Neben "Hallo Tom, hier Locke" sind es vor allen Dingen die Geschichten von "TKKG", für die Kalmuczak aka Wolf berühmt geworden ist.


Die Abenteuer um Tarzan (aus dem später aus lizenzrechtlichen Gründen Tim wurde), Karl, Klößchen und Gaby sind seit Ende der 70er-Jahre aus keinem gut sortierten Jugendbuch-Regal wegzudenken. Das Studio Europa – von jeder bekannt für einen guten Riecher – schnappte sich die Rechte und vertonte die Abenteuer der pubertierenden Clique, die stets Verbrechen und zwielichtigen Gestalten auf der Spur sind. Anfangs noch auf Schallplatte und MC, sind die Hörspiele von "TKKG" seit etlichen Jahren nur noch auf CD erhältlich – aber es gibt sie noch, und wie; fast 200 Episoden schon!


Obwohl Kalmuczak längst verstorben ist, werden im zweimonatlichen Rhythmus neue Episoden auf den Markt gebracht – heißt dann halt statt "ein Hörspiel von" einfach "ein Hörspiel nach Stefan Wolf". Die Geschichten schreiben diverse Autoren weiter und treffen mal mehr mal weniger gut den Originalton. An Kalmuczak kam bisher bloß noch keiner heran. Kein Wunder, war dieser doch für absoluten Obertrash berühmt und beliebt: Tim ist der starke Anführer, der nicht lange diskutiert, sondern jeden, der seine Gaby auch nur von der Seite ansieht, direkt dank seiner Judo-Fertigkeiten auf die Matte befördert. Gaby wiederum verkörpert das Klischee der nervigen Blondine wie kaum eine andere. Klößchen, der eigentlich Willi heißt, ist der Vielfraß der Gruppe und schiebt sich alle zwei Minuten eine Tafel Schokolade in den gierigen Schlund. Und Karl ist der König der Nerds, was er natürlich auch ständig heraushängen lässt. Die Gangster sind dumm wie drei Meter Feldweg und natürlich so gut wie immer Ausländer mit dreckigem Akzent. Aber all das wird getoppt von wahnsinnigen Dialogen wie "Kommt rein, könnt Schnaps und Bier trinken!" oder "Ich glaube, mein Zeisig kifft!".


Dennoch gefallen auch die Abenteuer neueren Datums, wenngleich der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbei gegangen ist. Der erste große Einschnitt war wohl der plötzliche Tod der Gaby-Sprecherin Veronika Neugebauer, die durch Rhea Harder mehr schlecht als recht ersetzt wurde. Und im Juni diesen Jahres wurde so ganz nebenbei bei Facebook erwähnt, dass Niki Nowotny, der seit Beginn Karl seine Stimme geliehen hat, durch Tobias Dikow ersetzt wird. Schnell kamen die Gründe für diese plötzliche Umbesetzung ans Tageslicht: Es ging um Geld. Nowotny fühlte sich von Produktionsfirma hintergangen und unterbezahlt – und da er seinen neuen Vertrag nicht unterschrieb, die Episoden 195 bis 197 jedoch schon veröffentlicht wurden, ließ er sie kurzerhand per anwaltlicher Verfügung vom Markt nehmen.


Jetzt, einige Monate später, sind die Folgen jedoch wieder zu haben. Dabei hat man Nowotnys Part durch Tobias Diakow ersetzt. Er ist ab jetzt in den Abenteuern "Dem Sonnenkönig auf der Spur", "Tatort Wagenburg" und "Bei Anpfiff Übergabe" zu hören. Dass er es nicht leicht haben wird, zeigen die empörten Reaktionen der Altfans im Internet, die zum größten Teil der Serie ihre Verbundenheit kündigen wollen, weil Nowotny nicht mehr da ist.


Nun, ich empfehle allen Kritikern: Gebt Diakow eine Chance. Denn eines steht fest: Nowotny war nie ein Schauspieler und wird niemals einer sein. Als Kind engagiert ist er in seinen beschränkten Fähigkeiten stehengeblieben, sodass er höchstens einen Nostalgie-Bonus hat. Gutes Betonen oder eine saubere Artikulation gehörten nicht zu Nowotnys Repertoire, während die anderen TKKG-Kinder wie Sascha Draeger oder Manou Lubowski eine ordentliche Schauspielausbildung absolviert und sich deutlich in ihrer Performance gesteigert haben. Zwischen den beiden mittlerweile längst zu erwachsenen Profis Herangereiften, wirkt Nowotny wie ein Fremdkörper. Deshalb trauere ich ihm nicht hinterher – zumal Diakow eine ganz wunderbare Performance abliefert. Im direkten Vergleich – alte Episoden 195 bis 198 mit Nowotny vs. Neuabmischung mit Diakow – gewinnen die Neuerscheinungen deutlich an Qualität, zeigt der neue Karl doch eine enorme Spielfreude. Seine Stimme klingt jung, er schafft den Spagat, seinen Part mit Leben zu füllen und gleichzeitig nicht zu übertreiben.


Darüber hinaus wurde Diakow so professionell in das alte Material eingebettet, dass das Organische, das die Serie seit jeher ausgemacht hat (alle Hauptdarsteller werden gemeinsam aufgenommen), dass man meinen könnte, auch alle anderen Schauspieler sind noch einmal vor das Mikro getreten.


Stellt sich also die Frage, ob man horrende Summen bei Ebay für die besagten Folgen mit Nowotny ausgibt oder aber Diakow allen Vorurteilen zum Trotze eine Chance gibt. Alle Altfans sollten über ihren Schatten springen. Diakow ist ein toller Karl!


In unserem Archiv finden Sie zahlreiche Rezensionen zu den TKKG-Geschichten.

Kommentare