Bastian Pastewka

Am Sonntag stellen Sie im Theater am Kurfürstendamm im Rahmen des Gernsehclubs ihre neue Pastewka-Staffel vor. Was erwartet den Besucher und gibt es besondere Überraschungen?


Wir sind mit "Pastewka" inzwischen in der vierten Staffel angekommen. Dieser Tage erschien die vierte Staffel auch bereits auf DVD, obwohl bei Sat.1 bis heute erst vier Folgen ausgestrahlt wurden. Zusätzlich gibt es für alle "Pastewka"-Freaks eine Box mit allen vier bisherigen "Pastewka"-Staffeln. Sollte man sich die zulegen wollen, hätte man alles, was es gibt: also sämtliche 38 Episoden, das komplette Making Of-Material, Outtakes, Quizspiele und vergleichbare schöne Features, mit denen man sich so angenehm die Zeit vertreiben kann!

Aus diesem Anlass machen wir am 22. November, also am Sonntagabend im "Theater am Kurfürstendamm" in Berlin einen speziellen Gernsehclub-Pastewka-zeigt-"Pastewka"-Abend. Wir werden im Theater eine große Leinwand aufstellen. Die regelmässigen Gernsehclub-Besucher wissen schon, dass sie sich zu Beginn mit Chips, Salzstangen und ein paar Süßigkeiten eindecken dürfen. Dann zeigen wir ausgewählte Folgen aus der neuen Staffel, speziell die Episoden, die noch nicht im Fernsehen gelaufen sind.

Wir werden die Schauspieler aus der Serie "Pastewka" auf die Bühne holen und ein paar Überraschungsgäste. Dazu gibt’s Outtakes und Szenen, die weder bei Pastewka ausgestrahlt wurden, noch auf den DVDs enthalten sind. Das wird am Sonntagabend eine bunte, feine Veranstaltung werden.


Das wird ja dann ein Heimspiel im Theater am Kurfürstendamm...


Das "Theater am Kurfürstendamm" ist für Christoph Maria Herbst, Jürgen Tonkel, Michael Kessler und mich schon seit fünf Jahren eine Art zweite Heimat geworden. Seit 2005 spielen wir hier in unregelmässigen Abständen ein Theaterstück namens "Männerhort". Das ist eine Geschichte um vier Männer, die sich aus Protest im Keller eines Kaufhauses einschließen, weil ihre Frauen sie permanent nur zum Shoppen schleppen. Und im Laufe des Stückes lassen die 4 Männer – Gott sei Dank nur im übertragenem Sinne – ganz schön die Hosen runter: Man stellt schnell fest, dass diese "Männerhort"-Männer einsame und zum Teil gescheiterte Existenzen sind, die sich gemeinsam an den eigenen Haaren aus dem Dreck ziehen wollen. Wobei sie daran natürlich auch wieder scheitern. Eine süße kleine Komödie, die für Jürgen, Michael, Christoph und mich maßgeschneidert wurde. Wir haben sie inzwischen schon fast zweihundert Mal im "Theater am Kurfürstendamm" gespielt. Am kommenden Sonntag, den 22. findet um 16:00 Uhr die sonntägliche "Männerhort"-Vorstellung statt, danach lassen wir die Leinwand runter und machen dann den "Pastewka"-Abend.


Die "Pastewka"-Quoten waren bislang recht gut. Geht es nächstes Jahr in die fünfte Runde?


Wir haben derlei Gespräche noch nicht mit Sat.1 geführt, weil bislang erst vier von zwölf neuen Folgen versendet sind. Nach der fünften Folge, also nach der kommenden Woche, wird "Pastewka" in eine kleine Pause gehen: Am Freitag, den 4. Dezember kommt Johannes B. Kerners Jahresrückblick, am Freitag, den 11. Dezember präsentiert Kai Pflaume eine Weihnachts-Charity-Gala, eine Woche später, am 18. zeigen Anke Engelke und ich "Fröhliche Weihnachten mit Wolfgang und Anneliese". Am 25. Dezember wird Sat.1 traditionell "Sissi - Mädchenjahre einer Kaiserin" zeigen. Und der Freitag, 1. Januar ist ebenfalls ein Feiertag und ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass "Der Prinz aus Zamunda" noch einmal wiederholt wird.

Mit "Pastewka" kommen wir erst am 8. Januar 2010 zurück und zeigen dann die Folge sechs von Zwölfen.


Es ist auch nicht auszuschließen, dass es eine fünfte Staffel geben wird, weil jetzt schon eine Komplettbox erscheint?


So ist es. Es ist aber auch nicht einzuschließen.


Wenn Sie jemandem, der die Serie noch nicht kennt, eine Folge zeigen müssten. Welche wäre das?


Das ist schwer; es gibt es so viele und ich liebe sie eigentlich alle. Ich glaube, ich würde die allererste Folge empfehlen, "Der Unfall". Auf der anderen Seite ist die Folge mit Bully Herbig, Martin Schneider und Michael Kessler, wo es um das so genannte "Jesus-Casting geht", eine unserer besten und zugleich typischsten. Ich liebe aber auch die Episode mit Anke Engelke, die zu 95% in einem Aufzug spielt, die wird allerdings erst im Januar ausgestrahlt. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich vermutlich die erste Folge nehmen und die bislang letzte; also die 1 und die 38, auch um sichtbar zu machen, wie wir uns alle verändert haben.


Wie viel Prozent Ihres Privatlebens steckt in der Serie "Pastewka!"?


Fernsehen machen ist am Ende des Tages überwiegend Verabredung: Wir haben lange vor dem ersten Drehtag ein Drehbuch geschrieben; haben talentierte Schauspieler parat, die in Wirklichkeit nicht meine Freundin, mein Halbbruder, meine Nichte oder meine anstrengende Nachbarin sind. Deshalb ist in der Sekunde, wo wir anfangen zu drehen, der private Bastian sofort gestorben. Mein eigenes Heim sieht glücklicherweise etwas anders aus als das vom "Pastewka"-Pastewka. Ich habe zum Beispiel keine Louis-De-Funès-Plakate an der Wand; ich fahre auch kein rumpeliges rotes Auto wie in der Serie, dafür aber ein noch rumpeligeres blaues.

Ich bin aber im Gegensatz zum Serien-Pastewka ordentlich und mag es nicht, wenn Kram irgendwo herum steht. Auch dass ich nur widerwillig Altglas und Müll wegbringe - das gibt es daheim nicht. Bei mir fliegt der Joghurt schon zwei Tage bevor das Verfallsdatum abläuft in die Tonne.


Aber als Fernsehjunkie würden Sie sich zum Beispiel schon bezeichnen?


Das Wort "Junkie" ist ja gerade in der vorletzten Folge sehr oft gefallen. Ehrlich gesagt, habe ich meine Fernsehsucht im Griff. Das sagen alle süchtigen, ich weiß! Aber dadurch, dass ich wie in diesen Tagen viel Theater spiele, oder schöne Abende wie den kommenden Gernsehclub vorbereite, ist es mir gar nicht immer möglich, mich dauernd vor den Fernseher zu setzen. Deshalb bin ich froh über mein großes Festplattenarchiv. Die Sachen, die mich wirklich interessieren, zeichne ich mir auf und gucke sie mitunter erst ein halbes Jahr später an.


Hätten Sie die Zeit, wäre es aber schon ähnlich wie in der Serie?


Dieses krankhafte anstreichen von Fernsehzeitschriften ist tatsächlich etwas, das sowohl der Serien-Pastewka als auch der Echte gemein haben. Ich finde im Übrigen nicht unwichtig, sehr viel über Fernsehen und wie Fernsehen gemacht wird, zu wissen, wenn man selber ein Teil davon ist.


Anfang des Jahres sagte Oliver Kalkofe in einem Interview zu uns, dass voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2009 die Vorbereitungen zu "Triple WixXx" gestartet werden. Wie ist bei diesem Projekt der aktuelle Stand?


Wir sind am Anfang. (lacht) Genauer gesagt: Wir sind noch immer an der weitest möglichen Entfernung von der Zielgeraden.


Ist trotzdem noch geplant, dass 2010 gedreht wird oder wird das dann eher 2011?


Wir haben noch überhaupt keinen Zeitplan. Die Arbeit an "Triple WixXx" haben wir leider oft verschieben müssen: Oliver Welke macht im Moment zurecht die "Heute show" im ZDF, Oliver Kalkofe war das ganze Jahr auf Live-Tournee und ich habe die Dreharbeiten für die längste "Pastewka!"-Staffel in der Geschichte der Serie hinter mir.


Zusammen mit Kollegen wie Kalkofe oder Welke sind Sie der Schirmherr des Gernsehclubs. Wie kamen Sie zu dem Projekt?


Unsere Komplizen sind unter anderem Roberto Cappelutti, Charlotte Roche, Thomas Nicolai, Matthias Schlung und Bürger Lars Dietrich. Wir haben im Freundeskreis nachgefragt, wie Fernsehen-Gucken heute eigentlich funktioniert und dabei festgestellt, dass sich viele ganz bewusst vor die Glotze setzen, um sich etwas besonderes angucken zu wollen, ohne von Werbung und Gewinnspieltrailern gestört zu werden. Sprich: überwiegend auf DVDs zurückzugreifen. Im Gernsehclub möchten wir diesen Fernseh-Liebhabern ein Forum bieten. Wir wollen gemeinsam mit Freaks wie wir es sind, fernsehen. Mitunter wird es ein Abend für Nostalgiker, wie zuletzt, als Oliver Kalkofe einen großen "Mit Schirm, Charme und Melone"- oder einen "Monty Python"-Abend präsentiert hat. Das läuft toll, der Club gibt es jetzt schon bald ins dritte Jahr.


Glauben Sie, dass Gernsehclubs in sämtlichen Großstädten denkbar wären?


Wir versuchen ja schon, die ganze Sache ein wenig zu vergrößern. Beispielsweise findet der "Pastewka"-Abend ausnahmsweise im Theater statt. Wir haben auch schon einzelne Aufführungen in Köln, Düsseldorf und Hamburg gehabt. Ich hoffe sehr, dass es möglich ist, die Shows bundesweit zu etablieren. Aber da das nicht nur ein frommer Wunsch von Oliver Kalkofe, Oliver Welke, unseren Freunden und mir sein kann, sondern der Club für unsere Mitarbeiter auch harte Arbeit und ein nicht zu unterschätzender Aufwand ist, kann ich so etwas nicht allein entscheiden.


Welche Projekte stehen in den nächsten Monaten sonst noch an?


Soll ich Ihnen was sagen? Kein einziges! Wenn "Fröhliche Weihnachten" am 18. Dezember vorbei ist, ist mein Arbeitsjahr 2009 zu Ende und das ist herrlich!


Dann bleibt Ihnen Zeit die DVDs zu sehen...


Ja, es gibt so vieles, was ich noch anschauen muss. Ich will mir noch unbedingt die Elefantenrunde vom Wahlabend ansehen, die hab ich damals verpasst.


Welche Fernsehserien oder Fernsehshows haben Sie in Ihrer Kindheit und Jugend besonders geprägt?


Allen voran die ZDF-Zeichentrickserie "Pinocchio". Die ist meines Wissens Ende der 70er zum allerersten Mal im Fernsehen gelaufen. Ich meine die japanische Zeichentrickversion mit Pinocchio, der damals von der Schauspielerin Helga Anders gesprochen worden ist. Die mit Fuchs und Kater, Gepetto, Specht Rokko, Julietta, der Katze und Gina, der Ente. "Pinocchio" hat mich als Kind wahnsinnig beschäftigt, zumal die Geschichten nicht alle gut ausgingen. Das war kein seichtes Kinderfernsehen, sondern harter Tobak. Am Anfang hat Geppetto eine Holzpuppe geschnitzt, die dann lebendig wird und die über fünfzig Folgen lang haarsträubende Abenteuer erlebt, die zumeist tragisch enden. Die beiden Betrüger Fuchs und Kater gewinnen ja meistens. Pinocchio fährt einmal zu lange Achterbahn, obwohl die gute Fee gesagt hat, dass er abends um 18.00 Uhr zu Hause sein soll, und er wird zur Strafe für fünf Folgen in einen Esel verwandelt. Erst in der letzten Geschichte wird Pinocchio aus irgendwelchen Gründen dann doch zu einem kleinen, menschlichen Jungen und dennoch ganz zum Schluss noch ein weiteres Mal von Fuchs und Kater rein gelegt. Eine der letzten Sätze ist "Ja, mein Junge, du musst noch viel lernen!". Rumms! In der Art und Weise wie heutzutage Fernsehen gemacht wird, würde so eine moralische Unwucht wahrscheinlich gar nicht mehr geben.


Gab es auch Fernsehshows die Sie geprägt haben?


Mit Sicherheit! "Wetten, dass...?", "Verstehen Sie Spaß?", "Dalli, Dalli", "Der große Preis", das fand ich immer unheimlich gut und aufregend. Auch von Kindershows wie "Spaß am Montag" habe ich keine Folge verpasst. Speziell wegen den Disney-Cartoons: Ich habe immer auf Donald, Pluto und Mickey gewartet. Und danach kam "Luzie, der Schrecken der Straße", "Die Märchenbraut", "Der fliegende Ferdinand" oder "Die Besucher", das war tolles und angenehm subversives Kinderfernsehen! Es ist interessant, dass so etwas vor 25 Jahren im Programm der ARD und dem ZDF möglich war. Heutzutage verbannt man solche fantasievollen Kinderprogramme ja sofort in den Kinderkanal, während ARD und ZDF um die Uhrzeit, wo zu meiner Zeit das Kinderfernsehen lief, nur noch Telenovelas für Senioren oder alberne Zoo-Sendungen sendet.

Da lob ich mir kabel eins, die tagsüber Sitcoms wie "King Of Queens" und "Two And A Half Man" zeigen, was glücklicherweise auch sehr erfolgreich läuft. Und das zu einer Zeit wo bei den Privaten vorwiegend Richtershows und Schwangeren-Dokus laufen.


ProSieben hat jetzt auch wieder angefangen, abends Sitcoms zu zeigen...


Ja und das auch noch erfolgreich! "Two And A Half Man" und "Stromberg" im Doppel am Dienstag ist beim Zuschauer zur Zeit offenbar sehr beliebt.


Viele tolle Serien werden heute leider gar nicht mehr ausgestrahlt...


Es gibt ja viele neue Serien, darunter genügend, die einfach zeitgemäßer sind. Aber ich hätte niemals gedacht, dass die "Muppet Show" irgendwann aussterben wird. Sie ist seit 8 Jahren schon nirgends mehr gesendet worden.


Glücklicherweise hat man heutzutage die Möglichkeit, durch das Medium DVD, die gewünschten Serien, soweit verfügbar, sich nach Hause zu holen.


Auf der anderen Seite muss ich meine Freunde immer warnen, dass es nicht bringt, mir DVDs von Kinderserien von früher zu schenken. Ich bin da wirklich drüber weg. Auch etwas wie "Ein Colt für alle Fälle", "Die Zwei" oder "Hart aber herzlich" werde ich mir nie mehr ansehen, da bin ich sicher!

Selbst "Star Trek: The Next Generation", was ich in den 80ern und 90ern geliebt habe, als es zum ersten Mal in Deutschland lief, ist rückblickend betrachtet schon erkennbar altes Fernsehen. Meine Lieblingsserie aus dem "Star Trek"- Universum, nämlich "Deep Space Nine" hat in den 90ern, zusammen mit "Akte X" und "Emergency Room" das amerikanische Serienfernsehen revolutioniert. Denn zum ersten Mal bekam man als Zuseher das Gefühl, dass eine Serie nicht dazu da ist, wie es im amerikanischen Fernsehen sonst üblich war, Werbezeiten zu umklammern, sondern von diese Schachtelsystemen unabhängige und gute Geschichten zu erzählen. Ich finde, dass das amerikanische Serienfernsehen der letzten fünf bis sechs Jahre das beste Fernsehen ist, was man überhaupt haben kann. Wenn man einmal Kiefer Sutherland in "24" gesehen hat, braucht man seinen Kino-Actionschocker "The Sentinel" nicht mehr.

Den Film hätte ich vor zehn Jahren im Kino vermutlich wahnsinnig spannend gefunden, dadurch, dass ich mittlerweile Serien wie "24", "Lost", "Six Feet Under", "Damages", "Californication" und "Breaking Bad" gesehen habe, kann ich den einen oder anderen US-Kino-Blockbuster fast schon nicht mehr ernst nehmen.


Was war Ihre zuletzt gekaufte DVD?


"Damages" - Staffel 2, habe ich aber noch nicht gesehen.


Was war Ihre zuerst gekaufte DVD?


Also die erste DVD, die ich mir gekauft habe, war natürlich "Star Trek: The First Contact". Das war 2000, als es so langsam losging.


Wie groß ist Ihre DVD-Sammlung?


Viel zu groß.


Was war Ihr zuletzt gesehener Kinofilm?


"Männerherzen".


Was war Ihr zuletzt gekaufter Tonträger?


Eine CD von "Melodie Gardot".


Haben Sie einen Lieblingsschauspieler?


Ulrich Tukur.


Gibt es auch einen Lieblingssprecher?


Jürgen Thormann, Schauspieler, Synchronsprecher und die deutsche Stimme von Michael Caine. Ich habe mal das große Vergnügen gehabt, ein Hörspiel mit ihm machen zu dürfen.


Was war ihr persönliches Highlight in Ihrer bisherigen Karriere?


Es gab dankenswerterweise doch einige Highlights. Das jüngste Highlight, an das ich mich gerne erinnere, ist die Moderation des Deutschen Fernsehpreises dieses Jahres.


Welchen Stellenwert bei diesen Highlights hat "Meine kleine Schwester" mit Schmidt und Dittrich?


"Meine kleine Schwester heißt Hedi" hat einen großen Stellenwert, weil dieser Clip, den Harald Schmidt, Olli Dittrich, Anke Engelke und ich seinerzeit für eine Spezial-Ausgabe der "Harald Schmidt-Show" gemacht haben, wirklich sehr komisch geworden ist. Und das Liedchen ist so eine Art Evergreen geworden, auf den mich manche Leute auf der Straße gerne mal ansprechen bzw. ansingen. "Meine kleine Schwester" ist übrigens auf Platz 2, direkt hinter "Wolle Rose kaufen?", aber noch vor "Hallo, liebe Liebenden!". Das ist die Top 3 der Sätze, mit denen mich manche Menschen scherzhaft anreden.


Ich bedanke mich für das Interview!

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