Als ich Kind war, gab es den 'Blauen Engel' im Fernsehen. Samstag 20:15 in der ARD zur besten Sendezeit. Das waren noch Zeiten. Aber das nur nebenbei. Meine Eltern waren strikt dagegen, dass ich diesen Film mit schauen durfte, weil er so 'verrucht' sei und die Dietrich übrigens eine 'Deutschenhasserin' sei. Sie drückten es damals noch anders aus. Damals war Anfang der 70iger. Der Effekt war natürlich, dass mich die Person 'Dietrich' nun ganz besonders interessierte und ich den 'Blauen Engel' dringend mal sehen wollte. Gut, das dauerte dann noch ein Weilchen, aber die Dietrich hat mich seit dem verunglückten TV-Erlebnis nie mehr losgelassen.
Für mich ist sie weiterhin die Inkarnation des Stars, des Glamours, des alten Hollywood. Aber auch eine der Ikonen des XX. Jhrdts. Die Dietrich war so viel. Diese unglaubliche Schönheit (z.B. 'Shanghai Express'), die Wanderin zwischen den sexuellen Welten ('Morocco'), die Komödiantin (Destry Rides Again'), die Chansonsängerin ('A Foreign Affair'), die Charakterdarstellerin ('Judgement at Nuremberg'). Sie war einerseits immer anders und andererseits das, was Hollywood verlangte, nämlich immer sie selbst und gleichzeitig das Bild, das die Studiowelt aus ihr machte.
Und sie war natürlich auch das, was Georgette Dee mal den 'preußischen Felsen, an dem so viele Männer zerschellten' nannte. Sie war eben auch im Privaten eine ganz eigenständige, selbstbewusste Frau, die sich nahm, was sie wollte, die tat, was sie wollte, die lebte, wie sie wollte. Sicherlich nicht zu 100%, aber bestimmt gezielter, bewusster als die meisten anderen Stars.
Vor Aachen in der Endphase des II. WK. quasi an der Front im Dreck zu liegen und das freiwillig sagt ganz viel über diese Frau und ihre Ethik aus.
Ich liebe die Dietrich, ich liebe sie in ihren Filmen, ich liebe sie als Sängerin, ich bewundere sie als Mensch. Obwohl es gerade auch da wahrlich Schattenseiten gibt.