Drei blaue Jungs - ein blondes Mädel

Heinz Rühmann ist ohne Frage der beliebtesten deutschen Schauspieler des letzten Jahrhunderts. Er ist untrennbar verbunden mit vielen großen deutschen Filmen in der Zeit der Weimarer Republik, im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik Deutschland. Aus all diesen Epochen gibt es Klassiker, die bis heute die Massen begeistern können. Ob es "Die Drei von der Tankstelle" ist, "Die Feuerzangenbowle", "Quax, der Bruchpilot" oder "Der Hauptmann von Köpenick. Rühmann ist eine Legende, die durch seine bodenständige Art und durch Rollen, mit denen sich jeder identifizieren konnte, in das Herz der Zuschauer gespielt hat. Natürlich gibt es auch viele unbekannte Filme mit Heinz Rühmann, die teilweise auch immer mal wieder im Fernsehen ausgestrahlt werden und die man auch auf VHS oder DVD erwerben kann. Es gibt aber auch so manch Raritäten, die verschollen sind, die aufgrund der schlechten Qualität der Filmrollen bisher verwertet wurden und aus diesen oder anderen Gründen unter Verschluss gehalten werden.


Eines dieser Filme ist das Lustspiel "Drei blaue Jungs – ein blondes Mädel", das im Jahr 1933 in Warnemünde gedreht wurde und noch im selben Jahr in die Lichtspielhäuser kam. Der Film galt lange Zeit als verschollen, bis eine schlechte Kopie in Moskau aufgetaucht ist. Nachdem noch einmal eine bessere und um fast zehn Minuten längere Fassung im deutschen Bundesarchiv entdeckt worden ist, hat die DVD-Firma Spirit Media die Chance wahr genommen, diese alte Filmperle nun erstmals auf DVD zu veröffentlichen.


"Drei blaue Jungs – ein blondes Mädel" handelt von drei jungen Matrosen, die sich gerade auf Urlaub in Warnemünde befinden. Während der Maat Hannes (Fritz Kampers) seine Mutter besucht, gehen Willy (Friedrich Benfer) und Heini (Heinz Rühman) in ein Tanzlokal, um dort mit jungen Frauen anzubandeln. Willy stellt sich bei der Sache sehr geschickt an, dagegen ist Heini äußerst unbeholfen und kann keinerlei Erfolge bei der Damenwelt verbuchen. Nachdem sich Willy mit verschiedenen Damen abgegeben hat, verliebt er sich in das hübsche Fräulein Ilse Schröder, die an diesem Abend von ihrem kleinen Bruder Fritz (Hans Richter) begleitet wird. Seinen erfolglosen Freund Heini gibt er anschließend Ratschläge, wie er bei der Frauenwelt mehr Glück haben wird. Diese beherzigt der verschmitzte Matrose und es dauert nicht lang, bis er sich ebenfalls in ein sympathisches Fräulein verliebt. Als die beiden Männer feststellen, dass es sich bei ihren Bekanntschaften um die gleiche Frau handelt, ist es vorbei mit der guten Stimmung. Es beginnt ein Wettkampf um die Gunst der jungen Dame. Die Kameradschaft der Beiden wird auf eine harte Probe gestellt. Während eines turbulenten Flottenmanövers, stellt sich die Frage, ob ihre Kameradschaft wichtiger ist oder die Rivalität um Ilse...


Viel hatte ich mir von den Film nicht erhofft, schließlich gibt es reichlich durchschnittliche Komödien, bei denen man froh ist, mal schmunzeln zu können. Außerdem wirkt bereits der Titel und der Inhalt des Films recht flach und vorhersehbar. Umso erfreulicher war es jedoch zu sehen, dass "Drei blaue Jungs – ein blondes Mädel" unheimlich viel Spaß macht. Die drei männlichen Hauptdarsteller, allen voran natürlich Heinz Rühmann, die bezaubernde Charlotte Ander und der pfiffige – damals gerade mal 14-jährige – Hans Richter machen ihre Sachen toll und sorgen für viele heitere Momente. Der Film möchte nicht mehr sein als ein Lustspiel und das sieht man ihm an. Gerade die Szenen im Tanzlokal sorgen für viele Lacher und ein dauerhaftes Lächeln im Gesicht. Eine Menge Situationskomik und Witz, der auch heute noch funktioniert, machen diesen Film zu etwas ganz Besonderen. In der zweiten Hälfte der Geschichte verliert die Handlung ein wenig an Pfiff und Witz, langweilig wird es aber nicht, schließlich bleibt es spannend, zu welchen Gunsten sich Ilse am Ende entscheidet. Im letzten Drittel gibt es mit der Flottenmanöver-Szene noch einige tolle Aufnahmen zu sehen, in Rahmen dessen man mit der "Hessen" und der "SMS Zähringen" nicht nur zwei alte deutsche Kriegsschiffe zu sehen bekommt, sondern zusätzlich noch sensationelle Seeaufnahmen die dem Aufwand eines richtigen Kriegsfilmes in nichts nachstehen.


Spirit Media präsentiert den Film wieder im neuen Glanz. Das Bild und die Tonqualität ist im Vergleich der bisher bekannten Version aus Moskau sehr gut, auch wenn viel Schmutz zu sehen ist. Aussetzer oder störende Fehler sind dafür keine zu vernehmen, von daher wird der Sehspaß in keiner Sekunde gebremst. Insgesamt dauert der Film knapp 88 Minuten und beinhaltet einen neu erstellten Abspann, der noch einmal alle wichtigen Daten auflistet. Diesmal hat man leider auf einen zeitgenössischen Schlager als Untermalung des Abspannes verzichtet. In einem ansprechend gestalteten Menü, das nicht nur animiert ist, sondern auch die tolle Filmmusik abspielt, hat man die Möglichkeit zwischen den Hauptfilm, den Kapiteln und den Extras auszuwählen. Als Bonusmaterial bekommt man diesmal eine Bildergalerie geboten, sowie Bio- und Filmographien der wichtigsten Personen und einen Text über Informationen zum Dreh des Streifens. Ein Bonusfilm, wie bei anderen Veröffentlichungen aus der "Schätze des deutschen Tonfilms"-Reihe ist auf dieser DVD leider nicht vorhanden.


Äußerlich überzeugt das Produkt durch eine edle Aufmachung. Auf einem weißen Grund hat man einige Filmbilder und viele Informationen zur DVD und zum Hauptfilm untergebracht. Alles in allem wirkt die Hülle sehr ansprechend und macht Lust auf mehr. So sehr die Aufmachung der Verpackung begeistern kann, so enttäuscht ist auch das Innere der DVD-Hülle. Darin befindet sich ausschließlich die DVD-Scheibe. Auf ein Beiheft oder ein Beiblatt mit ausführlichen Informationen, Bildern aus dem Film oder wenigstens Werbung für ähnliche DVD-Veröffentlichung hat man leider wieder komplett verzichtet. Ebenso gibt es keine Untertitel für Hörgeschädigte, was sich in diesem Falle sehr angeboten hätte.


Fazit: "Drei blaue Jungs – ein blondes Mädel" ist ein herrlicher Filmspaß, an dem man viel Freude haben wird, soweit man seine Erwartungen nicht zu hoch schraubt. Wer auch mit alten Filmen etwas anfangen kann und Lust hat auf eine einfache Komödie hat, kann mit diesem Stoff eigentlich kaum etwas falsch machen. Würde man heute so einen Stoff sehen wollen, würde man in den meisten Fällen plumpen Klamauk vorgesetzt bekommen. Der Regisseur Carl Boese hat es hier geschafft einen beschwingten Film zu inszenieren, der zwar nicht sonderlich tiefgründig ist, es aber auch gar nicht sein möchte. Stattdessen kriegt man hier eine fröhliche und unterhaltsame Geschichte geboten, die dank viel Witz und einer Menge charmanten Sympathieträgern sehr kurzweilig ist. Von daher wunderbar geeignet zum Entspannen nach einem stressigen Arbeitstag oder an einem verregneten Sonntag.

Die DVD-Veröffentlichung ist sehr gelungen, auch wenn wieder ein paar Schwachpunkte vorhanden sind. Alles in allem kann man aber froh sein, dass dieser Klassiker nun endlich in guter Qualität auf DVD erhältlich ist.


Wertung: 8 von 10 Punkten

Autor: Sebastian Kuboth
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