Anteil deutscher Produktionen im Fernsehen

  • Wie beurteilt ihr die Quantität heimischer Filmkultur im deutschsprachigen TV-Programm, insbesondere eurer bevorzugten Genres und Epochen?



    Da ich in letzter Zeit wieder vermehrt nach interessanten Filmen, mit einem besonderen Augenmerk auf solche aus der BRD (DDR ist nicht so mein Fall), Ausschau halte und die Fernsehzeitschrift genauestens studiere, fällt mir auf, wie unausgewogen die Auswahl zwischen den verschiedenen Gattungen und Zeiträumen ist, ganz zu schweigen natürlich von deren Gesamtverhältnis zu ausländischen Streifen. Meine Zeitschriften aus den Mittneunzigern liefern ein ähnliches Bild, es handelt sich also nicht bloß um ein neuzeitliches Phänomen.


    Was zeitlose bekannte Klassiker angeht, kann man sicherlich nicht meckern, die werden in schöner Regelmäßigkeit wiederholt. Freunde von Heimatfilmen und Komödien dürften auch auf ihre Kosten kommen. Wie es mit anspruchsvolleren Werken der Zwanziger bis Sechziger aussieht, kann ich weniger beurteilen, jedenfalls scheint das Nachbarthema "Deutsche Filme demnächst im TV" doch recht üppig zu sein. Und an Wiederholungen der letzten zehn Jahre mangelt es ganz und gar nicht.
    Aber zwischen den späten Sechzigern bis Neunzigern wird es allmählich dünn, insbesondere bei Dramen und Thrillern klafft eine große Lücke. Das Einzige aus diesem Zeitraum, worauf man sich verlassen kann, sind Krimireihen wie Tatort und Polizeiruf 110 sowie gegenwärtig die Krimiserien Der Fahnder und Schwarz Rot Gold.
    Um meine Kritik an einem aktuellen Beispiel zu verdeutlichen: Letzte, diese und nächste Woche habe ich nicht mehr als drei Filme ausmachen können, die in dieses Raster fallen, nämlich Rudolf Thomes Berlin Chamissoplatz (1980), System ohne Schatten (1983) und Der Philosoph (1988 ) heute Nacht auf 3Sat. Ich empfinde solche Nächte fast schon als Sensation, wohlgemerkt eine Sensation, dass deutsche Filme im deutschen Fernsehen laufen!


    Wenn ich mir auf OFDB so anschaue, wo renommierte Regisseure und Schauspieler überall mitgewirkt haben, und gleichzeitig einen Blick auf die Ausstrahlungstermine derjenigen Titel werfe, die es augenscheinlich überhaupt erst ins Fernsehen geschafft haben, wird deutlich, dass wirklich nur ein Bruchteil dessen zu sehen sein muss, und das oftmals entweder ein einziges Mal, oder einmal pro Dekade. Dass diese Filme alle zu schlecht seien um sie zu zeigen, kann ich mir angesichts des sonstigen Schrotts nicht vorstellen, eher tendiere ich noch zu niedrigen Budgets.
    Warum deutsches Kino oder bessere TV-Produktionen aus dieser Zeit so unterrepräsentiert sind, kann ich nur erraten:
    - sowieso schon mangelnde Nachfrage, also sollen sich die wenigen Interessenten die DVDs kaufen
    - es liegen keine digitalen Kopien vor, eine Restaurierung wäre nicht lohnenswert
    - technisch/optisch, modisch, dem Lebensgefühl nach nicht mehr zeitgemäß, aber zu jung um beim Zielpublikum als Nostalgie durchzugehen
    - Vorurteile gegenüber dem deutschen Film (dialoglastig, langweilig, depressiv, zu realitätsnah, nicht exotisch genug etc.)

  • Ich kann Dir eigentlich nur beipflichten.


    Was heutezutage läuft sind:


    - Moderne TV-Produktionen auf allen Sendern
    - Ab und zu erfolgreiche deutsche (moderne) Kinoproduktionen
    - Alte Filme ab 1950 bis 1970 im bereich Heimatfilm, Schlager, (Anti-)Kriegsfilme


    Alles andere, also hochwertige deutsche Filme (egal von wann) sieht man selten.
    Filme bis 1945 noch seltener. Eine positive Ausnahme ist ARTE und vielleicht noch 3sat.


    Über die Gründe kann man nur spekulieren.... Mir wäre es lieber, wenn die ARD ihre TV-Filme nicht mehr 10 Mal auf allen möglichen Sendern wiederholt, sondern nur 1-3 Mal, dafür immer mal wieder alte Filme zeigt. Die Rechte dürften mehr als bezahlbar sein. Vieles ist schließlcih acuh in den 80er nud 90er Jahren schon gezeigt worden. Die Qualität könnte ein Grund sein wieso man das so selten sieht.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius