Beiträge von Erich

    Klar kann man das.


    Also ich erinnere mich, dass meine Mutter vor allem ganz entschieden gegen sie war, weil sie gegen Deutschland während des Krieges aktiv wurde und weil sie und das ist jetzt wirklich eine rein persönliche Erinnerung, weil sie, laut meinen Eltern, die deutsche Fahne beschmutzt hätte, weil sie darauf getreten wäre.

    So habe ich das als Kind jedenfalls vernommen bzw. mir bildlich vorgestellt. Sicherlich haben meine Eltern etwas anderes gemeint, aber in meinem kindlichen Gemüt kam das so an.

    Zur Ehrenrettung meiner Eltern muss ich allerdings auch sagen, dass sie später alle Ereignisse im Zusammenhang mit dem II. WK ganz anders gesehen haben. Hinsichtlich der Dietrich ist das quasi eine Momentaufnahme aus den frühen 70igern.

    Als ich Kind war, gab es den 'Blauen Engel' im Fernsehen. Samstag 20:15 in der ARD zur besten Sendezeit. Das waren noch Zeiten. Aber das nur nebenbei. Meine Eltern waren strikt dagegen, dass ich diesen Film mit schauen durfte, weil er so 'verrucht' sei und die Dietrich übrigens eine 'Deutschenhasserin' sei. Sie drückten es damals noch anders aus. Damals war Anfang der 70iger. Der Effekt war natürlich, dass mich die Person 'Dietrich' nun ganz besonders interessierte und ich den 'Blauen Engel' dringend mal sehen wollte. Gut, das dauerte dann noch ein Weilchen, aber die Dietrich hat mich seit dem verunglückten TV-Erlebnis nie mehr losgelassen.


    Für mich ist sie weiterhin die Inkarnation des Stars, des Glamours, des alten Hollywood. Aber auch eine der Ikonen des XX. Jhrdts. Die Dietrich war so viel. Diese unglaubliche Schönheit (z.B. 'Shanghai Express'), die Wanderin zwischen den sexuellen Welten ('Morocco'), die Komödiantin (Destry Rides Again'), die Chansonsängerin ('A Foreign Affair'), die Charakterdarstellerin ('Judgement at Nuremberg'). Sie war einerseits immer anders und andererseits das, was Hollywood verlangte, nämlich immer sie selbst und gleichzeitig das Bild, das die Studiowelt aus ihr machte.


    Und sie war natürlich auch das, was Georgette Dee mal den 'preußischen Felsen, an dem so viele Männer zerschellten' nannte. Sie war eben auch im Privaten eine ganz eigenständige, selbstbewusste Frau, die sich nahm, was sie wollte, die tat, was sie wollte, die lebte, wie sie wollte. Sicherlich nicht zu 100%, aber bestimmt gezielter, bewusster als die meisten anderen Stars.


    Vor Aachen in der Endphase des II. WK. quasi an der Front im Dreck zu liegen und das freiwillig sagt ganz viel über diese Frau und ihre Ethik aus.


    Ich liebe die Dietrich, ich liebe sie in ihren Filmen, ich liebe sie als Sängerin, ich bewundere sie als Mensch. Obwohl es gerade auch da wahrlich Schattenseiten gibt.

    Wahrscheinlich wärs Peter C leichter gefallen wenn Du z.B. geschrieben hättest "Meiner Meinung nach geht es nicht um 'Gutmenschen" statt "Es geht nicht um 'Gutmenschen". Aber das mit der Meinung kann man sich ja denken.

    :thumbup: Ich werde mich künftig bemühen. ;)

    Dank euch beiden, Vogel Specht und Quax, für euer Statement.


    Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, was ich nun so Fürchterliches geschrieben hätte, dass Peter C so reagiert.

    Weiter oben bereits erklärt.

    Der Worte sind genug gewechselt.

    Habe eine Allergie gegen Schulmeisterhabitus ...

    Oben steht nur 'Effekthascherei'. Das hätte ich gerne genauer geklärt. Wenn du eine andere Meinung sofort als 'Schulmeisterhabitus' abkanzelst, tut es mir leid. Ich dachte eigentlich, es ginge hier um einen Austausch von Meinungen.

    Es stört mich wenn einer jetzt schon in zwei Threads innerhalb weniger Minuten meint anderen mitteilen zu müssen worum es geht und worum nicht.


    Sorry, wenn ich mit meiner Meinung deine nicht treffe.

    Es geht nicht um 'Gutmenschen', die sich gut verkaufen können. Es geht um Genie und Charakter. Diesem BBC-Menschen würde ich Genie mal nicht unterstellen.

    Nein, es geht auch um die Frage, inwieweit Kunst akzeptabel ist, wenn sie sich in den Dienst von Verbrechern stellt. Und es geht darum, inwieweit jemand auch einmal Schuld zugestehen müsste, wenn es nicht mehr gefährlich ist, das zu tun. Und es geht letztens Endes auch um Gewissen und um die Frage, ob ich alles tun darf im Namen der Kunst.

    Natürlich sind Hitchcock-Filme nicht immer logisch. Darum geht es aber auch nicht. Es geht darum, eine bestimmte Geschichte möglichst wirkungsvoll, spannend und überzeugend im filmischen Sinne an den Zuschauer zu bringen. Und genau da ist Hitchcock unerreicht.


    Seine besten Filme sind eigentlich immer halbe Stummfilme, weil er den Dialog nicht brauchte. Hitchcock konnte alles mit filmischen Mitteln ausdrücken oder hätte es gekonnt, ohne Zwischentitel. Er hat auch eine Art und Weise die Filmsprache erweitert und auf den szenischen Punkt gebracht und gleichzeitig damit ein Massenpublikum angesprochen, wie vielleicht kein anderer Regisseur sonst. Hitchcock hat es geschafft, Kunst und Kommerz zu vereinen und das wirklich mit Film, nicht mit sprechenden Bildern.

    Ach, die Irm. Man lernt sie ja wirklich lieben, wenn man sich durch all die Fassbinders schaut. Natürlich war sie in den letzten Jahren weit mehr, aber ohne ihre fast pathologische Bindung an Fassbinder wäre sie nie das geworden, was dann aus ihr wurde.


    Natürlich hat sie Fassbinder nur in einem eng begrenzten Rahmen eingesetzt, hat sie auch ziemlich gequält (und sie hat sich quälen lassen - interessante sado-masochistische Beziehung, die die beiden miteinander hatten), aber die Rollen, die sie bei ihm gespielt hat, hat sie auch grandios ausgefüllt. Wenn ich alleine an ihre ständig plappernde Rolle in 'Warum läüft Herr R. Amok' denke!!!!

    Ich habe die Dokumentation (noch) nicht gesehen, aber alleine der Titel ist doch ziemlich blauäugig. Ein wirklicher Künstler ist immer visionär und skrupellos waren sicher die meisten von ihnen auch.


    Mit Sicherheit war die Riefenstahl eine äußerst ehrgeizige Frau ((und äußerst ehrgeizig ist sicherlich noch harmlos) und natürlich ist hat sie sich aufgrund dieses Ehrgeizes mit allen Mächtigen eingelassen, die gerade zur Verfügung standen. Wobei ich glaube, hätte sie in der Zeit in der UdSSR gelebt, hätte sie an der Seite von Stalin genauso eine Karriere gemacht. Ich glaube nicht, dass sie eine Nationalsozialistin im engeren Sinne war. Sie benutzte nur alles und jeden, der ihr und ihrer Kunst von Nutzen war. Was sie als Person nur wahrlich nicht sympathisch macht. Dazu kommt, dass sie nach 1945 nie auch nur die geringste Einsicht in ihr eigenes Tun gezeigt hat. Von daher als Person, als Mensch für mich inakzeptabel.


    Als Künstlerin allerdings an der Grenze zum Genie. Mindestens! Wie sie die Möglichkeiten des Films im Bereich des Dokumentarischen erweitert hat, ist schlichtweg einzigartig. Man nehme nur diesen perfiden 'Triumph des Willens'. Wie sie dieses 'Happening' von gruseligen Gestalten und Reden mediokrer Parteibonzen filmisch aufpeppt, ist genial. Nur dann zu erzählen, sie hätte halt nur den Parteitag gefilmt, ist schon ziemlich dreist. Natürlich feiert sie die Nazis, dafür war sie ja auch engagiert. Und natürlich hat sie den Auftrag angenommen, weil sie einfach eine ehrgeizige... war. Und natürlich hat sie das mehr als Beste daraus gemacht, weil sie eine große Künstlerin war. Leider eine Künstlerin ohne Gewissen.


    Riefenstahl war sicherlich immer von der Ästhetik des menschlichen Körpers fasziniert. Besonders deutlich wird das in ihren Olympia-Filmen, aber auch in den späten Fotografien der Nubas. Ihr Problem war nur, dass ihre Ästhetik eine rein äußerliche war. Der Mensch, das Individuum scheint da nirgendwo durch. Zur 'Seele' ist sie nie vorgedrungen.


    Trotzdem ist sie als Visionärin des Kinos eine der ganz Großen. Nur leider entsprechen sich Genie und Charakter leider selten und Riefenstahl ist ein wunderbares Beispiel für diese These.

    Erwin Biswanger passt irgendwie in diese Rubrik. Seine bekanntesten Rollen sind einerseits der Giselher in den beiden Nibelungen-Filme von Fritz Lang und der Arbeiter 11811 in Metropolis. 1940 war er noch Drehbuchautor für einen Harry-Piel-Film und dann kennt man wohl nur noch sein Todesjahr, so um den 1.1.1970 herum.

    Heute habe ich mir mal wieder 'Metropolis' gegönnt.


    Der Film ist schon monströs. Hemmungslos in jeder Hinsicht. So wie Fritz Lang wohl auch war.


    Visuell, filmisch, technisch ein absolutes Meisterwerk und vielleicht die Summe des Stummfilms überhaupt. Wie Lang hier auf der Klaviatur des Möglichen spielt und wie er die Grenzen, wenn sie ihm nicht passten, kühn und rücksichtslos überschritt, das ist absolut genial.


    Andererseits gibt es natürlich diesen Ideologie- und Ideen-Mix aus Kommunismus, Nationalsozialismus, Mysterienspiel, christlicher Religion, Faust und Frankenstein. Das ist schon anstrengend, oftmals sehr trivial und auf der politischen Ebene auch bedenklich.


    Trotzdem bleibt er ein Meilenstein der Filmgeschichte, weil er einfach die Grenzen des Kinos in einer Weise gesprengt hat, wie es vorher vielleicht nur 'Birth of a Nation' gemacht hat.

    Ein Film, den ich als er rauskam sogar im Kino gesehen habe, natürlich wegen Marlene. ^^


    Aber eigentlich hat er mich damals schon nicht angesprochen. Nun habe ich schon jahrelang die DVD bei mir liegen und habe bislang immer einen großen Bogen darum gemacht. Aber vielleicht sollte ich ihn doch irgendwann mal in den Player schieben. Mal sehen, wie er heute auf mich wirkt.

    Oh, bei Noel Coward rennst du bei mir wirklich alle offenen Türen ein. ^^


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    Ich erinnere mich noch an einen Corti-Film über Marcel Proust. Aber alles andere von ihm ist leider in den Tiefen meines Gedächtnisses verschwunden. :) Vielleicht habe ich den Film gesehen und wusste halt nicht, dass er von Corti ist.

    Ich finde, der Film hat eigentlich sehr viel gemeinsam mit "Tod in Venedig". Die Stimmung ist zumindest ziemlich ähnlich, oder?

    Das ist jetzt wirklich mal 'ne interessante Verbindung, auf die ich bislang überhaupt nicht gekommen bin. 'Tod in Venedig' war für mich immer, neben vielen anderen Aspekten, eher ein 'Endzeitspiel', eine Elegie des Verschwindens, während 'Zimmer mit Aussicht' ja eigentlich nach Vorne blickt. Die Zeit der Dekadenz ist ähnlich, aber die Hoffnung ist doch eine andere.

    Hast du "Die blassblaue Frauenschrift" schon gesehen bzw. was hältst du davon?

    Meinst du den Film von Corti? Den kenne ich nicht bzw. erinnere mich nicht mehr an ihn. Könnte sein, dass ich ihn damals im TV gesehen habe, glaube es aber eher nicht. Den Roman habe mich mal vor hundert Jahren gelesen und später als Hörbuch gehört. Aber das ist alles sehr verblasst.