Sexykiller

Eine spanische Uni, ein Umkleideraum voller knackiger Mädels und ein maskierter Messerschwinger: scheinbar stereotype Zutaten für viel Gekreische und einen Stapel weiblicher Leichen, doch am Ende ist nur einer tot: der Maskenmann. Willkommen in der Welt von "Sexykiller".

Der elementare Fehler des angesprochenen Damenschrecks war es, sich in die Nähe der Medizinstudentin Barbara (Macarena Gómez) zu begeben. Selbige vertritt nämlich eine simple Philosophie: anstatt sich zu fragen, weshalb sie jemanden umbringen sollte, fragt sie sich: warum nicht?

Weil sie sich dieser Frage des Öfteren konfrontiert sieht, gelangt ihre Universität schnell zum Ruf der "blutigen Uni" und die Suche nach dem unbekannten Serienmörder wird mit immer fieberhafteren Mittel fortgesetzt. Die vielleicht einzige Lösung entwickelt der Pathologe Tomas (César Camino) mit seiner Maschine zur Visualisierung der letzten Bilder im Kopf eines Toten. So könnte man dem Campuskiller endlich auf die Spur kommen.

Jedoch ereignen sich gleich zwei Zufälle, die das ganze komplizierter machen als gewünscht: Barbara verguckt sich in Tomas, weil sie ihn auch für einen Killer hält und Tomas' Wundermaschine stellt mehr mit den Toten an als nur deren Gedanken sichtbar zu machen: sie holt sie zurück - doch nicht als normal Lebende, sondern als fleischhungrige Zombies.


"Sexykiller" versteht sich als genau das, was der Film auch ist: eine schrille Nummer, kein ernstes Epos.

Zunächst liegt der Fokus nur auf Barbara. Sie selbst erzählt dem Zuschauer ihre Vorgeschichte und die nicht vorhandenen Motive hinter den Morden. In die poppige und übertrieben gestylte Welt um Barbara passt sich auch die Gesangseinlage ein, in welcher erklärt wird, was für ein bilderbuchmäßiges Barbie-Leben die Dame sich eigentlich wünscht. Dann wechselt das Geschehen plötzlich wieder in die Gegenwart, wo Barbara grade einem Typen die Hand auf die Motorhaube seines Wagens genagelt hat und ihm die Ohren mit ihrer Hintergrundgeschichte füllt.

Der erste Teil des Films ist einfach nur schrill und mit großer Betonung auf die Optik der Szenerien gemacht. Barbara erklärt eine einfache Methode für einen sauberen Mord und passend dazu verwandelt sich das Bild in eine Art Verkaufsshow und die Utensilien werden bunt eingeblendet und angepriesen. An anderer Stelle liest Barbara die "Cosmokiller" und plötzlich saugt es den Zuschauer in das Heft und Barbara moderiert zu rasch wechselnden Grafiken die neuesten Trends für Killer in dieser Saison.

Vergleichbar abwechslungsreich und überzogen sind auch Barbaras Methoden beim Töten. Mal reicht eine Plastiktüte, mal wird gestochen, dann wieder geschossen. Und mal versenkt sie einfach nur genüsslich ihren Absatz im Schädel eines Professors oder nimmt einen abgebrochenen Wischmoppstiel zur Hand.


Etwa ab der Mitte wird das Tempo herausgenommen und man kann sich auf die eher kurze und flach gehaltene Erzählung um Barbara, Tomas und die Zombies konzentrieren. Wurde zuvor immer in der Optik zwischen kühl (Polizisten, Pathologie) und schrill (Barbaras Welt) gewechselt, bleibt die Tonalität in der zweiten Hälfte eher konstant auf ganz normalem Level. Obwohl es später darum geht, sich der zurückgeholten Opfern Barbaras zu wehren, kann der Film nicht mit der anfänglichen Dynamik mithalten. Nachdem das Tempo einmal gedrosselt wurde, bleibt alles eher leicht zu überschauen und aufzunehmen. Anstatt mit den Zombies ein noch viel größeres Massaker anzurichten als es zuvor schon zelebriert wurde, wird eigentlich nur weggerannt und ab und an einmal ein Schuss auf die Untoten abgegeben. Barbara verliert viel von ihrem schrillen Typus, vielleicht machen sie Untote nicht so sehr an wie lebende Opfer. Einzig Tomas, der sich über den Film hinweg vom kauzig-gestressten Pathologen zu Barbaras Liebhaber und Haudrauf entwickelt, kann noch etwas Regung im Zuschauer erzeugen.


Dennoch läuft der Film eher unbefriedigend aus. In die Schlussszene könnte man mit gutem Willen noch ein wenig Tragweite hineininterpretieren, doch nach einem derartigen Gemetzel mit Zombiezugabe kann man das dem Zuschauer nicht mehr abverlangen.

Mit "Sexykiller" wird ein Spaßfilm abgeliefert, der aus Jux auch mal Filme wie "Scream" oder "Taxi Driver" zitiert und sich nicht zu schade ist, die Protagonistin auf die Frage, mit wem sie denn da rede, erklären zu lassen: "Mit der Kamera natürlich!"

Der große Wurf als unkonventioneller und über-schriller Killerkult gelingt jedoch nicht so ganz. Zu inkonsistent ist der Film in sich selbst: erst aufwühlend und hochglanz, dann verschmuddelt und merklich entschleunigt.

Freunde spanischer Filme ohne Tiefgang, aber mit viel Pop und Blut werden dennoch bestens bedient.


Zur DVD: Dank des Wendecovers lässt sich der FSK-18-Hinweis elegant in die Innenseite der Hülle verbannen. An zusätzlichem Material bringt der Silberling zwei Trailer zum Hauptfilm, sowie eine ganze Reihe von Trailern anderer Filme. Ansonsten findet sich noch ein "Making of", welches von der Grundidee bis zur Umsetzung des Films sehr viele Hintergründe erklärt und auch Darsteller, Regisseur und viele weitere Beteiligte hinter der Kamera persönlich zu Wort kommen lässt.


Wertung: 6 von 10 Punkten

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