Der Report-Film, ein Spiegel seiner Zeit

Kaum ein anderes Filmgenre hat mehr Diskussionen und Aufregung in der Gesellschaft hervorgerufen.


"Das sind wir, wir die Jugend von heute. Wir sind vielen fremd, vielen unbequem, warum? Nur weil wir misstrauisch sind? Weil wir eigene Musik haben? Weil wir eine neue Moral wollen, in der es keine Heuchelei gibt?" Mit diesen Worten beginnt der erste Teil der legendären "Schulmädchen-Report"-Reihe. Nach den ersten Sexfilmen von Erwin C. Dietrich und den Aufklärungsfilmen von Oswalt Kolle in den 60er Jahren, haben die Schulmädchen-Reporte und deren zahlreiche Ausläufer, wie die "Hausfrauen-Reporte" oder der "Krankenschwestern-Report" in den 70er Jahren weiterhin für viel Aufregung innerhalb der Bundesrepublik gesorgt. Die Diskussionen wurden weiterhin gefördert und – was für die Produzenten viel eher der Anreiz für diese Filmproduktionen war – der Voyeurismus konnte weiterhin ausgelebt werden: Volle Kinosäle waren also garantiert. Denn es war schließlich ein großer Nachholbedarf vorhanden. Die sexuelle Revolution war noch im vollem Gange und bis dato war freie Liebe oder das offene Gespräch über Sexualität in der Gesellschaft verpönt und nicht akzeptiert.


Von Oswalt Kolles Aufklärungsfilmen zu den Report-Filmen der 70er Jahre


Der Ursprung des Report-Filmes liegt sicherlich in Oswalt Kolles Aufklärungsfilmen, die ebenfalls schon fast Report-Filme sind. Doch während Kolles Werke noch sehr trocken waren, haben die Report-Filme der 70er Jahre sich ganz eigene, unterhaltsame Stilmittel angeeignet. Das wären Dinge wie ein seriös wirkender Off-Sprecher, schlechte Orgelmusik, Straßenumfragen, fiktive Geschichten, eingebettet in einer Rahmenhandlung und ein offenbar brisantes Thema, das es zu ergründen gilt. Im Verlauf der 70er Jahre wurden einige (Rand-)Gruppen abgearbeitet. Ob es nun die Schulmädchen, die Hausfrauen, die Ehemänner, die Urlauber, die Jungfrauen, die Lehrmädchen, die Frischvermählten, die Krankenschwestern, die Tanzschüler, die Teenager im Allgemeinen, die Ostfriesen, die Bademeister, die Witwen oder die Studentinnen sind. Allen wurde ein eigener Report-Film gewidmet.


Report-Filme wie "Schulmädchen-Report" werden zum kommerziellen Erfolg


Der kommerzielle Erfolg bescherte diese wahre Flut an Report-Filmen. Verantwortlich für diese Werke waren allen voran die beiden Filmfirmen Rapid Film und TV 13. Unter der Regie des Kriminalregisseurs Ernst Hofbauer und der Schirmherrschaft des Produzenten Wolf C. Hartwig hat Rapid Film in erster Linie die "Schulmädchen-Reporte" gedreht. Diese Report-Reihe hatte einen sehr brisanten Unterton. Wie alle Report-Filme wurde die Realität sehr verzerrt dargestellt. Die Schulmädchen in den gleichnamigen Reporten wurden beispielsweise als durch die Bank sexgierig inszeniert. Die Filme von TV 13 waren zwar auch brisant angehaucht, doch ein selbstironischer Unterton war schon immer zu spüren. Später wurden unterhaltungssteigernde Elemente in allen Report-Filmen mit integriert. Denn die Brisanz dieser Filme war nach einigen Jahren einfach nicht mehr vorhanden. Der Stil des Report-Filmes war jetzt erst recht unterhaltsam und interessant. Die Mischung aus pseudowissenschaftlicher Dokumentation, Gesellschaftskritik, Humor und ganz einfacher Unterhaltung hat funktioniert und dieses Filmgenre noch einige Jahre am Leben erhalten.


Das Ende des Report-Films in den 80ern und die Weiterentwicklung


Im Jahr 1980 war das Kapitel Report-Film mit dem 13. und letzten Teil der "Schulmädchen-Report" Reihe dann abgeschlossen. Sowohl der Sex- als auch der Report-Film wurde ab 1975 immer mehr vom Pornofilm abgelöst. Einzelne Lederhosenfilme schafften es noch bis in die 80er Jahre hinein. Der normale Sexfilm wurde in Form von Ibiza- und Sommer-Komödien mit viel freier Haut in den 80er Jahren in softer Version weitergeführt. Nur die Ära des Report-Films war ersatzlos zu Ende.


Mal abgesehen von diversen VHS-Veröffentlichungen, gab es durch das Aufkommen der privaten Fernsehsender in den späten 80er und in den 90er Jahren noch einmal eine große Renaissance dieser Filme. Als dies in der zweiten Hälfte der 90er Jahren auch vorbei war, kam das Pay-TV auf die Idee, Kunden mit dieser Art von Filmen zu locken. Heute sind es die DVDs. Und jüngst hat der Privatsender ProSieben mit seinem "Sexreport 2008" versucht, mit diesem Namen, der mit viel Brisanz belegt ist, auf Zuschauerfang zu gehen.


Die Besonderheiten von Report-Filmen


Doch was ist heute noch der Reiz an diesen Filmen? In Zeiten vom Internet sicherlich nicht mehr der Voyeurismus. Viele Faktoren sorgen für einen spürbaren Unterhaltungswert. Streng genommen steht jeder Film für sich. Es gibt auch hier natürlich bessere und schlechtere und auch jeder Regisseur und jede Geschichte sorgen für eine andere Färbung des Filmes. Allgemein kann man aber in erster Linie mit der Zeit argumentieren, aus der diese Filme entstanden sind. Der 70er Jahre-Look der Protagonisten, die Städteansichten jener Zeit, die Mode, die Art der Gespräche und des Verhaltens und ganz einfach die gesellschaftliche Struktur der damaligen Zeit ist hoch interessant für den heutigen Betrachter. Hinzu kommt der freiwillige und unfreiwillige Humor der Filme. Und natürlich die vielen bekannten Schauspieler, wie Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann, Sascha Hehn, Jochen Busse oder Jutta Speidel.


Der Report-Film ist schwer zu vergleichen mit anderen Filmgenres. Und gerade das macht ihn irgendwie sehenswert. Er ist eine Ausnahme und die eigenwillige Rezeptur macht ihn auch heute noch interessant.


Autor: Sebastian Kuboth
Ursprünglich verfasst für eine andere Internet-Plattform.

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