Beiträge von Andrew

    Allerseits ein gutes neues Jahr!


    Ein Vorgriff auf den nächsten deutschen Musiker, den ich unter "Besondere Musik aus deutschen Landen" vorstellen werde:


    ls0sAYT20Eo


    Ein Youtube-Kommentator meinte: "Sehr Deutsch - irgendwo zwischen CAN und Kraftwerk"


    Mir gefällt's sehr gut, es sind wirkliche Könner am Werk. Und trotz obengenannter Einflüsse ist das Musikstück von einer sehr eigenen Schönheit.

    @Sebastian: Du kannst die aktuelle Ausstrahlung auch im Flashformat auf Arte+7 anschauen (leider nicht mehr lange wegen der 7 Tage-Frist): http://videos.arte.tv/de/video…-verlorenen--7127998.html.


    In der Streitfrage der Identität des korpulenten Darstellers neige ich auch zu der Ansicht, es ist nicht George. Die Kopfform und das Profil des Darstellers weichen doch sehr stark von dem Georgeschen Quadratschädel ab. Ein guter Maskenbildner könnte zwar die Kopfform anders modellieren, aber warum hätte hier solch ein Aufwand getrieben werden sollen? Es handelt sich ja nicht um "Cloud Atlas".


    Noch eine Frage: Ist die Restaurierung des Arte-Films die gleiche wie die der britischen DVD-Ausgabe, "nur" unterschieden durch die digitale Bearbeitung und die Musik?

    Als erstes möchte ich ein Gitarrenduo vorstellen, dessen Musik keinerlei Patina angesetzt hat, obwohl sie in den Jahren von 1977 bis 1987 entstand: Kolbe & Illenberger
    Zu meinem großen Erstaunen und zu meiner Freude gibt es auf YouTube ein ziemlich reichhaltiges Sammelsurium von Videos und Musik dieses Duos. Hier lohnt es sich auch endlich mal, die Kommentare zu einzelnen Clips zu lesen.
    Obwohl sie beide ursprünglich aus der Gitarrenfolkszene stammen, läßt sich ihre Musik nicht in ein besonderes Schema pressen. Bis heute gibt und gab es nichts vergleichbares.


    Beispiele aus ihrem Schaffen:


    15uGswjbbjQ


    RzZLqmUv_5M


    um einiges rockiger:


    J-xtW67Xv6o


    mit Wolfgang Dauner:


    kHD5MhJfplQ


    Ich habe sie 1980 im Konzert gesehen und gehört, es war eines der besten Konzerte, die ich jemals besucht habe.


    So, nun bin ich gespannt, ob von Euch jemand diese Musik kennt.


    PS: Leider sind wohl alle CDs und LPs vergriffen und werden bei amazon zu Mondpreisen angeboten...
    Bei Wikpedia findet man nur weniges zu dieser Gruppe: http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Kolbe

    Musikalisch halte ich von den "Toten Hosen" auch bei diesem Stück nicht sehr viel, aber Freddy's Schlager auf diese Weise zu verballhornen, finde ich gut.
    Musikalisch entspricht meiner Meinung nach der Bandname exakt ihrer Qualität. Ich mochte übrigens früher auch einiges an Punk, aber nur in seiner originalen britischen Ausprägung (The Clash, Sex Pistols) und nicht den deutschen Abklatsch.


    Als "Volksverdummung" bezeichne ich die Überwiegende Flachheit und Spießigkeit des Schlagers, von dem sich die Mehrheit der der Bevölkerung bereitwillig in ihrer Heile-Welt-Sehnsucht einlullen ließ und sich damit selbst belog, denn die Realität war auch damals schon ganz und garnicht heil.


    Und von wegen, es herrschte mehr Meinungsfreiheit als heute. Für die Außenseiter (Gammler, Hippies) galt sie nämlich nur sehr eingeschränkt.


    PS:
    Das Thema des Threads ist ja eigentlich "Schlager". Ich ziehe mich demnächst auch wieder zurück, damit die Fans wieder unter sich sind. Konnte mich leider nicht zurückhalten, nach dem, was ich so las und, im Falle von Fresddy's "Wir", angehört habe.


    Die Schlager aus den Filmen der 30er und 40er Jahre haben doch noch meistens eine ganz andere (bessere) Qualität.

    8|
    Das ist das abartigste, was ich seit langem gesehen habe. Was ist denn das für ein Video?

    Dieses Mal stimme ich voll mit Dir überein (wenn auch wahrscheinlich zum Teil aus anderen Gründen).


    Es gibt eine Coverversion dieses Gruseltitels:


    FrhWPEBOivk


    Ich mag die "Toten Hosen" zwar sonst gar nicht, aber hier passen sie mal richtig gut. :thumbup:


    PS: Ehrlich gesagt kann man mich mit der übergroßen Mehrheit der erwähnten Schlagerstars sonstwohin jagen. Besonders schlimm war damals schon Heintje...
    Und Dieter Thomas Heck gefällt mir nur im "Millionenspiel".... Seine Hitparade war für mich nicht anzusehen. Das hat sich bis heute nicht geändert.
    Schlagern dieser Couleur mangelt es erstens an musikalischer Substanz und zweitens sind sie so spießig, daß sich mir die Fußnägel aufrollen...
    Quasi eine Fortsetzung der Adenauerzeit ins Musikalische ("keine Experimente", Stillstand, Erstarrung und nicht zuletzt Volksverdummung).


    Aber ich habe in den 70ern auch Rockmusik viel lieber gehört, übrigens auch Krautrock und deutsche Elektronikpioniere. Zu Krautrock sei als Beispiel nur Can, Embryo oder auch Kraan genannt, zu den Elektronikpionieren z.B. Tangerine Dream und Klaus Schulze. Aber die sind hier wahrscheinlich größtenteils leider unbekannt.

    Jetzt sind wir schon wieder weitab vom Thema geglitten. Die Weimarer Republik wäre wieder ein anderes Thema.


    Ich denke nur Sebastian, Du machst es Dir trotz versuchter Differenzierung viel zu einfach. Ich behaupte mal, daß den meisten Deutschen es ganz recht war, daß der Kaiser abgedankt hatte. Und die Weimarer Republik mag zwar unbeliebt gewesen sein, aber die Wahlbeteiligung erreichte solche Werte, von denen die Politiker heutzutage träumen dürften - trotz zeitweilig hoher Arbeitslosigkeit.


    Und die Filmkultur gewann Weltgeltung, die sie danach nie mehr in dem Maße erreichen sollte. Das ging auch an der Bevölkerungsmehrheit nicht spurlos vorüber.


    Zum eigentlichen Thema:
    Deutschland war nach Kriegsende nicht nur physisch verwüstet, sondern auch seelisch und moralisch. Die Umwertung der Werte, die auch vor den Familien nicht haltmachte (die Kinder gegen die Eltern aufhetzte), nicht nur damit das soziale Leben verseuchte, hinterließ bleibende Schädigungen. Im Grunde waren sehr viele Menschen nach Kriegsende psychisch krank. Sicher auch ein Grund, warum so wenige die Kraft zu Veränderungen aufbrachten.
    Parallele zum Gazastreifen: Nach Berichten der Tagesschau halten es dort viele Menschen nur mit dem hochdosierten Schmerzmittel "Tramal" überhaupt aus, ihr Leben trotz des erliittenen Leids zu bewältigen.



    Ich glaube vor einiger Zeit im Rahmen einer Dokumentation gehört zu haben, dass das Ermächtigungsgesetzt damit begründet wurde, dass man demokratische Hürden ("nur reden, nicht handeln") und eventuelle Putschversuche entsprechend unterbinden zu können. Vielen Leuten in der Bevölkerung hat das sicher nichts ausgemacht, soweit sie selbst besser dastanden als vor '33, außerdem kannte man solche Umstände schon aus der Tradition des 1. Reiches und den Jahrhunderten zuvor.

    Der Minderheit, die in "Schutzhaft" genommen wurde, hat dieses Gesetz eben schon etwas ausgemacht.
    Ein einigermaßen kluger Diktator wird immer "nur" eine Minderheit bluten lassen, während er die Mehrheit ruhigstellt durch äußerliche Verbesserung ihrer Lebensumstände. Doch wer mal an der Freiheit der Meinungsäußerung genippt hat, der wird sie nicht ohne Schmerzen aufgeben wollen....

    "Die Geschichte der Verlierer" sehe ich in der einseitigen Form, wie Du sie vertrittst, nicht als "unsere" Geschichte. Die Frage der Anzahl der Toten in den Rheinwiesenlagern beispielsweise ist sicher nicht dadurch zu beantworten, indem man die höchste Zahl (die ominöse Million) als Fakt annimmt. Dazu gibt es doch einige seriösere Stimmen, die zu anderen besser belegten Zahlen kommen. Dennoch sind es viel zu viele. Außerdem stimmt es einfach nicht, daß die deutsche Bevölkerung ständig in Angst vor Ermordung und Vergewaltigung leben mußte. Die meisten Vergewaltigungen durch alliierte Soldaten gab es gegen Kriegsende und direkt nach der Kapitulation.


    Freiheit brauche ich nicht zu definieren, das geht aus meinem bisherigen Geschreibsel hervor, was ich meine. Nur so viel: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein....


    Und demokratisch legitimiert für die große Umwälzung war Hitler ganz und gar nicht. In den letzten freien Wahlen zum Reichstag (November 1932) erhielt die NSDAP 33,1 % der abgegebenen Stimmen (Wahlbeteiligung 80,6 %). (Zahlen nach Wikipedia)
    Eine demokratische Legitimation für eine Alleinherrschaft sieht anders aus.
    Natürlich hat Hitler mit seinen Kumpanen Deutschland handstreichartig "besetzt". Hätte es sonst eines Ermächtigungsgesetzes u.a. bedurft?

    Ich habe übrigens durchaus den erwähnten Post gelesen, finde jedoch das Zitat aus dem Brief immer noch dämlich.


    Ich finde es auch besser, nicht einem unverrückbaren nationalistischen Weltbild (mit einer gewissen Weltfremdheit) anzuhängen, sondern eine differenzierte Betrachtung zu versuchen. Wenn das als Zerrissenheit ausgelegt wird, von mir aus. Jedoch läßt eine derartige Betrachtungsweise wesentlich mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu.


    Geradezu verzweifelt versuchen, die "Geschichte der Sieger" in eine "Geschichte der Verlierer" umzuschreiben hilft meines Erachtens überhaupt nicht weiter.
    Nur nebenbei, wie eine deutsche Besatzung aussah, mußten ja vorher einige Staaten erleiden. Wenn man so will, war ja Deutschland auch zwölf Jahre lang besetzt (einer totalitären Gewaltherrschaft unterworfen).
    Oder war es etwa ein freies Land??


    Auch unter der Besatzung durch die Siegermächte waren, wie bereits erwähnt, mehr persönliche Freiheiten zu einer eigenständigen Entwicklung gegeben. Manche haben sie auch genutzt, die Mehrheit jedoch nicht.

    @ Sebastian: Das Zitat aus dem Brief ist so unsinnig, derart konnte sich 1947 (!) nur ein ganz Verblendeter äußern.


    @ Detlef: Leider fällt Dir außer polemischen Unterstellungen nicht viel ein, aber wenn man im Besitz der wahren Einstellung ist...


    Du machst genau das, wogegen ich mich in den vorigen Posts gewandt habe - die Alliierten über einen Kamm zu scheren und zu dämonisieren. Kommt dir das nicht selber zu einseitig vor?
    Mich verortest Du ja auch als Beispiel für eine ganze "verzweifelt glaubende" Generation. Ich erlebe eher Dich als Beispiel für eine verzweifelt an die Güte und Überlegenheit (Heiligkeit?) des deutschen Volkes (individuelle Personen fallen da mal gerne unter den Tisch) glaubende Gruppe von Menschen.


    Warum sonst mußt Du so ausfallend reagieren, wenn Dir entgegengesetzte Meinungen nicht in den Kram passen? Und mir Ansichten zu unterstellen, die ich nicht gemeint habe, ist schon ziemlich derb ("interkulturelle Kompetenz" etc.).

    In der Formulierung steckt doch schon das Dilemma der Argumentation - denn die Besatzung war ja de facto nichts anderes als ein totalitäres System.
    Wir sprechen hier immerhin von einem vierjährigen Zeitraum, also fast so lang wie der Krieg selbst.

    Die Versuche, den Alliierten totalitäres Verhalten ähnlich den Nationalsozialisten in die Schuhe zu schieben und damit die schlimmen zwölf Jahre zu relativieren, sind geradezu rührend, halten aber den Tatsachen nicht stand. Solche Eingriffe in das persönliche Leben wie unter den Nazis gab es durch keine der westlichen Besatzungsmächte. Oder kennt von Euch jemand alliierte Blockwarte, um nur ein Beispiel zu nennen. Es wurde eine "Reeducation" versucht, die jedoch ziemlich erfolglos blieb (bleiben mußte).


    Ein bestimmter Gruß wie "Heil Hitler" wurde auch nicht vorgeschrieben. Nebenbei bemerkt: Den Deutschen fiel es nach dem Krieg nach Berichten wohl recht leicht, sich von heute auf morgen ohne Umstellungsschwierigkeiten von diesem Gruß zu lösen. Man kann seine Weltanschauung also doch gleichsam wie auf Knopfdruck ändern?
    Daß durch derartiges Verhalten den nachfolgenden Generationen nicht gerade ein leuchtendes Vorbild gegeben wurde, dürfte einleuchten.



    Zur Zeit der Entstehung des Grundgesetzes gab es durchaus Meinungsverschiedenheiten zwischen Alliierte und deutschen Politikern. Die Besatzer haben aber interessanterweise nicht alle ihre Vorstellungen durchgebracht, sondern auch die deutschen Politiker haben sich in mehreren Punkten durchgesetzt (vgl. Wikipedia). Mir ist jedoch auch bekannt, daß das fertige GG von den Besatzungsmächten genehmigt werden mußte.

    Abschweifungen Deinerseits:

    Übrigens ist Deutschland mit mit US-Präsidenten, die der "Demokratischen Partei" angehörten, nie gut gefahren
    1. Weltkrieg - Wilson
    2. Weltkrieg - Rooseveld
    bis Nov. 1969 (also noch zur Zeit der Bundestagswahl) Johnson


    alle 3 Mitglieder der "Demokratischen Partei)


    Die Wiedervereinigung erfolgte unter Reagan und Bush - beide "Republikaner"

    Was hat das mit dem Threadthema zu tun?



    Wenn man die Ereignisse nach dem zweiten Weltkrieg betrachtet, so stimmt es einfach nicht, daß die Alliiierten einen eigenen deutschen Weg verhindert hätten. Das zeigt schon die Geschichte der Entstehung des Grundgesetzes.


    Da sie auch kein totalitäres System wie die Nazis errichteten, verhinderten sie auch nicht (nach der Entnazifizierung) die persönliche Art der Bewältigung der Nazizeit. Und daß es nach Kriegsende auf einmal so viele angebliche Widerständler gab und die wenigsten etwas von Konzentrationslagern und der Judenausrottung gewußt haben wollen, dafür kannn man die Siegermächte auch nicht verantwortlich machen.

    Dieser fast 2 Stunden lange Film beinhaltet eine Passage, die nachdenklich stimmt, weil sie mit dem Vorurteil aufräumt, alles Negative von heute sei erst durch den 2. Weltkrieg entstanden.
    Es geht um folgenden Dialog: " Ich kam 1917 in amerikanische Gefangenschaft, ich konnte aber aus dem Lager fliehen. Kaum hatte ich aber den Stacheldraht überwunden, wurde ich auch schon beschossen.
    Ich wurde verraten, ausgerechnet von 2 deutschen Mitgefangenen."
    Darauf der andere: "Ja, ja - so sind sie die Deutschen - kaum sind sie führerlos, gehen sie aufeinander los."


    Was willst Du damit eigentlich aussagen? Könntest Du das bitte etwas genauer und allgemeinverständlicher erklären?

    Oh Bruno, warum kannst Du nicht einigermaßen beim Thema bleiben? Was soll eigentlich dieses ständige Abweichen bezwecken?


    Es stimmt einfach nicht, daß für alle verpassten Gelegenheiten nach Kriegsende die Alliierten verantwortlich waren. In geradezu typischer Weise schiebst Du alle Verantwortung den "bösen" Besatzungsmächten zu. Irgendein Sündenbock muß immer dafür herhalten, damit die Deutschen quasi rein und unschuldig dastehen. Aber die Geschichte war noch nie so schwarzweiß, wie Du sie Dir zurechtzimmerst. Und erwachsene Menschen sind nun mal keine Unschulds- oder Opferlämmer.


    Niemand hat die überwiegende Mehrheit der Deutschen nach dem Krieg zu einem kollektiven Gedächtnisschwund gezwungen. Das war ihr eigener Antrieb. Und daß so ein Verhalten im Grunde ungesund ist, dürfte klar sein.

    Hinsichtlich der KPD bist Du vollständig im Irrtum. Sie wurde nämlich von den Besatzungsmächten wieder zugelassen!

    Zitat

    Während der Diktatur des Nationalsozialismus zerschlagen, wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg von den Besatzungsmächten wieder zugelassen. In der Sowjetischen Besatzungszone setzte die Besatzungsmacht im April 1946 die Vereinigung der KPD mit der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) durch.(...)


    (...) Die KPD selbst war von 1949 bis 1953 im ersten Deutschen Bundestag vertreten. 1956 wurde sie in Westdeutschland verboten. Bei den übrigen im Bundestag vertretenen Parteien galt sie als mitschuldig am Untergang der Weimarer Republik, der Sowjetunion hörig und verfassungsfeindlich.(...)

    Auszug aus Wikipedia


    Zitat

    (...) Ohne revolutionäre Perspektive konzentrierte sich die KPD auf parteiliche und staatliche Gremienarbeit. Die KPD legte in allen Besatzungszonen Verfassungsentwürfe für die Länder vor. Und die KPD-Vertreter akzeptierten in den Jahren 1946 und 1947 alle Länderverfassungen außer der bayrischen.(...)

    aus marx-forum.de
    Das zeigt deutlich, daß die Beatzungsmächte (in diesem Punkt) wesentlich freiheitlicher handelten als 1956 die bundesdeutsche Regierung unter Adenauer, die anderen Parteien im Bundestag und das Bundesverfassungsgericht. Auch hier ist mir nicht bekannt, daß die Alliierten dieses Verbot in irgendeiner Weise befördert hätten, obgleich es natürlich zum "Kalten Krieg" passt.


    Die Frage, ob die Us-Amerikaner eine Art sozialistisches Wirtschaftssystem toleriert hätten, ist nicht ganz eindeutig zu klären. Bei der Erarbeitung der bayerischen Landesverfassung 1946 griffen sie in diesem Punkt ein, entsprechende Passagen wurden in eine "kann"-Bestimmung umgewandelt. Die Verfassung mußte auch durch die Militärregierung genehmigt werden. (Quelle: Wikipedia


    Persönlich-menschlich sehe ich einfach nicht, daß das keine Alternative zur Verdrängung und zum Verschweigen gab. Es dürfte eine psychologische Binsenweisheit sein, daß ein solches Handeln seelische Krankheiten stark befördert. Eine Lösung ist auf diese Weise sicher nicht zu erreichen. Und der vielfach unwürdige Umgang mit zurückkehrenden Emigranten (wie an anderer Stelle schon erwähnt mit Peter Lorre und seinem Film Der Verlorene) war für eine Aufarbeitung oder gar Bewältigung der Nazizeit auch nicht hilfreich.

    Ich finde das eine interessante Frage.


    Sein größtes fertiggestelltes Projekt war die "Neue Reichskanzlei", die am Kriegsende vollständig zerstört wurde. Das Nürnberger Reichsparteitagsgelände existiert nnoch als Ruine, wurde aber meines Wissens niemals fertiggestellt. Sonst ist mir außer den Entwürfen zu "Germania" und dem Hamburger Bahnhof nicht viel bekannt.
    War er nicht eher ein Theoretiker? Das monströse "Germania" wäre wegen des ungeheuren Materialbedarfs, der benötigten Menge an Bauarbeitern und der daraus resultierenden Kosten auch schwierig zu realisieren gewesen. Und ob die Bauten auf die Menschen, die darin gelebt hätten, nicht eher erdrückend gewirkt hätten, wäre wohl auch zu hinterfragen.


    War er also ein "Blender" mit verstiegenen Ideen, mithin gar nicht so ein Großer, wie in einem anderen Thread schon behauptet wurde?

    Ach, ist das schön. X(
    Jetzt ist die "Diskussion" wieder am gleichen Punkt angelangt. Die bösen Alliierten hatten so ein totalitäres Unterdrückungssystem eingerichtet, daß für die armen deutschen "Opfer" gar keine Möglichkeit bestand, zur Besinnung zu kommen und gesellschaftliche Alternativen zu entwickeln. Und überhaupt, es gab ebenso gar keine Möglichkeit für die Altvorderen, ihre seelischen Verletzungen,, die durch die wirklich totalitären zwölf Jahre der Naziherrschaft hervorgerufen worden waren, aufzuarbeiten und sich auch eventuell vorhandener persönlicher Verantwortung für das Geschehene zu stellen, aber nicht doch.
    Auch zum Verdrängen und versuchten Vergessen gab es keinerlei Alternative,wie? (Der ganze Absatz ist ironisch gemeint,damit keine Mißverständnisse entstehen)


    Ihr beide (JVTR und Sebastian) macht es Euch ganz schön einfach.
    Ich sage nicht, man hätte damals anders handeln müssen, aber es wäre durchaus möglich gewesen und hätte den Nachgeborenen vieles erleichtert. Nebenbei, ich gehöre einer anderen Generation an, die in den 60ern aufgewachsen ist und damit näher am Geschehen der Nazizeit als ihr. Aber ich denke, auch für Jüngere ist ein Einfühlen in die unmittelbare Nachkriegszeit durchaus möglich. Es gibt ja einige Filme wie die Trümmerfilme, die dies fördern können. Bücher gibt es auch.


    Ich bin sehr (mehr als früher) für das Verstehen der damaligen Menschen, aber alles zu beschönigen und zu entschuldigen, das ist mit mir nicht zu machen.


    Die Behauptung, für die ausgebliebene Entfernung von Altnazis allein den Alliierten anzulasten, finde ich ein starkes Stück. Wer hat denn die zu hohen Haftstrafen verurteilten Industriebosse nach relativ wenigen Jahren entlassen? Wer hat die Richter zum größten Teil in ihren alten Positionen belassen? Das nur als Beispiel.
    Und dazu haben die Besatzungsmächte den deutschen Staat (BRD) nicht gezwungen, sondern ihm nach Staatsgründung freie Hand gelassen.
    Selbstverständlich wäre es möglich gewesen, belastete Richter auszutauschen. Die alten mußten ja auch neue Gesetze (mit gewissen Ausnahmen wie den § 175) lernen.


    Diese immer wieder besonders von revisionistischen Kreisen betonte Opferrolle der Deutschen trifft schon wegen ihrer Einseitigkeit nicht zu. Sie hält auch den Tatsachen nicht stand. Ich halte es fast für eine Frechheit, das eigene Volk wie unmündige Kinder anzusehen und damit im Grunde gering zu achten ("Die Dinge geschehen einfach...").


    Und es ist überhaupt nicht sinnlos, sich mit verpassten Gelegenheiten zu beschäftigen. Man kann sehr viel daraus lernen und versuchen, es anders zu machen.

    Nochmal zurück zum Ausgangsthema: Es ist wirklich "schön", daß hier der ausgebliebene Neuanfang nach dem 2. WK von den üblichen "Verdächtigen" sehr beredt entschuldigt, das Verhalten der Bevölkerungsmehrheit gar als "alternativlos" (Sebastian) bezeichnet wurde.


    Schon das Wort "alternativlos" ist mit Verlaub Unsinn. Entscheidungen sind nie alternativlos, es gibt immer auch mindestens eine andere Möglichkeit. So auch hier. Trotz aller Probleme wäre es durchaus auch möglich gewesen, mit der Vergangenheit anders umzugehen, mit mehr Offenheit, selbst wenn es schmerzt. Verdrängen und Verschweigen war noch nie eine gute "Lösung". Dadurch werden die Probleme nur an die nachfolgenden Generationen weitergereicht.


    Auch politisch war nicht die Entwicklung zu einem kapitalistischen Staat zwangsläufig vorgegeben. Man vergleiche z.B. die ersten Parteiprogramme der SPD und CSU (!) mit ihren sozialistischen Elementen. Kein einziger Verfasser dieser Programme wurde von Vertretern der Besatzungsmächte behelligt oder verhaftet (ich rede von der BRD).


    Alles war damals nicht grau in grau, es gab beispielsweise schon die Bio-Landwirtschaft, freie Schulen wie die Waldorfschule u.a.