Beiträge von Carry Klips

    Ich verstehe wirklich nicht, warum sie den Film dann einem Publikum im Filmmuseum vorführen, wenn die Materialien "soooo schlecht" sind. Was sie aber natürlich nicht sind, sie sind halt wohl bloß teilweise nicht so gut wie sie sein könnten. Und offenbar halten sie es für zumutbar für ein immerhin zahlendes Live-Publikum. Es ist halt nicht das momentan prinzipiell Mögliche, aber zumindest einen Stream könnte man doch machen, und gegen eine DVD-Veröffentlichung von dem, was sie im Filmmuseum vorführen, hätte doch wohl auch kaum jemand etwas einzuwenden. Andere Firmen haben ja auch Filme zehn Jahre später noch mal neu herausgegeben, als es mittlerweile bessere Versionen gab. Zumal man Gosfilmofond natürlich ohnehin wohl für eine sehr, sehr lange Zeit abschreiben kann.

    Wir dürfen nicht vergessen, dass DVDs sich nach wie vor in höheren Stückzahlen verkaufen als sämtliche physikalischen Nachfolgeformate. .

    Da bin ich mir eigentlich mittlerweile nicht mehr so sicher. Es muß ja einen Grund haben, daß einige 'Edellabels' wie Masters Of Cinema, Indicator etc. keine DVD-Versionen von ihren BluRays mehr herausbringen (und auch keine Dual-Format-Veröffentlichungen). Das ist halt einfach Nischenrepertoire, was vor allem von Filmfans gekauft wird, die eh alle einen Blu-Player haben. Und ich vermute, daß diese alten deutschen Filme eben noch etwas 'nischiger' sind, so daß da so wenige von verkauft werden, daß die teureren Blus einfach sich nicht rechnen würden, obwohl das daran interessierte Publikum vermutlich auch allesamt einen Blu-Player hat .

    Wow, wirklich mal eine gute Nachricht, zumal die bisher kursierenden Sammlerfassungen wirklich schrecklich aussahen.


    In diesem Zusammenhang: ich hab' neulich die DVD von "Fräulein Hoffmanns Erzählungen" bekommen, und die ist auch unendlich viel besser als alles, was vorher kursierte (war aber natürlich auch zu erwarten). Daß es diese Sachen nicht auf Blu gibt, finde ich auch bedauerlich, aber da die Produktionskosten einer BluRay wohl deutlich höher sind als bei einer DVD rechnet sich das vermutlich einfach nicht für die Labels.

    Und vor allem mit einer neuen Orchestermusik von Elena Kats-Chernin! Offenbar hat man also eingesehen, daß der Soundtrack der Tiger Lilies eine absolute Katastrophe war. In jedem Fall schön, damit eine weitere Alternative neben den beiden Piano-Soundtracks auf der Masters of Cinema-Edition zu haben.

    Gute Nachrichten: im Rahmen des Förderprogramms Filmerbe stehen einige frühe Harry Piel-Filme auf der Restaurierungsliste:


    https://www.stummfilm-magazin.…ierung-von-72-filmen.html


    "Zirkus Beely" wurde zwar schon vor vielen Jahren in einer durchaus feinen Version restauriert und bei arte gezeigt, aber die beiden "Menschen und Masken"-Filme sind eine echte Überraschung, und ebenso "Rätsel einer Nacht".


    Und mindestens genauso erfreulich die geplanten Restaurierungen der beiden frühen Lilian Harvey-Filme "Die kleine vom Bummel" und "Die tolle Lola", und die Filme von Lubitsch und Grune. Da hat man sich offenbar endlich mal entschieden, sich um ein paar wirkliche Highlights zu kümmern.


    Fragt sich bloß, ob und wann wir das jemals zu sehen bekommen....

    Ich habe gerade die neue Bluray von Käutners "Anuschka" geschaut. Der Film sieht natürlich viel besser aus als die bisher in Sammlerkreisen vorliegenden TV-Mitschnitte, aber dennoch hat die Murnau-Stiftung da anscheinend nicht allzu viel oder gar nichts restauriert. Insbesondere in der ersten Filmhälfte gibt es doch erstaunlich viele 'speckles' und auch 'cigarette burns' (also die deutlich sichtbaren Markierungen, die dem Vorführer das Ende der Filmrolle signalisieren sollten), die man bei heutigen Restaurierungen eigentlich schon seit längerem nicht mehr sieht. Die Bluray hat zudem keinerlei Extras. Demnächst soll zwar noch eine auf 500 Stück limitierte Media-Book-Ausgabe erscheinen, die ein Booklet enthalten soll (sowie eine natürlich überflüssige DVD-Variante, da es auch jetzt schon eine separate DVD-Version zu kaufen gibt, falls die jemand haben möchte). Ob das 10 Euro mehr wert ist, scheint mir eher zweifelhaft.


    Also, nicht zuviel erwarten, aber dennoch: der Film selbst ist eine interessante Variante des 'Wiener Films', der zwar nicht ganz an die entsprechenden Meisterwerke von Willi Forst oder Geza von Bolvary herankommt, aber dennoch absolut sehenswert ist und natürlich auch Käutners überragende Fähigkeiten als Regisseur wieder einmal bestätigt. Eine etwas liebevollere Ausstattung wäre sehr willkommen gewesen, aber der Transfer an sich ist gut, und insofern bin ich schon froh, daß es diese Blu gibt.

    Die Kopie des Niederländischen Filmmuseums mit den originalen deutschen Zwischentiteln wurde bereits 2018 vom Bundesarchiv in 4K-Auflösung digitalisiert und restauriert. Man hat wohl auch einige fehlende Zwischentitel ergänzt. Aber natürlich ruht das Ganze jetzt im Archiv und niemand kümmert sich weiter darum... Hoffen wir also mal auf die Niederländer.

    Tja, da haben wir ja anscheinend wirklich parallel gepostet :)


    Ich hab' natürlich völlig vergessen, etwas über den Film selbst zu sagen, aber bin völlig deiner Meinung. Filmisch für die damalige Zeit wirklich sehr weit vorn, und von Aud Egede-Nissen war ich auch hingerissen. Bloß daß ich überhaupt nicht realisiert hatte, daß es diese späterhin ja doch bekannte Schauspielerin in einer sehr frühen Rolle ist... danke für die Info!

    Ich habe die BluRay gestern erhalten und geguckt, hier mal ein paar Eindrücke zur Edition.


    Das wichtigste zuerst: die Bildqualität ist sehr gut, mit ein paar wenigen immer noch vorhandenen Filmbeschädigungen kann man angesichts eines 105 Jahre alten Films ziemlich gut leben. Eher weniger begeistert war ich von der musiklaischen Seite: der neu produzierte Soundtrack von Julian Gramm ist in einem leicht jazz-rockigen, aber zum Glück nur zurückhaltend 'experimentellem' Stil gehalten. Es nervt also nicht, aber hat mir trotzdem nichts gesagt und hilft meiner Ansicht nach dem Film nicht weiter.


    Also hab' ich nach einer Viertelstunde umgeschaltet auf den Piano-Soundtrack. Das Problem hier ist bloß, daß es sich offenbar nicht um einen Soundtrack im eigentlichen Sinne handelt, sondern anscheinend um GEMA-freie Musik eines gewissen Jochen Schlierkamp, die ziemlich sicher nicht speziell für diesen Film komponiert wurde, was man leider auch hört. Das ist zumeist banales Piano-Gedudel mit 'Wellness'-Charakter, das offenbar auf 'gut Glück' an den Film angelegt wurde, weswegen dann an manchen Stellen völlig unpassend über Sequenzen hinweg weitergespielt wird und an Stellen, die definitiv Musik bräuchten, plötzlich Stille herrscht, eben weil da zufällig das Stück zu Ende ist. An einer Stelle wird dagegen mitten im Stück einfach abgeschnitten, weil die Produzenten wohl selbst gemerkt haben, daß da jetzt dringend eine andere Stimmung her mußte. Da hilft es auch nicht, daß man da an ein paar Stellen den Klang von Pistolenschüssen hineingemischt hat, weil die eben dann gerade im Film passieren.


    Wenn man den eigentlichen Soundtrack von Julian Gramm mag, ist das natürlich kein Kritikpunkt. Ich hätte mir aber dennoch gerade bei einem solchen Premium-Produkt (wenn man den Verkaufspreis betrachtet!) einen 'echten' zweiten Soundtrack gewünscht. Oder eben nur einen Soundtrack, bei dem man dann aber einen echten Stummfilmspezialisten wie Stephen Horne oder Richard Siedhoff an Bord geholt hätte. So bleibt wohl als beste Option der 'dritte Soundtrack': nämlich ganz ohne Ton (kann man dankenswerter Weise auswählen).


    Was die Extras angeht: der Audiokommentar ist eher eine angeregte, durchaus kenntnisreiche und informative Diskussion unter Filmfans. Nicht schlecht, wenn auch kein Vergleich mit so gut durchgearbeiteten Kommentaren wie etwa von David Kalat auf diversen Masters of Cinema-Stummfilm-Veröffentlichungen. Ähnliches gilt für die beiden Essays im Booklet. Die sind zwar durchaus informativ, bieten aber für Stummfilmfans wenig Neues: eine Analyse des Films im engeren Sinne sucht man in beiden Essays vergeblich. Stattdessen sind sie etwas von fanmäßigem Eigen-Enthusiasmus getragen. Da wird von dieser Veröffentlichung gesagt : "Angesichts des leider weiterhin äußerst überschaubaren Interesses der Öffentlichkeit an Filmen aus der Zeit vor Caligari ist dies [diese Blu Ray] geradezu eine Pioniertat". Im anderen Essay wird nochmal darauf hingewiesen, daß es ein Verdienst ist, "dass ein kleines Label wie OSTALGICA den Mut aufbrachte, es [d.h. dieses Filmwerk] dem Vergessen zu entreißen".


    Das stimmt ja auch, aber sollte man das Lob nicht lieber dem Publikum überlassen? Und die Rede von der Pioniertat, was deutsche Filme vor Caligari angeht, ist auch ziemlich zweifelhaft. Ein Blick auf die Webseite von edition filmmuseum dürfte ausreichen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen.


    Also, ich hoffe, daß das jetzt nicht viel zu negativ herüberkommt, denn in der Tat ist das natürlich eine sehr verdienstvolle und absolut anschaffenswerte Veröffentlichung. Aber gerade weil es die erste Veröffentlichung in einer neuen Reihe ist, denke ich, daß man auch ein wenig Kritik üben kann, damit die nächsten Releases eben vielleicht noch besser werden können. Zumindest bei "Die Pest in Florenz" sollte es keine Soundtrack-Probleme geben: die Musik, die bei der arte-Ausstrahlung benutzt wurde, liegt ja vor und ist recht passend, wenn ich mich recht erinnere.

    Und hier ist ein interessantes Interview mit den Machern der "Hilde Warren"-BluRay:


    https://www.stummfilm-magazin.…e-warren-und-der-tod.html


    Offenbar hat man sich richtig Mühe gegeben bei dieser Veröffentlichung. Und das Beste ist: es wird wohl noch weitere Veröffentllichungen rarer Stummfilmwerke geben. Als nächstes kommt Otto Ripperts "Die Pest in Florenz" , den wohl viele hier schon von der arte-Ausstrahlung her kennen/haben. Aber verdient hat dieser Film es wirklich, ebenfalls auf Blu zu erscheinen.

    Das Programm für die diesjährigen Stummfilmtage Bonn ist online:


    https://www.foerderverein-film…ssebereich-programm-2022/


    Wenn man der Ankündigung im StummfilmMagazin trauen kann, dann werden alle Filme auch wieder für kurze Zeit online zu sehen sein:


    https://www.stummfilm-magazin.…meets-harold-lloyd-2.html


    Das Programm ist meines Erachtens dieses Jahr vielleicht etwas weniger spektakulär als in anderen Jahren, einfach weil viele der Filme bereits anderweitig online gezeigt wurden, aber dennoch: ein Harry Piel-Film von 1913? Das ist doch mal was :)

    Ich zögere immer noch, mir "Die Hermannschlacht" zuzulegen. Ein paar Ausschnitte auf YouTube lassen Übles erahnen. Hier wird er als potentieller Kandidat für die Goldene Himbeere vorgeschlagen :| Offenbar wurden viele Szenen in einem Take aufgenommen und stecken dementsprechend voller "Goofs" :| Wer von euch hat ihn denn schon gesehen und kann mir einen Eindruck mitteilen?

    Tja, ich denke, ich teile weitgehend die Einschätzung des von dir verlinkten Kritikers. Der Film wirkt schon ein wenig 'unprofessionell' bzw. er bleibt zumindest filmästhetisch weit hinter dem zurück, was 1924 im deutschen Kino möglich war. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich wahrscheinlich auf 1912 als Entstehungsjahr tippen. Und bei der damaligen äußerst rasanten Entwicklung der Filmssprache sind das gefühlt 50 Jahre... Also: vor allem was für Sammler und Komplettisten.

    Also, ich finde auch die Richard Oswald-Version sehr gelungen. Da gibt es zum Beispiel ganz am Anfang gleich eine Gesangsnummer von Brigitte Helm, die wirklich komplett auf dem Level von Marlene Dietrich im "Blauen Engel" ist (und natürlich finde ich Brigitte Helm grundsätzlich schon mal überzeugender...). Auch die 1952er Version mit Hildegard Knef und Erich von Stroheim (!) finde ich ausgesprochen sehenswert.


    Die Galeen-Version habe ich neulich auch noch mal geguckt (uralter ZDF-Mitschnitt...) und ja, das ist ein guter Film, aber trotzdem hat der mich nicht so umgehauen wie dich. Letztenendes hat Brigitte Helm gar nicht mal so viel zu tun, außer eben femme fatale-mäßig in die Kamera zu schauen (was sie natürlich großartig hinbekommt). Wenn's um Galeen geht, dann denke ich, daß seine Version von "Der Student von Prag" der gelungenere/beeindruckendere Film ist. Dennoch: wenn die neue Version mal auf DVD erscheint, muß ich das natürlich auch noch ein drittes Mal gucken. Wie ist denn die neue Musik?

    Ja, ein wunderbarer Film, der verglichen mit vielen anderen Produktionen aus dieser Zeit nicht davor zurückscheut, ein halbwegs realistisches Bild der damaligen Gegenwart zu zeigen, inklusive hier und dort mal geäußerter 'Führerbegrüßung' (was aber niemals propagandistisch wirkt, sondern einfach nur den Zeitumständen geschuldet ist). Aber vielleicht führte das ja zu einer FSK18- Einstufung? Auch interessant, daß auf den Autobahnen damals anscheinend kaum Verkehr herrschte (man konnte offenbar einfach eines der wenigen Autos stoppen und auf Mitfahrgelegenheit hoffen) :)


    Wie auch immer: ich bin sehr begeistert von der selbstbewußten und modernen Darstellung Anneliese Uhligs (eine absolute Schönheit zudem...), jedoch etwas weniger angetan von ihrem männlichen Gegenpart Kurt Waitzmann, dessen Darstellung ich doch ein wenig 'hammy' finde . Der Glückspilz war dann allerdings auch im echten Leben mit Uhlig verheiratet.


    Sehr gelungenes, unterhaltsames und oft subtiles Skript. Ein Film, dem man die Mitarbeit Käutners ganz deutlich anmerkt. Eine echte Entdeckung; ich hoffe, daß der bald mal offiziell erscheint.