Zehn Minuten Carl Ludwig Diehl

Carl Ludwig Diehl, der seit Kriegsbeginn als Rittmeister an der Westfront steht, ist für den Tobis-Film "Der Fuchs von Glenarvon", beurlaubt worden. Als irischer edelmann, Sir Ennis, tritt er mannhaft für die gerechte Sache der von England unterdrückten irischen Bauern ein. Während einer kurzen Drehpause ist das Gesprächstema naturgemäß und ausnahmsweise nicht der Film, sondern heitere Erlebnisse aus "seinem Abschnitt" an der Weestfront.


Der Rittmeister muß Autogramme geben!


Das ist der Fluch der Popularität, daß auch die Uniform nicht von dem Erkanntwerden schützt! Eine neue Ablösung war im benachbarten Abschnitt, wo Carl Ludwig Diehl als Rittmeister stationiert ist, eingetroffen. Natürlich will man wissen, wohin man gekommen ist und was sich in der nächsten Umgebung tut. So wurde es ruchbar, daß der bekannte Filmdarsteller Diehl in allernächster Nähe sei. Was blieb dem Herrn Rittmeister übrig, als den Kameraden die Bitte um ein Autogramm zu gewähren? Es war der besuchteste Autogramm-Nachmittag dazu nciht einmal vorbereitet und nicht angesagt. Welch erfreuliche Abwechslung! Und welche Freude, als die diesbezüglichen Frauen, Bräute und Freundinnen plötzlich als Gruß aus dem Felde vom Liebsten ein solch wertvolles, vielleicht langersehntes Autogramm erhielten! Indessen gehört es wohl zu den Seltenheiten bei der deutschen Wehrmacht, daß Rittmeister Autogramme an Soldaten geben!


Drei Flaschen Schwarzwälder Kirsch für die Auferstehungsfeier!


Es half nichts, die "Auferstehungsfeier" mußte steigen, nachdem es sich herumgesprochen hatte, daß Carl Ludwig Diehl, allen Nachrufen zum Trotz, frisch und sehr lebendig war. Briefe, Anfragen, Depeschen, telephonische Anrufe mußte der Totgesagte über sich ergehen lassen. Als Zeichen besonderer Freude kamen drei Flaschen alter Schwarzwälder Kirsch zur "Auferstehungsfeier" an, die auch sofort ihrer Bestimmung zugeführt wurden. In der Dokumentenmappe, fein säuberlich geordnet, liegen die vielen Nachrufe, und es wird jeder bestätigen, daß es nur in Ausnahmefällen möglich ist, den eigenen Nachruf zu lesen! Dann aber macht er wirklich erst Freude, da man nun schwarz auf weiß besitzt, welch ein vortrefflicher Mensch man doch eigentlich ist....!


Ich und mein Rittmeister!


Eines schönen Tages kommt ein inhaltsreiches Liebesgabenpäckchen bei Rittmeister Diehl an, von einer holden Unbekannten, die zum Schlusse ihres Briefes bittet, einiges von den schönen und erfreulichen Dingen an den Unteroffizier X abzugeben, "der doch immer bei Ihnen ist." Tja, das war nun leider ganz unmöglich, denn besagter X war im ganzen Umkreise unbekannt. Da hatte sicher ein Bräutigam oder Freund bei seinem Mädchen sich interessant machen wollen, "ich und mein Rittmeister Carl Ludwig Diehl sind immer beisammen!" Die Liebesgaben haben andere erfreut. Ob die herbe Enttäuschung in der Heimat ruchbar wurde, wer weiß es?


Sein Bild hing im Telephonzimmer!


Die Mannschaften wetteifern darin, ihre Unterkunft so wohnlich wie möglich herzurichten, mit Bildern von "Brautens" und Liebsten, mit Andenken, und woran des Soldaten Herz nun einmal hängt, wenn er fern der Heimat ist. Die Telephonisten waren jedenfalls Filmbegeisterte, sie hatten mit ihren Lieblingen die Wand ausgeschmückt. Und die jeweiligen Nachfolger hatten an dieser Auswahl niemals etwas auszusetzen. Unter den "Auserkorenen" hing auch das Bild von Carl Ludwig Diehl mit seinem Töchterchen. Und dann kam unerwartet der große Augenblick, wo "er" höchstpersönlich als Rittmeister in jene Telephonstube trat und ihn sein eigenes Bild von der Wand grüßte. Die Telephonisten aber waren mächtig stolz, daß sie "ihren Diehl" nun leibhaftig vor sich sahen.


Eine kleine Verwechslung


Es war, - doch wozu das Jahr und den Ort des Geschehens verraten? Genügt es nicht, zu wissen, daß dieses kleine, heitere Erlebnis auf Wahrheit beruht? Kurz, es war, als Carl Lduwig Diehl eine Reserveübung machte. er wartete mit den übrigen Reserveoffizieren darauf, eine hohen Vorgesetzten vorgestellt zu werden. Der Adjutant half dessen Gedächtnis nach und flüsterte dikrest "Diehl, Filmschauspieler!" "Richtig!" kommt es erfreut, "Harry Piel! Habe schon manchen Film von Ihnen gesehen!" und geht vorüber...