Das fliegende Klassenzimmer

"Das fliegende Klassenzimmer" ist ohne Frage das berühmteste und beliebteste Kinderbuch von Erich Kästner. Die Geschichte ist im Jahr 1933 erstmals erschienen, lediglich vier Jahre nach "Emil und die Detektive". Die politischen Differenzen zwischen Kästner und den Nationalsozialisten ist es zu verdanken, dass dieser tolle Stoff erst im Jahr 1954 erstmals in die Kinos kam. Bis heute ist er zusammen mit "Emil und die Detektive" der Kästner-Stoff, der am meisten in Deutschland verfilmt wurde und hat sich sowohl als Buch als auch als Film zu einem regelrechten Klassiker entwickeln können.


Die Jugendbuchverfilmung handelt von den Tertianern eines Internats im beschaulichen Kirchberg. Die Jungens leben im ewigen Kleinkrieg mit den benachbarten Realschülern. Diese hecken eines Tages den Plan aus, Rudi Kreuzkamm mit samt den Diktatheften der gesamten Klasse zu entführen, die der Junge gerade seinem Vater, dem Lehrer Kreuzkamm, bringen sollte. Natürlich versuchen die Jungs alles, um ihren Klassenkameraden zu retten. Doch die Situation beginnt immer mehr zu eskalieren. Hinzu kommt noch, dass der schmächtige Uli endlich beweisen möchte, dass er kein Feigling ist und mit einer gefährlichen Mutprobe sein Leben in Gefahr zu bringen... Was soll jetzt nur aus der Aufführung des Stückes "Das fliegende Klassenzimmer" werden, das die Schüler zusammen einstudiert haben...?


Schon der Beginn des Filmes ist großartig. Nach dem Vorspann sieht man Erich Kästner höchstpersönlich auf einer sommerlichen Wiese an einem Tisch mit der Aussicht auf die Zugspitze sitzen. Darauf steht ein Bierkrug und im Mundwinkel hat er eine Zigarette hängen, die er genüsslich im Hochsommer qualmt, während er gerade das Buch zu "Das fliegende Klassenzimmer", das bekanntlich im Winter spielt, verfasst. Aus dem Off beginnt er die Geschichte zu erzählen und die eigentliche Handlung beginnt. Die alten Schwarzweiß-Aufnahmen und das zeitlose Flair dieser frühen 50er Jahren sorgen dafür, dass der Zuschauer alles um sich herum vergisst und keine Probleme damit hat, in diese märchenhaft-schöne Welt einzutauchen. Es scheint nämlich alles zu stimmen an diesem Film. Neben der Handlung und der Inszenierung muss man noch die großartigen Schauspieler der damaligen Zeit erwähnen. Neben den damals altbekannten Mimen wie Paul Dahlke, Bruno Hübner, Rudolf Vogel oder Erich Ponto sind dabei auch die zahlreichen jugendlichen Schauspieler zu nennen, von denen so manche später noch von sich hören ließen. Peter Kraus, Michael Verhoeven und Peter Vogel sind die drei berühmtesten Beispiele.


Im Vergleich zu den anderen beiden Verfilmungen des Stoffes ist diese Version wohl ohne Frage die Beste. Das liegt einerseits daran, weil der Film der Buchvorlage sehr nahe ist, sowohl inhaltlich als auch von der Produktionszeit her gesehen. Der Film aus den frühen 70er Jahren setzt die Intention von Kästner, dank des hervorragenden Drehbuchs von Franz Seitz, nahezu perfekt in Szene. Aufgrund des 70er-Jahre-Flairs gibt es aber dann doch schon einige Unterschiede zur Erstverfilmung. Der neueste Film von 2003 kann ebenso wie die ersten beiden Filme mit Leuten wie Ulrich Noethen und Sebastian Koch wieder hervorragende Schauspieler aufweisen und auch die inhaltliche Umgestaltung, passend in das neue Jahrtausend, ist interessant, aber wird dem, was Kästner mit diesem Stoff wollte, nur bedingt gerecht. Sehenswert sind sie unterm Strich aber alle.


Die Erstverfilmung ist jetzt ein weiteres Mal auf DVD erschienen. Diesmal im Rahmen der "Erich Kästner-Filmedition", die zahlreiche der Kästner-Filme in diesem Jahr neu auf DVD präsentiert. Das Titelbild wird geschmückt von drei markanten Fotos aus dem Film und den Titel-Schriftzug. Auf der Rückseite findet man vier weitere Szenenfotos, eine Inhaltsangabe und die relevanten Daten zum Hauptprogramm und zum Produkt.

Im Inneren der Hülle findet man die DVD-Scheibe, die mit dem Papierkorb-Motiv aus dem Film und dem Logo bedruckt ist, sowie ein vierseitiges Werbeheftchen zu den anderen Kästner-DVDs. Durch das durchsichtige Plastik der Hülle hindurch sieht man dann noch einmal das Titelmotiv. Das rührt daher, weil es sich hier um ein Wendebild handelt. Wenn man das Einlegeblatt umdreht, hat man die Möglichkeit das große FSK-Zeichen vom Titelbild verschwinden zu lassen. Der Nachteil davon ist, dass es dafür dann im Inneren sichtbar wird.


Auf der Scheibe selbst findet man neben dem knapp 88-minütigen Hauptfilm in sehr guter Bild- und Tonqualität nur eine Kapitelauswahl und eine Werbeabteilung, bei der man keinerlei Trailer oder weiterführende Texte finden kann. Auch auf Untertitel für Hörgeschädigte, eine Bildergalerie oder Szenenvergleiche mit den anderen Versionen des Filmes hat man leider komplett verzichtet.


Wer noch nicht im Besitz des Filmes ist, macht mit dem Kauf dieser DVD keinen Fehler. "Das fliegende Klassenzimmer" ist ein deutscher Familienfilmklassiker, der in keinem Wohnzimmer fehlen darf. Die Qualität des Filmes, sowohl inhaltlich als auch vom Ton und vom Bild her gesehen, ist hervorragend und verdient nahezu volle Punktzahl. Nur leider hat die DVD-Veröffentlichung, mal abgesehen von der schönen Gestaltung, nicht viel zu bieten. Bessere Varianten gibt es aber bislang nicht, von daher kann man hier ohne Bedenken zugreifen.


Wertung: 7 von 10 Punkten
Autor: Sebastian Kuboth
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