Bill Mockridge

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Pünktlich zur CD-Veröffentlichung seines neuen Bühnenprogrammes "Rostig, rostig... trallalallala" haben wir Bill Mockrigde per E-Mail etwas genauer auf den Zahn fühlen können.

Redaktion: Als gebürtiger Kanadier sind Sie in jungen Jahren in die Bundesrepublik gezogen. Fiel Ihnen so ein Schritt damals schwer? Wie war es, sich an die hiesige Kultur und Gesellschaft zu gewöhnen?

Ich wollte nur 3 Monate bleiben- war aber vom Theaterbetrieb so begeistert, dass ich entschied Deutsch zu lernen und hier zu bleiben.

Redaktion: Die Theaterlandschaft hierzulande hat es Ihnen angetan. Was faszinierte Sie so sehr daran?

Die Möglichkeit jeden Tag zu Arbeiten. Nur so kann ein junger Schauspieler/in sein Handwerk richtig lernen.

Redaktion: Was sind die Unterschiede mit der Theaterkultur in Kanada?

Theater in Kanada gibt es erst seit 1954. Wir haben immer noch das Gastspiel Prinzip.
Keine festen Ensembles sondern Einzelproduktionen. Dadurch ist die Qualität oft hervorragend aber Kurzlebig.

Redaktion: In den frühen 80er Jahren haben Sie das Improvisationstheater "Die Springmaus" in Bonn gegründet. Was macht die Improvisation so interessant? Und wie kann man sich die verschiedenen Improvisationsstücke vorstellen?

Das Publikum erlebt wie ein Sketch im Moment ENTSTEHT. Sie sehen wie aus ihren Vorschlägen tatsächlich eine Geschichte gesponnen wird. Es ist wie ein Hochseilakt. Es kann jederzeit daneben gehen. Jedes Improspiel hat ein Ziel oder Problem das erreicht oder gelöst werden muss. Welches Ziel/Problem wissen nur die Spieler. Wenn das Ziel/Problem erfüllt ist, ist das Spiel zu Ende.

Redaktion: Wann gab es die ersten Kontakte mit Film und Fernsehen? Und an welchen Produktionen waren Sie neben der Lindenstraße noch beteiligt?

Ich habe, sofern es der Theaterbetrieb zuließ, immer Film und Fernsehen gemacht. Der Fahnder, Jolly Jocker, Fuchs und Co. Nowack, St. Pauli...Seit ich Lindenstrasse mache (Juni 91) bin ich auf Erich Schiller abonniert.

Redaktion: Ihr neustes Bühnenprogramm "Rostig, rostig... trallalallala" erscheint auf CD. Was unterscheidet dieses Programm von Ihren vorherigen Programmen?

Das neue ist noch besser! Erst gab es "Leise rieselt der Kalk“ (2001) danach kam "Ihr Zipperlein Kommet“(2004) Mit "Rostig rostig“ (2007) schließe ich die Triologie ab. Alle drei Programme haben dasselbe Thema- Die 50 Plus-Generation und der Altersprozess.

Redaktion: Über welchen Zeitraum entsteht so ein Bühnenprogramm? Wie erarbeiten Sie sich Ihr Programm?

Ich brauche ein Jahr um ein Programm fertig zu machen. Der Prozess ist Schreiben-Ausprobieren-Streichen-Neu Schreiben-Ausprobieren-Streichen u.s.w.

Redaktion: Werden die Fassungen bis zur ersten Aufführung noch oft abgeändert oder stehen die Geschichten schnell fest und werden dann auch nicht mehr verändert?

Es ist unterschiedlich. Viele Geschichten über meine Frau und meine Kinder gehen schnell da sie alle passiert sind, man muss nur die "Comedy-Schraube" etwas anziehen. Andere Geschichten und Beobachtungen dauern länger und müssen geschickt miteinander verwoben werden. Am Ende des Abends sollte das Ganze auch sinnvoll abgerundet werden. Das dauert!

Redaktion: Was halten Sie vom Hype der unzähligen "Comedians" auf den privaten Fernsehsendern?

Ich liebe Kabarettisten wie Nuhr, Malmsheimer, Schroth, also Typen mit Inhalt und Gewicht wo was hängen bleibt. Viele junge Comediens sind wie "Fast-Food" Entertainer. Macht kurz satt und ist gleich wieder weg.

Redaktion: Kurzes Frage-Antwort-Spiel. Was fällt Ihnen spontan bei folgenden Stichworten ein:

- Harald Schmidt: Guter Freund, Fundus an Info, freue mich auf jede Begegnung.
- Musik: New Age- Musicals und Folk Rock.
- Lindenstraße: Tolles Team
- Lieblingsfilm: Gladiator
- Heinz Erhardt: Glänzender Komiker - Hat seinen Tod lange überlebt!
- Europameisterschaft: Ich freue mich wenn die Deutschen sich wieder so sympathisch zeigen.
- Aktuelle Lektüre: SECRET - interessant, aber sehr oberflächlich.

Redaktion: Gibt es bestimmte Ideen, Visionen bzw. Projekte, die Sie in den nächsten Jahren noch anstreben wollen?

Ich möchte mich mit "Rostig rostig" als Kabarettist ganz weit nach vorne bringen!!

Der Beitrag wurde am 03.06.2008 von sk verfasst.

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