Sascha Grammel

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Das Radio Ostfriesland, das über UKW, Kabel und via Internetstream auf www.derbatti.com zu empfangen ist, hat in Zusammenarbeit mit TV-Kult.com ein Interview mit Sascha Grammel geführt.

Redaktion: Die ein oder anderen mögen sich noch daran erinnern: In unserer Oktobersendung trafen wir ihn in seiner Garderobe hinter den Kulissen von "Verstehen Sie Spaß?" und heute vor einer Woche hatte er mit seinem Programm "Hetz mich nicht" seinen großen Auftritt bei RTL. Ein guter Freund unserer Sendung heute wieder bei mir am Telefon - der Comedian Sascha Grammel. Grüß Dich.

Ja Hallihallo. Liebe Grüße.

Redaktion: Ja, also erst einmal Glückwunsch! Über 5 Millionen Menschen sahen Dir letzte Woche bei RTL zu. Das waren sogar mehr als Kaya Yanar und Paul Panzer. Hättest Du Dir das jemals so vorgestellt?

Die Hälfte war wahrscheinlich mit mir verwandt aber... (lacht) unsere Familie ist sehr groß, das darf man nicht unterschätzen. Nein, ich habe natürlich gehofft, dass viele Lust darauf haben. Das war ja schon eine sehr späte Sendezeit und dass dann so viele Leute kleben bleiben bzw. nicht nur kleben bleiben sondern noch dazu einschalten, das ist ja... mir fehlen die Worte. Das ist super!

Redaktion: Wäre so etwas, was Kaya Yanar mit Paul Panzer jetzt macht auch etwas für Dich?

Ich glaub man muss immer sehen wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen und ich glaube, ich bin einfach mit den Puppen am versiertesten und würde immer ein Format im Fernsehen zeigen, was natürlich mit Puppen zu tun hat. Ob man das jetzt so adaptieren kann, was die beiden da machen, das weiß ich nicht. Ich denke, so Einspielerfilme mit den Puppen die unterwegs in der normalen Welt sind, sind bestimmt auch lustig. Aber das Fernsehen hat ja immer das Problem, dass man sehr schnell sehr viel produzieren muss und da bleibt dann manchmal auch die Comedy ein bisschen auf der Strecke.

Redaktion: Ich sagte eben, "ein guter Freund unserer Sendung". Wir trafen Dich ja, wie gesagt, bereits im letzten Jahr bei "Verstehen Sie Spaß?" und...

...ja, das war der einzige Tag, wo ich so viel Obst in meinem Leben wie noch nie gegessen habe (lacht).

Redaktion: Ja und da hattest Du Dich selbst noch in diese "Zweite Liga Schublade" irgendwie gesteckt also nach so einem großen Auftritt wie jetzt vor einer Woche, ändert sich ab diesem Moment dann alles für einen selbst?

Also ich merke, dass sich etwas ändert, allerdings weniger bei mir, sondern eher die Wahrnehmung auf mich. Ich bin nicht großartig besser geworden, ich bin auch nicht anders geworden, ich hab nur einfach ein anderes Forum bekommen, eine größere Bühne, mehr Licht, viel mehr Menschen, die daran mitgearbeitet haben und das macht nachher eine ganz andere Außenwirkung. Aber ich bin immer noch der Selbe.

Redaktion: Du sagtest, bei RTL, da gibt es mehr Licht, da gibt es eine große Bühne usw., hat man bei einer solch großen Produktion mehr Lampenfieber, als wenn man ohne Fernsehen durch Deutschland tourt?

Ja, ich war schon ganz schön nervös aber das ist komischerweise bei mir immer ganz unterschiedlich. Also ich kann jetzt gar nicht sagen, weil das jetzt so eine große Veranstaltung war. Ich hatte auch einen Auftritt beim Mario Barth, da wusste ich auch, da gucken sehr viele Millionen zu, da war ich überhaupt nicht aufgeregt. Dann hatte ich einen Auftritt für den NDR, wo ich wusste, das ist eine sehr späte Sendezeit und der NDR hat dann vielleicht nicht ganz so viele Zuschauer wie RTL und da war ich wie irre aufgeregt. Man kann das gar nicht an irgendwas festmachen. Ich glaube, generell ist es ganz gut, wenn man ein bisschen nervös ist, weil man dann auch eine andere Energie hat. Aber so richtig einordnen kann ich das nicht.

Redaktion: Welches Publikum hat man dann eigentlich lieber? Das große Publikum in Hallen, oder eher wenn man eher im kleinen Kreis im Kabarett oder Varieté auftritt?

Also das große Publikum ist auf jeden Fall einfacher, weil bei 1.500 Menschen mag immer einer den Spaß. Das steckt dann auch an, wenn jemand lacht oder wenn jemand anfängt zu klatschen. Ich hatte mal einen Auftritt vor neun Personen in einem Vergnügungspark. Es war ein ganz exklusiver Rahmen für eine Firma und da war das schon komisch. Da konnte ich erst einmal allen "Guten Tag" sagen und dann war ich schon sehr nervös und dachte so: "Okay, also neun Zuschauer. Wenn jetzt fünf davon irgendwie damit nichts anfangen können, dann steh ich jetzt schön blöd da" und die waren genauso aufgeregt, weil die dachten: "Oh Gott, wenn wir den jetzt doof finden, dann müssen wir hier irgendwie eine halbe Stunde so tun als würde uns das gefallen". Aber zum Glück haben beide Seiten dann nachher viel Spaß gehabt. Allerdings finde ich ein großes Publikum immer einfacher.

Redaktion: Ja aber das sind dann diese kleinen Schritte am Anfang, oder? Dann in so einem kleinen Rahmen erst einmal für so Firmenveranstaltungen auftreten, aber jetzt, wenn Du bei RTL diesen großen Auftritt gemacht hast, dann ist das doch mit Sicherheit mit wesentlich mehr Kohle verbunden, oder? Nicht ganz ernst gemeint: Also, wie ist jetzt dieses "Glamour-Leben", das Du mittlerweile führst? Du hast jetzt bestimmt Deinen eigenen Chauffeur, einen Assistenten und Leute, die Dir Schuhe putzen, oder?

Ich bin schon am Boden geblieben. Leute, die mir meine Schuhe putzen, brauche ich nicht, das kann ich noch selbst tun. Es geht bei mir nicht darum, ein Glamour-Leben zu haben. Ich brauche keine Villa und keine Jacht. Geld ist natürlich schön, aber mein Antrieb ist ein anderer. Ich tue das, was ich da tue von Herzen. Es macht mir einfach wahnsinnig viel Spaß! Und es ist schön Menschen zum Lachen zu bringen. Das fand ich schon immer toll. Ich bin auch privat ein sehr lustiger Mensch, der oft albern sein kann. Dass ich mit dem, was ich mache, meinen Lebensunterhalt verdienen kann, ist ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin.

Redaktion: Wer glaubt, dass sich Deine Show nur auf Deine Puppen beschränkt, der täuscht sich. Ich habe mir das vor einer Woche auch selbst angeschaut. Du bist ja ein richtiger Stand-Up-Comedian. Ist das der Unterschied zu den früheren Bauchrednern, die man noch von den Karnevals-Sendungen her kennt?

Ein klassischer Stand-Up-Comedian bin ich sicher nicht. Das kann ich auch gar nicht. Ich hatte zwar mal eine Stand-Up-Nummer, die ist inzwischen aber aus der Show geflogen. Das können andere viel besser. Was bei mir gut funktioniert ist meine Person. Ich bin einfach so wie ich bin. Früher habe ich versucht, viele tolle Worte zu finden und möglichst geschliffen zu reden. Damit entfernt man sich aber immer mehr von sich selbst. Deswegen gehe ich mittlerweile einfach auf die Bühne und bin so wie ich bin und habe dabei Spaß. Das ist wohl auch genau das, was meine Show so authentisch macht.

Redaktion: Ist das nun jetzt auch der Punkt, dass Du Dir sagst, dass jetzt wieder etwas neues her muss? Jetzt kennen alle im Endeffekt Deine Show.

Naja, alle kennen sie leider noch nicht. (lacht) Stimmt aber, durch die Medien sehen auf einen Schlag Millionen von Zuschauern meine Nummern. Früher hab ich meine Shows wesentlich länger spielen können, bis sie zu bekannt waren. Aber ich hatte selbst auch nie den Wunsch, mit einer Puppe die nächsten dreißig Jahre lang mein Leben zu bestreiten. Ich möchte ja auch für mich etwas neues machen, deswegen kam dann auch Josie dazu. Nachdem sie fertig war, kam dann der Hacke dazu. Natürlich arbeite ich auch jetzt schon mit Hochdruck an neuem Material. Es gibt zwei neue Puppen, die gerade gebaut werden und die alten Puppen bekommen neue Geschichten, die sie auf der Bühne erleben. Jetzt ist aber erst mal Zeit für "Hetz mich nicht!". Das wollen anscheinend gerade viele Menschen live sehen. Tja, und da Deutschland groß ist und ich ganz alleine, werde ich wahrscheinlich bis 2012 brauchen, um überall in Deutschland gewesen zu sein. Aber ich schaffe das schon!

Redaktion: Für 2013 ist dann ein neues Programm in Planung?

Genau. Im Jahr 2012 werden die Zuschauer schon häppchenweise neue Sachen zu sehen bekommen. Das kann man dann auch in Fernsehshows sehen oder bei YouTube, da kann man auch wunderbar immer mal was neues zeigen. 2012 wird es dann mit Sicherheit auch Previews geben, also Vorgucker, wo ich schon das neue Programm übe.

Redaktion: Super, dann können sich die Fans schon auf neues Material freuen. Wir haben jetzt noch ein bisschen Zeit. Jetzt kommt diese saudumme Frage, die irgendwie jeden interessiert und die ein Moderator jeden Star stellen muss: Würdest Du ins Dschungelcamp gehen?

Ich hätte mit Sicherheit super Unterstützung. Josie würde mir bestimmt erzählen, wie man in der Wildnis überlebt und Frederic würde für mich wahrscheinlich alle Dschungelprüfungen freiwillig machen. Professor Hacke ist Experte, wenn es um Ernährung geht. Wir würden wahrscheinlich super gut dort durch kommen. Aber vermutlich würde ich zum jetzigen Zeitpunkt eher die häusliche Umgebung bevorzugen.

Redaktion: Hast Du das dann auch die letzten Wochen verfolgt oder ist das eher etwas, wo Du sagst, dass das gar nicht Deine Welt ist?

Ich bin ein neugieriger Mensch und habe von daher Interesse an vielen Dingen. Meine Zeit erlaubt es zwar nicht, dass ich viele Sendungen sehe, aber ich habe im Hotelzimmer hin und wieder Wiederholungen davon angeguckt und weiß von daher schon, um was es da grob geht. Was ich eigentlich am faszinierendsten fand, war, wie Menschen sich entwickeln und was für Probleme auftauchen, wenn man sie über längere Zeit auf kleinen Raum in einer Zwangsgemeinschaft wohnen lässt. Eigentlich sitzt man ja nur in gemütlicher Runde beim Lagerfeuer zusammen. Wenn man dann aber wenig zu Essen hat, die verschiedenen Charaktere aufeinander prallen bekommt man anscheinend schnell einen Lagerkoller. Das kann man als Außenstehender mit Sicherheit nur schwer verstehen, aber wenn man in der Situation ist, ist das sicher etwas anderes.

Redaktion: Also kein Dschungelcamp für Sascha Grammel. Bis 2012 bist Du noch auf Tour, hast also sowieso keine Zeit dafür. Vielen Dank, dass Du bei uns am Telefon warst.

Doch. Ich habe mein eigenes Dschungelcamp, denn ich habe jeden Tag meine Puppen um mich herum. (lacht) Ich bin gerne wieder bei Dir gewesen. Bis zum nächsten Mal!

Redaktion: Dankeschön!

(Bildquelle: Sascha Grammel / Textversion von sk und sw)

Der Beitrag wurde am 17.02.2011 von as verfasst.

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