Beiträge von Austernprinzessin

    In den dreißiger Jahren gab es ja auch deutsche Western wie WASSER FÜR CANITOGA oder GOLD IN NEW FRISCO.
    Die Trümmerfilme gehören eher in die zweite Hälfte der 40er Jahre. Der erste war DIE MÖRDER SIND UNTER UNS von 1946.
    Ich weiß nicht wie beliebt sie waren, aber ohne Erfolg können sie nicht gewesen sein, sonst wären sie nicht so lang gedreht worden. Ein Grund war aber natürlich auch, dass in Deutschland so viel zerstört war, eben auch die Filmstudios.
    Mittlerweile sind viele von ihnen ja unbestreitbare Klassiker. Als Zeitdokumente finde ich sie auch unverzichtbar. FILM OHNE TITEL ist einer meiner Lieblingsfilme. Hoffentlich erscheint er bald mal auf DVD.

    Einer meiner Lieblingsfilme ist WASSER FÜR CANITOGA. Da liest man ja auch oft, dass Oliver Montstuart den Opfertod glorifiziert. Es war mir allerdings neu, dass die Nazis auch den Alkoholismus verherrlicht haben.
    Ein Freund hat mir übrigens vor ein paar Monaten geschrieben, dass er einen Artikel gelesen hatte, in dem behauptet wurde, dass das "M" auf Peter Lorre schon den Judenstern vorwegnehmen wollte.

    Ich habe den Film gestern gesehen. Ich finde ihn sehr gut gemacht. Die beiden Hauptdarsteller spielen ihre Rollen sehr gut. Allerdings darf man nicht erwarten, dass sie ihnen extrem viel abverlangen. Trotzdem sind es sehr gute Leistungen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass auch Nebendarsteller sorgfältig ausgewählt wurden. George Valentins Butler hat zum Beispiel ein sehr prägnantes Gesicht.
    Etwas störend fand ich inhaltlich, dass man recht früh gemerkt hat, dass es unbedingt ein Happy End geben soll. Der Stummfilmstar weigert sich mit der Zeit zu gehen und dreht einen Stummfilm, der ihn nach dem Börsencrash 1929 endgültig pleite gehen lässt. Irgendwann merkt er dann, dass er nur arrogant war, versucht es mit Hilfe eines früheren Fans, die jetzt Filmstar ist und ihm hilft, und es klappt auch im Tonfilm.
    Seine Filme und sein strahlendes Auftreten sind sehr nach dem Vorbild von Douglas Fairbanks gestaltet. Einmal sieht man sogar einen kurzen Ausschnitt aus THE MARK OF ZORRO. Der "echte" Douglas Fairbanks war eigentlich anfangs sogar begeistert von der Möglichkeit, jetzt Tonfilme drehen zu können. Und dass er dann bald seine Karriere beendet hat, lag auch daran, dass er für seine Rollen einfach zu alt wurde.
    Als Stummfilmfan darf man nicht zu viel von dem Film erwarten. Er reiht sich ganz sicher nicht in die Reihe großer Stummfilmwerke ein. Aber es ist gut, dass er nicht als Komödie gedreht wurde. Er ist sorgfältig und handwerklich auch sehr gut gemacht und wird bestimmt einige (oder auch mehr als nur einige) der Zuschauer für "alte" Stummfilme interessieren.

    Hat jemand von euch schon den Text im ZDF zu 100 Jahre Babelsberg gelesen? Ich hätte gedacht nach Karlheinz Wendtlands GELIEBTER KINTOPP hätten wir diese Zeiten hinter uns. Tja, zu früh gefreut!
    Man "erfährt", dass die Nazis in Babelsberg zwischen 1933 und dem Kriegsende ca. 1100 Propagandafilme gedreht haben, davon 90% Unterhaltungsfilme. Als "Erklärung" wird mal wieder geschrieben, dass die Nationalsozialisten den Film als Waffe angesehen haben - und das reicht.
    Naja, dann kann man jedem Film nur wünschen, dass er vor dem 30. Januar 1933 gedreht und uraufgeführt wurde - oder nach dem 7. Mai 1945. Alles dazwischen ist ja Nazipropaganda, selbst wenn er wie AMPHITRYON teilweise sogar eine Satire auf TRIUMPH DES WILLENS darstellt!
    Ich habe eben von einem Freund erfahren, dass in Berlin bei den Feiern zum Jahrestag die FEUERZANGENBOWLE, über die sich Goebbels ja unheimlich aufgeregt hat, allein aus dem Grund als Propagandafilm bezeichnet wird, weil sie im 2. Weltkrieg gedreht wurde.

    Nachdem ich jetzt mit Ossi Oswalda ICH WILL KEIN MANN SEIN gesehen und mein Autogramm von ihr auch noch rausgekramt hab, habe ich mir gedacht, ich muss die Überschrift ein klein wenig editieren. Mein Interesse an DIE PUPPE ist jetzt doch definitiv sehr Ossi Oswalda-lastig geworden. ;)

    Wie fandet ihr eigentlich "Die Puppe"? Mir hat der Film in jeder Hinsicht großartig gefallen..... :whistling: .....Also ich habe jetzt dreimal versucht aufzuzählen, was ich so toll finde, aber ganz egal wo ich ansetze, jedes Mal meine ich, etwas anderes müsste zuerst genannt werden: Regie, Drehbuch, Kamera etc. etc. Ich finde den Film in jeder Hinsicht perfekt!
    Jetzt mach ich's einfach anders, indem ich sag, was mich am meisten beeindruckt hat, denn das ist bei diesen Filmen immer gleich: Ossi Oswalda :thumbup: Sie war vielleicht nicht die Nummer 1 in einer Hitliste der schönsten Schauspielerinnen, aber nach mehr als neunzig Jahren immer noch ein solches Maß an Energie, Frechheit und guter Laune auszustrahlen, dazu gehört schon eine ganze Menge (und nicht zu vergessen natürlich: ein toller Regisseur!). Schade, dass sie das nicht in die Tonfilmzeit mitnehmen konnte. Dass sie so jung und auch noch dazu völlig verarmt gestorben ist finde ich schon sehr bitter.
    Aber jetzt möchte ich doch noch ein kritisches Wort zu der Fernsehausstrahlung anfügen: Ich hab absolut nichts gegen experimentelle Tracks. Anfangs bin ich immer etwas skeptisch, aber im Laufe des Films gibt sich das sehr häufig. Diesmal wars allerdings anders. Zum Glück war das meiste ja instrumental, aber die Stellen mit dem Chor fand ich wirklich nervtötend!

    Wer von euch hat denn WINGS schon gesehen? Eure Meinungen würden mich zur Frage der Tendenz des Films sehr interessieren. Mit den Luftkampfszenen habe ich nämlich schon ein gewisses Problem. Die scheinen ja doch den stärksten Eindruck zu hinterlassen. Und dann muss man die Frage halt auch stellen: Wieso hinterlassen bei einem Antikriegsfilm die Szenen, wo Flugzeuge abgeschossen werden und Menschen sterben, die tiefsten Eindrücke?

    In Deutschland ist er vor einem Jahr als "Flügel aus Stahl" in der Reihe "Vergessene Kriegsfilme" erschienen. Die Qualität der DVD soll aber nicht überragend sein. Und Paramount hat ihn diesen Monat als DVD und Blu-ray veröffentlicht. Silentera spricht bei dieser Ausgabe von "special color effects and color tinting, replicating the original release prints". Und die Kritiken, die ich bis jetzt darüber gelesen habe, waren ausnahmslos positiv.

    Wenn es um William Wellmans WINGS geht, werden üblicherweise die Flugsszenen gelobt, und das ja auch zu Recht.
    Allerdings würde mich eure Meinung zu etwas anderem interessieren: Ich habe in einer Kritik gelesen, dass der Film äußerst patriotisch sei und die Deutschen als Kriegstreiber dargestellt würden.
    Ich muss sagen, am Anfang hatte ich diesen Eindruck auch. Nachdem ich den Film jetzt aber komplett gesehen habe, ist mein Eindruck ein ganz anderer. Es stimmt, Patriotismus erscheint gerade am Anfang. Schon in der ersten Darstellung eines Lufkampfs wird aber ein deutscher Pilot als "ritterlich" gezeigt. Er schießt David nicht ab, weil dessen Waffe nicht funktioniert und er sich somit nicht verteidigen kann. (Was noch dazukommt, ist, dass das Vorbild für diesen Piloten eindeutig Manfred von Richthofen ist, der erfolgreichste deutsche Pilot aus dem Ersten Weltkrieg. So jemand wäre ja ein brauchbarer Ansatz für den "bösen" Deutschen gewesen.)
    Und je länger der Film dauert, desto mehr werden die Grauen des Kriegs dargestellt. Das Blutbad, das Jack unter deutschen Soldaten anrichtet, zeigt das ja noch einmal ganz deutlich, vor allem, wenn man dagegen die Fairness des deutschen Piloten vom Anfang setzt.
    Natürlich hat der Film patriotische Untertöne, aber ich kann mich an keine Szene erinnern, in der das Töten heldenhaft dargestellt wird. Meiner Meinung nach steht über allem die Kritik am Krieg.
    Es ist natürlich richtig, eine gewisse Uneinheitlichkeit besteht schon, weil der Film auch Action-Kino darstellt. Und den Flugszenen merkt man deutlich an, dass sie beeindrucken sollen. Bei Filmen wie ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT stehen auch die Kriegsszenen ausnahmslos im Dienst der Aussage des Films. In WINGS ist das ein wenig anders.
    Die Kriegsschuldfrage stellt der Film meiner Meinung nach aber überhaupt nicht. Auf Grund der Tatsache, dass Kampfszenen nicht komplett unter der pazifistischen Aussage stehen, wird diese Aussage natürlich abgeschwächt. Aber weder sind die deutschen die Kriegstreiber, noch wird amerikanisches Heldentum ins Zentrum gestellt. Action-Kino ist der Film zu einem gweissen Grad natürlich schon, aber nicht "reines" Action-Kino.

    Ich hab gestern mal in die Kurzfilme auf der DVD "Alles in Scherben!..?" reingeschaut. Da ist ein Film von Frank Capra drauf: "Your Job in Germany" (Hat in einer zweiten Fassung als "Hitler Lives?" einen Oscar als bester Kurz-Dokumentarfilm bekommen). Kennt den jemand von euch schon? Ist ganz schön heftig!