Beiträge von sisterandi

    Danke für den Hinweis! Aber das ist doch wieder mal ein hübsches Beispiel, daß deutsche Labels ganz offensichtlich der internationalen Konkurrenz hinterherhinken. Beide Filme gibt es schon seit längerem zusammen auf einer britischen BluRay/DVD-Edition von Masters of Cinema, mit zusätzlichem Bonusmaterial, das auf den deutschen Editionen zu fehlen scheint.


    https://www.amazon.co.uk/WESTF…ma-Blu-ray/dp/B071YVP45F/


    Und wenn ich die beiden deutschen Veröffentlichungen kaufe, kostet mich das dann 48 Euro; die MoC-Variante gibt's dagegen für 20 Pfund (etwa 24 Euro)....

    Du hast Recht, Eureka war hier schneller. Wenn man aber genauer hinschaut, dann sieht man das "Kameradschaft" mit 93 min 3 min länger läuft als bei Eureka. Vielleicht ist hier das wiedergefundene Ende dabei. Die Version aus dem britischen Archiv hatte das Ende nicht. Wie dieses Interview zu Veröffentlichung im Deutschlandfunk besagt: #mce_temp_url#
    Eureka packt auch beide Filme auf eine Bluray. während die deutsche Veröffentlichung pro Film eine blu ray bringt. Vermutlich wird die Bildqualität durch die Kompression bei Eureka etwas schlechter sein. Eureka bringt dafür mehr Bonus Features als Extra's. Bei Atlas ist das Booklet umfangreicher. Ich habe mich letzten Endes für die deutsche Veröffentlichung entschieden. bei 4u2play gibts beide Blu rays schon für jeweils knapp 21 Euro.

    Ich habe mir auch die Fritz Lang Box zugelegt. Ob 2K oder 4K ist mir persönlich nicht so wichtig. Für 4K muss auch einen UHD TV haben, sonst bringt das nichts. Den hab ich zwar, aber 2K reicht mir schon völlig aus, ich muss nicht auch noch das letzte Filmkorn sehen können. Darüberhinaus sind meine Augen wohl auch nicht mehr so lange 4K tauglich ;)


    Ich es finde es aber unverständlich, warum man nicht ALLE verfügbaren Fritz Lang Stummfilme in die Box gepackt hat! Die Amis haben es vor gemancht mit der KINO Fritz Lang Box. Dort ist auch noch HARAKIRI, DIE SPINNEN, DAS WANDERNDE BILD, VIER UM DIE FRAU und sogar DIE PEST VON FLORENZ ( Drehbuch von Fritz Lang) enthalten! Alles in BluRay und 2K! #mce_temp_url#
    Einziger Wermutstropfen: Alle Zwischentitel in englisch! Deshalb habe ich mich dann doch für die deutsche Box entschieden!


    Ich hoffe, dass Eureka in UK eine Fritz Lang Box herausbringt, denn die haben für gewöhnlich die Original Zwischentitel ( also in deutsch) ....

    Hallo Conrad,
    ich denke da liegt ein Mißverständnis vor. Meine These ist, dass der Verlust der meist jüdischen Emigranten im deutschen Film bemerkbar war und ihn allmählich verändert hat. Ich habe nie eine andere These vertreten. Deine These war, dass der Verlust nicht bemerkbar war. Das wollte ich widerlegen.
    Ich dachte eigentlich, dass ich diese in meinem vorigen Post mit Fakten und Widerlegungen Deiner Annahmen gut untermauert hatte, aber das ist wohl nicht angekommen ?


    Elisabeth Bergner: Ich sehe schon eine Meinungsverschiedenheit. Ich bin der Meinung Sie war nicht zu alt mit 36. Es gab andere gleichaltrige oder ältere Schauspielerinnen, die Ihre Karrieren erfolgreich fortgesetzt haben, Sie waren nur nicht jüdisch.


    Joe May: Du scheinst sein Werk nicht zu kennen. Die von Dir angeführten Regisseure sind nicht mit ihm vergleichbar, was Erfolg und Reputation angeht. Am ehehsten viellecht Paul Leni, aber der ging früh nach Hollywood und hatte große Erfolge ( The Cat and the Canary, The man who laughs) Wer weiss was aus Ihm geworden wäre, wenn er nicht so früh verstorben wäre? Phil Jutzi drehte sich zur Nazizeit vom Sozialisten zum NSDAP Mitglied, aber an seine Erfolge "Berlin - Alexanderplatz " und "Mutter Krausens Fahrt in Glück" konnte er nicht mehr anknüpfen. Er starb unbedeutend 1946.
    Joe May war in der Lage sowohl die Kritik zu befriedegen, als auch Publilumserfolge zu produzieren. Joe Mays Film "Heimkehr" von 1928 bekam 1929 in den USA den NBR Award als bester ausländischer Film. Sein beim Publikum sehr erfolgreiches Lustspiel " Seine Majestät die Liebe" von 1931 mit vielen späteren Emigranten vor und hinter der Kamera ( Drehbuch, Musik und Kamera waren komplett von späteren Emigranten) war ein Beispiel eines Films wie er nur zur Weimarer Zeit möglich war. Hier eine aktuelle Kritik, indem der Autor auch den Unterschied zum Film des 3.Reichs beschreibt: #mce_temp_url# Der Film gefiel Wilhelm Dieterle so gut, dass er noch im selben Jahr ein Remake in Hollywood machte (Her Majesty Love)


    Komiker: Wie waren uns ja schon einig, dass keine Komödien exportiert wurden. Lubitsch's deutsche Komödien waren international unbedeutend, weil es sehr frühe low-budget Produktionen waren. Lubitsch selbst wurde aber für seinen Humor ( Lubitsch-Touch) in Hollywood zur Legende.


    Deine Aufzählung der deutschen Welterfolge beschränkt sich auf Stummfilme, die vor allem in den USA erfolgreich waren. Ich würde übrigens noch Wegeners Golem Filme dazuzählen, die beide erfolgreich in den USA liefen. Die Figur des Golem wie Wegener ihn kreirte, läuft heute noch z.B. in Simpsons Folgen. Und auch "Das Cabinet des Dr. Caligari" hatte dort einigen Erfolg und Aufsehen. Aber als internationale Erfolge werte ich auch die Erfolge der deutschen Tonfilme, bzw ihrer Sprachversionen im europäischen Ausland, Rußland und sogar Japan. Die französische Version von "Die drei von der Tankstelle" spielte z.B. 7 Millionen Francs ein "Der Kongress tanzt" 5,5 Millionen usw. DIe Quellen für die Zahlen : #mce_temp_url# Die französische Version von "Ein Freund, ein guter Freund.." ist bis heute ein populärer Chanson in Frankreich.


    Harry Piel habe ich als Beispiel gebracht, für Schauspieler, die zwar im 3.Reich weiter drehten, aber Ihren Erfolg zu Weimarer Zeit begründeten und zwar mit Hilfe vieler späterer Emigranten. Harry Piel war in ganz Europa für seine Actionfilme bekannt. Besonders auch in Rußland. Das hatte er u.a. dem Produzenten Heinrich Nebenzahl (späterer Emigrant) zu verdanken, der seine Filme durch sein Netzwerk erfolgreich in ganz Europa und Rußland verkaufte. Er profitierte also auch noch zur Zeit des 3.Reichs von der Zusammenarbeit mit eben jenen späteren Emigranten.


    Ich kenne Frank Noacks Buch zu Emil Jannings und mag es sehr. Was sagt er denn dazu ? Ist der Weggang der Emigranten für Ihn spürbar im deutschen Film?


    Zu Lilian Harvey: Wie ich schon im letzten Post geschrieben habe, war Lillian Harveys Karriere nicht auf natürliche Weise aufgrund Ihres Alters zu Ende, wie Du behauptest, sondern weil sie nicht mehr für die UFA und in Deutschland spielen wollte! Mit 33 Jahren war sie bei Ihrem letzten deutschen Film nicht zu alt. Die Söderbaum war bei "Opfergang" oder "Kolberg" gleich alt wie die Harvey 1939. Söderbaum spielte ja auch noch in den 1950er Jahren die Rollen die sie schon seit 1939 für Veit Harlan spielte. Nein, das Alter war zu dem Zeitpunkt nicht das Problem der Harvey. Sie war mit dem Regime nicht mehr einverstanden und floh regelrecht nach dem letzten Drehtag von "Frau am Steuer" aus Deutschland. Den Film wollte Sie eigentlich garnicht mehr machen, und hatte sich schon aus Deutschland zurückgezogen, erst als die UFA Ihr mit einer Konventionalstrafe von 1,5 Millionen Mark drohte kehrte Sie zurück. Sie versuchte sogar noch das Drehbuch zu ändern, was Ihr auch teilweise gestattet wurde, aber an der Endaussage des Films ( Frauen gehören hinter dem Herd bei Mann und Kind) konnte sie nichts mehr ändern. Sofort nach Drehschluß verließ sie Deutschland. In Frankreich machte sie noch zwei passable Filme in dem Rollenklischee welches sie immer bediente ( süße, unschuldige Tänzerin). Der Krieg und die anschließende Besetzung Frankreichs beendeten dann Ihre Filmkarriere, nicht Ihr Alter. Sie floh weiter in die USA, und die Nazis zogen Ihr Vermögen ein, und ihre deutsche Staastbürgeschaft wurde aberkannt. In den USA war sie aber zu unbedeutend, in Europa hätte sie ihre Karriere ohne die Nazis problemlos fortsetzen können. Nach dem Krieg war sie zu anspruchsvoll und lehnte Angebote ab, bis sie dann doch irgendwann zu alt war. Und die Pause von der Leinwand war einfach zu lang. ( siehe auch Ihre Biografie von Hans Borgelt)


    Wie gesagt, für mich ist der Wegggang der Emigranten spürbar im deutschen Film gewesen. Das spezielle Flair, die Leichtigkeit, Verschmitzheit, der jüdische Humor und die Anarchie ( ( Filme wie z.B. "Das Kabinett des Dr. Larifari", herrlich) gab es nicht mehr, war vielleicht auch nicht mehr gewollt. Das wurde nicht ersetzt. Ansonsten versuchte man natürlich den Weggang einiger Stars zu kompensieren, bzw neue aufzubauen, so z.B. Zarah Leander als Ersatz für Marlene Dietrich oder Lillian Harvey ( nach Ihrem 1.Wegggang in die USA) , oder Marika Rökk für Rosy Barsonny. Das schrieb ich ja bereits schon. Aber man kann diese Schauspielerinnen nicht miteindander vergleichen wie Dinge, jede ist anders und hat spezielle Seiten, die einem persönlich mehr oder weniger gefallen. Ich kann z.B. weder mit Marlene Dietrich noch mit Zarah Leander etwas anfangen. Dagegen mag ich Lilian Harvey oder Brigitte Helm sehr. Elisbeth Bergner z.B. war meiner Meinung nach unersetzlich. Mir fällt keine ein, die sie hätte ersetzen können. In Ihrem Stummfilm "Fräulein Else" ist sie hinreißend unschuldig und wunderschön, aber wie gesagt .. Geschmackssache!


    Ich habe nie behauptet ( wie Du behauptest), dass der Weggang "schwere Schäden" im deutschen Film hinterlassen hat. Das ist nonsense. Aber es hat etwas gefehlt, was u.a. entscheidend zum Erfolg des Weimarer Kinos beigetragen hat.


    So ich hoffe Du konntest meiner Argumentation folgen und meine These etwas nachvollziehen. Fakten und Untermauerungen habe ich hoffentlich genug geliefert ;)

    Vielen Dank Conrad, für Deine ausführliche Antwort. In einigem stimmen wir ja überein, was z.B. den schleichenden Übergang betrifft ( bis ca 1935).

    Robert Wiene hatte seit 1924 mit Orlacs Hände nichts Bedeutendes mehr auf die Reihe bekommen. Richard Oswalds letzter einigermaßen wichtiger Beitrag vor 1933 war allenfalls Der Hauptmann von Köpenick (1931). Er hat viel Massenwirksames produziert, war ein guter Handwerker, aber nicht mehr.

    Auch hier stimme ich Dir zu. Dem kann man aber engegen halten, dass diese Regisseure auch wieder zu einem späteren Zeitpunkt einen Erfolg hätten landen können. Die wenigsten lieferten großartige Filme am "laufenden Band" ab.

    Fritz Lang versuchte sich ganz offensichtlich mit Goebbels zu arrangieren. Das hat nicht funktioniert. Insofern ist die Frage, ob man ihn nicht doch zu den 'Abgelehnten' zählen sollte.

    Fritz Lang war jüdischer Abstammung. Und er duldete keine fremde Einfußnahme auf seine Filme von oben. Er konnte sich vielleicht ausmalen, wie sich die Zukunft in Deutschalnd entwickelt. Natürlich lockte auch Hollywood, mit oder ohne die Nazis. Vor Ihm hatten ja schon Lubitsch und F.W. Murnau erfolgreich über den Atlantik gewechselt, wie Du richtig bemerkst. Insofern ist diese ganze Diskussion sehr hypthetisch, worin wir ja auch wieder übereinstimmen.

    Elisabeth Bergner ging auf die 40 zu,

    Naja, Sie war 36. Damit genauso alt wie z.B. Lil Dagover oder Käthe Haack. Sogar jünger als Henny Porten. Alle 3 Schauspielerinnen konnten während des 3.Reichs noch erfolgreiche Filme machen. Henny Porten hatte man versucht kalt zu stellen, wegen der Weigerung sich von Ihrem jüdischen Ehemann zu trennen, aber anders als Rühmann und Albers stand Sie zu Ihrer Ehe, und dank Ihrer enormen Popularität konnte Sie sich sogar gegen Goebbels durchsetzen und einige wenige Filme im 3.Reich drehen.

    Joe Mays letzter halbwegs wichtiger Beitrag war 1929 Asphalt. Auch er gehört nicht zu den bedeutendsten deutschen Regisseuren, sondern war zeitweise einer der erfolgreichen Handwerker.

    Joe May hat 1930 noch "Die letzte Kompagnie" produziert, Regie führte hier zwar Kurt Bernhardt ( ein weiterer Regisseur der in Hollywood seine Karriere erfolgreich fortsetzte), aber er war der Produzent. Und 1933 folgte noch "Ein Lied für Dich" mit Jan Kiepura und Jenny Jugo. Dieser Film wurde im Dezember 1932 gedreht, aber gelangte noch nach der Machtübernahme in die Kino's, obwohl neben Joe May mit Jan Kiepura, Julius Falkenstein und vor allem den Produzenten Rabinowitsch und Pressburger viele Künstler und "Macher" jüdischer Abstammung mitwirkten. Es war jedoch einer der letzten Filme in D mit diesen Künstlern und Produztenten.

    Asta Nielsen hat den Übergang zum Tonfilm nicht geschafft.

    Asta Nielsen hatte ich als Beispiel für die international bekannten Stars des deutschen Films aufgezählt. Ihr Ruhm rührt aus der Stummfilmzeit, aber wenn man Ihren Tonfilm "Unmögliche Liebe" gesehen hat, weiß man, dass Sie ohne weiteres auch im Tonfilm Erfolg hätte haben können, aber Sie lehnte alle Angebote ab, und zog sich nach der Machtübernahme nach Dänemark zurück. Obwohl Sie Angebote der Nazis hatte, lehnte Sie ab. Das gleiche gilt auch für Brigitte Helm, die noch bis 1935 filmte, aber sich dann zurückzog. Auch hier ist es Spekulation, ob es an den Nazis lag, oder an Ihrem Desinteresse am Filmbusiness insgesamt.

    Willy Fritsch, Lilian Harvey, Harry Piel und Brigitte Helm, die du als Beispiele nennst, blieben in Deutschland und sind nicht emigriert usw.

    Ja, aber alle diese Namen wurden vor 1933 in Filmen groß die unter Mitwirkung von jüdischen Akteuren entstand. WIlly Fritsch war schon im Stummfilm ein Star, aber seinen Erfolg auch außerhalb Deutschlands hatte er Filmen wie " Die drei von der Tankstelle" und "Der Kongress tanzt" zu verdanken. Ebenso Lilian Harvey. Beide Filme wurden von jüdischen Drehbuchautoren geschrieben. Ersterer Film hatte mit Wilhelm Thiele einen Regisseur jüdischer Abstammung, die Musik stammte in beiden Fällen von Richard Heymann, Lieder die bis heute Klassiker sind. Und mit Oskar Karlweis, Felix Bressart, Kurt Gerron und Otto Wallburg standen auch vor der Kamera in beiden Filmen veritable Schauspieler mit jüdischen Hintergrund vor der Kamera. Nach 1933 konnte der deutsche Film an diese internationalen Erfolge nicht mehr anknüpfen, wenn man mal davon absieht, dass die Proganda Filme in besetzten Gebieten gespielt wurden, und solch ein Erfolg mit dem freien Markt vor 1933 nicht zu vergleichen ist.
    Harry Piel war weitgehendst ein self-made Mann, doch wurden einige seiner Filme erfolgreich von Heinrich Nebenzahl produziert, was ihm auch half international zum "europäischen Douglas Fairbanks" aufzusteigen.

    Lilian Harvey ist übrigens ein Beispiel für das, was ich damit meine, dass alles im Fluss ist. Sie wurde für ihr Rollenprofil einfach zu alt und wurde ausgemustert.

    Naja, ausgemustert ist wohl nicht richtig, bzw wurde das später von den Nazis behauptet. Richtig ist, dass Sie von den Nazis hofiert wurde und diese zunächst dankbar waren, dass Sie aus Hollywood zurückkehrte. Aber da Sie zunehmend auf Konfrontation zu den Nazis ging, indem Sie jüdische Mitarbeiter schützte stand Sie unter Gestapo Beobachtung, und emigrierte schließlich nach Frankreich, wo sie noch zwei Filme drehte, bevor Sie wieder in die USA ging, um den Nazis im besetzten Frankreich zu entgehen.

    'Was wäre gewesen, wenn...' ist reine Spekulation.

    Da stimme ich Dir zu. Es ist alles Spekulation. Natürlich ist es fragwürdig, ob Billy Wilder, Henry Koster und Otto Preminger auch in Deutschland bzw Österreich so erfolgreich gewesen wären. Das gilt selbst für Marlene Dietrich, die ja wie viele andere vor 1933 nicht aus politischen Gründen nach Hollywood gewechselt ist. Ebenso ist es fragwürdig, ob Joe May, Wilhelm Thiele, aber auch Dolly Haas, Sig Arno, Kurt Gerron, Paul Morgan, Otto Wallburg und etliche andere die in Hollywood gescheitert oder nur bescheidenen Erfolg gehabt haben, in Deutschland Ihre erfolgversprechende Karriere eher hätten fortsetzen können. Wie Fräulein G. richtig bemerkt ist es gerade für Komiker extrem schwer, den Humor in eine andere Sprache zu übertragen.


    Es ist natürlich müßig, eine Zarah Leander mit Marlene Dietrich zu vergleichen, oder eine Rosy Barsonny mit Marika Rökk. Aber man hat schon versucht, diese Lücken auszugleichen, und neue Stars aufzubauen. Für das deutsche Publikum ist dies durchaus gelungen, das gebe ich zu. Allerdings hatte das deutsche Publikum auch bald nicht mehr viele Vergleichsmöglichkeiten, denn ausländische Produktionen gab es bald in deutschen Kinos nicht mehr viele, und wenn dann nur ausgewählte, "genehme" Produktionen. International gesehen, aber war das Kino des 3.Reichs auf dem freien Markt nicht mehr so erfolgreich wie zu Weimarer Zeiten. Natürlich war es zugegebenermaßen auch leichter zur Stummfilmzeit als zur Tonfilm Zeit, international Erfolg zu haben, da die Sprachbarriere im Stummfilm wesentlich kleiner ist. Aber zumindest die französischen und englischen Sprachversionen von "Die Drei von der Tankstelle" und "Der Kongress tanzt" hatten immensen Erfolg im europäischen Ausland. Daran konnten man nicht mehr anknüpfen.


    Aber alles in allem stimmen wir ja schon in vielen Punkten überein. Die Diskussion kann ja auch nur spekulativ sein. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass es ein großer Verlust war die vielen Emigranten zu verlieren. Die vielen jüdischen Schauspieler, Drehbuchautioren und Regisseure hatten ein spezifisches Element in den Film gebracht, der das Kino meiner Meinung nach bereicherte. Meinetwegen kann man es ein speziell jüdisches Element nennen. Die Art von Humor, usw. war typisch für die Weimarer Zeit. Das fehlte bewußt im Film des 3. Reichs. Und das fehlt halt auch mir etwas in den Filmen des 3.Reichs, ohne diese Filme schlecht zu machen. Denn Sie sind handwerklich auf einem hohen Niveau, und auch die Qualitäten der vielen Stars, wie Rühmann, Albers, Jannings, George etc sind unbestritten und wurden nach 1933 ja nicht schlechter. Aber für mich fehlte etwas, was ich halt mit dem Verlust der vielen Emigranten in Verbindung bringe.
    Für viele andere fehlte halt nichts, und dass ist auch völlig in Ordnung und soll nicht kritisiert werden, ich wollte nur meine Sichtweise darlegen.

    Ich glaube, dass die Wirkung der Exilanten maßlos überschätzt wird. Sie haben de facto kaum bemerktbare Lücken im deutschen Film hinterlassen. Oder diese sind erst im Rückblick auf lange Sicht bemerkbar, wie du das am Beispiel Fritz Lang gezeigt hast. Erstens sind bei weitem nicht alle 1933 gegangen, sondern viele schon vorher und viele nachher, zweitens waren sie alle nicht pausenlos aktiv, und außerdem gibt es sowieso eine ständige Fluktuation in der Filmbranche. In meinen Beiträgen gestern habe ich ja versucht das deutlich zu machen.


    Außerdem war das Ziel vieler Filmschaffenden sowieso Hollywood. Deshalb ist auch Marlene Dietrich in die USA gegangen oder Wilhelm Dieterle. Detlef Sierck blieb in Deutschland obwohl er Nazigegner war und emigrierte erst 1937.

    Das sehe ich anders. Vielleicht auch schon deshalb, weil ich mich mehr mit dem Kino der Weimarer Republik (inkl der Stummfilme) beschäftige, als mit dem Kino des 3. Reichs. Ich stimme überein, dass es ein schleichender Prozess war, und dass 1933 nach Hitlers Ernennung noch viele sich die Konsequenzen nicht ausmalen konnten, und Hitler unterschätzten. Aber nach dem im März 1933 die NSDAP auf einmal die absolute Mehrheit verfehlte, machte die NSDAP Ernst mit einschneidenen Maßnahmen, wie dem Ermächtigungsgesetz, dem Verbot bzw Auflösung aller anderen Parteien außer der NSDAP, usw. Spätestens nach dem Tode von Reichspräsident Hindenburg 1934 und die Übernahme dieses Amtes auch durch Hitler wurde der Nationalsozialismus Alltag. Über 1500 Filmschaffende verließen Deutschland bis 1939. Das war schon eine Menge. Man darf nicht vergessen, welchen internationalen Stellenwert das Weimarer Kino vor 1933 hatte. Es war international fast auf einer Stufe mit Hollywood. Deutsche Filme liefen in allen Teilen der Welt. Stars wie Lilian Harvey, Brigitte Helm, Willy Fritsch, Harry Piel, Asta Nielsen, usw waren in Rußland oder Südamerika und selbst beim Erzfeind Frankreich ebenso bekannt und Stars wie Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks, Greta Garbo oder Mary Pickford. Wenn ich mir ausmale, wie es gewesen wäre wenn Koryphäen und Talente vor und hinter der Kamera, wie Billy Wilder, Robert Siodmak, E.A. Dupont, Fritz Lang, Max Ophüls, Walter Reisch, Henry Koster, Robert Wiene, Joe May, Richard Oswald, Erich Pommer, Otto Preminger, Fritz Kortner, Peter Lorre, Conrad Veidt, Elisabeth Bergner, Gitta Alpar, Martha Eggerth, Otto Wallburg, Kurt Gerron, usw, usw. in Deutschland geblieben wären, dann hätte das deutsche Kino Hollywood vielleicht irgendwann den Rang abgelaufen. Aber so kehrten diese internationalen Superstars des deutschen Kinos Deutschland den Rücken, und halfen dabei den Ruf und die Macht Hollywoods weiter auszubauen. Leider nicht alle der vorher genannten, denn gerade die beiden letztgenannten Otto Wallburg und Kurt Gerron wurden von den Nazis im holländischen Exil gefaßt und danach im KZ ermordet. Man bemerkt schon einen Unterschied der Filme der Weimarer Republik und der des 3.Reichs. Bis ca 1934 waren die Filme noch sehr vom Weimarer Kino beeinflußt, spätestens ab 1935 wurden die Filme anders. Ich kann es nicht im Detail sagen, was anders ist, aber die Leichtigkeit und Unbekümmertheit, manchmal auch die Naivität des Weimarer Kinos ist weg. Ob, das an dem Verlust der Exilanten liegt, oder am Zeitgeist oder an der zunehmenden Einmischung Goebbels in alle Belange der Filmproduktion ist schwer festzumachen, und am ehesten eine Mischung aus all diesen Gründen. Deshalb denke ich, dass der Verlust der Exilanten schon ein einschneidener Verlust für das deutsche Kino war. Es ging daran nicht zu Grunde, aber es wurde anders, und meiner Meinung nach nicht besser. Hollywood wurde aber besser, dadurch dass auf einmal Billy Wilder, Fritz Lang, Henry Koster, Otto Preminger usw Ihr Talent in dessen Dienst stellten.

    Was ich unverständlich finde, ist dass arte als auch die F.W. Murnau Stiftung in den Begleitmaterialien zum Film nicht korrekte, bzw falsche Angaben zum historischen Hintergrund der Film Story machen. In der vor Kolberg ausgestrahtlen Kurz Doku " Propaganda in Agfacolor", sowie auf der dazugehörigen Internetseite zum Film / https://www.arte.tv/de/videos/011443-000-A/kolberg/ ) wird behauptet, dass die Geschichte und Handlung dieses Film ein Konstrukt der Nazis ist und erfunden ist. In der Doku wird am Schluss explizit gesagt, dass der Sieg der Bevölkerung Kolbergs eine Erfindung ist.
    Das ist schlicht falsch und eine Verdrehung der historischen Tatsachen.
    Die Handlung in dem Film basiert auf dem Theaterstück "Colberg" von Paul Heyse, wie es auch auf der Internetseite erwähnt wird. Der Hintergrund dieser fiktiven Handlung basiert aber auf historisch korrekten Tatsachen. Die Stadt Kolberg wurde in den napoleonischen Befreiungskriegen 1807 von Schill und Gneisenau erfolgreich mit Hilfe der Bevölkerung gegen die französischen Belagerungstruppen verteidigt. Auch in aussichtsloser Situation lehnte Gneisenau eine Kapitulation ab. Zu Hilfe kam ihm aber nur der zu gleichen Zeit ausgehandelte Frieden von Tilsit, der den Krieg offiziell beendete. Deshalb mußten die Franzosen vor dem wahrscheinlichen Sieg schließlich abziehen. Diese Tatsache wird im Film natürlich nicht erwähnt. Aber es bleibt dabei, dass die Stadt erfolgreich verteidigt wurde. Deshalb ist die Aussage, dass die Handlung von den Nazis erfunden ist, und auch der Sieg der Bevölkerung eine Erfindung ist, nicht richtig. Hier der historisch korrekte Hintergrund: https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_Kolbergs_1807
    Ursprung dieser falschen Aussage sind wohl die Arbeitsmaterialien zum Film, die seit 1965 von der Murnau Stiftung ausgegeben werden. Dort ist die falsche Aussage enthalten, dass Kolberg nach dem Krieg von den Franzosen besetzt wurde. Das ist nicht wahr, bzw eine Falschaussage.
    Gerade in Zeiten von "Fake News" und Parteien die sich auf eine Lügenpresse populistisch einschiessen, ist dies wohl fatal, weil diese Aussagen heutzutage ganz einfach im Internet überprüft werden können, und dann entlarvt werden können. Damit rückt sich die Murnau Stiftung natürlich in ein unglaubwürdiges Bild.
    Ich habe freundlciherweise auch arte selber darauf hingewiesen, aber dort traut man sich nicht meinen Kommentar zu veröffentlichen, bzw auch nur zu antworten. Dann muss man sich nicht wundern, wenn einige Menschen auf "Lügenpresse" Hetze reinfallen...

    Theo Lingen war 1932 noch nicht so bekannt,wie zu späteren Zeiten. Soweit ich weiss hat er bis dahin in Filmen nur Nebenrollen gespielt. Seine "größte" Nebenrolle hatte er 1931 in Lang's "M-Eine Stadt sucht einen Mörder" Seine Bekanntsheitsgrad bekam er erst später an der Seite von Hans Moser oder auch Rühmann.
    Zu Truus van Alten gibt es übrigens diese liebevoll gemachte holländische Seite ( in englisch) : http://truusvanaalten.com/

    Hier ein toller Radiobeitrag zum Thema: http://www.profilerpromotion.d…r_mittags_Filmmagazin.mp3


    Kennt Ihr mehr? Da wird doch sicher viel berichtet im Moment.

    Super ! Vielen Dank ! Friedemann Beyer bringt auch ein neues Buch heraus: https://www.buch.de/shop/home/…943915150/ID75609649.html


    Und das Buch über Willy Fritsch lese ich gerade! Sehr schön geschrieben !


    Hier noch 2 ganz gute Artikel über die UFA zum 100. Jubiläum:
    https://bnn.de/nachrichten/ufa-film


    https://www.welt.de/kultur/kin…i-den-Nazis-entstand.html

    Und am 16.10. zeigt ORF 3 "Liebling der Götter" von 1930 mit Emil Jannings, sowie "Bomben auf Monte Carlo" (1931,mit Albers, Rühmann, Lorre und Anna Sten!) und "Kleider machen Leute" von 1940.
    Und am 09.10. "F.P.1 antwortet nicht" mit Hans Albers. F.P.1 läuft ja schonmal ab und zu, wurde aber länger nicht mehr gezeigt. Aber der Jannings Film ist mir noch unbekannt!

    Am 15.08. zeigt ServusTV um 08:25 ABSCHIED von 1930 ein früher Film von Robert Siodmak! Sehr zu empfehlen!!
    Und danach um 09:40 STÜTZEN DER GESELLSCHAFT von Detlef Sierk (später Douglas Sirk) mit Heinrich George !!!
    Beide Filme wurden noch nie im TV gezeigt, soweit ich weiss!
    Am 16.08 zeigt ORF2 um 13:25 MEINE TOCHTER LEBT IN WIEN von E.W. EMO mit Hans Moser

    Hallo, wollte mich nur mal kurz
    vorstellen! Ich lese schon seit geraumer Zeit hier mit, aber meist nur einige
    Hinweise in der "Demnächst im TV " Rubrik gemacht. Aber ich will mich
    mal in nächster Zeit hier öfter einbringen, da ich auch ein großer Freund des
    frühen deutschen Films bis ca 1950 bin. Besonders interessiert mich der deutsche
    Stummfilm, aber auch der frühe Tonfilm. Besonders gefallen mir Henny Porten und
    Brigitte Helm. Aber auch viele weitere Stars wie Lilian Harvey, Dolly Haas,
    Conrad Veidt, Hans Albers und Heinrich George. Es freut mich hier weitere
    Freunde des alten deutschen Films zu finden!