Heidi - Das Luder lässt die Alpen glühen

Der Film "Heidi – Das Luder lässt die Alpen glühen!" geht genau auf dem selben Level weiter, den schon der erste Teil der Filmreihe namens "Heidi, das Luder von der Alm" vorgelegt hat. Es handelt sich bei diesen beiden Werken um stark geschnittene Soft-Versionen der gleichnamigen fünfzehnteiligen Pornofilmserie aus der Schweiz, die innerhalb von kurzer Zeit heruntergekurbelt wurde und in den letzten Jahren unter anderem über das Internet vertrieben wird. Ganz in der Tradition von Porno-Klassikern wie die Heidi-Reihe von Gunter Otto aus den frühen 90er Jahren, die in der Soft-Version auch als "Heidi Heida" deutschlandweit bekannt wurde, hat man die weltberühmte literarische Figur "Heidi" hergenommen, um diese pornofilmtauglich neu zu verwerten. Mit den Aufnahmen im Alpenpanorama und zumindest dem Versuch, dem Ganzen durch Kostüme einen historischen Touch zu verleihen, konnten die Macher, allen voran der Regisseur Jvo Ganz, bei diesem Film einige Pluspunkte sammeln. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass sämtliche Frauen für heutige Pornofilm-Verhältnisse eine natürliche und somit angenehme Optik aufweisen. Lediglich im Kontext zur historischen Handlung sind die langen Fingernägel und das einwandfreie Aussehen unpassend. Zumindest im letzten Drittel des Filmes bekommt man dann auch mal eine etwas fülligere Dame zu sehen, was natürlich Geschmackssache ist, dem Ganzen aber auch mehr Authentizität verleiht und im Zuge dessen wird auch ein bisschen der Charme der Pornofilme der 70er und 80er Jahre versprüht.


Da es sich bei diesem Film ursprünglich um eine Hardcore-Produktion handelt, wird man sich auf entsprechend harte Sex-Szenen einstellen müssen. Diese sind aber alles andere als ruhig und flüssig, weil natürlich viel weggeschnitten wurde – was die Folge hat, dass gerade bei den Sex-Szenen immer wieder störende Schnitte zu sehen sind. Die Erotik bzw. die Spannung entsteht so eigentlich nur durch ganz primitive Reize, die wenig Möglichkeiten zulassen, ein angenehmes und sexuell-romantisches Flair aufkommen zu lassen. Die dargestellten Akte sind aufgrund des fehlenden Materials natürlich dann auch immer sehr schnell wieder vorbei. Während man bei einem hochwertigen Erotikfilm noch Wert auf Ästhetik und erotisches Flair legt, geht es bei einem Hardcore-Film eigentlich nur um detailgenaue Aufnahmen des Geschlechtsaktes, um den Zuschauer möglichst effektiv auf sehr einfache Art und Weise anzuregen. Jeder, der sich diesen Film wegen der Sex-Szenen zulegen möchte, sollte sich also darüber im Klaren sein, dass die Detailaufnahmen bei dieser stark geschnittenen Version fehlen und die vorhandenen Sex-Szenen lediglich aus lieblos zusammengeschnittem Restmaterial zusammengesetzt wurden, was diese Szenen schon fast überflüssig macht.


Der endgültige Genickbruch für diesen Film ist aber die allgemeine technische und künstlerische Umsetzung. Es wurde zwar versucht, eine Rahmenhandlung mit einzubauen, diese ist aber völliger Nonsens und oftmals auch total unlogisch. In episodenhaften Geschichten, die jeweils mit einer Texttafel und einem sehr prolligen Off-Sprecher mit alemannischen Dialekt eingeleitet werden, versucht man eine völlig sinnlose Rahmenhandlung für die Sex-Akte zu inszenieren, die allesamt nach einem ähnlichen Schema aufgebaut sind: Person A trifft auf Person B und diese treiben es miteinander. Manchmal kommt noch Person C mit dazu (gerne der Pfarrer, der scheinbar komplett ohne Sinn den ganzen Tag durch die Gegend spaziert) und mischt kräftig mit. Der Abschuss bei diesen Szenen sind natürlich die eben schon erwähnten schauspielerischen Leistungen, die man noch loben würde, wenn man diese als hölzern bezeichnet. Hinzu kommen die zahlreichen Kleinigkeiten, die dem Ganzen dann fast schon wieder den Charme eines Kultfilms verleihen. Ob es nun ein Protagonist ist, der direkt in die Kamera schaut, oder der Alp-Öhi, der das Wort "Okay" verwendet, das im 19. Jahrhundert in den Schweizer Bergen noch lange nicht geläufig war - bei den Heidi-Filmen häufen sich die Fehler und Ungereimtheiten so sehr, dass es schon fast weh tut. Mit einer Auflistung der zahlreichen Mankos in diesem Streifen möchte ich aber erst gar nicht anfangen – es würde ganz einfach den Rahmen sprengen. Lediglich Fans von Trash-Filmen könnten an diesem Werk noch ihren Spaß haben. Wem es hier nur auf die Sex-Szenen ankommt, der sollte lieber gleich zur Hardcore-Version greifen.


Wie man es auch nicht anders erwartet, hat die DVD zu diesem Film keinerlei erwähnenswerte Besonderheiten zu bieten. Neben einem Artwork, das für diese Art von Filmen absolut angemessen ist, bekommt man auf der Disc lediglich ein Photobook mit einigen Aufnahmen der Protagonisten zu sehen. Zusätzlich gibt es noch eine Kapitelwahl, die weder betitelt ist noch Bilder des jeweiligen Kapitels aufzeigt. Stattdessen sind sie mit "Szene 1", "Szene 2" usw. beschriftet. Was mir außerdem negativ aufgefallen ist, war ein digitaler Fehler, als das Bild für einen Moment grün wurde. Ob dieser öfters auftritt und ob der Fehler bei der Filmproduktion entstanden ist oder sich erst während der Erstellung der DVD eingeschlichen hat, kann ich leider nicht sagen. Positiv ist mir dagegen noch eine andere Sache ins Auge gefallen: Die Rücken der DVDs der Heidi-Reihe wurden beide gleich gestaltet. Wenn man diese also in ein Regal stellt, sieht das dann zumindest einheitlich aus, obwohl man leider verpasst hat, zusammenpassende Hintergrundbilder zu verwenden, was ein bisschen den Eindruck vermittelt, als würde man zwei falsche Puzzle-Teile nebeneinander legen.


Abschließend kann ich nur noch einmal betonen, dass sich jeder die Vor- und Nachteile dieser Art von Filmen durch den Kopf gehen lassen sollte, bevor er sein Geld dafür ausgibt. Ein Blindkauf könnte in einer großen Enttäuschung münden. Empfehlen kann man diesen Film in dieser Form lediglich Sammlern und Freunden von Trash-Filmen. In einer gemütlichen Männer-Runde oder auf einer Party könnte "Heidi – Das Luder lässt die Alpen glühen!" vielleicht auch noch für Erheiterung sorgen. Alle anderen sollten diesen Film mit großer Vorsicht genießen.


Autor: Sebastian Kuboth
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Wertung: 2 von 10 Punkten

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