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Boris Badurina war in den neunziger Jahren bei RTL beschäftigt und hatte somit einen regelmäßigen Einblick hinter die Kulissen zahlreicher Fernsehproduktionen. In einem Fragebogen-Interview schilderte er uns unter anderem seine Erlebnisse und Eindrücke von seiner Zeit bei dem Kölner Privatsender.
Redaktion: Wann hast Du zum ersten Mal überhaupt von RTL gehört oder das Programm von RTL selbst gesehen?
RTL war auch noch in den achtziger Jahren eines der beliebtesten Radioprogramme im Rheinland. Nachts hörten auch einige meiner Schulfreunde das englische Programm über Mittelwelle. Mit einem guten Empfänger kann man RTL Radio auch heute noch problemlos im Kölner Raum über die UKW- Frequenz 97,00 MHz hören.
Schon im Jahre 1984 konnte ich manchmal den damals einzigen TV- Übertragungskanal von RTL Plus aus Luxemburg direkt empfangen (VHF- Band, Kanal 7). An einem Tag gab es starke Überreichweiten und dadurch war der Sender noch viele Hundert Kilometer weiter als üblich empfangbar. Regelmäßig und in guter Qualität war das Programm im nördlichen Rheinland erst ab Ende der achtziger Jahre über den Kanal des Senders Burscheid (UHF- Band, Kanal 36) zu bekommen.
Redaktion: Wann und wie bist Du zu RTL gekommen? Wie lange hast Du dort gearbeitet?
Ich wurde bei der Produktionsfirma MMC angestellt und habe für diese von 1995 - 1998 hauptsächlich für RTL gearbeitet.
Redaktion: Was waren Deine Aufgaben bei RTL? Wie sah Dein typischer Arbeitstag aus?
Hauptsächlich lief die Anstellung unter der Bezeichnung "Kabelhilfe". Dadurch hatte man dieselben Arbeitszeiten wie die Kameraleute, z. B. Frühschicht ab 04.45 Uhr, Spätschicht ab ca. 16.00 Uhr, wenn man bei den regulären Tagesprogrammen im Haupthaus arbeitete. Für diverse Show- und Daily-Soap-Produktionen waren die Arbeitszeiten natürlich unterschiedlich.
Man wurde auch als Lichtdouble und für andere Tätigkeiten eingesetzt.
Redaktion: An welchen Sendungen warst Du beteiligt?
An allen täglichen Eigenproduktionen des Senders (RTL Aktuell, Punkt 6 u.a.), Talkshowformate wie Ilona Christen, Comedyproduktionen wie 7 Tage, 7 Köpfe, Showprogramme wie Rudis Urlaubsshow, der RTL- Nachtshow mit Thomas Koschwitz, Samstag Nacht, Team Disney usw.
Redaktion: Hattest Du während Deiner Tätigkeit bei RTL auch Prominente getroffen?
Insbesondere bei den Showformaten gab es zahlreiche Auftritte internationaler Prominenter, wie Kylie Minogue, Dolph Lundgren, den Backstreet Boys, Caught In The Act, Marky Mark (Mark Wahlberg) u.a. Deutsche Prominente waren natürlich permanent in den Studios, auch heute bekannte Medienleute, wie Barbara Schöneberger, die damals (bei Sat.1) als Assistentin arbeitete und Markus Maria Profitlich, der damals seine ersten Fernsehauftritte hatte und relativ unbekannt war.
Redaktion: Gab es besondere Erlebnisse während Deiner Zeit bei RTL?
Interessant waren sicherlich Begegnungen mit bekannten Schauspielern wie Horst Buchholz und die Tatsache, dass man mit einigen Prominenten locker ins Gespräch kam. Allerdings waren meine Kolleginnen und Kollegen häufig zurückhaltend. Damals herrschte auch bei den studentischen Mitarbeitern kein übersteigertes Medieninteresse. Bekannt ist heute, dass Rudi Carrell ein schwieriger Mensch war, was ich bestätigen kann. Die Arbeit bei der Urlaubsshow war für viele daher sicherlich besonders anstrengend. Allerdings war er schon an Krebs erkrankt, was ich damals nicht wusste.
Redaktion: Wie hast Du das damalige Betriebsklima bei RTL in Erinnerung?
Innerhalb der Abteilungen, die ich kannte, kann ich nur von einem sehr guten Betriebsklima sprechen. Der Umgang war freundlich und respektvoll. Einige Personen galten als schwierig, da das aber jeder wusste, konnte man sich darauf einstellen. Natürlich können das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Abteilungen auch anders erlebt haben. Insbesondere dort, wo es um Karrierefragen ging, kann es anders gewesen sein. Wichtig ist auch, dass die damalige Bezahlung den üblichen Tarifen in der Branche entsprach. Ich würde daher auch im heutigen Vergleich von einer anderen Unternehmenskultur des Senders sprechen, die damals gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern praktiziert wurde.
Redaktion: Was hast Du von Deiner Tätigkeit bei RTL am positivsten und was als unangenehm in Erinnerung?
RTL war als indirekter Arbeitgeber fair und angenehm. Einige Fernsehformate waren auch für alte Hasen unter den Medienleuten gewöhnungsbedürftig. Allzu reißerische Berichte führten im Studio manchmal zu betretenem Schweigen. Auch die Bloßstellung von Privatpersonen in den ersten Talkshowformaten war für mich nicht nachzuvollziehen. Es gab damals auch viel größere gesellschaftliche Tabus als heute. Der Drang von bestimmten Privatleuten sich unbedingt im Fernsehen "produzieren" zu wollen, fing damals erst an.
Redaktion: Hast Du seit Deinem Weggang von RTL die Entwicklung im Sender noch weiter beobachtet? Hast Du außerdem heute noch Kontakt zu ehemaligen oder heutigen RTL-Mitarbeitern und somit immer noch einen Einblick hinter die Kulissen?
Einen direkten Einblick habe ich nicht mehr, manchmal treffe ich zufällig noch ehemalige Kollegen, wobei durch die Entlassungswellen seit ca. 2006 viele Mitarbeiter nicht mehr bei RTL beschäftigt sind. Das Programm verfolge ich natürlich als Medieninteressierter immer noch, schaue mir die Sendungen aber nicht im Detail an.
Redaktion: Wie beurteilst Du persönlich das Programm von RTL zu der Zeit, als Du dort gearbeitet hast und wie siehst Du das heutige Programm? Was hat sich seitdem geändert?
Als ich dort arbeitete, war RTL schon ein zu 100 % professionell arbeitender Sender. Die verspielte Anfangszeit in Luxemburg und die ersten Jahre in Köln mit Formaten, wie Rapido und dem Li-La-Launebär habe ich nicht miterlebt. In den neunziger Jahren konnte man mit Wiederholungen von "Uraltserien" wie Columbo und Quincy noch hohe Einschaltquoten generieren. Auch wenn ich viele Unterhaltungsformate damals nicht interessant fand, waren diese aber mit hohem Aufwand produziert und entsprachen den üblichen Qualitätsstandards in technischer und inhaltlicher Beziehung. Die damaligen Programmmacher orientierten sich an etablierten Niveaus. Das Aufkommen der "Reality Soaps" und artverwandter Genres hat zu einem absoluten Verfall an jeglicher Qualität geführt, den ich für so ein bekanntes Unternehmen erschreckend finde. Ich finde es schmerzlich, das das Gesamtprogramm von RTL heute auch im Internet häufig als "Müllprogramm" bezeichnet wird und sich dort seit ca. 2000 ein so genanntes "Unterschichtenfernsehen" etablieren konnte. Auch wenn einige Formate wie Wer wird Millionär? allgemein positiv bewertet werden. Allerdings betrifft diese Entwicklung nicht nur RTL.
Redaktion: Warst Du auch bei anderen Sendern beschäftigt? Wenn ja, ging es dort ähnlich zu wie bei RTL? Was war dort anders?
Bei öffentlich- rechtlichen Sendern ist sicherlich vieles bürokratischer gewesen. Allerdings gab es hier auch einen erheblich größeren Apparat, da viel mehr gesendet wurde.
Wenn man die Produktion vergleicht, würde ich RTL teilweise als moderner bezeichnen.
Redaktion: Vielen Dank für Deine Auskunft!
Der Beitrag wurde am 11.02.2012 von jh verfasst.
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