M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Ein Mörder geht um im Berlin der 1920er. Seine Opfer sind arglos in den Straßen spielende Kinder, die er mit kleinen Geschenken wie Süßigkeiten zu sich lockt. Er hinterlässt keine Spuren, manchmal sogar keine Leiche. Die Bevölkerung reagiert mit Wut, Zorn und Ungeduld den Behörden gegenüber. Paranoia greift um sich und jeder wird zum Verdächtigen. Doch der Polizei fehlen echte Spuren, dennoch wird man aktiv, es gibt Razzien, Untersuchungen, Fahndungen.

Dies macht wiederum die Unterwelt der Hauptstadt nervös, denn die Geschäfte "ehrlicher Gauner" werden immer mehr erschwert. So beschließt man, den Kindsmörder selbst zur Strecke zu bringen. Ein indirekter Wettlauf um den Kopf des Mörders beginnt zwischen Ganoven und Polizei und mittendrin ein verwirrter, kranker Mann, der den Drang zu morden verspürt.


Fritz Langs erster Tonfilm "M – eine Stadt sucht einen Mörder" erfährt mit diesem Band seine Adaption ins Comicgenre 78 Jahre nach seinem Erscheinen in den Kinos 1931. Jon Muth hat hierfür mehrere Medien ineinander verschränkt. Es kommen Photographien zum Einsatz, aber auch Zeichnungen und sehr oft Verwischtechniken. Die Bilder vermitteln sehr deutlich das Abgewetzte, Verbrauchte einer Großstadt, jedoch kommen Enge und Verwinklung der Stadt nicht gut rüber.

Die klar weißen und sehr korrekt geletterten Sprechblasen stören ein wenig die Bildstimmung. Hier hätte man ohne dezidierte Sprechblasen arbeiten müssen, um die Atmosphäre nicht zu stören. Dennoch kann "M" auch als Comic überzeugen, auch wenn das Eindringliche der vom Mörder gern gepfiffenen Melodie fehlt.

Lange dauert das Leseerlebnis nicht an, es gibt nicht viel zu lesen, aber die Bilder an sich stehen auch gewollt klar im Vordergrund. Die Betonung liegt ganz klar auf dem Visuellen. Narration ist natürlich auch vorhanden, aber sie hat spürbar weniger Fleisch auf den Rippen als die Ebene der optischen Präsentation. So steht man als Leser zwei Ebenen mit unterschiedlicher Tiefe gegenüber. Einerseits ist die Optik sehr verlockend und anspruchsvoll verarbeitet, andererseits plätschert die Erzählung nur dahin. Kaum eine Figur wird charakterisiert. Ein leicht schales Gefühl kommt auf, falls man eine neue, erzählerisch tiefere Ebene erwartet haben sollte.


Eingerahmt wird das Werk von eloquent bis geschwollen formulierten Abhandlungen über die Entstehung des Comics und die Bedeutung der Filmvorlage. Ob man einen solchen Appendix braucht, muss jeder für sich entscheiden. Filmfreunde dürften hier (und generell beim Genuss von "M" als Comic) einen großen Mehrwert empfinden.


Wertung: 6 von 10 Punkten

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