Beiträge von c.n.-tonfilm

    Hat jemand das Buch "Bohn, Anna: Denkmal Film. Band 2: Kulturlexikon Filmerbe. Köln: Böhlau 2013" zur Hand und kann den kompletten Wortlaut zur "Goldenen Stadt", S. 142-146 hier wiedergeben?


    Ich habe hier file:///D:/Eigene%20Dateien/Downloads/43936-Artikeltext-141430-1-10-20180103-1.pdf noch folgendes dazu gefunden:


    „Auch das deutsche Filmerbe, hat Karsten Witte früh prophezeit, müsse irgendwann einmal angetreten werden. Er meinte damit die Zeit von 1933 bis 1945, zu deren Beginn die Einrichtung des Reichsfilmarchivs erfolgte. Dieses Archiv entwickelte sich zum Ende des Krieges (und damit seinem eigenen Ende) hin durch fortwährende „aktive Bestandserweiterung“ (I, 111), sprich: Beschlagnahmungen in besetzten Ländern, zur „größte[n] Filmsammlung der Welt“ (I, 134), zu einer weltweit „singulären[n] Erscheinung“ (I, 140). Bohn gibt Hinweise darauf, dass hier konservatorisch durchaus weitsichtiger vorgegangen wurde als im Fall späterer, sogenannter „wilde[r] Sammlungen“ (I, 175); die riesigen Bestände wurden nach 1945 verstreut; in vielen Büchern, heute in Spezialsammlungen aufbewahrt, findet sich der Stempel des RFA. Diese Bücher (und analog Filme) dokumentieren, geht man individuellen Schicksalen über eine von Bohn ins Spiel gebrachten Provenienzforschung nach, über Inhalte hinaus die allgemeine Geschichte des 20 Jahrhunderts; so finden sich neben den Exlibris sehr früher Sammlungen auch Stempel, also Existenzabdrücke der DDR. Genauso entwickeln Filme ihre eigene Lebensgeschichte – über die Suche nach einem kunsttheoretisch geprägten „Archetyp“ (II, 96) oder den „letzten Willen des Autors“ (II, 290) hinaus.

    Dies akzeptiert, ist für Bohn ein Skandalon, dass in Deutschland nach wie vor Original-Negative vernichtet werden. Grund dafür ist die leichte Entflammbarkeit von Nitrofilm, der erst seit 1950 durch Umkopierung auf Azetat abgelöst ist. Der ersten „Kassationswelle“ nach der Umstellung auf den Tonfilm erfolgte bis in die jüngste Vergangenheit die „verordnete Vernichtung“ von Originalmateralien von Klassikern wie „Metropolis“ und „Berlin - die Sinfonie der Großstadt“. Umkopieren ist keine Lösung, gehen doch auch damit Indizien der Perforation oder des Montagevorganges verloren. Bohn schlußfolgert: „Die Geschichte der Verluste durch systematische Kassation von filmischen Originalmaterialien ist bislang nicht aufgearbeitet und bleibt ein Forschungsdesiderat “ (Zitate I, 22ff). Eklatant wird dies bei Filmen, die neben ihrem historischen Wert auch ein Politikum darstellen, wie in dem von Bohn dargelegten Fall „Die Goldene Stadt“ (D 1942, Veit Harlan; vgl II, 142–146). Der deutlich ideologische Film war nach dem Krieg von der alliierten Militärzensur verboten, erhielt 1952 (mit einer Schnittauflage) die Freigabe durch die FSK, wurde gekürzt veröffentlicht und wird heute als Kauf- DVD, nicht aber in einer kritisch kommentierten Edition vertrieben. Noch 1999 hat man im Bundesarchiv 24 Rollen an originalem Bild- und Tonnegativ des Films „kassiert“, das heißt auf vorhandener Rechtsgrundlage der Vernichtung zugeführt. Nimmt man die eigenartige Farbwirkung des frühen Agfacolor aber zur Kenntnis und stellt die gut dokumentierte Verkaufsstrategie des deutschen Farbsystems in zahlreichen werbenden Publikationen der Zeit in Rechnung, wird man mit Bohn bedauern, dass dem „intrinischen Wert“ der originalen Substanz kein Überlieferungswert beigemessen wurde. Damit lässt sich die jüngst wieder aufgeflammte Diskussion um die sogenannten Vorbehaltsfilme (vgl Felix Moellers Film Verbotene Filme, D 2012) noch einmal pointieren: Käme jemand auf die Idee, Tagebücher von NS-Größen oder Skizzen prominenter NS-Künstler zu vernichten, nachdem man sie digital ‚gesichert‘ hat?“

    Hat jemand "Die goldene Stadt" auf dem Cinefest gesehen und kann etwas dazu berichten?


    Aus der folgenden Pressemitteilung geht hervor, dass die bisher bekannte Fassung auf dem Exportnegativ beruht. "Beide Originalnegative gelten heute als verschollen" - da laut Anna Bohn 1999 im Bundesarchiv Negativmaterial vorsätzlich vernichtet wurde, kann man die Formulierung in dieser Pressemitteiliung nicht mehr als "Euphemismus" durchgehen lassen sondern muss sie als faustdicke Lüge bewerten. Zu dem alternativen Schluss gibt es also keinen Ton mehr.


    https://www.murnau-stiftung.de/node/6565

    "Blacky " Fuchsbergers Talkshow war mit einer Laufzeit von 17 Jahren eine der langlebigsten im deutschen Fernsehen. Sie brachte es auf 300 Folgen und zwei Sondersendungen. Leider gibt es bisher nirgends einen vollständigen Episodenführer. Eine unvollständige Übersicht gibt es z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Heut%E2%80%99_abend


    Wer kann die Gäste der offenen Episoden ergänzen und zuordnen?


    Folge - EA


    02 - 06.05.1980

    03 - 13.05.1980

    04 - 20.05.1980

    05 - 27.05.1980

    06 - 03.06.1980

    07 - 10.06.1980

    08 - 17.06.1980

    09 - 24.06.1980

    10 - 03.06.1980

    11 - 10.06.1980

    12 - 17.06.1980

    13 - 24.06.1980

    15 - 08.07.1980

    16 - 15.07.1980

    17 - 22.07.1980

    27 - 20.01.1981

    38 - 07.04.1981

    43 - 19.05.1981

    49 - 30.06.1981

    50 - 29.09.1981

    54 - 27.10.1981

    56 - 10.11.1981

    59 - 01.12.1981

    62 - 14.01.1982

    Die Terra-Produktion Der Fall Molander wurde ab August 1944 unter der Regie von G.W. Pabst mit Paul Wegener, Werner Hinz und Irene von Meyendorff in den Barrandov-Ateliers in Prag gedreht und befand sich bei Kriegsende im Schnitt. Obwohl mehr oder weniger komplett abgedreht und von der Handlung her unverfänglich, wurde er nach 1945 nicht mehr wie manch anderer Streifen als Überläufer fertiggestellt und blieb unvollendet. Die Wikipedia vermeldet, dass das Rohmaterial sich im Národní Filmový Archiv in Prag befindet, ohne auf eine Quelle oder den Umfang des überlieferten Materials näher einzugehen.


    In dem Buch Verhinderte Meisterwerke - Gescheiterte Projekte in Literatur und Film von Andrea Bartl, Corina Erk, Martin Kraus (Hg.), Brill/Fink 2019 gibt es einen Aufsatz über den Film:

    Bei Kriegsende unvollendet - Der Fall Molander von Georg Wilhelm Pabst von Mona Harring (Seiten 229–245)


    Hat jemand Zugang zu dem Aufsatz und findet sich dort Erhellendes über Art und Umfang des im Národní Filmový Archiv erhaltenen Filmmaterials?


    Gab es jemals Ansätze und Bestrebungen durch die Murnau-Stiftung, den Film zu repatriieren?

    Der Film hat in der restaurierten Fassung einen komplett anderen Vorspann als bisher bekannt, den ich vorher noch nie gesehen habe. Viel aufwendiger gestaltet mit Karikaturen und Animationen. Ich muss ehrlich zugeben dass mir nicht bewusst war, dass die bisher im Fernsehen gezeigte Fassung nicht der Originalvorspann war. Die TV-Erstausstrahlung fand am 13.04.1969 im ZDF statt und ich kann jetzt nur vermuten, der falsche Vorspann wurde dafür seinerzeit angefertigt. Aber warum? Von der Laufzeit her sind beide Versionen etwa gleich lang und auch sonst gibt es keinen vernünftigen Grund, warum man so etwas machen sollte.

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    Das amerikanische Stummfilm-Serial "The Green Archer" aus dem Jahr 1925 von Spencer Gordon Bennet, produziert von Pathé Exchange, hatte im Original eine Laufzeit von rund 200 Minuten in 10 Folgen zu je 20 Minuten. In Deutschland lief es 1927 als einteiliger Spielfilm-Zusammenschnitt unter dem etwas launigen Titel "Der Polizeispitzel von Chicago". Die Handlung wurde in dieser Verfilmung von England nach Amerika verlegt. Die Idee, dass der neureiche Abel Bellamy sein Schloß Stein für Stein hatte abtragen und in den USA wieder aufbauen lassen, liest sich ein wenig, als hätte sie für René Clairs berühmte britische Filmkomödie "The Ghost Goes West" von 1935 Pate gestanden.


    Bislang galt die Produktion bis auf Nitrokopien der Folgen 3, 4 und 5 im UCLA Film und Television Archive als verschollen. Doch nun sieht es so aus, als ob hier das letzte Wort noch nicht gesprochen wäre. The Serial Squadron, ein kleines amerikanisches Label, das sich auf alte Serials spezialisiert hat, schreibt nun im Rahmen einer indiegogo-Kampagne:


    "We’d also like to follow up on some very special projects this year, including the long-unseen serials THE EVIL EYE (1920), and THE GREEN ARCHER (1925) (...). (...) Contrary to any other reports, THE GREEN ARCHER does exist virtually complete, and could be fully restored by combining footage held in 2 archives. One of which has agreed to do a transfer of the majority of the serial from the original nitrate — for $10,000. (...) THE GREEN ARCHER is definitely possible as permission to create a transfer of the majority of the serial has been agreed upon. Whatever funds come in from this pledge drive over the listed amounts will be applied to acquisitions of print loans or transfers or other work on whatever content can be arranged for of such titles or other similar unseen or desirable serial content accessible from archives or private collections.


    (...)


    THE GREEN ARCHER

    WALTER MILLER, ALLENE RAY

    $12,000 Transfer from 35mm negatives at 2 locations

    (Pathé, 10 Chapters) D: Spencer Bennet

    A daunting masked archer dressed in green and a criminal mastermind lurk in mysterious Bellamy Castle. Adapted from an Edgar Wallace novel."


    https://www.indiegogo.com/proj…ons-cliffhanger-channel#/

    http://www.serialsquadron.com/…e-2/about/35mm/index.html



    Und es mutet schon wie ein Witz an, dass von einem Stummfilm, von dem seit fast 100 Jahren kein bewegtes Bild mehr gesichtet wurde, es sich beim Einzigen, das ad hoc greifbar ist, um eine Tonaufnahme handelt. Eine Werbeplatte von Pathé Exchange auf der die Hauptdarsteller Allene Ray und Walter Miller zu hören sind: https://www.youtube.com/watch?v=tGlbNUQSY_s


    Allene Ray und Walter Miller spielten für Pathé Exchange unter Bennets Regie 1928 übrigens erneut die Hauptrollen in der ebenfalls 10-teiligen Edgar-Wallace-Adaption "The Terrible People" ("Die Bande des Schreckens") die als komplett verschollen gilt und in Deutschland und Österreich seinerzeit nicht in den Kinos lief.

    Der 1954 von Carl Heinz Schroth inszenierte Film mit Georg Thomalla, Fita Benkhoff, Harry Meyen, Ernst Waldow und Ruth Stephander, der die kürzlich verstorbene Renate Holm einem breiteren Publikum bekannt machte, wurde am 01.05.1990 und 09.06.1991 auf RTL+ sowie am 22. und 23.05.1993 auf RTL 2 zuletzt ausgestrahlt.


    Hat jemand Aufnahmen des Films bzw weiss jemand, ob der Film damals mit Vorspann gesendet wurde oder evtl. ganz ohne Vorspann?


    Ich habe hier eine Aufnahme, bei der der Vorspann fehlt und kann nicht sicher ersehen, ob da zu nur spät eingeschaltet oder ohne Vorspann gesendet wurde. Ich habe die Ausstrahlungen damals gesehen und meine mich jetzt ganz düster zu erinnern, irritiert gewesen zu sein, weil kein Vorspann kam. Aber das ist einfach zu lange her und ich bin mir da sehr unsicher.


    Hier gibt es ab 2'32 einen Bericht über die Dreharbeiten zu "Fräulein vom Amt" bei der Real-Film in Hamburg


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    Von den Filmanfängen ist dort bisher noch nichts zu sehen. Filtert man "Filmanfänge" nach FWM kommen gerade mal 18 Stück. Ist das Zufall oder eher so zu verstehen, dass die Pressemeldung gerade mal eine Null zuviel enthält also 180 statt 18?

    https://www.filmportal.de/vide…ce_target_id%5B439%5D=439


    Dafür scheint bei filmportal inzwischen mehr als die Hälfte aller Daten verloren gegangen zu sein. Es fehlen plötzlich überall Credits und z.T. ganze Filme, hier z.B. was von "Münchhausen" übrig geblieben ist:

    https://www.filmportal.de/film…ac9804d95a321338fab25323b


    Weiß jemand was da los ist?

    Es dürfte sich hierbei um die Exportfassung handeln


    Nein, das hat damit nichts zu tun. Für die Wiederaufführungen nach dem Krieg war es Usus, alle Verweise auf die verstaatlichten Filmfirmen der NS-Zeit zu tilgen. Ufa, Terra, Tobis usw. wurde überall genauso konsequent herausgenommen, wie NS-Symbole oder unliebsame Inhalte, da war das Vorgehen in BRD wie DDR identisch. Die in den 70er und 80er Jahre erstellten Fernsehfassungen beruhen nahezu immer auf Wiederaufführungsmaterial. Damals hatte niemand ein Bewusstein oder gar Interesse daran, die Veränderungen und Schnitte aus der Nachkriegszeit wieder rückgängig zu machen. Man muss davon ausgehen, dass die wenigsten Filme in ihren heutigen Fassungen wirklich die kompletten Längen aufweisen. Erst seit jüngster Zeit, wenn Filme mit einem gewissen Aufwand restauriert werden, ist man jetzt bemüht, auch die Titel wieder zu vervollständigen. Dies ist jedoch nicht immer der Fall, so fehlen z.B. auch auf der Blu-Ray von "Hallo, Janine!" nach wie vor die Signets der Filmfirma.


    Ich habe den Film noch nicht komplett gesehen; rein rechnerisch müsste zwischendrin auch noch irgendwo eine Kleinigkeit länger sein.

    Der Zufallsfund in der Filmzeitschrift hat mich veranlasst, mir den Film nun nochmals in voller Länge anzusehen - das hätte ich schon vor Verfassen des Beitrags tun sollen. Das ist eindeutig die Synchronfassung von 1939. Rudolf Vogel ist auf Raymond Aimos zu hören. Warum die ursprünglichen Urheber der deutschen Fassung 1955 verschwiegen wurden? Vielleicht hat es ganz profane Gründe wie ein findiger Kopf, der die alte Fassung dem Verleih als eigene Neuanfertigung teuer verkauft hat o.ä...


    Die deutsche Fassung hat tatsächlich teilweise eine andere Musik als die französische Fassung; auch bei Szenen mit Dialog. Dass die Musik nachträglich eingefügt wurde, erscheint mir jedoch nicht stimmig. Kurt Graunkes Lebensstationen vor dem Krieg sind nicht sonderlich ausführlich dokumentiert. 1938 soll er in Berlin gewesen sein, völlig unmöglich wäre eine Mitwirkung an der Erstellung der deutschen Fassung 1939 bei der Bavaria in München zumindest nicht.


    Offensichtlich ist, dass auch die französische Fassung nach dem Krieg manipuliert wurde. Die mir vorliegende französische Kopie trägt eine neu eingefügte Freigabe vom 14.03.1952 im Vorspann. Sie entspricht inhaltlich nicht zu 100% aber weitgehend der deutschen Kopie. Die französische Fassung war 1938 20 Minuten länger; dass dies auch für die deutsche Fassung von 1939 gilt, ist denkbar.


    Clemens Brendels Beitrag zur überlieferten deutschen Fassung dürfte also in der Tat wortwörtlich zu nehmen sein als "Bearbeitung der deutschen Fassung" von 1939 in Form von Kürzungen bzw ggf. direkte Angleichung an die französische Nachkriegsfassung. Offensichtlich neu nachsynchronisierte Stellen sind mir nicht aufgefallen.

    Die deutsche Distributionsgeschichte des französischen Films "Alerte en Méditerranée" aus dem Jahr 1938 von Léo Joannon mit Pierre Fresnay und dem Österreicher Rolf Wanka in einer Hauptrolle gibt einige Rätsel auf. Der dichte und spannungsgeladene Film erzählt, wie ein französischer, britischer und deutscher Kapitän durch gemeinsamen beherzten Einsatz eine Katastrophe verhindern, die durch ein von Piraten gekaptertes Schiff, das Giftgas transportiert, hervorgerufen zu werden droht. In Frankreich errang der Film Platz fünf der kassenstärksten Filme des Jahres 1938 und für Deutschland war ein Kinostart zunächst für den 27.06.1939 unter dem Titel "Alarm am Mittelmeer" (auch "Alarm im Mittelmeer") vorgesehen, der dann jedoch verschoben wurde.


    Die Zeitschrift "Die Bühne" berichtete aber noch in Heft 18 vom 25.08.1939:


    https://anno.onb.ac.at/cgi-con…LM533T00SYEHOMUYY0EDDQZQ5


    Es heute ist unklar, ob diese Synchronbearbeitung lediglich disponiert war oder damals tatsächlich noch durchgeführt wurde. Fakt ist, dass der Film kurze Zeit später verboten wurde und im NS-Deutschland keine Aufführung mehr erlebte. Das für die Zeit ungewöhnliche völkerverständigende Element, dass ein Franzose, ein Brite und ein Deutscher alle persönlichen Ressentiments beiseite schieben um die Gefahrensituation gemeinsam zu meistern, passte nicht in die Stimmung zum Beginn des 2. Weltkriegs im September 1939.


    So erlebte der Film erst mit 16 Jahren Verspätung, am 08.04.1955 unter dem Titel "Die grosse Entscheidung" seine deutsche Erstaufführung im Verleih der kleinen Lifa-Filmgesellschaft GmbH, München. Diese gab sehr bald ihre Geschäftstätigkeit auf und der Verleihbestand der Lifa wurde 1956 von der Herald Film Verleih- und Vertriebs GmbH, Düsseldorf übernommen. Dem Label Magic Picture ist es zu verdanken, dass der Film mittels einer der wenigen deutschen Kopien, die Zeit überdauert haben dürften, in ansprechender Qualität eine DVD-Veröffentlichung gefunden hat: https://www.jpc.de/jpcng/movie…Entscheidung/hnum/2935586


    Der Vorspann von 1955 enthält folgende Angaben:





    Mit dem zweiten Komponisten, der an der französischen Fassung nicht beteiligt war, ist der tschechisch-amerikanische Komponist Václav Nelhýbel gemeint https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%A1clav_Nelh%C3%BDbel


    Die Identifizierung der deutschen Besetzung bereitet einiges Kopfzerbrechen. Beachtlich ist, dass Rolf Wanka sich in beiden Fassungen - so es sie denn gab - selbst synchronisiert hat und 1955 auch seinen persönlichen Bezug zum Film bei der deutschen Erstaufführung und Synchronisation mit einbrachte.


    Man stolpert dann allerdings auch regelrecht über die Formulierung im Vorspann "Bearbeitung der deutschen Fassung". Das ließe sich durchaus auch so verstehen, als ob der Film 1939 doch bereits fertig synchronisiert worden wäre und man 1955 einer Kopie habhaft geworden wäre, die dann entsprechend den geänderten Erfordernissen der Zeit bearbeitet wurde. Völlig ausschließen, dass die vorhandene Fassung zumindest teilweise auch Material von 1939 enthält, kann und möchte ich nicht, auch wenn es eher unwahrscheinlich sein dürfte.


    Hinsichtich der Laufzeit sind unterschiedliche Längen dokumentiert:

    Deutsche Länge (28.06.1955): 2461 Meter = 89’57 (24 B/S) bzw 86’21 (25 B/S)

    Erhaltene 35mm Filmkopie: 2397 Meter = 87’37 (24 B/S) bzw 84’06 (25 B/S)

    Franz. Länge (07.09.1938): 3000 Meter = 109’39 (24 B/S) bzw 105’16 (25 B/S)

    Franz. Länge (VHS 1991): 2408 Meter = 88’02 (24 B/S) bzw 84’28 (25 B/S)


    Rätsel über Rätsel...

    Im ORF (ORFIII) wurden ab 04. 03. ein paar Rühmann-Filme gezeigt, darunter "Fünf Millionen suchen einen Erben".


    https://tv.orf.at/program/orf3…nn-120-geburtstag100.html


    Obwohl es ein Kirch/Beta-Titel ist, hat das DFF Frankfurt "5 Millionen suchen einen Erben" bereits 2015 digitalisiert. ORF III hat scheinbar zum ersten Mal diese Fassung ausgestrahlt. Sie enthält zum einen wieder die bisher geschnittenen Firmensignets im Vorspann, wodurch nun auch die schlampigen Sprünge in der Musik entfallen. Zudem enthält die Fassung einen verlängerten Schluss. Nach den Endetitel treten die beiden Zwillingsbrüder quasi vor den Kinovorhang und verbeugen sich. Leider wurde bei dem Film nicht mit Split-Screen sondern mit fast unerträglich schlechten Rückpros gearbeitet, wie in kaum in einem anderen Doppelrollen-Film. So verpufft die Wirkung dieses an sich hübschen Schlussgags genauso, wie die Wirkung der Dopplegänger-Szenen im Film. Trotzdem interessant, das einmal zu sehen. Die neue Fassung ist insgesamt 2'18 Minuten länger als das Kirch-Master. Die Bildqualität ist allerdings kaum besser als die alte Kirch-MAZ und schaut aus wie von mehrfach gedoubelten Vorlagen oder gar 16mm.


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    Caspar Harlan - der jüngste Sohn von Veit Harlan und Kristina Söderbaum - hat mir mitgeteilt, dass er es nicht mit Sicherheit bestimmen kann, nach mehrmaligem Hören aber davon ausgeht, dass seine Mutter hier nicht selbst singt.


    Ich möchte mich dieser Einschätzung anschließen. Der Film wurde bei der Bavaria in München bearbeitet und ich denke, dass man für die Gesangsaufnahme eine Opern- oder Operettensängerin ins Studio geholt hat, die damals in München aktiv war.

    Womit sich die nächste Frage stellt, die damit gar nicht mehr so sehr fern liegt: doubelte dann vielleicht gar Fritz Moritz Harlans Frau Ingeborg de Freitas den Gesang von Kristina Söderbaum? Von ihr habe ich leider auch keine Gesangsaufnahme finden können.


    Ich habe über die Galerie Kubrick / Childwickbury House an Christiane Kubrick und Jan Harlan - die Kinder von Fritz Moritz Harlan und Ingeborg de Freitas - unter Verweis auf den Filmausschnitt angefragt, ob der Gesang von Kristina Söderbaum von Ingeborg de Freitas synchronisiert sein könnte. Sie liessen ausrichten, dass hier definitiv nicht ihre Mutter zu hören ist.

    Bertrand Tavernier drehte bereits 2002 den Kinofilm "Laissez-passer" https://en.wikipedia.org/wiki/Safe_Conduct + https://fr.wikipedia.org/wiki/Laissez-passer Der Film erzählt die Geschichte der Pariser Produktionsfirma Continental Films https://fr.wikipedia.org/wiki/Continental-Films die zwischen 1941 und 1944 im besetzten Paris unter der Ägide des ehemaligen deutschen UFA-Produktionschefs Alfred Greven https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Greven 30 Spielfilme produzierte, von denen in den Jahren 1942 und 1943 mindestens 12 deutsch synchronisiert wurden und in unsere Kinos kamen. Der Film wurde in Deutschland bisher nur am 08.02.2002 im Rahmen der Berlinale im OmU gezeigt, obwohl die BRD als co-produzierendes Land an dem Film beteiligt war und von deutscher Seite Christian Berkel und Götz Burger mitspielen.


    https://www.berlinale.de/exter…hiv/doku_pdf/20022788.pdf


    http://www.welt.de/print-welt/…/Filmen-in-der-Nacht.html


    http://www.faz.net/aktuell/feu…des-dr-greven-147562.html


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    Mit 20 Jahren Verspätung wird dieser Spielfilm über eines der spannendsten Kapitel der deutsch-französischen Film- und Synchrongeschichte nun auch bei uns doch noch einem breiteren Publikum vorgestellt: arte zeigt den Film am 03. Januar in deutscher Erstausstrahlung und hat dafür eine deutsche Synchronfassung spendiert: https://www.arte.tv/de/videos/100872-000-A/laissez-passer/



    Im Anschluss läuft die Continental-Produktion "Die Teufelshand" (La Main du Diable) von 1943 offenbar im Original mit Untertiteln. Dieser Film gehört zu den Produktionen der Continental, die im Krieg nicht Deutsch synchronsiert wurden. Er lief aber in Deutschland am 30.03.1947 unter dem Titel "Die Teufelshand" im Verleih der Paris-Film und in Österreich am 02.07.1948 im Verleih der Wiener Union-Film als "Die Hand des Teufels" in deutscher Synchronfassung in den Kinos. Schade, hier hat arte gleich zwei Chancen vertan: zum einen, auch dem deutschen Publikum einen Film mit echter zeitgenössischer deutscher Continental-Synchronisation zu zeigen, zum anderen, "Die Teufelshand" mit der Synchronfassung von 1947 zugänglich zu machen.


    Weiterhin unverständlich, dass man hier die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lässt, den Dokumentarfilm "Tarnname Continental: Alfred Greven - ein deutscher Filmproduzent in Paris", den arte vor 25 Jahren, am 19.11.1997 zuletzt ausstrahlte, zu wiederholen: https://www.filmdienst.de/film…orum-tarnname-continental



    Doch dass der Spielfilm nach so langer Zeit jetzt doch noch bei uns gezeigt wird, freut mich. Wird man die deutschen Schauspieler zur Selbstsynchro geholt haben?