Toni Goldwascher

Der Regisseur Norbert Lechner hat sich im Jahr 2005 zur Aufgabe gemacht, das Jugendbuch "Toni Goldwascher" des Autoren Josef Einwanger zu verfilmen. Dabei musste er bei der Produktion große Probleme überwinden. Der Grund dafür ist, dass er sehr wenig Budget für dieses Projekt zur Verfügung hatte. Lechner hat sich aber nicht entmutigen lassen und stellte "Toni Goldwascher" mit Erfolg fertig. Die Geschichte des Films handelt vom zwölfjährigen Jungen Toni Sedlacek, der mit seiner Mutter in einem kleinen Dorf in Bayern in einem sogenannten "Goldwascherhaus" am Fluss lebt. Schon sein Großvater hat dort früher als Goldwäscher gearbeitet. Tonis größter Traum ist es, auch Goldwäscher zu werden. Doch der Inn gibt schon lange kein Gold mehr her. Bis heute hat seine Familie im Dorf keinen guten Ruf, weil Goldwaschen früher als eine unehrliche Arbeit angesehen war. Zusammen mit der stummen Elfie und seinen Freund Herbert schlägt sich Toni "Goldwascher", wie er genannt wird, mit der Bande des Großbauernsohns Hans Beil, den "Unterdörflern", herum. Eines Tages kann Toni seinen Augen kaum trauen: Er hat in einer Bucht tatsächlich kleine Mengen Gold gefunden. Als die Unterdörfler davon erfahren, ist der Neid natürlich groß. Die Situation spitzt sich immer mehr zu. Der Aushilfskaplan, der Toni gerne als Ministrant in seiner Kirche hätte, versucht die Streitereien zu schlichten...


Nach fast dreißig Jahren Pause beginnt sich der bayrische Film in den Kinos wieder zu regenerieren. Im Zuge der Sexwelle der 70er Jahre und den dazugehörigen Lederhosenfilmen als letzte Ausläufer des bayrischen Kinofilms verschwanden bajuwarisch angehauchte Themen fast vollkommen aus den Kinosälen. Lediglich ins Fernsehen konnten sich bayrische Produktionen noch retten. Im Kino blieben sie ab den 80er Jahren bis in die späten 90er hinein eine Seltenheit. Mal von einigen Einzeltätern abgesehen waren es Regisseure wie Marcus H. Rosenmüller oder Joseph Vilsmaier, die den bayrischen Kinofilm in den letzten Jahren wieder Salonfähig machten. Norbert Lechner hat mit "Toni Goldwascher" einen hochwertigen Teil zu dieser Renaissance beigetragen. Denn die ruhig erzählte Geschichte ist in vielfacher Weise gut umgesetzt. Die Handlung ist spannend, mitreißend und authentisch. Die Zeit der frühen 50er Jahre wurde gut eingefangen und dank den tollen Schauplätzen auch glaubhaft in Szene gesetzt. Vor allem aber die zahlreichen Jungdarsteller, die den kompletten Film über präsent sind, haben ihre Aufgabe gut gemacht. Man nimmt ihnen die Rollen voll ab und kann mit ihnen als Zuschauer mitfühlen. Ähnlich wie bei Kästner dreht sich die Handlung um die Welt der Kinder und die Freiheiten, die sie in der damaligen Zeit noch hatten bzw. sich genommen haben. Der Zuschauer kriegt die Geschichte durch den Einsatz eines Off-Sprechers aus der Sicht der Kinder erzählt und kann sich dadurch besser in die Gedankenwelt der Protagonisten hinein denken. Die dargestellte Brutalität, die von den Kindern damals ausgeübt wurde und auch in diesem Film gezeigt wird ist ein Beweis für die authentische und ungeschönte Inszenierung. So wird man als Zuschauer nicht nur emotional mitgerissen, sondern kann die Probleme und den Alltag der damaligen Zeit besser nachvollziehen und dadurch leichter in die Geschichte eintauchen, um zusammen mit Toni Goldwascher eine spannende Zeit zu durchleben. Abgerundet wird das alles durch die herrlich mit Licht durchfluteten Landschaftsaufnahmen, die eine angenehme und positive Stimmung vermitteln. Das Gesamtpaket des Filmes ist für einen Kinder- bzw. Jugendfilm hervorragend gelungen. "Toni Goldwascher" ist eine angenehme Abwechslung zu den unzähligen überladenen Kinder- und Jugendproduktionen die in den letzten Jahren die Kinos und Fernsehbildschirme beherrschten. Aber auch für älteres Publikum ist der Film empfehlenswert, soweit man etwas mit dem Genre anfangen kann.


Die DVD-Veröffentlichung von Euro Video bietet neben dem Hauptfilm zahlreiches Bonusmaterial in Form von einem Audiokommentar der Macher, einem "Making Of" sowie mehrere Interviews. Die DVD ist sehr ansprechend gestaltet und zeigt auf der durchsichtigen Innenseite der Hülle sogar einen gezeichneten Lageplan des Spielortes. Leider hat man auf ein Beiheft verzichtet, das weitere Informationen über den Film bieten könnte.


Wertung: 6 von 10 Punkten
Autor: Sebastian Kuboth

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