Ach, ist das schön.
Jetzt ist die "Diskussion" wieder am gleichen Punkt angelangt. Die bösen Alliierten hatten so ein totalitäres Unterdrückungssystem eingerichtet, daß für die armen deutschen "Opfer" gar keine Möglichkeit bestand, zur Besinnung zu kommen und gesellschaftliche Alternativen zu entwickeln. Und überhaupt, es gab ebenso gar keine Möglichkeit für die Altvorderen, ihre seelischen Verletzungen,, die durch die wirklich totalitären zwölf Jahre der Naziherrschaft hervorgerufen worden waren, aufzuarbeiten und sich auch eventuell vorhandener persönlicher Verantwortung für das Geschehene zu stellen, aber nicht doch.
Auch zum Verdrängen und versuchten Vergessen gab es keinerlei Alternative,wie? (Der ganze Absatz ist ironisch gemeint,damit keine Mißverständnisse entstehen)
Ihr beide (JVTR und Sebastian) macht es Euch ganz schön einfach.
Ich sage nicht, man hätte damals anders handeln müssen, aber es wäre durchaus möglich gewesen und hätte den Nachgeborenen vieles erleichtert. Nebenbei, ich gehöre einer anderen Generation an, die in den 60ern aufgewachsen ist und damit näher am Geschehen der Nazizeit als ihr. Aber ich denke, auch für Jüngere ist ein Einfühlen in die unmittelbare Nachkriegszeit durchaus möglich. Es gibt ja einige Filme wie die Trümmerfilme, die dies fördern können. Bücher gibt es auch.
Ich bin sehr (mehr als früher) für das Verstehen der damaligen Menschen, aber alles zu beschönigen und zu entschuldigen, das ist mit mir nicht zu machen.
Die Behauptung, für die ausgebliebene Entfernung von Altnazis allein den Alliierten anzulasten, finde ich ein starkes Stück. Wer hat denn die zu hohen Haftstrafen verurteilten Industriebosse nach relativ wenigen Jahren entlassen? Wer hat die Richter zum größten Teil in ihren alten Positionen belassen? Das nur als Beispiel.
Und dazu haben die Besatzungsmächte den deutschen Staat (BRD) nicht gezwungen, sondern ihm nach Staatsgründung freie Hand gelassen.
Selbstverständlich wäre es möglich gewesen, belastete Richter auszutauschen. Die alten mußten ja auch neue Gesetze (mit gewissen Ausnahmen wie den § 175) lernen.
Diese immer wieder besonders von revisionistischen Kreisen betonte Opferrolle der Deutschen trifft schon wegen ihrer Einseitigkeit nicht zu. Sie hält auch den Tatsachen nicht stand. Ich halte es fast für eine Frechheit, das eigene Volk wie unmündige Kinder anzusehen und damit im Grunde gering zu achten ("Die Dinge geschehen einfach...").
Und es ist überhaupt nicht sinnlos, sich mit verpassten Gelegenheiten zu beschäftigen. Man kann sehr viel daraus lernen und versuchen, es anders zu machen.