Kindheitsvorstellungen rund um das Fernsehen

  • Man sagt ja oft, dass kleine Kinder manchmal Schwierigkeiten haben, das Fernsehen von der Realität zu unterscheiden. Mitunter führt das zu komischen Vorstellungen, die Kinder vom Fernsehen haben oder die durch das Fernsehen geprägt waren. Was hattet ihr denn früher als Kinder so komische Vorstellungen rund um das Fernsehen?


    Als kleines Kind dachte ich immer, dass in früheren Zeiten die ganze Welt schwarzweiß war und es noch keine Farbe gab, weil Berichte und Filme von früheren Zeiten im Fernsehen immer schwarzweiß waren.

  • Mir die ganz frühe Vergangenheit in Farbe vorzustellen - damit hatte ich glaube ich auch Probleme, ob ich glaubte, dass die Zeit s/w war, kann ich nicht mehr sagen.


    Ich glaube nicht, dass ich es glaubte, aber ich habe mir oft vorgestellt, dass wenn man die Scheibe am Fernseher kaputt schlägt, kommen die kleinen Fußballer und andere Leute aus dem Fernseher gelaufen und sind dann auch in wirklichkeit so klein wie man sie auf der Mattscheibe sieht.


    Sonst fällt mir gerade nichts ein.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Stimmt, ich habe gerade den Beitrag auch nochmal gesucht. Der ist von 2009 und da war die Erinnerung schon sehr verschwommen - hätte ich es hier nicht niedergeschrieben, hätte ich das wahrscheinlich schon komplett vergessen gehabt.... deshalb ist mir das Forum auch so wichtig, es ist auch eine Art Tage- und Erinnerungsbuch für mich. Ich lese hier öfter Dinge an die ich mich mal erinnert hab, an die ich mich heute nicht mehr erinnern kann. Das mit dem Nikolaus ist aber eine Sache die ich auch richtig glaubte damals. Das liegt wohl auch daran, weil die Erwachsenen damals den Nikolaus für alles hergenommen haben, wenn man ihn gerade gebraucht hat.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich hatte früher geglaubt, die Menschen im Fernsehen können die Zuschauer sehen und hören - egal in welchem Format und egal ob real oder fiktiv bzw. zeichentrick. Darum habe ich ihnen auch oft etwas zugerufen. (Nein, Wickie! Geh nicht da hin!)
    Irgendwie dachte ich auch, dass sich der Verlauf einer Serie oder einer Episode ändern könnte, wenn ich sie nochmal sehe. Ich dachte wohl, Wickie wüßte vom letzten mal bescheid.

  • Ach ja:
    Als wir in der Schule eine doku über das Mittelalter gesehen hatten, frug einer meiner Mitschüler, ob die im Mittelalter schon Kameras hatten.
    Das war übrigens bereits auf einer weiterführenden Schule, also nach der Grundschule.

  • Ich dreh den Spieß mal um: lange Zeit stellte ich mir vor, ich habe ein Publikum, das mich und mein Leben beobachtet. Ich glaube fast meine komplette Kindheit war das so. Richtig geglaubt habe ich das nicht, aber ich habe es mir vorgestellt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich dachte auch immer als Kind, dass früher die Welt Schwarz-weiss war, durch die S/W Serien und Filme. DIese Erinnerung flammte wieder auf, als ich "Schindler's Liste" im Kino sah. Die Schwarz/Weiss Optik fand ich faszinierend. Es sollte heutzutage wieder mal mehr Schwarz Weiss Produktionen geben. Aber wer traut sich das schon? Jeder hat Schiss, jeder scheut das Risiko. Mann, was ist das für eine Welt, in der wir leben.... ( -> Neues Thema! :D )


    Ansonsten dachte ich früher, dass alles live ist, was an Ansagen usw gezeigt wurde. Oder dass auch Spass am Dienstag live war... konnte man ja nicht wissen, dass das oft wiedergegebene Aufzeichnungen waren. :D Auch heute noch wenn ich Radio höre, denke ich dass alles live ist, auch Ansagen mitten in der Nacht usw ;) Da alles ja recht aktuell ist. Aber wurde wohl tags vorher aufgezeichnet? Zerstört mein Weltbild nicht, das ich vom Fernsehen und Radio habe! ;) Ich dachte auch, dass alles was gesungen wurde (Wetten Dass Auftritte, Musikantenstadl und was weiss ich) *Immer* live ist, aber ist wohl nicht so, Pustekuchen! ;)

    - Oh Jegerl, gut dass mich dran erinnerst! - An wos? - Nojo, na was kommt nach dem 31. März? - Der 1. April! - Richtig! Er weiss wieder besser! Jetzt derfst weiterschnupfern!

  • Ich glaube, die Sache mit der Vorstellung einer farblosen Vergangenheit geht vielen, wenn nicht den meisten so, die nach dieser Zeit geboren wurden. Zum ersten Mal "Hitler in Farbe" im Fernsehen zu sehen, kann das Weltbild da ganz schön erschüttern. Zum Glück gibt es von ihm keine Smartphone-Selfies in HD.


    Ich stelle mir die vergangenen Jahrzehnte noch heute immer so vor, wie sie mit den damals vorherrschenden Kameras eben abgebildet wurden. Und in den USA z.B. sieht die Welt etwas anders aus wegen des NTSC-Farbtons. :)


    An konkrete Täuschungen aus meiner Kindheit kann ich mich nicht erinnern. Bestimmt war für mich ebenso alles live (woher sollte man auch wissen, dass die Fernsehmacher tricksen).
    Ich vermute, man ahnt im Allgemeinen recht früh unterbewusst, dass es im Fernsehen nicht mit rechten Dingen zugeht, schwelgt jedoch gerne weiterhin in dieser Illusion. Es könnte sein, dass man das Geschehen im Flimmerkasten weder als real noch fiktiv wahrnimmt, sondern als eine eigenständige Parallel-/Traumwelt. Einen Blick hinter die Kulissen eines Films hat man in dem Alter ja normalerweise noch nicht geworfen.
    Aber das zieht sich ja bis ins Erwachsenenalter, denn warum sonst sollte man mitfiebern, wenn der Held im Film (Theater, Buch, Videospiel etc.) Gefahren meistert.

  • Ich hab noch nie nen Selfie gemacht, warum sollte ich auch! Überflüssig, nur weil die Masse das macht mitmachen, nee danke. Gelten Zeitverzögerte Auslöser bei Analog und Digitalkameras auch als Selfies? Dann hätte ich mal einen einzigen gemacht! ;) Jeder der sowas wie Selfies und Ice Bucket Challenges mitmacht, hat ein kleines Ego und sogut wie kein Selbstbewusstsein, keine eigene Kreativität und muss alles nachmachen was andere vorgeben, spiessig.... aber ok, offtopic ;)


    Ja, die wunderbare Scheinwelt des TVs, das war damals faszinierend. Seitdem man hinter die Kulissen blicken kann, vor allem dank Internet, ist diese Faszination raus (soviel gestellt, gefaked, getrickst...)

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  • Ich glaube, die Sache mit der Vorstellung einer farblosen Vergangenheit geht vielen, wenn nicht den meisten so, die nach dieser Zeit geboren wurden. Zum ersten Mal "Hitler in Farbe" im Fernsehen zu sehen, kann das Weltbild da ganz schön erschüttern.


    Das stimmt tatsächlich. Bei mir wars die Doku "Das 3. Reich in Farbe". Das haute mich richtig vom stuhl. Da sieht man auch mal wie die Vorstellungskraft von solchen Medien beeinflusst ist.


    Genauso stellt man sich die 50er Jahre auch schwarz-weiss oder eben in diseem 50er-Jahre-Farbton vor, der sehr bunt und eigen war.


    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Man sagt ja oft, dass kleine Kinder manchmal Schwierigkeiten haben, das Fernsehen von der Realität zu unterscheiden. Mitunter führt das zu komischen Vorstellungen, die Kinder vom Fernsehen haben oder die durch das Fernsehen geprägt waren. Was hattet ihr denn früher als Kinder so komische Vorstellungen rund um das Fernsehen?

    Ich möchte fast sagen, mein Problem war ein ganz anderes. Ich konnte eigentlich recht gut zwischen TV & Realität unterscheiden - aber man hat mir des öfteren gerne das Gegenteil einzureden versucht. Nur, weil ich z.B. gern mal von meiner Lieblingsserie sprach (wobei es schon damals öfter so war, dass es mir nicht nur um die Serie/Serien ging, sondern um die Werte etc, die da damals noch vermittelt wurden), mußte es ja so sein, dass ich nichts anderes im Kopf hätte und fern der Realität wäre.



    Das mit dem schwarz-weiß kenne ich so auch nicht. Also dass ich mir die Welt s/w vorgestellt hätte. Mein erstes TV-Gerät war s/w, das meiner Eltern war mit Farbe. Aber ich muß zugeben, das erste Mal Hitler in Farbe zu sehen fand auch ich irgendwie komisch. Oder einfach ungewohnt? Oder genauso bin ich bei manchen Sendungen überrascht, dass es die anfangs in s/w gab.




    Ich war als Kind halt schon recht "aufgeklärt" in den meisten Dingen und hab da selten irgendwelchen "Blödsinn" geglaubt. (Was mein Interesse & Faszination aber selten mindert. Ich weiß z.B., wie etliche Tricks von Zauberern funktionieren - trotzdem guck ich mir sowas gerne an.)


    So fand ich es als Kind dann auch arg verrückt, wie die Vermieterin meiner Oma drauf war. Eine alte Dame (70, 80 oder vielleicht gar älter?) aus Pommern. Schaute sie einen Western, sprach sie danach drüber, wie traurig das ist, wie viele da immer erschossen würden für den Film. (Ja, sie glaubte das tatsächlich.) Und als mal eine Shampoo-Werbung lief, ließ sie ihr Shampoo ewig in ihren Haaren, weil das die Frau in der Werbung ja auch nicht ausgespült hatte. (Meine Oma oder mein Opa mußte ihr dann helfen, das Zeug wieder aus den Haaren zu bekommen.) Und so ging das ständig. Meine Großeltern konnten ihr noch so oft erklären, dass das im TV alles nicht immer wirklich ist, sie verstand es einfach nicht.

  • Die Geschichte mit der Vermieterin ist super :)


    Ich erinnere mich, dass ich als Kind die Fiktion und Realität auch gut voneinander trennen konnte (ggf. gabs ausnahmen, aber mir ist keine bekannt) und ich war genervt, als Pipi Langstrumpf mal von einer Klippe sprang und mit den armen wedelte und dann geflogen ist und meine Mutter mir sagte, dass das in Wirklichkeit so nicht geht, dass das ja nur ein Film sei. Was mir natürlich klar war.

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    Konfizius

  • Specht hat erwähnt, dass er als Kind glaubte, wenn der Fernseher kaputt ist, kommen die Männchen rausgelaufen. In einer Episode von "Luzie, der Schrecken der Straße" (Friedrich und Friedrich) passiert das tatsächlich! Sie sehen sich zusammen etwas im Fernsehen an, wo gerade ein Schiff gezeigt wird. Plötzlich öffnet sich der Bildschirm und zuerst kommt ein Schwall Wasser aus dem Gerät und schließlich das Schiff selbst!


    Ach ja, und ich glaubte als Kind natürlich auich, dass Fernsehen generell immer "live" sei - darum habe ich Wickie auch immer etwas zugerufen! ^^

  • Genauso stellt man sich die 50er Jahre auch schwarz-weiss oder eben in diesem 50er-Jahre-Farbton vor, der sehr bunt und eigen war.

    Och, vielleicht sah es in den Fünfzigern ja so aus, weiß man's? :P
    Man selbst sieht seine eigene Vergangenheit letztlich auch nur durch die Brille der Erinnerung. Die Welt in meiner Kindheit würde ich spontan als bunter bezeichnen, sonniger war es damals objektiv vermutlich sowieso, während heutzutage graue Tristesse vorherrscht, aber das ist ein anderes Thema.



    Übrigens kann man mit modernen Fernsehern jeden edlen Filmlook so aussehen lassen wie die Lindenstraße, also wie mit einer Videokamera gefilmt, nämlich mit der Einstellung "Intelligent Frame Creation", "Perfect Natural Motion" oder wie sie sonst noch genannt wird. Das Schlimme ist, dass diese unsinnige Funktion bei den meisten Fernsehgeräten heute serienmäßig aktiviert ist und es vielen Leuten gar nicht auffällt.


    So fand ich es als Kind dann auch arg verrückt, wie die Vermieterin meiner Oma drauf war. Eine alte Dame (70, 80 oder vielleicht gar älter?) aus Pommern. Schaute sie einen Western, sprach sie danach drüber, wie traurig das ist, wie viele da immer erschossen würden für den Film. (Ja, sie glaubte das tatsächlich.)

    Um Gottes Willen...das erinnert an die damaligen Reaktionen auf Das Millionenspiel.
    Allerdings möchte ich gar nicht wissen, wie vielen heutigen Zuschauern - ob groß oder klein - es NICHT klar ist, dass all diese Dokusoaps gestellt sind.

  • Übrigens kann man mit modernen Fernsehern jeden edlen Filmlook so aussehen lassen wie die Lindenstraße, also wie mit einer Videokamera gefilmt, nämlich mit der Einstellung "Intelligent Frame Creation", "Perfect Natural Motion" oder wie sie sonst noch genannt wird. Das Schlimme ist, dass diese unsinnige Funktion bei den meisten Fernsehgeräten heute serienmäßig aktiviert ist und es vielen Leuten gar nicht auffällt.


    Es gibt auch teure Videokameras, mit denen man gleich in diesem "Filmlook" aufnehmen kann. Nur warum das "natürlich" aussehen soll, davon bin ich noch nicht so richtig überzeugt.