Beiträge von sisterandi

    Hmm, schwierig. Auf Anhieb erkenne ich keinen der Schauspieler eindeutig. Der Herr auf dem ersten Bild links könnte Wilhelm Dieterle sein. Und die Dame auf dem letzten Bild Erna Morena. Dann könnte es der Film Mutter und Kind von 1924 sein ?

    Aber es handelte sich dabei eben auch nicht wirklich um eine zeitgenössische Begleitung. Jede Harmonie musste zumindest einen dissonanten Störton enthalten, wie auch jede musikalische Phrase nicht aus dem Notenmaterial der zugrundeliegenden Tonart bestehen durfte. Natürlich, Strawinsky, Hindemith, Schulhoff und so weiter haben damals auch so komponiert. Aber diese Musik hat man sich halt für den Konzertsaal aufgehoben. Bei der Begleitung von Stummfilmen folgte man zumindest musikalisch noch der Spätromantischen Tradition.

    Nun, ich bin kein Musiker ( zumindest keiner der sich mit E-Musik auskennt). Mir persönlich hat die Begleitung von Aljoscha Zimmermann immer gefallen. Ich konnte ihn im Münchner Filmmuseum auch mal live ( zusammen mit seiner Tochter ) erleben. Ich fand seine Begleitungen durchaus passend zu den jeweiligen Filmen. Für mich muss die Musik auch nicht immer absolut original und zeitgenössisch sein. Ein moderner Soundtrack kann die Stimmung eines Films, und die Intention des Regisseurs auch sehr gut unterstreichen, denn meist geht es in den Filmen um menschliche Empfindungen und Emotionen, und diese sind zeitlos. Deshalb funktionieren auch Stummfilme sehr gut noch in heutiger Zeit, weil die Probleme und zwischenmenschlichen Beziehungen immer aktuell sind. Wenn es eine Moderne Begleitung schafft, dass herauszustellen und damit auch eine Brücke ins Heute zu schlagen, so habe ich nichts dagegen.

    Was ich allerdings schlimm finde, sind zeitgenössische Begleitungen, die den Film als Videoclip zu Ihrer Musik degradieren. Bei der es also primär um die Musik geht, und nicht um den Film. Da gibt es leider, leider etliche Beispiele, mir fallen auf Anhieb besonders der Sountrack zu "Mutter Krausens Fahrt ins Glück", wie er auf arte vor einigen Jahren lief, und als absolute Frechheit den Soundtrack zu E.A.Duponts "Variete" ein, wie er auch auf der DVD der Murnau Stiftung leider alternativlos zu hören ist!!. Diese Begleitungen zerstören die Filme und ihre Stimmungen. Das macht man den ganzen Aufwand einer originalgetreuen Restaurierung auf einen Schlag zunichte, weil diese Filme mit solcher Begleitung einfach nicht mehr funktionieren.

    Tja, "Herr von Wangenheim", das mit der Musik ist wirklich das größte Problem bei der Wiederveröffentlichung von Stummfilmen in Deutschland. Sofern die Originalpartituren noch erhalten sind, gelingt die Rekonstruktion auch wunderbar und wer zB die Musik von Gottfried Huppertz zu manchen Fritz Lang Filmen kennt, wird die Filme kaum noch mit anderer musikalischer Begleitung sehen wollen. Meistens ist die Originalmusik ja nicht mehr erhalten, oder es gab nie eine (sondern es wurde einfach irgendwas aus dem Orchesterfundus für die Begleitung herangezogen), aber ich frage mich, warum für DVD Projekte offensichtlich immer die experimentellsten der Experimentellen herangezogen werden müssen? Ich hatte mir zB mal "Das Kabinett des Dr. Calligari" auf VHS gekauft, mit irgendeiner Synthesizer Musik, nach 5 minuten hab ich den Ton abgestellt, mich ans Klavier gesetzt, einen Spiegel oben drauf gestellt, um den Film zu sehen und selbst begleitet. Oder die Musiken, die immer dieser Ajoscha Zimmermann für die Murnau-Stiftung schreibt. Es ist zum davonlaufen! Musiken dieser Art wären selbst im tiefsten Expressionismus nie für die Begleitung von Filmen herangezogen worden. Ich frage mich, warum für diese Projekte nie Musiker herangezogen werden, die sich musikwissenschaftlich mit dem damaligen Stil auskennen. In der ernsten Musik wird immer von historischer Aufführungspraxis gesprochen, aber beim Stummfilm wird in Deutschland alles unternommen, um eben den Film zu erhalten, aber durch die Musik dem Interesseirten den Genuss zu vermiesen...

    Ich stimme Dir voll und ganz zu, mit Ausnahme bei Aljoscha Zimmermann. Seine Kompositionen waren ( er ist leider schon verstorben) nicht experimentell, er hat schon auf Geige und Klavier sehr passende Begleitungen z.B. zu den Fritz Lang Filmen gespielt, wie ich finde.

    Alt-Berlin in den 1930er Jahren:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Erste Ton & Film Aufnahmen vom Alltagsleben Ender der 1920er Jahre:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Die Grapewine DVD ist auf jeden Fall Stummfilm. Nur eine Musikuntermalung mit engl. Zwischentiteln. Es gibt auch eine Version mit deutschen Zwischentiteln, die aber auch ein Stummfilm ist. Die Tonfilm Version ist anscheinend nicht erhalten. Gab es aber wohl....

    Von "Der Golem, wie er in die Welt kam" von 1920 gibt es wohl momentan 2 Restaurierungen:

    Einmal von der Murnau Stiftung, die gerade ein kürzlich in Belgien aufgefundenes Original Negativ der sogenannten A-Fassung ( für den deutschen Markt) restauriert. DIese Fassung ist jedoch nicht vollständig, dafür von sehr guter Bildqualität. Daher die Restaurierung in 4 K.

    Zusätzlich arbeitet das Filmmuseum München an der Restaurierung der B-FAssung ( für den Export), welche ziemlich vollständig ist. Zusätzlich wurde hierfür die Originlal Musik wiedergefunden und momentan aufbereitet für diese Fassung, die 10 min länger ist als die der Murnau Stiftung.


    Noch im März 2019 soll die Fassung der Murnau Stiftung auf Blu-Ray erscheinen! Die Fassung des Münchner Filmmuseums wird Ende 2019 wohl im Rahmen der Filmmuseum Edition Reihe auf DVD erscheinen. Als besonderes Schmankerl wird auf der DVD die bisher vollständigste Version des 1914er Golem Films von Paul Wegener als Bonus enthalten sein! Erst kürzlich wurde eine komplette Rolle der US Fassung dieses Films gefunden, bzw identifiziert. Sie lag im selben Regal wie die wiederentdeckte vollständige Metropolis Fassung , in einem Archiv in Buenos Aires!


    Das gibt also die volle Ladung Golem in 2019!! :evil:


    Übrigens, wer in Berlin lebt, kann sich beide Versionen noch im Januar anschauen: https://filmuniversitaet.de/en…s/events/event/detail/nn/

    Zu den frühen Tonbildern gibt es auch eine interessante Seite im filmportal: Tonbilder

    Dort kann man sich auch etliche restaurierte Tonbilder aus der Frühzeit des Films anschauen: Tonbilder Liste

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    "Der weisse Dämon " (1932 ) - einer dieser Filmleichen von Murnau , was sehr schade ist ,was hat man gegen diesen Film ???

    Tja, das ist wirklich schade, dass dieser Film nicht in restaurierter Version kommerziell verfügbar ist, oder mal im Kulturfernsehen (arte, 3SAT, etc) gezeigt wird. Hans Albers, Gerda Maurus, Peter Lorre und als Regisseur der in Auschwitz ermordete Kurt Gerron, sind eine hervorragende Besetzung. Das Thema war allerdings damals schon heikel ( Rauschgiftabhängigkeit)