ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, Unsere Väter" findet Anklang auch in Nachbarländern

  • Ich habe den Dreiteiler nicht gesehen, eben weil ich kein Freund dieser plakativen "Wir arbeiten jetzt das Dritte Reich/die DDR auf"-Schinken bin.
    Was mich nun sehr wundert, sind die Reaktionen einiger v.a. polnischer Rezensenten auf IMDB, da man doch standardmäßig davon ausgehen sollte, dass solche Produktionen den Fokus stark auf die Verantwortung des Einzelnen unter Hitler richten. Hat den Film vielleicht jemand gesehen und kann die Äußerungen bestätigen, oder gelten jetzt schon antinazistische Filme als relativierend/revisionistisch?

  • Oha...
    Aus dem Artikel Diskussion in Polen: Über Widerstand und Antisemitismus in der FAZ:

    Zitat

    Ein Aufruf zur Beschwerde


    Die Szene hat in der sonst stets streitlustigen polnischen Öffentlichkeit einen seltenen Effekt gehabt: Einigkeit. Von der nationalkonservativen Zeitschrift „Uwazam Rze“ über den katholisch-intellektuellen „Tygodnik Powszechny“ bis hin zur sonst stets deutschlandfreundlichen liberalen „Gazeta Wyborcza“ waren die Kritiken vernichtend.


    Außenminister Radoslaw Sikorski empfahl per Twitter(siehe Retweet vom 26. März), sich beim ZDF zu beschweren, und der polnische Botschafter in Berlin schrieb Protestbriefe. Dass Deutschlands öffentlich-rechtliches Fernsehen den polnischen Untergrund so pauschal als finsteren Hort des Antisemitismus darstellen könnte, fand der „Tygodnik Powszechny“ „widerlich“, Botschafter Jerzy Marganski „schreiend ungerecht und beleidigend“, und Adam Krzeminski, der beste Deutschland-Kenner der journalistischen Zunft in Polen, verglich „Unsere Mütter, unsere Väter“ mit den antipolnischen Filmen der Nazizeit. Hier finde Psychotherapie „auf dem Rücken der Nachbarn“ statt, schrieb er - der unterschwellige Versuch, die deutsche „Schuld an den Gaskammern“ mit Polen zu teilen.

    Auch aus (augenscheinlich anti-) deutscher Sicht kommt Kritik: Weltmarktführer im Büßen


    Kommentar überflüssig...

  • Auch aus (augenscheinlich anti-) deutscher Sicht kommt Kritik: Weltmarktführer im Büßen


    Kommentar überflüssig...


    Schon! Zumal der Stil von Ekkehard Knörer sich auf einem Niveau bewegt, das nicht nur die Lektüre erschwert, sondern auch den Verfasser diskreditiert. War ich naiv, von Cargo-Film Besseres zu erwarten?


    Andererseits: Dass die Filme schei**e sind, das glaube ich unbesehen. Mit anderen Worten: ich will's auch gar nicht sehen. Da wird mir nur schlecht.
    Wenn ich den Zweiten Weltkrieg sehen will, dann schaue ich die Deutsche Wochenschau :)

  • Auch ich habe den Film nicht gesehen - werde ihn wahrscheinlich auch nicht sehen, da meine Vorurteile gegen das "BRD-Fernsehen" sehr stark sind.
    Eines aber kann ich doch behaupten: Weder ARD noch ZDF werden sich nicht erdreisten, antipolnische Einblendungen zuzulassen.
    Die Tendenz ist mit Sicherheit: "Deutsche Schurken - polnische Opfer" - deutsche Interessen werden seit mindestens 20 Jahren nicht mehr im ÖR vertreten.


    Ich kann mich noch an die Einweihung der Frauenkirche erinnern. Es wurde vom Bombenholocaust der Anglo-Amerikaner berichtet - im gleichen Atemzug aber auf die Schuld der Deutschen hingewiesen.
    Das BRD-Fernsehen kann sich halt nicht dazu entschließen, mal nur auf das Verbrechen der anderen hinzuweisen - es muß immer in Kompensierung mit der deutschen Schuld stehen.


    Darum: Keine politischen Aufklärungssendungen der ÖR, die sich jetzt sogar immer mehr ins 19.Jahrundert zurückfallen läßt und zu einer "Aufarbeitung" des Preußisch-Französischen Krieges von 1870 hinreißen läßt, deren Schuld ebenfalls den Preußen zuzurechnen ist.

  • Andererseits: Dass die Filme schei**e sind, das glaube ich unbesehen. Mit anderen Worten: ich will's auch gar nicht sehen. Da wird mir nur schlecht.
    Wenn ich den Zweiten Weltkrieg sehen will, dann schaue ich die Deutsche Wochenschau


    Ja - das Unglaubliche daran: Die Wochenschauen waren teilweise weniger ideologisiert als ARD und ZDF.
    Sie hielten sich vielfach an Fakten, was bei den ÖR vermisst wird.


    Hier gebe ich mal das Beispiel Peenemünde ein. Viele Besucher - auch ich - wollten bei Führungen technische Einzelheiten über die V2 erfahren.
    Was aber wurde gebracht: Moralpredigten über Zwangsarbeiter.
    Kein Wunder, wenn der Unischrott nur Sozialpädagogik und Medienwissenschaft statt Technik und Ingenieurberufe studiert.
    Bei den erstgenannten Fächern scheint ja auch die politische Einstellung als Voraussetzung zum Abschluß zu reichen, was bei den Ingenieursberufen nicht geht.

  • Auf ZDF Info läuft gerade eine Doku zu dieser Fimlreihe (also zu den geschichtlichen Hintergründen). Leider bestätigt das Deine Einschätzung.


    Tom Schilling war übrigens für mich der Hauptgrund den Film nicht zu sehen. Wobei ich wahrscheinlich schon rein geschaut hätte, wenn ich Zeit gehabt hätte.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Auf ZDF Info läuft gerade eine Doku zu dieser Fimlreihe (also zu den geschichtlichen Hintergründen). Leider bestätigt das Deine Einschätzung.


    Tom Schilling war übrigens für mich der Hauptgrund den Film nicht zu sehen. Wobei ich wahrscheinlich schon rein geschaut hätte, wenn ich Zeit gehabt hätte.

    Bei solchen Filmen sehen wir immer alt aus.


    Wir Deutschen wollen immer Oberlehrer sein und der Welt erklären wie wir uns geändert haben.

  • Eines aber kann ich doch behaupten: Weder ARD noch ZDF werden sich nicht erdreisten, antipolnische Einblendungen zuzulassen.
    Die Tendenz ist mit Sicherheit: "Deutsche Schurken - polnische Opfer" - deutsche Interessen werden seit mindestens 20 Jahren nicht mehr im ÖR vertreten.


    Das BRD-Fernsehen kann sich halt nicht dazu entschließen, mal nur auf das Verbrechen der anderen hinzuweisen - es muß immer in Kompensierung mit der deutschen Schuld stehen.

    Das ist auch der Grund, warum ich solche Sendungen überhaupt nicht anschaue. Von objektiver Berichterstattung im deutschen Fernsehen über den 2. Weltkrieg, kann meiner Meinung nach doch überhaupt keine Rede sein. Es läuft doch immer noch so ab, dass in den Sendungen den deutschen nur wieder und ausschließlich Schuld eingeredet wird und werden soll... nicht mehr und nicht weniger. Und sowas mag ich gar nicht

  • Conny: Richtig, objektive Berichterstattung gibt es zu dem Thema nicht und darf es nicht geben. Sonst kommt nachher noch die Wahrheit ans Tageslicht - und nichts fürchten die Vertreter der Blockparteien mehr als die Wahrheit. (Das gilt übrigens für so ziemlich alle Bereiche, nicht nur die Geschichtspolitik.)

    Ja - das Unglaubliche daran: Die Wochenschauen waren teilweise weniger ideologisiert als ARD und ZDF.
    Sie hielten sich vielfach an Fakten, was bei den ÖR vermisst wird.

    Was die Ideologisierung der damaligen Berichterstattung angeht, sind wir auf einer Linie.
    Es interessant, dass in der Deutschen Wochenschau zwar bestimmte eindeutige Propaganda-Passagen vorhanden sind, auch Fälschungen und bewusste Falschaussagen, aber z.B. die Anzahl der antisemitischen Szenen ist sehr begrenzt. Es stimmt absolut nicht, dass die deutsche Filmpropaganda im Zweiten Weltkrieg besonders menschenverachtend war.
    Und dass nach der Kriegswende die deutschen Niederlagen nicht an die große Glocke gehängt wurden, liegt ja auf der Hand - aber die Briten haben ja 1940 auch nicht in ihren Propagandafilmen und Wochenschauen verbreitet, dass sie auf dem europäischen Festland eine verheerende Niederlage erlitten hatten!

    Hier gebe ich mal das Beispiel Peenemünde ein. Viele Besucher - auch ich - wollten bei Führungen technische Einzelheiten über die V2 erfahren.
    Was aber wurde gebracht: Moralpredigten über Zwangsarbeiter.
    Kein Wunder, wenn der Unischrott nur Sozialpädagogik und Medienwissenschaft statt Technik und Ingenieurberufe studiert.

    Auch da volle Zustimmung. Das sind eben politische Richtlinien, die von oben kommuniziert werden. Unischrott ist eine sehr zutreffende Vokabel - ich habe mit diesem Unischrott tagein, tagaus zu tun!

  • Eine sehr interessante Analyise - habs noch nicht ganz gesehen. Bisher keine besonders großen Überraschungen, aber militär- und kriegshistorisch sehr interessant:


    bacuffz: Soldat kommentiert "Unsere Mütter, unsere Väter" Teil 1


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