das hört sich eher nach Duett, als nach Duell an". Also bitte, was sollen denn die beiden Kandidaten sonst sagen? Sollen sie vorlügen, dass alles, was SPD und CDU als große Koalition angepackt haben, großer Mist war? Würde ja immerhin bedeuten, dass vier Jahre Regierung für die Katz waren. Wir wissen doch alle, dass diese große Koalition aus der Not heraus entstand und mit Sicherheit keine Liebeshochzeit war. Das war wohl der größte Blödsinn, denn sich die Zuschauer da haben antun müssen. Zum Glück wussten die Kanzlerkandidaten mit diesem Quatsch umzugehen. Man dachte zwischendurch, als würde das Fernsehen regelrecht wieder eine große Koalition wollen.

Diesbezüglich hielt sich (der liebe Gott sei uns gedankt) die RTL-Fraktion mit Peter Klöppel ein bisschen zurück. Das liegt aber an seiner allgemein ruhigen Art. Man kann nur von Glück reden, dass er nicht auch irgendwann einmal eine Talkshow moderiert hat. Es wäre wohlmöglich zum größen Desaster geworden. Ich hatte den Eindruck, als wäre er der einzige, der für diese Veranstaltung wirklich dankbar war. Freilich kamen auch hier die ein oder anderen Provokationen, vielleicht tat aber auch seine ruhige Sprechweise zwischendurch mal ganz gut und daher fielen seine Unverschämtheiten nicht so wirklich auf.

Alles in allem war es gut, dass Merkel und Steinmeier den Moderatoren im Gespräch mal gehörig vor den Latz geschissen haben. Verzeihen Sie mir diese Ausdrucksweise, aber ich kann verstehen, wenn es in vier Jahren kein Duell mehr geben wird. Sind wir doch alle davon abhängig, dass die Kanzlerkandidaten diesem Theater überhaupt erst zustimmen. Warum sollten sie es noch, bei solch unsachlichen und unverschämten Moderationen. ICH würde mir nicht ständig in meine Argumentation reinreden lassen. Und ich hoffe, den "Journalisten" dieses Theaters läuft es so richtig ekelhaft den Rücken runter, wenn sie sich ihre gestrige Sendung nocheinmal anschauen.

Das wohl schlechteste TV-Duell allerzeiten ließ im Schatten der schlechten Moderatoren die Kandidaten wenigstens umso besser dastehen. Dies ist die Meisenscheisse der Woche! (as)