Der Aufwand für Fernsehproduktionen

  • In verschiedenen Threads habe ich schon einmal angedeutet, dass man insbesondere in dem Zeitalter vor Einführung des Privatfernsehens teilweise einen ganz enormen Aufwand für Fernsehproduktionen geleistet hat. So hat es in den sechzigern eine Fernsehserie gegeben, leider habe ich den Namen vergessen, die in Farbe gedreht wurde, obwohl das Farbfernsehen noch gar nicht eingeführt war. Der Aufwand zu "Meister Eder und sein Pumuckl" wurde hier ja schon öfter erwähnt, etwa Tricktechnik gekoppelt mit Realaufnahmen und Synchronisation.


    Oder wenn man an die "Lindenstraße" denkt, wo man in einem Studio einen kompletten Straßenzug als Kulisse aufgebaut hat. Da die Serie immer noch läuft, hat sich der Aufwand wohl gelohnt. *g* Übertroffen wird dieser Kulissenaufwand nur noch von der WDR-Serie "Die Anrheiner", wofür man einen kompletten Stadtteil als Kulisse in Köln-Mülheim errichtet hat. Wobei "Die Anrheiner" erst viel später lief.


    Auch, was das Aufgebot an Schauspielern betrifft, die ja auch bezahlt werden müssen, scheint man selbst für Vorabendserien in den 80ern keine Kosten und Mühen gescheut zu haben, das sieht man z. B. bei "Liebling Kreuzberg".


    Kennt Ihr weitere Beispiele?

  • Beispiele für gute aufwendige Serien und Filmen von damals?


    Nun... Weissblaue Geschichten, Hessische Geschichten, Sendung mit der Maus, Sesamstraße, (gut, Spass am Dienstg war eher Sparsam in nur einem dunklen Raum und einem Moderator und einem Computerlichtpunkt als Co-Moderator, trotzdem weitaus besser als der heutige Schrott!), Pumuckl, Polizei Inspektion 1, Pippi Langstrumpf und vieles weitere mehr,h alte ich für aufwendig und gut produziert!

    - Oh Jegerl, gut dass mich dran erinnerst! - An wos? - Nojo, na was kommt nach dem 31. März? - Der 1. April! - Richtig! Er weiss wieder besser! Jetzt derfst weiterschnupfern!

  • Bei den Privatsendern scheint es seit deren Bestehen im Großen und Ganzen nur selten aufwendige Produktionen gegeben zu haben. In den ersten Jahren konnten diese Sender logischerweise noch nichts aufwendiges produzieren, weil sie aufgrund der geringen Reichweite noch gar nicht das Geld dazu haben konnten. In den 90ern gab es dann einmal eine Aufbruchphase, wo dann aufwendige Shows wie z. B. Krypton Faktor und die 100000 Mark Show oder Serien wie "Ein Schloss am Wörthersee" mit hochkarätigen Schauspielern produziert wurden, aber die Regel war das wohl auch nicht.

  • Wir haben bisher nur von Deutschland gesprochen, wo insbesondere beim Privatfernsehen anscheinend geknausert wird. Ganz anders ist es in den USA, wo auch selbst für Fernsehserien Geld ohne Ende vorhanden zu sein scheint. Viele erfolgreiche US-Serien der letzten Jahre scheinen teilweise aufwendiger produziert zu sein als hierzulande mancher Kinofilm.

  • Das stimmt. Aber Privatfernsehen in USA ist ja schon seit den 80ern voll mit Werbung und Trash-TV, oder?

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  • Ja, natürlich gibt es dort jede Menge Trash und die Werbeunterbrechungen sollen dort noch viel nerviger als bei uns sein. Aber dann gibt es wiederum einzelne Produktionen, die mit sehr hohem Aufwand hergestellt wurden und weltweit Erfolg hatten. Als Beispiel möchte ich einmal "Breaking Bad" nennen. Ich möchte behaupten, weder das private noch das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland wären in der Lage, eine Serie von dieser Qualität nur annähernd produzieren zu können.

  • Woran liegt das eigentlich? Meiner Meinung nach kann jeder Produktion fantastisch werden, auch Low-Budget und No-Budget, solange die Story stimmt und vernünftig umgesetzt wurde und auch Laienschauspieler ihr bestes geben ohne der Albernheit zu fröhnen.

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  • Woran liegt das eigentlich? Meiner Meinung nach kann jeder Produktion fantastisch werden, auch Low-Budget und No-Budget, solange die Story stimmt und vernünftig umgesetzt wurde und auch Laienschauspieler ihr bestes geben ohne der Albernheit zu fröhnen.

    Ich denke, der Grund dafür liegt nicht in den materiellen Mitteln, sondern darin, dass es in Deutschland keine Filmkunst mehr gibt - das schließt Fernsehproduktionen mehr ein. Experimentierfreudige Menschen und visionäre, die von der vorgegebenen Leitlinie abweichen, scheitern an den Strukturen, die nur die Fließbandfabrikation von Einheitsbrei vorsehen. Deswegen emigrieren die meisten echten Künstler wahrscheinlich ins Ausland.

  • Ja, das hast Du schön beschrieben, denn es stimmt. Das ist es, was mich so aufregt. Diese Feigheit bzw Mutlosigkeit, kein Mut zum Risiko, mal wieder etwas Visionäres, Experimentelles auszuprobieren, was es früher meiner Meinung nach auch im Deutschen Fernsehen viel mehr gab. Diese Fliessbandarbeiten, wer produziert (und schaut) sowas schon gerne. Schade, dass es in Deutschland keine Filmkunst mehr gibt. Denn Hollywood kommt aus Deutschland. Das haben Deutsche in den USA schliesslich aufgebaut, sagte auch Hans Zimmer mal im Interview. Und die Filmmittel kommen von deutschen Filmförderungen.


    Dass da keiner mal die Faust auf den Tisch knallt und sagt, Schluss aus fertig, wir haben's satt mit diesem feigen mutlosen Fliessbandprogramm! Jetzt wird mal auf Reset gedrückt und wieder tolles, aufregendes, fantastisches produziert! Das kann doch nicht alles allein vom Geld abhängen (wir müssen sparen, also ja nichts riskieren, nur alles (schlecht) vom Ausland kopieren und möglichst schnell und billig auf den Markt (sprich ins Fernsehen) werfen/bringen. ;)

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  • Dass man in den USA in der Lage ist, qualitativ hochwertige und aufwendige Fernsehserien zu produzieren, hat wohl auch damit zu tun, dass es im dortigen Fernsehen nicht so ein duales System aus öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen gibt, wie es in Europa üblich ist. Dort ist das Fernsehen von Anfang an zum großen Teil kommerziell gewesen und auch Pay-TV spielt eine große Rolle. Darum müssen die Sender mit großen Produktionen auftrumpfen. In Deutschland ist das private Fernsehen in Erscheinung getreten, als das öffentlich-rechtliche schon einige Jahrzehnte etabliert war. Hohe Qualitätsmaßstäbe haben sich daher beim deutschen Privatfernsehen wohl niemals einstellen können, während andererseits das öffentlich-rechtliche Fernsehen seit einiger Zeit anscheinend einen Sparkurs eingeschlagen hat. Es gab zwar vonseiten des Privatfernsehens in den vergangenen Jahren immer wieder Versuche, verhältnismäßige aufwendige Fernsehfilme mit vielen Spezialeffekten zu produzieren, die aber in der Regel nicht gut weggekommen sind. Wohl auch, weil man versucht hat, krampfhaft die amerikanische Machart zu kopieren, gewollt und nicht gekonnt.


    Shairaptor, Du sprichst da auch noch etwas wichtiges an. Großer Aufwand und hohe Kosten sind nämlich gar nicht immer notwendig, damit eine Produktion erfolgreich und populär wird. Umgekehrt muss großer Aufwand nicht zum Erfolg führen, vor allem, wenn es am Ende nur nach Effekthascherei aussieht. Man kann mit viel Geld Mist produzieren und man kann mit wenig Geld Großes bringen. Ich erinnere nur an meine deutsche Lieblingsserie "Familie Heinz Becker", die sehr populär war und nach zwanzig Jahren immer noch regelmäßig wiederholt wird. Die Serie wurde ja mit verhältnismäßig einfachem Aufwand produziert, so wie ich das einschätze. Gelegentlich waren auch mal bekannte Schauspieler als Gäste zu sehen (Jochen Senf, Herbert Fux usw.), aber die Regel war das nicht. Als weiteres, aktuelles Beispiel möchte ich "Der Tatortreiniger" nennen. Auch diese Serie kommt, so wie es aussieht, ohne Spezialeffekte und ohne aufwendig gestaltete Sets aus sowie mit überwiegend weniger bekannten Schauspielern, ist aber dafür phantasievoll inszeniert. Und trotzdem erregte sie über Deutschlands Grenzen hinaus Aufmerksamkeit. So läuft sie auch auf einem amerikanischen Pay-TV-Sender und in Australien hat man sie als Vorbild für eine thematisch ähnliche Eigenproduktion genommen.

  • Sag ich doch, mit Low- und No-Budget kann man auch fantastisches produzieren, nur der Wille und das Talent des Teams muss vorhanden sein.
    Durch das Freihandelsabkommen mit den USA könnte übrigens das öffentlich-rechtliche eingestellt werden und nur noch gutes Programm gegen bares angeboten werden, Pay-TV eben, wie in den USA. Wenn das so ist, schaue ich kein Fernsehen m.... äh, wart mal. *g* :D


    Ja, also eine meiner deutschen Lieblingsserien ist ein Herz und eine Seele, und die ist auch mit relativ wenig aufwand produziert und hält sich doch auch seit jahrzehnten (oder wann wurde sie zuletzt ausgestrahlt), daran sieht man auch, dass man mit relativ wenig aufwand tolles produzieren kann.


    Tatortreiniger kenne ich nicht. Klingt, als wäre es eine Persiflage auf Tatort, wo man dann "nur" Nebenpersonen sieht, die die Tatorte reinigen und dabei lustige Szenen bei entstehen *g* :D Das wär doch mal ne lustige Idee für ne Serie ;)

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  • In den USA kommt außerdem noch hinzu, dass diese Serien gleich für die ganze Welt produziert werden und nicht nur für den eigenen Markt. Alleine mit dem Verkauf der Lizenzen in alle Welt kann man sich dumm und dusselig verdienen, daher kann man in die Produktionen auch entsprechend viel Geld hereinstecken.