Der Kampf gegen Doping ist verloren

  • Mit erheblicher Verspätung wurde festgestellt, daß mindestens 15 russische Athleten bei den Winterspielen in Sotschi gedopt waren.
    Ein häßliches Nachspiel ist angelaufen - z.B. fordern deutsche Sportler den Ausschluß Rußlands bei der Olympiade.
    Das ist keine Völkerverständigung, sondern Krieg unter Athleten.
    Das dieser Vorfall erst nach 2 Jahren aktuell diskutiert wird beweist, daß der Kampf gegen Doping längst verloren wurde.
    Es gibt immer neuere Methoden der Sportler, sich aufzuputschen - die Dopingkontrolle hingt hinterher.
    Auch unschuldig in Dopingskandalen geratene Sportler geraten in Mitleidenschaft.


    Wäre es da nicht besser, daß die Dopingkontrollen der Vergangenheit angehören und die Sportler für sich selbst und ihre Gesundheit verantwortlich sind - die Risiken selbst zu tragen haben?


    Es könnte dann ein neuer Wettbewerb entstehen, wer sich den besten Cocktail mischt und damit sportlich besteht.
    Wer dagegen sauber bleiben möchte, kann dies auch für sich entscheiden und gewissen Stolz für sich aufbringen.
    Bei dem jetzigen Zustand allerdings wird die Zwistigkeit unter den Sportlern weiterhin bestehen - Denunziation und Neid gefördert und die Völkerfreundschaft nicht gefördert.


    Was denkt ihr darüber?

    "Wir müssen mit den Realitäten wirtschaften und nicht mit Fiktionen"

    (Bismarck 1853)



    Einmal editiert, zuletzt von Bruno ()

  • Du kannst den Leuten nicht selbst ihrer Sorge um die Gesundheit überlassen. Sie stehen unter Erfolgsdruck. Meinst du, die machen das freiwillig? Ja, vielleicht, aber es entstünde bei Freigabe des Dopings wohl eine Zweiklassengesellschaft, weil sich die äthiopischen und kenianischen Langstreckenläufer das Zeug möglicherweise gar nicht leisten könnten.


    Außerdem ist es wahrlich keine besondere Großtat, Pillen zu schlucken. Es ist eine Leistung, der Beste zu sein, weil man der Beste ist.


    Russland auszuschließen, wäre aber Unsinn. Würde man alle Nationen ausschließen, die Dopingfälle in ihrem Land haben, bliebe wahrscheinlich nur der Viererbob aus Jamaika übrig.


    Wenn die nicht gerade wieder Gras rauchen. :D

  • Russland auszuschließen, wäre aber Unsinn. Würde man alle Nationen ausschließen, die Dopingfälle in ihrem Land haben, bliebe wahrscheinlich nur der Viererbob aus Jamaika übrig.



    Damit hast du ja auch bestätigt, daß der Kampf gegen das Doping verloren ist

  • Zugegeben, ich bin nicht als Ironiker verschrien, aber auch diesmal hat's nicht geklappt. 8|


    Wobei es schon so ist, dass in vielen Ländern gedopt wird. Die Frage ist, ob alles getan wird, diese Leute auch zu ermitteln. Dann bestünde noch Hoffnung.

  • Ich glaube es ist absolut unrealistisch davon auszugehen, dass man im Kampf gegen Doping je ein Bein auf den Boden bekommen wird. Heute im Presseclub kam das auch wieder zur Sprache, auch, dass die Ermittlungen nur sehr halbherzig ablaufen. Das Problem mit der Dopingfreigabe ist meiner Meinung nach halt vor allem, dass man dann die Spätfolgen "absegnen" würde. Auf der einen Seite gibt es ja definitiv Todesfälle durch Doping, auf der anderen Seite kann Doping auch gesundheitliche Schäden bei den Kindern bedeuten.


    Allerdings ist es bei mir mittlerweile so, dass mich viele Sportgroßereignisse deshalb gar nicht mehr groß interessieren. Plakativ gesagt: Was soll ich mich über eine Goldmedaille freuen, wenn sowieso klar ist, dass sich der Gewinner einfach den besten 'Cocktail' gespritzt hat. Für mich sind das keine persönlichen Leistungen mehr.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Aus Sicht eines Sportlers bleibt es eine Leistung. Das Dopen nimmt ihm nicht das Training ab, es erhöht seine Leistungsfähigkeit, über seine genetischen Möglichkeiten hinaus. Die weitverbreitete Arroganz, dopenden Sportlern ihre Leistungen abzusprechen, stößt mir immer wieder auf. Das lässt den Tatbestand des Missbrauches und alle weiteren Risiken und Begleiterscheinungen unberührt.


    "Spitzensport ist Spritzensport" - eine traurige Wahrheit. Und hierfür trägt nicht nur der einzelne Profi Verantwortung. Gesellschaft, Medien, Sponsoren, Verbände, Publikum, etc. haben diesen Zustand herbeigeführt - zumindest billigend mehrheitlich in Kauf genommen. Die Verbreitung im Hobbysport wollen wir hier gar nicht bemühen, die spricht für sich. Und hält letztlich der Gesellschaft gerne den Spiegel vor: im Leistungsbereich, mit imensem kommerziellen Hintergrund, wird verteufelt, was auf der Straße längst Usus geworden ist. Früher war das für Skeptiker gerne ein Thema der "Hinterhofmuckibuden" in Städten, heute zeigt das Bild sich leider wesentlich nüchterner.


    Edit: Ja, der Kampf gegen das Doping ist verloren.

    Ein Wolf ist vielleicht nicht so stark wie ein Bär oder ein Löwe ... aber ein Wolf tanzt niemals im Zirkus! (anonym)

  • Aus Sicht eines Sportlers bleibt es eine Leistung. Das Dopen nimmt ihm nicht das Training ab, es erhöht seine Leistungsfähigkeit, über seine genetischen Möglichkeiten hinaus. Die weitverbreitete Arroganz, dopenden Sportlern ihre Leistungen abzusprechen, stößt mir immer wieder auf.


    Falls das ein Kommentar zu mir war:
    Wie kommst du darauf, ich würde Dopern ihre Leistung absprechen? Ich habe lediglich von ungleichen Voraussetzungen gesprochen - mit anderen Worten: bis zu einem gewissen Grad Partnerarbeit, die dazu führt, dass mich die Sportereignisse nicht mehr interessieren.
    Mir diese Reaktion als "Arroganz" auszulegen, fände ich schon recht dreist.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Vielleicht kann man das an einem Beispiel aus einem anderen Themenfeld deutlich machen:


    Damals im Chemieunterricht ist ein Mitschüler an die Fragen des Testes gekommen; keine Ahnung, wie er das gemacht hat, jedenfalls hat er sie an alle verteilt. Damit habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt und gelernt, während andere ihre Arbeit schon zu Hause ausfüllten und in der Schule so taten, als dächten sie angestrengt nach. :D Einen oder zwei Fehler haben sie natürlich eingebaut, das wäre sonst zu auffällig gewesen. Dennoch flog die Geschichte auf, weil die Lehrerin die Reihenfolge der Fragen geändert hatte. Die Antworten waren zwar richtig, passten aber nicht zu den gestellten Fragen. :P


    Mich hat man nicht erwischen können, ich habe ja gelernt. Dennoch würde ich mich heute nicht damit rühmen. Leistung? Ja, sicher, ich war zweifellos spitze, aber ich habe nur gelernt, was ich lernen musste. Das war weniger anstrengend.


    Und so ist es auch mit Doping: Sportler müssen sich eigentlich nur noch fit halten. Sicher ist das eine Leistung, aber so besonders ist das nicht.

  • Für mich sind das keine persönlichen Leistungen mehr.


    Diese Aussage war der Stolperstein, auf den sich mein Kommentar u.a. bezog. Lapidar die Leistungen eines Sportlers abzutun, mit dem Verweis auf sein Doping, ist in meinen Augen arrogant - und ist leider weit verbreitet.
    Wenn ich Deine Aussage "stärker" gelesen habe, als sie ursprünglich gemeint war, dann mag dieser Kelch gerne an Dir vorübergehen. :) Allerdings sei dabei der Hinweis gegeben, dass - zumindest im Profisport - kein Athlet "ungedopt" antritt. Damit herrschen letztlich gleiche Verhältnisse. Manche erwischt es, manch einer kommt unbemerkt durch. Elftes Gebot: Lasse Dich nicht erwischen.


    Entsprechend trifft das Beispiel No Nicks nur halbwegs, da der ehrlich trainierende Sportler gar nicht erst die Voraussetzungen für eine Qualifikation erlangt, wenn er ohne Hilfsmittel seine Karriere bestreiten will.
    Was No Nicks Fazit angeht, liegen unsere Standpunkte sehr weit auseinander. Zumindest oberflächlich betrachtet ...

    Ein Wolf ist vielleicht nicht so stark wie ein Bär oder ein Löwe ... aber ein Wolf tanzt niemals im Zirkus! (anonym)

  • Allerdings sei dabei der Hinweis gegeben, dass - zumindest im Profisport - kein Athlet "ungedopt" antritt. Damit herrschen letztlich gleiche Verhältnisse. Manche erwischt es, manch einer kommt unbemerkt durch. Elftes Gebot: Lasse Dich nicht erwischen.


    Eine These, die vermutlich nicht belegt werden kann.

  • Offensichtlich nicht. Damit wäre diese Diskussion hinfällig. Ich kann in diesem Zusammenhang nur auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse zurückgreifen.

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  • Du sprichst von eigenen Erfahrungen und Erlebnissen. Heißt das, dass du auch mal Leistungssportler warst oder sogar noch bist?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    2 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Ich war lange Zeit im Kraftsport und im Rugby sehr aktiv, auch hinter Kulissen mit einigen Athleten gut im Kontakt. Was auch zu weiteren Kontakten führt, gerade auf Messebesuchen. Da bekommt man so einiges mit und erzählt.

    Ein Wolf ist vielleicht nicht so stark wie ein Bär oder ein Löwe ... aber ein Wolf tanzt niemals im Zirkus! (anonym)

  • Fiel mir zufällig in die Hände und passt gut:


    http://m.faz.net/aktuell/sport…sind-gedopt-14339173.html


    Und ergänzend:


    http://m.sport1.de/fussball/20…book#link_time=1468584715


    Beiträge decken sich zwar weitestgehend, aber im zweiten Artikel gibt es einen kleinen Seitenblick in die Leichtathletik.

    Ein Wolf ist vielleicht nicht so stark wie ein Bär oder ein Löwe ... aber ein Wolf tanzt niemals im Zirkus! (anonym)

  • Jetzt kommt die Meldung rein, dass Russland von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen wird. Russische Einzelathleten, die nachweislich nicht gedopt haben, können unter neutraler Flagge starten.


    Komplizierter dürfte sein, dass Witali Mutko lebenslang gesperrt wurde. Außerdem muss er 15 Mio. $ Strafe zahlen. Er ist russischer Vizepremier und vor allem OK-Chef der Fußball-WM 2018. Die FIFA hat sich dazu noch nicht geäußert.

  • Damit hast du ja auch bestätigt, daß der Kampf gegen das Doping verloren ist


    Ja, ab heute kann ich es bestätigen. Der CAS hat den Ausschluss der russischen Athleten von den Olympischen Spielen wieder aufgehoben. Hajo Seppelt, Dopingexperte der ARD, spricht von einer Bankrotterklärung für das Doping-Kontrollsystem:


    http://www.tagesschau.de/sport…cheidung-seppelt-101.html


    Viel Spaß an alle, die sich teure Abos zulegen, um das auch noch zu finanzieren. Ich bin raus, war aber auch nie drin. Zum Glück habe ich solche Dienste auch nie gekauft.

  • Zum Glück habe ich solche Dienste auch nie gekauft


    Ich zum Glück auch nicht ;)
    Aber ich kann mir diese Wettkämpfe sowieso schon seit langem nicht mehr unvoreingenommen anschauen. Besonders schlimm ist es bei Radrennen. Das schau ich mir nur noch an, wenn ich absolut nicht weiß, was ich sonst tun könnte. Dabei fände ich den Sport an sich eigentlich ganz reizvoll :(

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)