Beiträge von Austernprinzessin

    Ich könnte mir vorstellen, dass du mir gegenüber da tatsächlich einen Vorteil hast. Ich bin dermaßen fasziniert von Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens, dass ich Herzog nur sehr schwer unabhängig von Murnau beurteilen kann. Du hast ja auch eine eigene Rezension zu dem Film geschrieben, und bei mir gibt es nicht sehr viel, das sich wirklich nur auf Nosferatu - Phantom der Nacht bezieht.

    Ich habe mir den Film vor einiger Zeit gekauft und hier schon vehement verteidigt bevor ich ihn nach Jahrzehnten endlich zum zweiten Mal gesehen hatte ;) Man kritisiert Werner Herzog ja z.B. häufig, dass er Murnaus Nosferatu bis in die Einstellungen hinein kopiert hat und nur ganz wenig eigenes hineingebracht hat. (Tonspur, Farbe, fahles Licht, mumifizierte Leichen am Anfang, veränderter Schluss und ein Vampir voller Weltschmerz)


    Man muss dazu sagen, dass sich Herzog natürlich eine große Aufgabe gestellt hat, als er beschlossen hat, Murnaus Nosferatu neu zu verfilmen und gleichzeitig so eng am Original zu bleiben. Ich habe noch nie eine ernstzunehmende Filmkritik gelesen, die Murnaus Film nicht gelobt hat. (Kritik wird allenfalls an Einzelheiten geübt, oft am Schauspieler Alexander Granach, aber das wirkt sich nie sehr negativ auf die Gesamtbeurteilung des Films aus - zumindest nicht bei den Rezensionen, die ich kenne.) Und auch ich finde Murnaus Film wirklich genial. Man bezeichnet Murnau ja gerne als einen Maler unter den Stummfilmregisseuren und das zurecht. In dem Film schwingt zum Beispiel eine Atmosphäre mit, die eines Caspar David Friedrichs würdig ist. (Aber das ist nur ein Beispiel und längst nicht alles. Nosferatu ist vollkommen eigenständig, und man braucht keine anderen Künstler als "Steigbügelhalter" um das zu anzuerkennen.) Außerdem stellt der Film eine echte Einheit dar, zu der alle Beteiligten etwas Eigenständiges beitragen. Besonders fällt einem da als unvoreingenommener Zuschauer natürlich Max Schreck, der Darsteller des Nosferatu, ins Auge. Aber genauso ist das, was die Kamera (trotz aller technischen Beschränktheit) leistet, phänomenal. Da erkennt man, was für Künstler Fritz Arno Wagner und Günther Krampf waren. Offenbar scheint Deutschland ja noch nie einen Mangel an hervorragenden Kameraleuten gehabt zu haben, und die beiden gehören definitiv dazu. (Ich sehe auch die Leistungen der Schauspieler bei weitem differenzierter als z.B. William K. Everson oder Lotte Eisner. Bei dem Reichtum des Films muss man sie sich einzeln anschauen und kann nicht einfach pauschal behaupten, Murnau habe die Erfahrung in der Schauspielerführung gefehlt, wie das Lotte Eisner tut.)


    Aber Werner Herzog schafft es zu keinem Zeitpunkt, diese Intensität zu erreichen. Besonders deutlich wird das bei Klaus Kinski als Nosferatu. William K. Everson schreibt, dass er einfach zu prominent war um dieses Übersinnliche zu erreichen, das von Max Schreck ausgeht. (Offenbar gab es damals, als der Film gezeigt wurde, sogar Gerüchte, Max Schreck sei selber ein Vampir. Ich will mich dieser Meinung natürlich nicht anschließen, aber das zeigt, wie beeindruckend die Leistung von Max Schreck ist.) Es mag sein, dass der Grund, den William K. Everson angibt, auch dazu beiträgt, aber mein Eindruck ist eher, dass Nosferatu in den Aufnahmen viel zu greifbar und plastisch erscheint. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass Klaus Kinski im Vergleich zu Max Schreck einfach ein weißgeschminkter Schauspieler ist, und das werfe ich nicht Klaus Kinski vor. Ich persönlich finde er bietet eine sehr gute Leistung, aber seine Möglichkeiten sind hier einfach zu beschränkt. Ihm fehlt die Unterstützung. Mir persönlich kommt auch die Zeichnung des Vampirs recht plakativ vor. Ich finde dieser Weltschmerz hat nichts, was ihn wirklich zeitlos macht, und diese Zeichnung macht auf mich deshalb einen sehr melodramatischen Eindruck. Auf mich wirkt sie sehr selbstzweckhaft, indem man in den Film so noch etwas mit hineinbringt, was ihn für manche Zuschauer interessanter machen könnte. Aber sie geht nicht in die Tiefe. Und mit dem Schluss wird urplötzlich ein neuer Aspekt in den Film hineingebracht, den ich eher störend finde.


    Was ich hier schreibe ist natürlich mein ganz persönlicher Eindruck. Die Tatsache, dass du Herzogs Nosferatu so positiv beurteilst und ich meine Probleme mit ihm habe, scheint das übliche Bild zu sein. Was Herzog auf jeden Fall erreicht hat, ist, dass sein Film immer mit Murnaus verglichen wird. So entstehen natürlich Diskussionen, und auch schon deshalb wird sein Film nicht vergessen werden.

    Kennt jemand von euch "Lina Braake" (1975) mit Lina Carstens und Fritz Rasp und kann mir sagen ob der sich lohnt? Mich interessiert vor allem der alte Fritz Rasp.

    Das BR hatte für gestern zum 70. Geburtstag von Reiner Werner Fassbinder Baal angekündigt. Stattdessen lief das deutlich längere Lili Marleen (für das meine Programmierung infolgedessen zu kurz war ;( ). Weiß jemand, warum das Programm geändert wurde? Haben die Erben Bert Brechts jetzt die Fernsehausstrahlung verhindert? X(

    Wir beide liebten Katharina (Regie: Arthur Maria Rabenalt) und Der Puppenspieler (Regie: Alfred Braun), zwei Farbfilme, wurden 1945 nicht mehr vollendet.
    Wenn man es genau nimmt, muss man auch Paul Lenis Das Wachsfigurenkabinett (1924) dazunehmen. Ursprünglich waren vier Episoden geplant. Allerdings ist für die Produktion das Geld ausgegangen. Deshalb ist die dritte Episode, Jack the Ripper, auch so kurz. Die Hauptperson der vierten Episode, der Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini, ist aber in den Anfangsszenen, die im Wachsfigurenkabinett selber spielen, als Figur sehen.

    Bei mir steht die DVD seit einiger Zeit bereits im Schrank.
    Den Film selber habe ich zwar noch nicht angeschaut, was mir allerdings sehr gefällt, das ist eine Orchesteraufnahme. Die Einspielung der Filmmusik kann man als Konzertmitschnitt anschauen. So etwas würde mich auch bei anderen Filmmusiken mal interessieren, wenn die Originalpartituren erhalten sind. Die führen ja meistens ein ziemliches Schattendasein hinter dem Film.

    Meiner Meinung nach stiehlt die Kombination Bruno Güttner (Gesicht) und Siegfried Schürenberg (Stimme) sogar Basil Rathbone ein wenig die Show.
    Fritz Odemar hatte mit Nigel Bruce als dem Dr. Watson natürlich einen gewaltigen Konkurrenten (von dem er 1937 natürlich noch gar nichts wissen konnte). Aber auch er hat bei mir einen ganz starken Eindruck hinterlassen.
    Ich finde es etwas schade, dass sich Sherlock Holmes ein wenig "zurückhaltend" in den Film einbringt - eben weil er so hervorragend ist. Aber dem kann man ja entgegenwirken, indem man sich den Film etwas häufiger anschaut :)
    Der Film ist wirklich rundum gelungen. Er ist einer dieser unbekannten 'Mauerblümchen', die um einiges mehr verdient hätten als ihr Schattendasein.

    Der Film kam vor zwanzig oder noch mehr Jahren mal im Fernsehen. Irgendwo muss ich auch noch eine VHS-Aufnahme von ihm haben.
    Ich kann mich an den Inhalt zwar nicht mehr erinnern, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass er mir sehr gut gefallen hat als ich ihn gesehen habe.

    Es ist ja doch immer ziemlich traurig, nur über verschollene Filme zu reden. Aber es gibt ja zum Glück auch noch die andere Seite :)
    Die Entdeckung der (fast) ungeschnittenen Fassung von Metropolis hat jeder mitbekommen, der einen Blick in die Zeitung geworfen hat. Aber das ist ja nicht der einzige Fall.


    Welche verloren geglaubten Filme sind eigentlich in den letzten Jahren sonst noch wiedergefunden worden? Mich interessiert hier vor allem die 'zweite Reihe' - von denen nichts in der Zeitung stand.


    Hans Albers' Der Sieger und Ein gewisser Herr Gran wurden erst vor ein paar Jahren wieder entdeckt. Mit denen fang ich jetzt einfach mal an.


    Aber welche Filme gibts denn sonst noch?

    Ich weiß nicht, ob ich das schon mal geschrieben hab, aber als ich vor ein paar Jahren auf dem Müchner Waldfriedhof war, bin ich plötzlich vor Harry Piels Grabstein gestanden. Der war ein wenig versteckt. Offenbar muss man sich bei seinen Fans bedanken, dass er erhalten geblieben ist. Das scheint nicht leicht gewesen zu sein.

    Ich habe gehört, dass viele Filme von Harry Piel am Ende des Zweiten Weltkriegs während der Angriffe der Alliierten verbrannt sind. Offenbar gab es genau da, wo er sie hingebracht hatte um sie zu schützen, einen Treffer.
    Weiß jemand von euch, welche Filme das waren?


    Sind eigentlich viele Filme während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden? Gibt es da Untersuchungen?

    Ich kann mir meine Frage selbst beantworten :)


    Ich habe gerade im Stummfilm-forum gefunden, dass es tatsächlich so war, dass in der ZDF-Fassung sogar Passagen aus der Stummfilm-Fassung eingefügt worden sind. Denen hat man dann neuen Ton verpasst. Zum Teil waren das Passagen, die überhaupt nichts in der Tonfilmfassung verloren hatten.


    Die Aussage, dass die ZDF-Fassung kompletter als die Universal-Version wäre, ist ein reines Gerücht. Sie ist länger, aber das ist sie auf Kosten der Authentizität.