Sepp Gneißl

Ich habe gesehen, dass Sie mittlerweile unter anderem auch als politischer Kabarettist tätig sind. Wie intensiv üben Sie dieses Fach aus?


Nicht beruflich. Da müsste man jemanden haben, der dich durch boxt. Da habe ich gar keine Lust dazu, ich bin schließlich 74 Jahre alt, da fange ich nichts neues mehr an. Das habe ich mir selbst angeeignet ein bisschen. Das mache ich alles im Rahmen des Truderinger Starkbierfestes, dieses Jahr schon zum zehnten Mal. Das ist ein Event, das können Sie sich gar nicht vorstellen! Das spiele ich verschiedene Figuren und das geht dann ins politische, aber richtig Profi-Mäßig kann ich das nicht, weil da braucht man ein richtiges Podium. In Mittendorf auf der Ludwig Thoma Bühne hatte ich dann auch die Möglichkeit, den zweiten Teil des Programms allein zu gestalten, über Thoma, mit Thoma, in die Politik hinein. Das schöne ist, dass ich die Gabe habe, jeden anfahren zu können, ohne, dass ich ihn beleidige. Das machen wir im Bürgerhaus schon zum zehnten Mal. Das ist dieses Jahr am 22. März. Und das alles obwohl ich kein richtiger Kabarettist bin. Ich habe das Theaterspielen von der Pieke auf gelernt beim Schmid-Wildy seit 1956. Ich bin schon lange auf der Bühne.


Sie stehen also mehr auf der Bühne als vor der Kamera? Was war das letzte größere Projekt? Tierarzt Dr. Engel?


Ja. Seit dem eigentlich nichts mehr. Nur noch so Kleinigkeiten mal eins, zwei Tage. Lindenstraße mal einen Tag. Solche Sachen schon, selbstverständlich. Wenn die in der Lindenstraße einen Standesbeamten brauchen, dann kommen die immer zu mir.


Müssen Sie für den einen Drehtag dann bis Köln fahren? Oder wird das in München gedreht?



Nein, nein. Da muss ich dann nach Köln fahren. Und so kommt es, dass ich alle paar Jahre mal eins oder zwei Tage irgendwo drehe. Aber das ist keine große Sache. Da brauchen wir gar nicht drüber zu reden. Momentan spiele ich auf der Ludwig Thoma Bühne in Rottach. Da war ich jetzt letzten Dienstag und nächsten Dienstag habe ich wieder eine Vorstellung. Zweimal im Monat, oder einmal im Monat das ganze Jahr durch, dann war ich auch lange Zeit an der Bad Reichenhaller Volksbühne, aber da ist jetzt auch nichts mehr los. Und gerade lerne ich an einer bayrischen Komödie die in Traunstein aufgeführt wird. Wir spielen dann auch überall. Mal in Bad Birnbach, mal in Bad Füssing, in solchen Gegenden.


Was waren Ihre ersten Erfahrungen mit der Schauspielerei? Haben Sie da familiär schon etwas mitbekommen oder wie kam es dazu?


Nein nein. Das ist eine lange Geschichte. In Trudering gab es einen Trachtenverein der Theater gespielt hat. Das war ungefähr 1955, da war ich noch ganz jung. In dieser Zeit bin ich mit einem Freund von mir zum Schilaufen in die Wildschönau gefahren. Damals hat es noch eine Busfirma namens Summser und Meier gegeben, da kostete der Bus und die Liftkarte 5 Mark. Ich sagte zu meinem Freund damals, dass ich am nächsten Tag zum Schilaufen fahre – das war immer Mittwochs – und er wollte mit. Der hat aber bei dem Theaterverein in Trudering Theater gespielt. Und dann bricht das Rindviech sich den Arm. Er meinte, dass wenn ich zum Schifahren gehe, er auch mit muss. Nur ich konnte fahren und er nicht. Zur damaligen Zeit hat man noch so ein ganzes Gestell an den Arm gekriegt. Heute bindet man das einmal und fertig. Als wir am Abend dann vom Schifahren nach Hause kamen, gingen wir in das Lokal, da wäre dann Probe gewesen für meinen Freund, aber der konnte natürlich nicht auf die Bühne mit einem gebrochenen Arm. Der hätte einen Friseur spielen sollen, nur das ging dann halt nicht. Die haben sich dann gefragt, was sie jetzt tun sollen. Am Donnerstag wäre Generalprobe gewesen, von Freitag bis Sonntag wurde das Stück dann aufgeführt. Dann hieß es plötzlich, dass ich es machen soll. Ich lehnte aber ab, da ich nicht einmal das "Vater unser" konnte, weil ich zu faul war zum lernen. Ich habe dann am Ende unter der Bedingung zugesagt, dass bekannt gegeben wird, dass ich das nur als Aushilfe mache. Schließlich kannten mich dort alle in dem Lokal. Dann habe ich das von heute auf morgen gelernt. Das war keine sehr große Rolle, gespielt haben wir den "Amerika Sepperl". Die Geschichte ist, dass ein Onkel aus Amerika kommt und sich in eine Frau verliebt, die eigentlich ein Mann ist. Und der musste sich bevor der Onkel kommt noch rasieren. Eine Szene gibt es dann beim Friseur, den ich gespielt habe. Das war dann ein großer Spaß das Ganze. Damals war ich richtig nervös vor dem Auftritt, heute ist das nicht mehr so. Bevor es los ging bin ich noch zum Frisör gegangen und habe mir so eine Schüssel, Seife und einen Pinsel organisiert. Und ein Rasiermesser, das habe ich heute noch. Nur so eine Rolle mit dem Papier, das man um den Hals gewickelt bekommt, hatte ich nicht. Das fiel mir aber erst ein, kurz bevor es los gegangen ist. Ich habe mir dann noch schnell die Papierrolle von der Toilette mitgenommen und das dann dafür her genommen. Auf der Bühne habe ich dann die Rolle aus meiner Tasche raus geholt und wollte ein Stückchen abreißen, um es dann meinen Kollegen um den Hals zu binden und die ist mir dann ausgekommen. Das kann man nicht inszenieren! Die rollte dann über den Tisch, auf dem Boden über die Bühne bis zu den Leuten hin. Und die haben gebrüllt vor lachen! Das war meine erste Erfahrung mit dem Theater. Beim nächsten Stück, das vom Theaterverein dort gespielt wurde, hatte ich dann schon die Hauptrolle. Das war der Anfang. Später habe ich dann in einem Stück eine Rolle gespielt, die "Der Föhn" hieß. Da geht es darum, dass der Sohn vom Bürgermeister ein Verhältnis mit der Magd hat. Damit das nicht heraus kommt, hat er die in einer Hütte auf der Alm verschwinden lassen. Und die haben dann ein Kind gehabt mit vierzehn Jahren, hatte aber den Verstand eines dreijährigen gehabt, einen Buckel, einen Hinkefuß und hat gestottert. Also alles was so ein Krüppel oder Rauschkind nur so haben kann. Den habe ich gespielt. Im Publikum saß meine Mutter und die sagte, dass der, den diesen Jungen gespielt hat, der beste war. Meine Mutter hat mich also nicht erkannt!


Am selben Tag war der Ludwig Schmid-Wildy und der Siggi Sommer in diesem Lokal. Weil in der Straße, wo dieses Lokal ist, hat ein Musiker gewohnt und der war vom bayrischen Rundfunk. Den wollten die damals besuchen. Die waren dann Nachmittag in dem Lokal und haben Brotzeit gemacht. Die Bedienung wollte die dann umsetzen, da sie die Tische umstellen muss, da am Abend eine Theateraufführung ist. Die sind dann gleich da geblieben, um sich das Stück anzuschauen. Das war im Jahr 1956. Nach der Aufführung ist dann die Bedienung zu mir gekommen und sagte, dass da hinten zwei Herren sitzen und ich zu denen hin kommen soll. Ich wollte eigentlich nicht hin, weil ich nicht wusste wieso. Ich wusste auch gar nicht, was das für Leute waren. Die Bedienung sagte aber dann, dass die schon bezahlt haben und mich noch schnell sprechen wollen. Dann bin ich halt doch hin gegangen. Dann hat der Schmid-Wildy, in der Art wie er war, geredet mit Händen und Füßen. Ich wusste nicht, wer er ist. Er war aber der Meinung, dass ich jeden kenne. Dann hat er mich gefragt, ob ich Schuhplatteln kann und ob ich singen und Musik machen kann. Das habe ich alles gekonnt. Er sagte dann zu mir, dass ich am nächsten Tag kommen soll. Dem habe ich zugestimmt, obwohl ich gar nicht wusste, wohin. Weil der angenommen hatte, dass ich ihn kenne und auch weiß, dass ich zum Platzl kommen soll. Am nächsten Tag hatte ich wieder eine Vorstellung und da sagte mir die Wirtin dann, dass jemand angerufen hat, warum ich denn nicht gekommen sei. Ich sagte ihr dann, dass ich nicht kommen konnte, weil ich nicht wusste, wohin ich eigentlich muss. Acht Tage später haben wir wieder gespielt und die Wirtin hat mich wieder angesprochen, dass ich doch mal fragen soll, wohin ich eigentlich kommen soll. Nach einer Woche hat der wieder angerufen und hat mir dann gesagt, dass ich zum Platzl soll. Da bin ich dann mit dem Fahrrad zum Platzl gefahren, hab von außen durchs Fenster schauen können, hab das Fahrrad an so eine Stange gestellt und hab dann gesehen, dass der Carl Baierl auf der Bühne war, die Dora Altmann, Liesl Steininger, Erni Singerl, Willy Haibel, Meier Schorsch, also alles, was es damals so gab. Da wollte ich nicht rein gehen – um gottes Willen! Ich bin dann wieder heim und dann hat der Schmid-Wildy bald wieder angerufen und war auch schon ganz sauer. Der wollte unbedingt, dass ich komme. Ich glaube, der hat auch jemanden gebraucht. Damals musste man im Platzl alles können. Singen, spielen und man musste auch sein eigenes Gewand mit bringen. Dann bin ich noch einmal dort hin gefahren und bin rein gegangen. In der Mitte war die Bühne, rechts hinten war die Toilette, links ging es in die Küche und zur Schenke. Dort stand dann eine Frau und fragte wo ich hin will. Ich meinte dann, dass ich mich hier vorstellen soll und sie wimmelte mich gleich ab, dass die zurzeit niemanden einstellen. Dann war ich wieder draußen. Das war die Frau Groß damals, das war die Wirtin. Die hat mich gleich so angefahren, dass ich gleich wieder gegangen bin. Dann hat er wieder angerufen, weil er die Wirtin gefragt hatte, ob ich da war und sie erzählte ihm, dass sie mich weg geschickt hat. Er sagte dann, dass ich gleich zu ihm kommen soll. Ich bin dann halt wieder rein. Die ganze Geschichte hat Wochen gedauert. Das war dann schon Weihnachten, als ich dann am Platzl angefangen habe. Das Stück hieß "Der letzte Christbaum" und war ein Stück vom Michl Lang. Das war ein Akt und ich habe den Gendarmen gespielt. Der Vater oder der Großvater ist zum Christbaum stehlen gegangen, so wie es halt abläuft. Zu dieser Zeit hat dann der Ludwig Schmid-Wildy zu mir gesagt, dass ich zur Schauspielschule gehen muss, um das alles von der Pieke auf zu lernen. Dann bin ich zur Zerboni Schule gegangen und dort wurde mir dann gesagt, dass ich das nicht kann und dass ich nicht die richtige Sprache dazu habe. Der Schmid-Wildy hat mir dann Mut gemacht und hat mir gesagt, dass ich die Sprache schon habe und wieder hin gehen soll. Der hat mich dann auch zum Hans Fitz geschickt, also den Vater vom Walter Fitz und der Großvater von der Lisa Fitz. Der hat in Planegg gewohnt. Auch zum Pössenbacher hat der mich geschickt. Das war der, der die Brummlg'schichten gemacht hat. Der hatte eine herrliche Stimme gehabt. Der hat dann auch zu mir gesagt, dass ich keine schlechte Sprache habe, aber mit dieser haushalten muss. Dass ich mit meiner Sprache kämpfen muss. Im Theater beruht ja alles auf den Vortrag. Lesen und lesen ist ein großer Unterschied. Man muss so etwas vortragen können. Herunter lesen kann das jeder Depp. Damals hat es den Märzenkeller noch gegeben und die Wirtin vom Märzenkeller und der Schmid-Wildy waren gute Freunde. Der Schmid-Wildy hat der dann gesagt, dass er einen für sie hat, der talentiert ist. Der hat mich dann da hin geschickt und dort habe ich sieben Jahre gespielt. Danach war ich an vielen verschiedenen Bühnen, wie die Landesbühne. Zu viel wollte ich dann aber nicht spielen, weil ich nebenbei noch in die Arbeit gegangen bin. Ich habe ja den ganzen Tag gearbeitet und habe dann immer am Abend gespielt. Das war schon etwas happig, aber ich habe das lange durchgestanden. Eines Tages ruft jemand von den Kammerspielen an, für die Statisterie mit Sprache. "Karoline und Kasimir" hat das Stück geheißen. Später noch "Kabale und Liebe" und noch ein Stück. Ich Arschloch habe dann als junger Mann in meiner Euphorie in der Kantine, nicht zu Kollegen, sondern nur unter den Schreinern und Bühnenarbeitern gesagt, dass man an den Kammerspielen ein Arschloch ist und bleibt, wenn man kein Österreicher oder schwul ist. Eines Tages kam dann ein neuer Regisseur, ein ganz junger von der Schauspielschule. Ich stand da gerade mit dem Walter Sedlmayr, er links von der Bühne und ich rechts. Ich hab dann ein Rollenbuch abgelehnt, da ich das eh schon gespielt hatte. Schließlich war das ja nur eine Statistenrolle. Das war damals so ein Karussellstück. Der Regisseur sagte mir dann, dass ich gar nicht bei diesem Stück mitspiele, ich also nirgends mit dabei stehe. Daraufhin bin ich gegangen, was mir ganz recht war, weil ich dann frei hatte. Als ich dann raus gegangen bin hat mich der Pförtner angesprochen, dass ein Anschlag am schwarzen Brett hängt. Den habe ich dann gelesen und da stand drauf, dass ich mich beim Oberregierungsrat Brandl melden soll. Der war ein Sprachrohr von der Stadt, da das ein städtisch gefördertes Theater war. Dann bin ich rauf gegangen zu ihm im fünften Stock. Dazu muss ich sagen, dass der Brandl Wiener und so schwul war, dass er mit der flachen Hand seine eigenen Hemden bügeln konnte. Der war auch so dick, gegen dem war der Ottfried Fischer nichts im Vergleich. Der hat mir dann gesagt, dass man so etwas nicht machen kann. Ich hab dann gefragt, was los ist, ob ich nicht pünktlich war oder so. Der hat mir dann gesagt, dass mich irgendwer hin gehängt hat, weil ich was gegen schwule und Österreicher in den Kammerspielen gesagt habe. Damals war ja auch der Hubsi Meyerinck in den Kammerspielen. Das war ja damals streng verboten, das schwul sein. Der hat dort die ganz großen Klassiker gespielt. Bei dem habe ich immer einen großen Stein im Brett gehabt. Wir haben uns immer gut vertragen. Ich muss sagen, dass ich damals gar nicht gewusst habe, was schwul und was nicht schwul ist. Jedenfalls waren diese Aussagen der Grund dafür, dass ich nicht weiter bei den Kammerspielen bleiben durfte. Als ich dann gegangen bin hat mich der Eberding aufgehalten, den habe ich dann erzählt, dass ich gerade wegen den Aussagen heraus geflogen bin. Das war 1972, im Frühjahr vor der Olympiade. Er meinte dann nur, dass ich mir daraus nichts machen soll. Mir hat er dann gesagt, dass er gerade mit Matthias Kunsch, den zweiten musikalischen Leiter von der Oper, Festspiele zur Olympiade einstudiert. Ich soll da dann auch dabei sein. Alle, die damals in Bayern oder München bekannt waren, von Straßner, Bayrhammer, Saxinger, die waren alle damals mit dabei. Und ich sollte auch mit machen. Dann meinte er, dass er den alten Leutner anruft, das war ein alter Österreicher am Volkstheater, und er meinte dann, dass es kein Problem ist, mich da unter zu bringen. Dann habe ich dort bei Orff Tortoli, so einer bayrischen Gesangsoper, eine Rolle gekriegt. Da wurde der gesamte Text mit allen Leuten auf einmal gesprochen. Orffsche Musik. Da war die Umlauf dabei, die Elfie Pertramer, der, der erst gestorben ist, Remonard Regni, das war ein super Schauspieler gewesen. Vor einigen Monaten ist der gestorben. Der hat die Hauptrolle gespielt und ich habe einen der Landräte gespielt mit dem Saxinger und der Bayrhammer hat den Bürgermeister gespielt. Wir waren da alle zusammen, das war damals im Nationaltheater, dann hat der gesagt, dass er schon beim Leutner angerufen hat. Da war das alte Volkstheater noch in der Gegend von der Schwanthalerstraße im Hof drin. Dort haben wir dann Ludwig Thoma gespielt. Seit dem bin ich auf ihn spezialisiert. Ich habe ja Ludwig Thoma studiert, bei mir dreht sich alles um den.


Theater haben Sie dann im Grunde immer gespielt?


Seit dieser Zeit nur noch Theater. Ich habe es aber nie hauptberuflich gemacht, weil ich immer selbstständig war. Ich hatte immer ein Geschäft gehabt. Mir war das einfach zu unsicher.


Was war das für ein Geschäft?


Ich habe so ein Gasthaus gehabt.


Auch mit Theater?


Ja selbstverständlich. Das war das Theater, wo ich angefangen habe. Das habe ich dann später übernommen. Des ganze Repertoire aus dem Platz und aus dem Märzenkeller dann mit zu meinem Theater genommen.


Als Sie zu den Kammerspielen gegangen sind, war das mit dem Platzl dann zu dieser Zeit schon wieder zu Ende?


Ja, da war ich schon weg vom Platzl. Das war nach dem Märzenkeller. Ich war von 1956 bis ungefähr 1958 am Platzl. Das hat mich damals schon richtig geschult. Da kriegt man auch die gewisse Routine, wenn man dort spielt.


Wann haben Sie das erste Mal in Serien oder Filmen mitgespielt? Die Marischka-Filme sind das erste, was mir bekannt sind.


"Ein Dreifach Hoch dem Sanitätsgefreiten Neumann" war der erste. Ich war damals ganz großer Neuling. Bei mir im Lokal waren damals eines Tages eine Gesellschaft zum Essen, die habe ich bewirtet. Da war der Komponist Peter Kreuder, der auch das Lied "Sag zum Abschied leise Servus" geschrieben hat. Der meinte damals, er macht gerade für einen Film die Musik und fragte mich, ob ich nicht bereit wäre, da mit zu machen. Das war dann der erste Film in Wien. Der eine Teil wurde in Wien gedreht, der andere in der Wachau. Danach hat es gar nichts mehr gegeben. Dann wurde nur noch der Käse gedreht, mit dem Brust frei und so einen Schmarren. Aber da waren damals ja Leute dabei, die heute ganz groß sind. Mario Adorf, der erst einen Preis für sein Lebenswerk bekommen hat. Oder die, die mit dem Verhoeven verheiratet ist. Es wurde damals halt nichts anderes mehr gemacht, nur noch dieser Schmarren. Bis sich das einmal verändert hat. Aber das waren halt Jugendsünden, wie man so sagt. Aber es hat halt nichts anderes gegeben, was will man da machen? Da muss man dabei bleiben. Mir war das Theater immer wichtiger, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich bin dann auch Gott sei dank früh genug ins Ludwig Thoma Theater gekommen. Das Steiner Theater das war mir zu... aber was hilft das schon. Im Bauerntheater habe ich viele Jahre in Tegernsee gespielt, an der Lindner-Bühne. Aber immer nur nebenbei. Wichtig war mir mein Geschäft. Weil wenn ich am ersten nicht mehr wissen würde, wie ich meine Miete zahle, hätte ich das nicht ausgehalten. Das haben sich diese sogenannten Luxusschauspieler damals alles leisten können - ich nicht.


Da waren die Filme auch noch einmal eine gute Einnahmequelle?


Ja. Da hat es halt 300 bis 400 Mark gegeben. Große Erfolge waren das ja nicht. Aber das haben ja alle gemacht, weil sonst nichts gegangen ist.


Die späteren Filme mit Billian liefen dann auch nur in kleineren Kinos? Das waren ja dann Nischen-Produktionen.


Lauter Gelump, ja. Eine komische Nische war das. Die dachten früher, dass die viel damit verdienen können. Es war eben auch die Zeit gewesen, wo es nichts gab. Der deutsche Film war total weg.


Die hochwertigen Produktionen wurden ins Fernsehen verlagert.


Ja, das war dann nur noch im Fernsehen. Die großen Kinos wurden damals ja alle zu gemacht. Und da haben die halt dann den Schmarren dann gebracht. Das war das einzige, was noch gegangen ist bei denen. Das war auch so eine Zeit, zwei, drei Jahre, dann war die Gott sei Dank auch vorbei.


Bei diesen Filmen waren das dann auch Kontakte die vorhanden waren und dort wurden Sie auch entsprechend engagiert?


Da hat auch der eine den anderen gekannt.


Gab es damals Familiär oder anderweitig Probleme wegen den Sexfilmen?


Nein, nein. So große Sexfilme waren das ja nicht. Das wurde eh nur so nebenbei gemacht, eins, zwei Drehtage.


Damals war das auch nicht so bekannt.


Erstens einmal das und man hat einfach das Geld gebraucht. So einfach ist das, man hat das ja nur wegen dem Geld gemacht.


Sie haben auch mit der Rosl Mayr zusammen gedreht.


Mit der war ich auch im Volkstheater auf der Bühne.


War die in Wirklichkeit wie so, wie sie sich in den Filmen gegeben hat?


Die war so, wie sich gegeben hat. Die hat nicht spielen brauchen, sie war so. Sie war sie selber und so hat sie auch gespielt. Die war auch beim Leutner am Volkstheater, da war ich drin bis der aufgehört hat. Dann bin ich zum Lindner am Tegernsee und dann zum Ludwig Thoma Theater.


Wissen Sie noch irgendwas über die Rosl Mayr?


Ich war mit ihr nur im Volkstheater. Da war sie natürlich erwachsen und ich war ein junger Bursche. Ich war dort der Neuling und sie war fest im Ensemble. Sie war eine der Stars mit dem Harlander und den Bayrhammer, der Straßner. Die sind ja alle immer dort da gewesen. Da war ich ein kleiner Vogel damals. Die Rosl Mayr hat damals sehr zurückgezogen gelebt. Die war dann, als wir im Volkstheater aufgehört haben, schon im hohen alter. Viel hat die ja nicht mehr gemacht. Höchstens noch im Fernsehen ganz kleine Rollen.


In den Sexfilmen war sie ja auch schwer Tätig. Schon fast als Running Gag.


Jaja, jaja. Die hat zu mir dann mal gesagt, dass ich Rosl sagen darf, aber das habe ich dann nicht gemacht.


War das auch ihr richtiger Name?


Ich glaube, dass das ihr richtiger Name war. Auch Rosl als Vorname. Das war kein Künstlername. Von der hat man viel lernen können. Ich habe gerne mit ihr gespielt. Das war prägnant.


Haben Sie noch bestimmte Ziele oder Rollen, die Sie als Schauspieler anstreben?


Ich bleib bei Thoma, weil den kann ich. Nur wird heute nicht mehr viel Thoma gespielt. Die kleinen Bühnen können sich das gar nicht mehr leisten und bei den großen Bühnen läuft das nicht mehr. Die spielen alles, bloß nicht so etwas. Diese sogenannten Laienspieler und Theaterspielen können sich das gar nicht leisten, weil Thoma mit vielen Schauspielern besetzt werden muss. Wenn das nicht ist, dann kann man das nicht spielen. Der an der Ludwig Thoma Bühne in Rottach kann sich das gar nicht leisten, weil das mehr sind wie sechs Personen. Dort wurden seine Stücke ja noch uraufgeführt.


Also möchten Sie sich noch weiterhin auf das Theaterspielen konzentrieren?


Solange ich das noch kann selbstverständlich. Filmangebote lehne ich natürlich nicht ab, vorausgesetzt ich kann die Rolle verkörpern. Ich habe schon so viele Sachen in meinem Leben gespielt, warum sollte ich das nicht können? Da müsste schon jemand kommen der von mir verlangt, reines Hochdeutsch zu sprechen. Dann müsste ich ablehnen. Dann würde im jeden dritten Satz ein bayrisches Wort vorkommen. Ein Preuße kann genau so wenig bayrisch wie ich hochdeutsch kann. Das geht nicht. Das würde ich ablehnen. Aber sonst natürlich gerne.


Sie kommen auch ursprünglich aus Trudering?


Ich bin ein Münchner. Ich bin am Isartor Platz groß geworden. Nach Trudering bin ich erst nach dem Krieg gekommen.


Vielen Dank für das Interview!


Das Gespräch führte Sebastian Kuboth

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