Deutscher Schlager

  • Es ist erstaunlich, daß diese Rubrik fehlt.
    Der Begriff "Schlager" ist etwas vielfältiger und ist einfach nicht nur unter "Musik" abzulegen.
    Er ist in der Bedeutung vergleichbar mit "UFA-Filme"


    Also, mein Einleitungsbeitrag:
    Den Schlager gibt es nicht mehr - er hat seine Existenz verloren, nachdem es keine Orchesterbegleitung mehr gibt, sondern fast nur noch Computermusik.
    Als Schneidepunkt sehe ich den Beginn der 80er Jahre.
    Im ÖR ist er so gut wie nicht mehr vertreten - darum sollte auch hier die Berechtigung der GEZ im auf dem Prüfstand sein.
    Der deutsche Schlager war (ist) ein Kulturgut - vergleichbar mit der deutschen Sprache, die ebenfalls in sehr großer Gefahr ist.
    Ich hoffe, daß ich mit dieser Meinung nicht alleine dastehe.
    Übrigens: Meine Schlagersammlung beläuft sich auf ca. 8000 Titel

  • Ich verbinde mit Schlager seelenlose Unmusik - ein degenerierter Sprößling der zum Teil noch sehr opulenten und textlich zum Teil anspruchsvollen deutschsprachigen Popmusik der 30er / 40er Jahre.


    Ich stimme Dir zwar zu, dass sich der Verfall der deutschen Kultur am Schlager gut nachvollziehen lässt - aber ich finde auch die deutschsprachigen Sachen der 50er bis 70er Jahre ziemlich grauenhaft. Diese Art Hausfrauenmusik, die immer auf den Regionalsendern dudelt --- ganz übel! ;)


    Wenn schon "moderne" deutschsprachige Musik, dann lieber die subversiven Sachen aus den 80er Jahren...
    Hier ein Beispiel:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Bruno, am besten verweist du auf ein paar Beispiellieder, damit überhaupt erst einmal klar ist, worüber wir schreiben.
    Als Außenstehender glaube ich nämlich, dass die Stilbezeichnung "Schlager" heutzutage, wie bei vielen anderen Genres auch, missbräuchlich verwendet wird. Schließlich haben weder sog. Volksmusik-Sendungen etwas mit Volksmusik, noch Pop-Schlager etwas mit den Schlager-Paraden vor 40, 50 Jahren zu tun, und diese wiederum wenig mit denen aus der Zeit der Schellackplatten.
    Mit 8000 Titeln (eher 45er oder Langspielplatten?) bist du hierfür sicherlich Experte.


    Wer mir durchaus zusagt, ist Reinhard Mey und Udo Jürgens, wobei das eher in die Richtung Liedermacher geht. Ansonsten ist das ein Gebiet, mit dem ich mich so gar nicht auskenne und nie näher befasst habe. Wenn bei mir Musik aus deutschen Landen läuft, ist das hauptsächlich Klassische.

  • es gibt schon ein Thema hier im Forum vom 04.08.2009, aber egal :)


    ich sehe mir sehr gerne die damaligen Shows aus den 70er und 80er Jahren an, in denen der deutsche Schlager vorkommt. Speziell die ZDF-Hitparade mit D.T.Heck (69-84) oder Viktor Worms (85-89), wie ich ja schon sehr oft hier geschrieben habe :)


    Aber CD´s von Schlagersänger/innen habe ich keine.
    Welche sind dann Deine Favoriten, Bruno???

  • daß sich doch einige Forumsmitglieder gemeldet haben.
    Ich finde, den deutschen Schlager kann man nicht einfach nur mit dem Begriff Musik abspeisen.
    Er ist eine Erfolgsgeschichte, ähnlich der DM und das seit den 20er Jahren.
    Ich habe zwar auch eine reichhaltige Sammlung zwischen 1920 und 1950, aber mein Schwerpunkt liegt doch, schon altersbedingt bei den 50er, 60er und 70er Jahren.
    Alle Lieblingsinterpreten aufzuzählen, wäre zu umfangreich, aber der Schlager ist auch eine persönliche Zeitgeschichte, sei es als Kind oder als Jugendlicher.
    Auch heute noch werde ich bei bestimmten Titeln an diese und jene Zeit erinnert.
    Was den Umfang anbetrifft: Nun ja, es sind mehr als 8000 Titel. Von Peter Kraus allein habe ich über 300 Titel. "Wenn die Conny mit dem Peter" war mein erster Kinofilm.
    Auch Freddy Quinn steht bei mir hoch im Kurs. Kaum jemand hat seine Lieder so überzeugend gesungen wie Freddy - bei ihm waren A-und B-Seiten gleichermaßen gut.
    Ich hatte den Titel von 1959 "Du brauchst doch immer wieder einen Freund" bei youtube eingestellt. Innerhalb eines Jahres wurde er über 20 000 mal angeklickt - weltweit bis Südamerika.
    Drafi Deutscher fand ich erst in späten Jahren sehr gut - wegen seiner guten Texte.
    Es findet nach wie vor jedes Jahr in Hamburg-St.Pauli ein Schlagermovie mit vielen Wagen statt, wo immer wieder Zehntausende erscheinen.
    Auf die Frage an Zuschauer, die um 1970 geboren wurden, warum sie die Texte gerade aus den 70er noch kannten, kam folgende Antwort:
    "Wenn ich damals mit meinen Eltern mit dem Auto in die Ferien fuhr, spiele meistens das Autoradio - ich konnte mich nicht verdrücken - also kannte ich die Lieder bald auswendig.


    Auch die ZDF-Hitparade ist eine Erfolgsgeschichte. Im Januar 1969 erstmalig gestartet - bis Anfang der 90er Jahre - einmal im Monat - für mich und viele andere ein Muß.
    Keine konnte ihn so gut (und überzeugend) präsentieren wie Dieter-Thomas Heck.
    Schade, das die Folgen 2-26 (1969-1971) vernichtet wurden.


    Polydor und der deutsche Schlager - ein von Anfang an verbindendes Gespann. Polydor hat den weitaus größten Anteil an der Erfolgsgeschichte.
    Gleich Anfang der 50er Jahre richtete Polydor 3 Zentren ein, um den gesamten deutschsprachigen Raum abdecken zu können.


    1. Hamburg (Freddy)
    2. Köln (Peter Alexander, Caterina Valente)
    3. Wien - der wohl wichtigte Aufnahmeort mit den bekanntesten Sängern (Peter Kraus, Lolita, Ted Herold)


    Das Orchester (Playback) spielte eine sehr wichtige Rolle. Er machte oftmals bis zu 70% des Erfolges aus.
    Werner Scharfenberger, Kurt Edelhagen, Kurt Feltz und James Last waren die führenden Orchester.


    Der Niedergang des Schlagers begann darum auch mit dem Aufkommen der Computermusik in den 80er Jahren.
    Die Neue deutsche Welle und die Liedermacher konnten da nicht mehr viel ausrichten.

  • Ich bin mit Schlager aufgewachsen und liebe diese Musik in fast allen seiner "Lebensformen". Erst kürzlich habe ich alte Musikkassetten aus meiner Kindheit digitalisiert, daunter war auch viel Schlager:


    - Heintje (sehr viel)
    - Peter Alexander
    - Connys Froboess
    - Peter Kraus
    - Roy Black


    Der Schlager der 50er bis 70er Jahre ist in großen Teilen natürlich sehr verkitscht, aber wie auch in der Filmbranche gibt es auch beim Schlager Titel unterschiedlichster Ausrichtung. Weil Bruno Freddy Quinn erwähnt hat, ein großartiger Titel von ihm ist "Wir"


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Durch meinen Vater habe ich einige der "Bear Family"-Veröffentlichungen mitbekommen. Auch wenn ich vieles davon nicht gehört habe, hat es gezeigt, wie herrlich und vielschichtig das "Gesamtwerk" mancher Künstler und dieses Genres im allgemeinen ist. Vor knapp 10 Jahren fielen mir die Film-CDs von Peter Alexander in die Hände, wo die Lieder aus seinen Filmen zusammengefasst sind und die hat mich süchtig gemacht. Seit dieser Zeit höre ich immer mal wieder Schlager wie:


    - Peter Alexander
    - Ted Herold
    - Caterina Valente
    - France Gall
    - Hans Albers
    - Heinz Erhardt
    - Tony Marshall
    - Roberto Blanco


    Gerade der Jazz-Schlager (Peter Alexander, ggf noch Götz Alsmann) und der Rock'n'Roll-Schlager der 50er und 60er gefällt mri da sehr.


    Aber auch Musik, die man nicht unbedingt in dieses Genre stecken kann wie:


    - Georg Kreisler
    - Harald Juhnke

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich weiß bis jetzt nicht, was genau Schlager ist/sind und was nicht.
    Aber was allgemein als Schlager bezeichnet wird, finde ich überwiegend gut. Selbstverständlich gibt es auch ein paar wenige Ausnahmen.
    Vor ca. 10 Jahren habe ich mir mal die "Fetenhits - Schlager" von einem Freund geliehen. Vor ein paar Monaten habe ich mir die "Hit Giganten - Kultschlager" gekauft. Ich höre sie sehr gerne. Mein Lieblingsschlager ist und bleibt aber nach wie vor "Ein Bisschen Spaß muss sein", der ja von Christian Bruhn komponiert wurde. Überhaupt war ich schon sehr lange Fan von ihm, ohne es zu wissen.

  • Weil Bruno Freddy Quinn erwähnt hat, ein großartiger Titel von ihm ist "Wir"


    Übrigens hat sich Freddy von dem Titel "Wir", der auch nur eine B-Seite war, im Nachhinein distanziert. Die Plattenfirma hatte ihn damals zur Aufnahme dieses Titels überredet, er selbst soll aber damit nicht so glücklich gewesen sein.


    Freddy Quinn wäre außerdem um ein Haar zum Weltstar geworden, denn ursprünglich sollte er den von Bert Kaempfert geschriebenen Titel "Spanish Eyes" singen. Dann hat sich aber die Plattenfirma quergestellt und der Amerikaner Al Martino machte schließlich das Lied zum Welterfolg.

  • Übrigens hat sich Freddy von dem Titel "Wir", der auch nur eine B-Seite war, im Nachhinein distanziert. Die Plattenfirma hatte ihn damals zur Aufnahme dieses Titels überredet, er selbst soll aber damit nicht so glücklich gewesen sein.


    Freddy Quinn wäre außerdem um ein Haar zum Weltstar geworden, denn ursprünglich sollte er den von Bert Kaempfert geschriebenen Titel "Spanish Eyes" singen. Dann hat sich aber die Plattenfirma quergestellt und der Amerikaner Al Martino machte schließlich das Lied zum Welterfolg.


    Der Titel "Wir" von 1966 sollte aus dem Blickwinkel der damaligen Zeit gesehen werden. Damals gab es die "Politische Korrektheit" noch nicht und seine Meinung zu äußern war noch eine Selbstverständlichkeit.
    Die Gesellschaft war gespalten - das Freddy-Lied repräsentierte die Mehrheit der Gesellschaft - heute ist es umgekehrt. Und Freddy hat sich auch erst sehr spät von diesem Lied "distanziert" - auf Druck von Medien und Teilen der heutigen Mehrheitsgesellschaft.
    Aber ein Hit wurde dieses Lied nicht - das wurde die A-Seite "Eine Handvoll Reis" ein Titel in Anlehnung an den Vietnamkrieg - ebenso sein vorheriger Titel "Hundert Mann und ein Befehl", den auch Heidi Brühl sang.
    Beeindruckende Texte waren es aber allemal.


    Der Videoclip von Sebastian beinhaltete hauptsächlich seinen Schlager: "Ein armer Mulero" aus seinem ersten Film "Die große Chance" 1957 (nichts besonderes) - sein nächster Film "Heimatlos" war da schon von einem anderen Kaliber.
    Freddy wurde zwar kein amerikanischer Star, hatte aber doch ziemlich viele Auftritte in den USA.


    Freddy - Wir 1966.jpg

  • Ich bin ja einer der Jahrgänge der in den 70ern quasi von Schlagern verfolgt wurde:
    Manche Lieder musste ich damals so oft hören, das ich sie bis heute nicht mehr anhören kann. Gut, Musik ist Geschmackssache und es gibt durchaus Lieder unter den Schlagern die man mal anhören kann, aber meine Leidenschaft ist es nicht. Mir ist bis heute schleierhaft, wie ein ausgebildeter Opernsänger Sachen wie 'Wir sind die Tramps' oder 'Täterätätätätä' hat singen wollen oder doch vielleicht müssen.
    Vom Freddy gefallen mir noch am besten 'Heimweh' und 'Die Gitarre und das Meer'.

  • Wäre Wien als Aufnahmezentrum für Peter Alexander nicht besser gewesen? :S


    Weil er war ja ein Wiener!


    Könnte man meinen, aber Peter Alexander war ja zu dieser Zeit genauso oft in Deutschland wie in Österreich.
    Und da er fast ausschließlich mit den Orchestern Kurt Edelhagen und Kurt Feltz zusammenarbeitete, die beide in Köln lebten, ist da schon ein Zusammenhang zu sehen.
    Ebenso die gemeinsamen Arbeiten mit Caterina Valente.


    Und zu guter Letzt: Das Wiener Aufnahmestudio war zwar das populärste (der Geburtsort von "Sugar-Baby"), was die Interpreten betraf, aber das modernere war nun einmal in Köln, wo übrigens auch das EMI-Elektrola-Aufnahmestudium ist.

  • 8|
    Das ist das abartigste, was ich seit langem gesehen habe. Was ist denn das für ein Video?

    Dieses Mal stimme ich voll mit Dir überein (wenn auch wahrscheinlich zum Teil aus anderen Gründen).


    Es gibt eine Coverversion dieses Gruseltitels:


    FrhWPEBOivk


    Ich mag die "Toten Hosen" zwar sonst gar nicht, aber hier passen sie mal richtig gut. :thumbup:


    PS: Ehrlich gesagt kann man mich mit der übergroßen Mehrheit der erwähnten Schlagerstars sonstwohin jagen. Besonders schlimm war damals schon Heintje...
    Und Dieter Thomas Heck gefällt mir nur im "Millionenspiel".... Seine Hitparade war für mich nicht anzusehen. Das hat sich bis heute nicht geändert.
    Schlagern dieser Couleur mangelt es erstens an musikalischer Substanz und zweitens sind sie so spießig, daß sich mir die Fußnägel aufrollen...
    Quasi eine Fortsetzung der Adenauerzeit ins Musikalische ("keine Experimente", Stillstand, Erstarrung und nicht zuletzt Volksverdummung).


    Aber ich habe in den 70ern auch Rockmusik viel lieber gehört, übrigens auch Krautrock und deutsche Elektronikpioniere. Zu Krautrock sei als Beispiel nur Can, Embryo oder auch Kraan genannt, zu den Elektronikpionieren z.B. Tangerine Dream und Klaus Schulze. Aber die sind hier wahrscheinlich größtenteils leider unbekannt.

  • Dieses Mal stimme ich voll mit Dir überein (wenn auch wahrscheinlich zum Teil aus anderen Gründen).


    Es gibt eine Coverversion dieses Gruseltitels:


    FrhWPEBOivk

    Tut mir leid, aber die Hosen finde ich hier genauso gruselig wie Herrn Quinn :S (Abgesehen davon machen die doch heute selber Schlager... so auf Grönemeyer-Niveau ... jedenfalls habe ich von denen so vor ca. zehn Jahren sowas gehört ... das bis zum heutigen Tag letzte Mal, dass diese Band an mich herangekommen ist) ;)
    Was mich an dem Video geschockt hat, war die Kombination dieser Vietnam-Kriegsbilder mit diesem Schlagergeschmalze. Das muss ein sehr kaputter Mensch zusammengebastelt haben! :|


    Zitat

    Quasi eine Fortsetzung der Adenauerzeit ins Musikalische ("keine Experimente", Stillstand, Erstarrung und nicht zuletzt Volksverdummung).


    Aber ich habe in
    den 70ern auch Rockmusik viel lieber gehört, übrigens auch Krautrock und
    deutsche Elektronikpioniere. Zu Krautrock sei als Beispiel nur Can, Embryo oder auch Kraan genannt, zu den Elektronikpionieren z.B. Tangerine Dream und Klaus Schulze. Aber die sind hier wahrscheinlich größtenteils leider unbekannt.

    Jut, da sind wir uns dann wohl mal einig, dass in Deutschland jenseits des Schlagers gute Musik produziert wurde. Tangerine Dream mag ich auch. Und Kraftwerk über alles!


    Deiner Interpretation Schlager = Adenauerzeit "("keine Experimente", Stillstand, Erstarrung und nicht zuletzt Volksverdummung)" widerspreche ich aber ganz ausdrücklich. Denn die Volksverdummung, die heute sicherlich in einem wesentlich größeren Maße um sich gegriffen hat, als unter dem Adenauer-Regime - daran sind nun wirklich andere schuld als die Schlager-Fraktion!!!