Heinz Rühmann Edition

"Hurra! Ich bin Papa!" (D 1939, 74 Min., s/w): Peter Ohlsen ist seit Jahren Student und genießt dank guter finanzieller Versorgung sein freies Leben in vollen Zügen. Er denkt gar nicht daran, sein frohes Nichtstun gegen einen geregelten Alltag einzutauschen. Doch eines Abends liegt in seinem Bett ein kleiner Junge namens Hänschen. In einem Brief, den das Kind bei sich hat, schreibt die Mutter des Jungen, dass Hänschen Peters unehelicher Sohn sei. Von nun an soll sich Peter um ihn kümmern. Die plötzliche Vaterschaft verändert den Langzeitstudenten. Er sorgt sich rührend um seinen Sohn und bereitet fleißig seinen Studienabschluss vor. Alles wäre perfekt, wenn Peter nur wüsste, wer die Mutter ist...


Der Schwarzweiß-Film ist im 4:3-Format zu sehen mit deutschem Ton (DD mono) und auf Wunsch auch deutschen Untertiteln für Schwerhörige. Der Ton ist jedenfalls ganz klar und deutlich verständlich und wirkt recht natürlich, also nicht der hohle Klang, der vielen alten Filmen zueigen ist. Das Bild ist ebenfalls sichtbar überarbeitet worden, auch wenn aufgrund des hohen Filmalters immer noch ganz leichte Streifen und Dropouts erkennbar sind. An das Hell-Dunkel-Flimmern gewöhnt man sich sehr schnell, das ist halt der Charme solcher alten Film-Schätzchen, auch wenn dieser nicht zu den bekanntesten Heinz Rühmann-Filmen zählt. Ein wirklich herrlicher Film mit rührenden Momenten, bei dem man aber auch mal wieder herzlich lachen kann. Besonders beim Schluss möchte man gleichzeitig lachen und weinen.


"Dr. med. Hiob Prätorius" (D 1964, 86 Min.): Der Film beruht auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Carl Goetz, allerdings handelt es sich bei diesem Film um eine leichte, humorvolle Inszenierung gegenüber dem ursprünglichen melancholisch-tragischen Bühnenstück, in der der Mediziner bei einem Autounfall ums Leben kommt und über dessen Umstände Sherlock Holmes und Dr. Watson zu nächtlicher Stunde sinnieren. Dr. Prätorius ist hier ein bei Patienten wie Stundenten beliebter Mediziner, der sich vor enem Ehrengericht gegen den Neid seines Kollegen Dr. Speiter wehren muss, der dunkle Punkte in der Vergangenheit des Arztes aufgedeckt zu haben glaubt. Mit Witz und erstaunlichen Enthüllungen kann Prätorius alle Vorwürfe entkräften. Gerade in seinem moderaten Aufbegehren gegen Betonköpfe und überholte Konventionen zeigt sich Prätorius als liberaler Freigeist, der sich allen überkommenen und kleinkarierten Ideologien entzieht und auf den gesunden Menschenverstand setzt.


Der Film wird im 16:9-Format gezeigt und ist erkennbar bearbeitet worden. Das Ergebnis ist ein herrlich klarer Farbfilm in kodaktypischen Farben und kräftigem Kontrast. Es gibt lediglich eine deutsche Tonspur, der klar verständlich ist. Untertitel sind nicht vorhanden. Rühmann spielt den Mediziner mit herrlich menschlichem Humor und verschmitzem Lächeln in den Augenwinkeln. Die rührendsten Momente sind dabei diejenigen, in denen er sich mit seinen Patienten unterhält – in solchen Szenen ist Rühmann am besten. Darum gehört dieser Film auch – neben den üblichen wie "Die Feuerzangenbowle" etc. – immer noch zu seinen erfolgreichsten.


"Hokuspokus oder Wie lasse ich meinen Mann verschwinden?" (D 1965, 96 Min.): Der erfolglose Maler Hilmar Kjerulf verschwindet spurlos bei einem Bootsausflug mit seiner Frau Agda. Die wird daher des Mordes angeklagt. Als ihr Anwalt sein Mandat niederlegt, wird dieses von dem mysteriösen Peer Bille übernommen, der sich als überaus sprachgewandter und geistreicher Verteidiger entpuppt. Das rein auf Indizien beruhende Verfahren nimmt nun einige ungeahnte Wendungen. So wird der unbekannte Peer Bille nicht nur als Geliebter der Angeklagten Agda Kjerulf entlarvt, sondern sogar als Mörder ihres Mannes. Doch nach und nach stellt sich immer mehr heraus, dass nichts so ist, wie es scheint. Die verwirrende Komödie, die einem Kammerspiel ähnlich inszeniert wurde, nimmt daher auch ein völlig überraschendes Ende.


Der Film wird in einem 5:3-Format (also mit schmalen Balken oben und unten) gezeigt. Auch hier wurden Bild und Ton überarbeitet. Das Bild ist ohne Störungen, zeigt jedoch ein leichtes Rauschen, besonders bei Großaufnahmen – erscheint also gelegentlich etwas körnig. Der Ton ist auch hier wieder klar und verständlich. Es gibt lediglich eine deutsche Tonspur, deutsche Untertitel für Schwerhörige sind auf Wunsch zuschaltbar. Bei den kräftigen Kodakfarben dominieren diesmal besonders die drei Grundcolorierungen Rot, Blau und Grün.


Alle drei Filme sind hervorragend anzuschauen, zumal Heinz Rühmann als einer der größten deutschen und beliebtesten Schauspieler es auch hier verstand, sich als Hauptdarsteller nicht in den Vordergrund zu spielen, sondern seine Rollen auch zurückhaltend anzulegen. Daher kommen die nicht unwichtigen Nebenrollen besser zur Geltung und verstärken in diesem hervorragenden Mit- und/oder Gegeneinander die erfolgreiche Wirkung der gemeinsamen Darstellung. Es ist dabei von Vorteil, dass viele dieser "Nebenrollen" mit bekannten Darstellern besetzt sind wie z. B. Liselotte Pulver, Fritz Rasp, Klaus Schwarzkopf oder Fritz Tillmann. Wer von den 40+ Zuschauern sich noch an die gemeinsamen Sonntagnachmittage erinnern kann, als man nachmittags diese Filme bei Kaffee und Kuchen mit der ganzen Familie genoss, wird dieses Gefühl schnell wiederfinden beim Ansehen dieser Schätzchen. Die "Action" lag bei diesem Filmen weniger in gefährlichen Stunts und riesigen Explosionen, sondern vielmehr bei dem, was vielen heutigen Actionfilmen abgeht: Intelligenter Wortwitz sowie eine durchdachte und unterhaltsame Handlung. Es gibt sowohl zu Herzen gehende rührende als auch äußerst humorvolle Szenen, bei denen man manchmal sogar gleichzeitig Lachen und Weinen möchte. Man mag die Filme zwar leichtsinnigerweise als seichte Unterhaltung abtun, aber diese Klassiker sind eben noch handgemachte Unterhaltung im allerbesten Sinne und keine nach Schema F computergenerierte Retortenbabys. Erfreulich ist dabei, dass diese wunderbaren Filme auch respekt- und liebevoll überarbeitet wurden und die Zuschauer heute in den gleichen Genuss kommen dürfen wie die Zuschauer zu Zeiten der damaligen Kinopremieren – dank der neuen TV-Geräte sogar im fast gleichen Bildformat. Ein Genuss für die ganze Familie.


Wertung: 7 von 10 Punkten
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