Rosl Mayr

Rosl Mayr ist uns allen bekannt als einzigartige bayrische Volksschauspielerin. Als ein bayrisches Original, das mehrere Jahrzehnte hinweg das bayrische Fach geprägt hat. Wir kennen sie jedoch nur aus ihren Rollen. Über die Person Rosl Mayr ist leider wenig bekannt. In den letzten Jahren und Jahrzehnten konnten wir einige Zeitzeugen finden, die über sie berichtet haben. Sie selbst können wir heute leider nicht mehr fragen. Glücklicherweise gab es im Sommer 1976 einen Journalisten Namens Erich Heller, der für einen Zeitungsbericht ein Gespräch mit Rosl Mayr geführt hat. Leider hat er das Gespräch nicht im Wortlaut übernommen, sondern nur einzelne Aussagen von ihr zitiert. Wir möchten versuchen, diese Inhalte hier erstmals im Netz auszuwerten.


Zu beginn schildert Heller: „...sitzt man ihr gegenüber, dann spürt man sofort, daß diese Frau mehr ist als eine "Komische Alte", mehr als eine mit Truthhahnstimme schimpfende Wurz'n." Er beschreibt sie als "reizende alte Dame, die in ihren Erinnerungen gräbt, mit sehnsüchtigen Äugerln zurückdenkt - eine Münchnerin mit Herz."


Über die eher kleinen Rollen, die sie in den Jahren zuvor gespielt hat, sagt Rosl Mayr: "Die hab ich mir halt selber zurechtbogen" und "manchmal war'n des ganz nebensächliche Figur'n, die ich spiel'n sollt', aber so ist's in dem Beruf: 's kommt darauf an, was man d'raus macht".

In diesem Gespräch verrät sie, dass sie schon immer zur Bühne wollte: "Mir hat eine Karriere als Opernsängerin vorgeschwebt" erklärt sie "und ich bin auch brav auf die Akademie 'gangen. Experten hab'n mir eine große Zukunft [...] vorausg'sagt, und ich hab auch schon kleinere Rollen in Opern g'habt, aber dann war's plötzlich aus." Denn Mayr bakam eine Stimmbandlähmung und "Danach war mit Singen nix mehr drin...". "Aber ich hab' noch re'n können, des war die Hauptsach'. Und da hab' ich bei der Bayerischen Landesbühne ang'fangen zu schauspielern. Zwölf Jahr' lang war ich dort. Und da is's mit der Folklore losgangen und dabei is's blieben."


Weiter erzählt sie, dass sie im Krieg - wie viele Kollegen - kürzer treten musste. Ab und zu gab es Rollen an den Frontbühnen im Rahmen der Truppenbetreuung: "Des war'n schlimme Zeiten. Wir hab'n g'spielt und hab'n dran denken müssen, daß einige unserer Zuschauer am nächsten Tag vielleicht scho nimmer leb'n."


Nach Kriegsende musste die Schauspielerin wieder von vorne beginnen, sie war ausgehungert und ausgebomb, als sie versuchte, wieder in ihrem Beruf unterzukommen. So kam sie bei der Wiedereröffnung der Münchner Kammerspiele eine Aufgabe als "Souffleuse mit Spielverpflichtung". Sie durfte kleine Rollen spielen "..aber dazwisch'n waren auch Roll'n, die I nie vergess'n werd'. Einmal hab' ich mit der Therese Giehse im "Kaukasischen Kreidekreis" auf der Bühne g'standen."


Als die legendäre Liesl Karlstadt verstarb, schaffe Mayr ihren Durchbruch. Sie durfte die berühtme Kollegin in der Revue "Lachendes München" im Deutschen Theater ersetzen. Sie spielte einige ihrer Sketche "Und von dem Augenblick an hat man mich kennt". "Ich war ja no s a kloans Wimmerl. Und 's war noch nie viel Aufhebens um mi g'macht word'n. Alles war dann anders. Und als die ersten Angebote vom Fernsehen kommen san - da hat mich die Elfie Pertramer hinbracht - dann hab'n mich d' Leut sogar auf der Straß'n ang'sproch'n". Lachend erzählt sie: "Wenn ich Opernsängerin worden wär, hätt' zu der Zeit kein Hahn mehr nach mir gekräht".


Über ihr Rollenfach als "bayrische Beißzange" sagt sie: "Ja mei, des mu´' halt a geb'n - und i mach's gern. Manchmal hat man mir scho Roll'n geb'n, die net auf der Linie g'legen san, dann hab' ich die auch g'nommen. Und als nächstes hab' i dann wieder a Wurz'n g'spielt."


Dem Journalisten gegenüber behauptet sie steif und fest, eine Münchnerin zu sein. Außerdem erzählt sie, dass sie "irgendwann um die Jahrhundertwende" in einer Silvesternacht geboren ist. "Meine Eltern san fünf Tag' nach meiner Geburt nach München umzog'n, des kann i belegn!"


Eine energische Antwort gab es auf die Frage, ob sie verheiratet ist: "Nia! Ja, was glauben's denn, wie der a Glück g'habt hat..." und meint damit vielleicht einen bestimmten Mann, der sie einmal umworben hat.

Kommentare