Friedrich Schiller (D, 1940)

  • Ich bin grad mal wieder ein bisschen am Recherchieren über Filme aus dem Dritten Reich. Dabei bin ich bei Friedrich Schiller mit Horst Caspar gelandet.
    Es wundert mich immer wieder, mit welcher Hartnäckigkeit von vielen Filmhistorikern in diesem Film nach Parallelen zum Führerkult gesucht wird. Bei diesem Film habe ich das Gefühl, dass beschlossen wurde, dass alle Filmbiographien dem Führerkult huldigen müssen, und selbst wenn das mal nicht der Fall ist, dann versucht man mit Gewalt jeden Film in dieses Klischee reinzupressen, egal ob es geht oder nicht. Bei Friedrich Schiller kommt es mir vor als würden viele Filmhistoriker absichtlich Aspekte des Films ignorieren und neue dazuerfinden, weil sie Angst davor haben, dass dieser Film nicht zu ihrer Behauptung passt.
    Es gibt keinen Film, wo dieser Eindruck so deutlich bei mir entsteht. Oder habe ich da doch etwas übersehen? Wie geht es euch denn mit Friedrich Schiller?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich bin grad mal wieder ein bisschen am Recherchieren über Filme aus dem Dritten Reich. Dabei bin ich bei Friedrich Schiller mit Horst Caspar gelandet.
    Es wundert mich immer wieder, mit welcher Hartnäckigkeit von vielen Filmhistorikern in diesem Film nach Parallelen zum Führerkult gesucht wird. Bei diesem Film habe ich das Gefühl, dass beschlossen wurde, dass alle Filmbiographien dem Führerkult huldigen müssen, und selbst wenn das mal nicht der Fall ist, dann versucht man mit Gewalt jeden Film in dieses Klischee reinzupressen, egal ob es geht oder nicht. Bei Friedrich Schiller kommt es mir vor als würden viele Filmhistoriker absichtlich Aspekte des Films ignorieren und neue dazuerfinden, weil sie Angst davor haben, dass dieser Film nicht zu ihrer Behauptung passt.
    Es gibt keinen Film, wo dieser Eindruck so deutlich bei mir entsteht. Oder habe ich da doch etwas übersehen? Wie geht es euch denn mit Friedrich Schiller?


    Was mich an diesen sogenannten Filmkritikern ärgert: Selbst die verschiedensten Meinungen dieses meiner Meinung nach kunstvoll inszenierten Kostümfilms sehen in diesem Werk allesamt einen Bezug zum Dritten Reich und nicht zur damaligen Zeit Schillers.
    Die einen sehen darin einen Protest der Unterdrückung durch das NS-Regime - ein Widerspruch allemal, denn angeblich durfte es doch keine Proteste gegen das Dritte Reich geben die anderen wiederum eine Glorifizierung des NS-Regims - ja was denn nun?
    Auf die Zeit des 18.Jahrhunderts wird nur am Rande eingegangen.


    Was diese Kritiker scheinbar vergessen: Gerade im Dritten Reich gab es zahlreiche Filme, wo es um das Thema Duckmäusertum geht bezw. Aufbegehren gegen die Obrigkeit, was es eigentlich auch nicht geben dürfte
    Beispiele: "Der Maulkorb" 1938 und "Meine Herren Söhne" 1944


    Was mich stutzig macht: Die Kauf-DVD ist um 3 Minuten länger als die ZDF-Ausstrahlung

  • Da ich nicht so tief in der Materie drin bin, kriege ich diese Kritiker-Sache nur am Rande mit. Mir fällt aber auch auf, dass schon bei Filmen ab 1919 krampfhaft versucht wird, eine "Vorahnung vom 3. Reich" usw. im Film zu erkennen.... da kann ich oftmals nur den Kopf schütteln.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Da ich nicht so tief in der Materie drin bin, kriege ich diese Kritiker-Sache nur am Rande mit. Mir fällt aber auch auf, dass schon bei Filmen ab 1919 krampfhaft versucht wird, eine "Vorahnung vom 3. Reich" usw. im Film zu erkennen.... da kann ich oftmals nur den Kopf schütteln.

    Das ist das Erbe Siegfried Kracauers - auf seine Konstruktion einer Kontinuität "von Caligari zu Hitler" sind wir hier ja schon an anderer Stelle eingegangen, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt.


    Den Schiller-Film würde ich auch gerne mal sehen. Die Beschreibungen, nach denen das junge Genie den Aufstand gegen einen "Diktator" probt, lassen jedenfalls ein politisch spannungsreiches Filmerlebnis erwarten....

  • Da ich nicht so tief in der Materie drin bin, kriege ich diese Kritiker-Sache nur am Rande mit. Mir fällt aber auch auf, dass schon bei Filmen ab 1919 krampfhaft versucht wird, eine "Vorahnung vom 3. Reich" usw. im Film zu erkennen.... da kann ich oftmals nur den Kopf schütteln.

    Das scheint ein bisschen Richtung Kracauer-Virus zu gehen, das immer noch grassiert. Da gebe ich dir vollkommen recht. Das wird total überbewertet. Meiner Meinung nach steckt da auch ein falsches Kunstverständnis dahinter.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

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    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist

  • Ich habe mir die Blu-Ray nochmals mit Argusaugen angesehen; konnte Loriot aber auch mit dem Jugendbild aus dem Bundesarchiv als Vergleich vor Augen nicht entdecken https://www.bundesarchiv.de/DE…sonalakte-von-loriot.html


    Pagen sind in dem Film an sich nur ab ca. 23'15 (Blu-Ray-Timecode) zu sehen bei der Verleihung der Urkunden. In dem Film treten insgesamt auch sehr viele junge Kadetten auf und es stellt sich die Frage ob es wirklich 100% sicher ist, dass Loriot einen Pagen spielt und nicht ggf. unter den Kadetten zu suchen ist. Doch auch hier habe ich kein passendes Gesicht gefunden.

  • Ich hatte nun einfach mal über die Loriot-Website angefragt und da antwortete mir dann direkt Loriots Tochter. Leider wußte sie es auch nicht aber ich erhielt von ihr den Hinweis, dass in dem Buch "Möpse & Menschen" (Diogenes, 1983) ein Foto von Loriot abgedruckt ist, das während der Dreharbeiten aufgenommen wurde. Damit war klar dass er definitiv einen Pagen und keinen Kadetten spielte.


    Ich schickte dann diverse Screenshots von der Blu-Ray zu ihr, auf denen Pagen zu sehen sind. Nach akribischer Prüfung gemeinsam mit ihrer Schwester kam dann die Info, dass ihr Vater der im Screenshot unten Gekennzeichnete sein müsste. Mehr von ihm ist im ganzen Film auch nicht zu sehen. Die Fundstelle auf der Blu-Ray ist bei 102'16.


    45098170ij.jpeg

    Quelle: "Möpse & Menschen" (Diogenes, 1983)


    45098162nf.jpg

  • Grrroßartig! Vielen Dank für die Mühe. Nun ist das Rätsel auch gelöst. Und immerhin ist er zu sehen! Ich bin mir sicher, dass es die Person im Kreis ist - das passt perfekt.

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    Konfizius