Kein Halt in Freimann

Bei Hörspielen denken die meisten wahlweise an Kindergeschichten oder an die hörbaren Varianten bekannter Literatur. Ganz anders verhält es sich jedoch bei "Kein Halt in Freimann". Als Punkrock-Hörspiel unterscheidet es sich deutlich von den Produktionen, die sonst auf diesem Markt vertreten sind. Autor ist Sebastian Kuboth, der selbst in der Punk- und Oi!-Szene aktiv ist und mit dem Zweiteiler "Kleine Fische" bereits Hörspielerfahrung gesammelt hat. "Kein Halt in Freimann" besteht aus zwei CDs, dem Hörspiel selbst und dem kompletten Soundtrack.


Im Mittelpunkt der Handlung steht Fränk, der bereits in früher Kindheit die ersten herben Enttäuschungen einstecken musste und recht schnell die Illusion einer heilen Welt durchschaute. 1965 geboren, hat er die Anfänge der Punk-Bewegung miterlebt und gehörte ihr selbst einige Zeit an. Später wurde er Skinhead und verabschiedete sich später von beiden Szenen, ohne seine Sympathie und Affinität dazu gänzlich zu verlieren. Im Verlauf des Hörspiels erzählt Fränk in mehreren Monologen aus seinem Leben, unter anderem von seiner Kindheit in einem kleinen Dorf, den familiären Schwierigkeiten, seiner Zeiten als Punk in München und seiner Beziehung zu Teddy, der Miteigentümerin eines Punk-Ladens. Dabei taucht in seinen Erzählungen immer wieder Tom auf, mit den Fränk einst eine tiefe Freundschaft verband, die jedoch vor einiger Zeit zerbrach. Aufgelockert wird das Ganze durch diverse Hörspielszenen, beispielsweise zwischen Fränk und seiner Freundin oder bei einem Punk-Konzert. Selbstverständlich darf bei einem Punk-Hörspiel auch die passende musikalische Untermalung nicht fehlen. Am Soundtrack, waren zahlreiche Bands der Münchner Musikszene beteiligt.


"Kein Halt in Freimann" ist ehrlich und direkt, und oftmals nehmen die Protagonisten kein Blatt vor den Mund. Das verleiht dem Hörspiel ein hohes Maß an Authentizität. Norman Sonnleitner spricht die Rolle des Fränk sehr überzeugend, und auch die Nebenrollen sind mit guten Sprechern besetzt. Darunter sind auch einige bekannte Namen wie Hansi Kraus, der vielen noch aus "Die Lümmel von der ersten Bank" oder den "Lausbubengeschichten" bekannt sein dürfte.

Insgesamt bietet das Hörspiel einen guten Einblick in die Szene und in das Leben von Fränk, der offen von seinen Erlebnissen erzählt und dabei durchaus auch manchmal ins Philosophieren gerät. Dadurch kann man sich leicht mit dem Hauptcharakter identifizieren. Schließlich haben wir alle mit Enttäuschungen zu kämpfen und stehen der Welt manchmal mit massivem Unverständnis gegenüber.

Das Hörspiel ist zum Großteil kurzweilig und unterhaltsam, regt dabei aber auch sehr zum Nachdenken an, was positiv zu bewerten ist. Schade ist nur, dass "Kein Halt in Freimann" an einigen Stellen gewisse Längen aufweist. Diese kann man jedoch in Hinblick auf das Gesamtwerk vernachlässigen.


Ein echtes Highlight ist das dazugehörige Booklet. Hierbei wurde sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Stilistisch passt es perfekt zum Inhalt und der dargestellten Szenen. Inhaltlich liefert es etliche Hintergrundinformationen zu den beteiligten Bands und enthält außerdem sämtliche Songtexte des Soundtracks.


Insgesamt ist die Sprach- und Tonqualität von "Kein Halt in Freimann" sehr gut. Die Erzählstimme ist jederzeit klar und deutlich zu hören. Allerdings sind die Hörspielszenen teilweise deutlich leiser als die Monologe von Fränk. Daher sind sie an manchen Stellen etwas schwer zu verstehen. Das trifft insbesondere auf die Konzertszenen zu, bei denen man als Zuhörer schon sehr genau hinhören muss. Dabei handelt es sich jedoch nur um kurze Passagen, im Großen und Ganzen gibt es am Ton wenig auszusetzen.


Für den Inhalt erhält "Kein Halt in Freimann" drei von fünf möglichen Punkten. In Bezug auf die Produktgestaltung hat dieses Hörspiel volle fünf Punkte aufgrund der herausragenden Gestaltung redlich verdient. Somit erreicht diese Doppel-CD eine Gesamtbewertung von acht Punkten. Mehr Informationen zu diesem Hörspiel finden Sie auf http://www.kein-halt-in-freimann.de.


Wertung: 8 von 10 Punkten
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