Der Todesking (1989)

  • Meiner Meinung nach ist Jörg Buttgereit der wichtigste deutsche Regisseur der letzten 30 Jahre (vielleicht auch der einzige wichtige), obwohl er nur drei bis vier Filme hergestellt hat, die über die Berliner Szene hinaus bekannt geworden sind.
    Einer seiner bekannteren Filme ist Der Todesking, ein Episodenfilm von 1989. Während ich die anderen zentralen Werke Buttgereits bereits Mitte der 90er Jahre sehen konnte, war mir Der Todesking bislang noch unbekannt und hat mir herausragend gut gefallen.
    Wer Buttgereits Filmschaffen nicht kennt, stellt sich am besten vor, was passiert, wenn man übelsten Ekel-Horror mit deutschem Autorenkino kreuzt: Das Ergebnis ist eine seltene Mischung aus Charakterstudien und Schock-Effekten.


    Der Todesking berichtet von sieben Selbstmorden - einige in Zusammenhang mit Mord, Totschlag und Amoklauf. Wie üblich bei Buttgereit, beobachtet die Kamera die Hauptfiguren aus der Distanz, doch kommt nie dieses sterile Intellektuellen-Kino-Flair auf, das man bei Produktionen z.B. von Michael Haneke verspürt. Zu verblüffend sind die Effekte und dramaturgischen Ideen, mit denen Buttgereit das eigene Schema durchbricht. Die Darsteller sind Laien - das macht sich manchmal negativ bemerkbar, verleiht aber auch diesem Film einen besonderen Charme. Eines der Opfer ist übrigens Dirk Felsenheimer alias Bela B. von den Ärzten --- und vermutlich taucht noch die eine oder andere Kuriosität der damaligen Berliner Szene auf, die mir nicht geläufig ist.


    Ich möchte den Todesking auf jeden Fall jedem empfehlen, der sich von dem deutschen Kommerz-Kino der Gegenwart abgestoßen fühlt. Buttgereit war die größte Chance der letzten 30 Jahre, die die Filmindustrie verpasst hat!


    Hier ein Link zum Film auf der Buttgereit-Website.

  • Der Todesking und weitere von Jörg Buttgereit hatte ich mal auf einer Liste von Filmen, die ich mir gerne ansehen würde. Zu schade, dass ich das nicht weiter verfolgt habe, denn nach diesem Loblied kann ich gar nicht anders, als mich baldigst näher mit den Werken dieses Regisseurs zu beschäftigen. Was ich einmal (im Fernsehen?) an Ausschnitten gesehen habe, fand ich sehr abgedreht und einladend.