Guten Abend allerseits!
Da hier über Vorbehaltsfilme gesprochen wurde, möchte ich auch ein wenig von meinem Senf dazugeben.
Sie sind zwar nicht verboten, es werden jedoch im Kino aus geschäftlichen Gründen nur die besonders nachgefragten Streifen gezeigt. Dazu gehörem "Jud Süß", "Kolberg", "Ich klage an". Schon zum "Herrscher" kommt wesentlich weniger Publikum. Die anderen wird man nur äußerst selten im Kino zu Gesicht bekommen. Mit diesen verdient die Murnaustiftung sicher kein Geld.
Darunter befindet sich auch einer, der mir besonders am Herzen liegt: "Ritt in die Freiheit" von Karl Hartl aus dem Jahr 1937. Unter Wikipedia wird er mit antipolnisch, antirussisch und der verfälschten Wertevermittlung bezüglich Vaterlandsliebe gleichsam "niedergemacht".
Bei http://www.heise.de/tp/artikel/32/32407/1.html gibt es einen interessanten Artikel über dieses Werk.
Ihn als anti-polnisch zu bezeichnen, ist absoluter Humbug. Er ist pro-polnisch, da die Sympathieträger allesamt polnische Offiziere darstellen. Die Hauptrolle spielt "der Frauenversteher" Willy Birgel (Rittmeister Graf Julek Staniewski), der sich ausgerechnet in die russische Gouverneurstochter verliebt hat. Die Russen werden zwar als Feinde der Polen, aber nicht als barbarische Untermenschen dargestellt. Auch das Ende, wenn sich Julek Staniewski dafür opfert, daß seine Kameraden ihren "Ritt in die Freiheit" (in Wahrheit einen "Ritt in den Untergang") antreten können, wirkt eher traurig-melancholisch als heldenmutig todesverachtend.
Es wird so ausgiebig nach Herzenslust geritten in diesem Werk, es könnte auch als "Western" durchgehen. Gut gestaltete Fecht- und Tanzszenen (in Paralellmontage), außerdem ein Duell ohne Toten gibt es zu bewundern. Nicht zuletzt noch eine tragische Liebesgeschichte, der man als Zuschauer ein glücklicheres Ende wünscht.
Einen Propagandaschinken kann man ihn wirklich nicht nennen, obwohl er natürlich ein paar antirussische und propolnische Propagandaelemente enthält.
MfG
Andrew