Der Neubeginn nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs - eine vergebene Chance?

  • Und es ist überhaupt nicht sinnlos, sich mit verpassten Gelegenheiten zu beschäftigen. Man kann sehr viel daraus lernen und versuchen, es anders zu machen.


    Sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen finde ich niemals sinnlos. Wir möchten schließlich aus der Vergangenheit lernen (wie Du es auch sagst) und die Gegenwart dadurch besser verstehen. Ich kann Deine Aggressivität nicht ganz nachvollziehen. Im Grunde war ich inhaltlich mit Dir auf einer Linie, mal abgesehen von Deinen Seitenhieb gegen (?) mich, und habe versucht auf Deine Punkte einzugehen. Du schreibst so, als würde ich hier über die Besatzer oder andere urteilen. Dabei (ich hoffe das geht aus meinen Texten auch gut hervor) versuche ich hier das Thema objektiv anzugehen und zu verstehen. Dass die Besatzer den Deutschen den Nationalsozialismus austreiben wollten ist doch fakt und logisch. Ebenso dass man es sicher nicht zugelassen hätte, wenn es neue Strömungen in diese Richtung gegeben hätte. Eine Kommunistische Partei hätte man wahrscheinlich auch nicht zugelassen - aber vielleicht kannst Du dazu mehr sagen?


    Dass es in der Zeit nach '45 auch viele Freiheiten gab bezweifle ich garnicht, es waren sicher sogar sehr viele, aber es gab auch Einschränkungen. Einerseits wirtschaftlich (Zeit nach Zusammenbruch), was viele sehr belastete, aber auch politisch, man wollte Westeuropa schließilch nicht verlieren. Wenn man dem Kapitalismus/Demokratie offen stand (wenn wir mal weiterhin bei der BRD als Beispiel bleiben) oder jemanden die Politik egal war und man sich politsich fügte (was ich jetzt nicht negativ meine, das machen die Nicht-Wähler heutzutage ja auch, also Politik-Desinteresse zeigen, aber die Gegebenheiten wie sie sind annehmen, ohne daggeen vorzugehen), dann gab es natürlich keinerlei Probleme. Und das hat einen sehr großen Teil der Bevölkerung getroffen.


    Die Grundfrage war aber, ob der Neuanfang verpasst wurde. Wenn man mit der Art des Neuanfangs unzufrieden ist oder sich überlegt, welche Alternativen es damals gegeben hätte, kommen wir doch zwangsläufig auf die Punkte, die ich/wir aufgeführt haben. Also ob es möglich gewesen wäre, ganz neue/andere Richtungen zu gehen. Du bist in Bezug auf die frühen Parteiprogramme auf das Thema auch eingegangen, was ein interessanter Punkt ist. Um zu untersuchen, warum diese Punkte der Programme sich nicht durchgesetzt haben oder warum diese Parteipunkte überhaupt möglich waren, müsste man diese Punkte im Detail betrachten. Ich denke aber, dass neben der politischen Möglichkeiten auch eine gewisse gesellschaftliche Linie gibt, die den Leuten bewusst und unterbewusst "nahegebracht" wird, also was Medien usw. angeht. Und auch das meine ich nicht wertend. Das ist ja schließlich in jedem System so.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Hinsichtlich der KPD bist Du vollständig im Irrtum. Sie wurde nämlich von den Besatzungsmächten wieder zugelassen!

    Zitat

    Während der Diktatur des Nationalsozialismus zerschlagen, wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg von den Besatzungsmächten wieder zugelassen. In der Sowjetischen Besatzungszone setzte die Besatzungsmacht im April 1946 die Vereinigung der KPD mit der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) durch.(...)


    (...) Die KPD selbst war von 1949 bis 1953 im ersten Deutschen Bundestag vertreten. 1956 wurde sie in Westdeutschland verboten. Bei den übrigen im Bundestag vertretenen Parteien galt sie als mitschuldig am Untergang der Weimarer Republik, der Sowjetunion hörig und verfassungsfeindlich.(...)

    Auszug aus Wikipedia


    Zitat

    (...) Ohne revolutionäre Perspektive konzentrierte sich die KPD auf parteiliche und staatliche Gremienarbeit. Die KPD legte in allen Besatzungszonen Verfassungsentwürfe für die Länder vor. Und die KPD-Vertreter akzeptierten in den Jahren 1946 und 1947 alle Länderverfassungen außer der bayrischen.(...)

    aus marx-forum.de
    Das zeigt deutlich, daß die Beatzungsmächte (in diesem Punkt) wesentlich freiheitlicher handelten als 1956 die bundesdeutsche Regierung unter Adenauer, die anderen Parteien im Bundestag und das Bundesverfassungsgericht. Auch hier ist mir nicht bekannt, daß die Alliierten dieses Verbot in irgendeiner Weise befördert hätten, obgleich es natürlich zum "Kalten Krieg" passt.


    Die Frage, ob die Us-Amerikaner eine Art sozialistisches Wirtschaftssystem toleriert hätten, ist nicht ganz eindeutig zu klären. Bei der Erarbeitung der bayerischen Landesverfassung 1946 griffen sie in diesem Punkt ein, entsprechende Passagen wurden in eine "kann"-Bestimmung umgewandelt. Die Verfassung mußte auch durch die Militärregierung genehmigt werden. (Quelle: Wikipedia


    Persönlich-menschlich sehe ich einfach nicht, daß das keine Alternative zur Verdrängung und zum Verschweigen gab. Es dürfte eine psychologische Binsenweisheit sein, daß ein solches Handeln seelische Krankheiten stark befördert. Eine Lösung ist auf diese Weise sicher nicht zu erreichen. Und der vielfach unwürdige Umgang mit zurückkehrenden Emigranten (wie an anderer Stelle schon erwähnt mit Peter Lorre und seinem Film Der Verlorene) war für eine Aufarbeitung oder gar Bewältigung der Nazizeit auch nicht hilfreich.

  • Was für eine vergebene Chance? Es gab überhaupt keine Chance.
    Es war ein einmaliges Verbrechen der Alliierten, überhaupt eine so lange Besatzungszeit dem Besiegten aufzuzwängen.
    Im vorzuschreiben, als Beispiel für dieses Forum, welche Filme geschaut werden dürfen und welche verboten sind.
    Es gibt viele Beispiele dieser Art.
    Es dürfte wohl einmalig in der Weltgeschichte gewesen sein, einem Land eine so lange Besatzungszeit aufzubürden.
    Darum dürfte der einzige Diskussionsstoff dieses Thema sein.
    Zum Vergleich: Im Preußisch-Französischen Krieg von 70/71 gab es praktisch keine Besatzungszeit seitens der Preußen. Sie zogen sich nach dem "Spiegelsaal" in kürzester Zeit zurück.


    Also nochmals: Es gibt keinen Diskussionsstoff zu einer verspielten Chance seitens der Deutschen - sie war einfach nicht gegeben.


    Noch 1969, zur Bundestagswahl, als die NPD große Erfolge erzielten, äußerten die Amerikaner, sie würden eingreifen, falls es zu einem Rechtsruck kommen sollte.


  • Vielen Dank für die Ausführungen. Sehr interessant und ich kann soweit nirgens widersprechen. Was die Politik im Nachkriegsdeutschland angeht, habe ich nicht den großen Durchblick. Das mit der KPD ist ein interessanter Punkt.


    Der Punkt bzgl. der NPD von Bruno ist natürlich auch interessant. Ich kann mir vorstellen, dass kaum jemand begründete Angst hatte, dass die KPD besonders stark wird, und man sie deshalb nicht verboten hat. schließlcih war die Angst vor dem "Bolschewismus" weit verbreitet, mit den "rechten" waren die deutschen viel eher auf einer Linie, allein historisch gesehen (Monarchie, Nationalsozialismus - mit beiden Dingen haben viele Leute viel Positives verbunden).


    Was ich Bruno entgegensetzen muss ist, dass der 70/71er Krieg kein so großer Krieg war wie der 2. Weltkrieg. Im 2. Weltkrieg ging um um 3 große Weltanschauungen die sich bitter bekämpften, da wurden entscheidende Weichen gelegt, außerde war der Krieg im Jahr 1945 zwar offiziell vorbei, aber einen richtigen Friedenszustand gab es auch nicht, schließlich war "Kalter Krieg" und die "Fronten" mit Russland waren noch lange nicht geklärt. Dies sorgte eben für den von mir bereit beschriebenen Schwebezustand, man konnte keinen richtigen Schlußstrich ziehen und in diesem Zusammenkann kann ich das den Besatzern nicht negativ anlasten. Nicht umsonst hab es viele Nationalsozialisten die zu Kriegsende hin lieber den Westen aufmachen wollten, damit die Russen nicht zu weit nach Westen dringen können.


    Ich bin gespannt auf weitere Meinungen. Gerade die Punkte mit den Parteien (Beispiel KPD und NPD) finde ich interessant. Gibt es eine Quelle mit dem Eingreifen der Amerikaner, Bruno?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius


  • Sicherlich, aber ich kann sie nicht nennen.
    1969 hatte ich sehr viele Interessen - aber keine für Politik. Da waren mir andere Eroberungen wichtiger und außerdem konnte ich noch nicht wählen.
    Ich habe nur bei Diskussionen von meinem Vater mit anderen Leute mitgekommen, daß es "besorgte Kreise" gab, die ein Erstarken der NPD fürchteten, da sie in den Jahren zuvor einen Landtag nach dem anderen eroberten. Da war die Befürchtung groß, das sie es auch in den Bundestag schaffen könnte. (Letzendlich 4,3%).
    Und da stand in einer Hamburger oder überregionalen Zeitung, das die Amerikaner "eingreifen" würden, falls es zu einer rechten Regierungsbeteiligung kommen sollte. Das Wort "Eingreifen" habe ich mir gemerkt.
    Denn wäre die NPD auf 5% gekommen, hätte es keine rot-gelbe Koalition gegeben und Brand wäre nicht Kanzler geworden.


    Übrigens ist Deutschland mit mit US-Präsidenten, die der "Demokratischen Partei" angehörten, nie gut gefahren
    1. Weltkrieg - Wilson
    2. Weltkrieg - Rooseveld
    bis Nov. 1969 (also noch zur Zeit der Bundestagswahl) Johnson


    alle 3 Mitglieder der "Demokratischen Partei)


    Die Wiedervereinigung erfolgte unter Reagan und Bush - beide "Republikaner"

  • Oh Bruno, warum kannst Du nicht einigermaßen beim Thema bleiben? Was soll eigentlich dieses ständige Abweichen bezwecken?


    Es stimmt einfach nicht, daß für alle verpassten Gelegenheiten nach Kriegsende die Alliierten verantwortlich waren. In geradezu typischer Weise schiebst Du alle Verantwortung den "bösen" Besatzungsmächten zu. Irgendein Sündenbock muß immer dafür herhalten, damit die Deutschen quasi rein und unschuldig dastehen. Aber die Geschichte war noch nie so schwarzweiß, wie Du sie Dir zurechtzimmerst. Und erwachsene Menschen sind nun mal keine Unschulds- oder Opferlämmer.


    Niemand hat die überwiegende Mehrheit der Deutschen nach dem Krieg zu einem kollektiven Gedächtnisschwund gezwungen. Das war ihr eigener Antrieb. Und daß so ein Verhalten im Grunde ungesund ist, dürfte klar sein.

  • Oh Bruno, warum kannst Du nicht einigermaßen beim Thema bleiben? Was soll eigentlich dieses ständige Abweichen bezwecken?


    Es stimmt einfach nicht, daß für alle verpassten Gelegenheiten nach Kriegsende die Alliierten verantwortlich waren. In geradezu typischer Weise schiebst Du alle Verantwortung den "bösen" Besatzungsmächten zu. Irgendein Sündenbock muß immer dafür herhalten, damit die Deutschen quasi rein und unschuldig dastehen. Aber die Geschichte war noch nie so schwarzweiß, wie Du sie Dir zurechtzimmerst. Und erwachsene Menschen sind nun mal keine Unschulds- oder Opferlämmer.


    Niemand hat die überwiegende Mehrheit der Deutschen nach dem Krieg zu einem kollektiven Gedächtnisschwund gezwungen. Das war ihr eigener Antrieb. Und daß so ein Verhalten im Grunde ungesund ist, dürfte klar sein.


    Geschichtserfahrung.
    Ich brauche mir nur das Ende des 1.Weltkrieges anzuschauen.
    Eine Serie verpatzter Gelegenheiten. Die Sieger wollten keinen Frieden - darum wurde das Selbstbestimmungsrecht beschnitten.
    Ich verzichte mal darauf, die enormen Gebietsverluste aufzuzählen oder an die unmenschlich hohen Reparationsforderungen.


    IIm Hinblick auf das Ende des WK II gibt es Parallelen.


    1. Verbot des Anschlußes von Österreich - beide Länder waren dafür - also ein Verstoß gegen die Selbstbestimmung
    2. Die relativ lange Rheinlandbesetzung - noch 1923 gab es Todesfälle durch die Franzosen - Separatismusbestrebungen durch Frankreich
    3. Die lange Saarlandbesetzung
    Beide Reichsgebiete hatten den Status von West-Berlin


    Wäre Rapollo nicht gekommen, wären die Westmächte noch lange Zeit nicht zu Gesprächen bereit.


    Nach Ende des WK II wurden die selben Fehler nochmals begangen - nur einen Zacken schärfer.
    Ein eigener deutscher Weg war nicht möglich.


    Darum kann ich ohne weiteres behaupten, daß ich nicht vom Thema abgekommen bin.

  • Abschweifungen Deinerseits:

    Übrigens ist Deutschland mit mit US-Präsidenten, die der "Demokratischen Partei" angehörten, nie gut gefahren
    1. Weltkrieg - Wilson
    2. Weltkrieg - Rooseveld
    bis Nov. 1969 (also noch zur Zeit der Bundestagswahl) Johnson


    alle 3 Mitglieder der "Demokratischen Partei)


    Die Wiedervereinigung erfolgte unter Reagan und Bush - beide "Republikaner"

    Was hat das mit dem Threadthema zu tun?



    Wenn man die Ereignisse nach dem zweiten Weltkrieg betrachtet, so stimmt es einfach nicht, daß die Alliiierten einen eigenen deutschen Weg verhindert hätten. Das zeigt schon die Geschichte der Entstehung des Grundgesetzes.


    Da sie auch kein totalitäres System wie die Nazis errichteten, verhinderten sie auch nicht (nach der Entnazifizierung) die persönliche Art der Bewältigung der Nazizeit. Und daß es nach Kriegsende auf einmal so viele angebliche Widerständler gab und die wenigsten etwas von Konzentrationslagern und der Judenausrottung gewußt haben wollen, dafür kannn man die Siegermächte auch nicht verantwortlich machen.

  • Da sie auch kein totalitäres System wie die Nazis errichteten, verhinderten sie auch nicht (nach der Entnazifizierung) die persönliche Art der Bewältigung der Nazizeit.

    In der Formulierung steckt doch schon das Dilemma der Argumentation - denn die Besatzung war ja de facto nichts anderes als ein totalitäres System.
    Wir sprechen hier immerhin von einem vierjährigen Zeitraum, also fast so lang wie der Krieg selbst.


  • Die "Entnazifizierung" und die dazugehörigen Auftritts-bezw. Berufsverbote gerade im Filmbereich belegen das totalitäre System der Alliierten.
    Ebenso das erneute "Anschlußverbot Österreichs".


    Was das Grundgesetz betrifft: Da hast du aber nicht genügend recherchiert.
    Denn bei allen Gesetzen hieß es in etwa immer so "solange die Interessen der Allierten nicht berührt werden".

  • In der Formulierung steckt doch schon das Dilemma der Argumentation - denn die Besatzung war ja de facto nichts anderes als ein totalitäres System.
    Wir sprechen hier immerhin von einem vierjährigen Zeitraum, also fast so lang wie der Krieg selbst.

    Die Versuche, den Alliierten totalitäres Verhalten ähnlich den Nationalsozialisten in die Schuhe zu schieben und damit die schlimmen zwölf Jahre zu relativieren, sind geradezu rührend, halten aber den Tatsachen nicht stand. Solche Eingriffe in das persönliche Leben wie unter den Nazis gab es durch keine der westlichen Besatzungsmächte. Oder kennt von Euch jemand alliierte Blockwarte, um nur ein Beispiel zu nennen. Es wurde eine "Reeducation" versucht, die jedoch ziemlich erfolglos blieb (bleiben mußte).


    Ein bestimmter Gruß wie "Heil Hitler" wurde auch nicht vorgeschrieben. Nebenbei bemerkt: Den Deutschen fiel es nach dem Krieg nach Berichten wohl recht leicht, sich von heute auf morgen ohne Umstellungsschwierigkeiten von diesem Gruß zu lösen. Man kann seine Weltanschauung also doch gleichsam wie auf Knopfdruck ändern?
    Daß durch derartiges Verhalten den nachfolgenden Generationen nicht gerade ein leuchtendes Vorbild gegeben wurde, dürfte einleuchten.



    Zur Zeit der Entstehung des Grundgesetzes gab es durchaus Meinungsverschiedenheiten zwischen Alliierte und deutschen Politikern. Die Besatzer haben aber interessanterweise nicht alle ihre Vorstellungen durchgebracht, sondern auch die deutschen Politiker haben sich in mehreren Punkten durchgesetzt (vgl. Wikipedia). Mir ist jedoch auch bekannt, daß das fertige GG von den Besatzungsmächten genehmigt werden mußte.

  • Die Versuche, den Alliierten totalitäres Verhalten ähnlich den Nationalsozialisten in die Schuhe zu schieben und damit die schlimmen zwölf Jahre zu relativieren, sind geradezu rührend, halten aber den Tatsachen nicht stand. Solche Eingriffe in das persönliche Leben wie unter den Nazis gab es durch keine der westlichen Besatzungsmächte.

    Nein, natürlich nicht. Die sind mit vollkommener interkultureller Kompetenz aufgetreten und haben sich heldenhaft für unsere Freiheit und unser Wohlergehen eingesetzt. Rheinwiesenlager - Vergewaltigungen - Plünderungen - Raub - Willkührjustiz - systematisch Folter - Pustekuchen ... das gab es nie, und wenn doch, dann waren das natürlich nur bedauerliche Entgleisungen. Aber eigentlich haben sie es doch so gut gemeint.


    Das glaubt Andrews Generation bis heute, weil sie es verzweifelt glauben will.


    Was die schlimmen zwölf Jahre angeht... der Krieg dauerte doch "nur" fünf Jahre, acht Monate und acht Tage... ?(

    Daß durch derartiges Verhalten den nachfolgenden Generationen nicht gerade ein leuchtendes Vorbild gegeben wurde, dürfte einleuchten.

    Das leuchtende Vorbild haben sie ja auch durch ihre großartigen Aufbauleistungen gegeben, die dann im Vernichtungswahn unserer Feinde zu Schutt und Asche zerfielen. Oh elendes Schicksal unseres Volkes...

  • Rein zufällig lese ich gerade einen Brief von August 1947 aus Chile, dort schrieb ein deutscher, der scheinbar schon recht lange dort lebt, über das Buch "Kampf der Gestirne" und kommt dann auf die damalige Gegenwart zu sprechen:


    Zitat

    Alles hing von brutaler Macht ab, und genau so ist es bis auf unsere Tage geblieben. Was über Freiheit und Glück der Menschen gefaselt wird, ist nur ein fadenscheiniger Deckmantel für materielle Interessen. So lese ich in einem hier abgedruckten Heimatbericht den bezeichneten Satz: einen neuen Krieg könnten wir wohl noch überstehen, aber keine weitere Befreiung!


    Ich musste direkt an die Diskussion hier denken.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • @ Sebastian: Das Zitat aus dem Brief ist so unsinnig, derart konnte sich 1947 (!) nur ein ganz Verblendeter äußern.


    @ Detlef: Leider fällt Dir außer polemischen Unterstellungen nicht viel ein, aber wenn man im Besitz der wahren Einstellung ist...


    Du machst genau das, wogegen ich mich in den vorigen Posts gewandt habe - die Alliierten über einen Kamm zu scheren und zu dämonisieren. Kommt dir das nicht selber zu einseitig vor?
    Mich verortest Du ja auch als Beispiel für eine ganze "verzweifelt glaubende" Generation. Ich erlebe eher Dich als Beispiel für eine verzweifelt an die Güte und Überlegenheit (Heiligkeit?) des deutschen Volkes (individuelle Personen fallen da mal gerne unter den Tisch) glaubende Gruppe von Menschen.


    Warum sonst mußt Du so ausfallend reagieren, wenn Dir entgegengesetzte Meinungen nicht in den Kram passen? Und mir Ansichten zu unterstellen, die ich nicht gemeint habe, ist schon ziemlich derb ("interkulturelle Kompetenz" etc.).

  • [quote='Andrew',index.php?page=Thread&postID=130873#post130873]@ Sebastian: Das Zitat aus dem Brief ist so unsinnig, derart konnte sich 1947 (!) nur ein ganz Verblendeter äußern.




    Du machst genau das, wogegen ich mich in den vorigen Posts gewandt habe - die Alliierten über einen Kamm zu scheren und zu dämonisieren. Kommt dir das nicht selber zu einseitig vor?
    Mich verortest Du ja auch als Beispiel für eine ganze "verzweifelt glaubende" Generation. Ich erlebe eher Dich als Beispiel für eine verzweifelt an die Güte und Überlegenheit (Heiligkeit?) des deutschen Volkes (individuelle Personen fallen da mal gerne unter den Tisch) glaubende Gruppe von Menschen.
    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


    Es wird heute wohl kaum noch jemand auf die Idee kommen, die RTL-SAT1-PRO7 Gesellschaft und die PISA-Generation von Bremen, Hamburg und Berlin als "überlegene Rasse", als Führungsmacht und selbstbewußte Gesellschaft zu bezeichnen.
    Dumme Überheblichkeit seitens der Linken trifft die Realität schon eher.
    Das spiegelt sich auch in den entsprechenden Bundesländern wieder.


    Also, hake diesen Punkt mit ruhigem Gewissen ab und konzentriere dich weiterhin auf die "Dämonisierung der Alliierten" , vorgetragen von den "unbelehrbaren Ewiggestrigen".
    Du reihst dich damit nahtlos in die ÖR, den Medien, die Politik, der Justiz und der "fortschrittlichen Gesellschaft" ein.


    Vielleicht dauert es garnicht mehr lange, und Kritik oder Dämonisierung gegenüber den Alliierten wird in unserem Gesinnungsstaat zur Straftat, die auch Gefängnis beinhalten kann.

  • Das Zitat habe ich ganz ohne Wertung hier rein geschrieben. Aber was mir auffällg ist, dass ich bisher ausschließlich solche ernüchternde Zitate zum Thema Besatzung gefunden habe.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Sebastian, das Zitat spottet einfach jedem gesunden Menschenverstand. Wie hätte denn ein Land in Trümmern noch einen Krieg überstehen können?


    Und was soll ich auf Bruno antworten? Denken in Links/Rechts Schemata, gewürzt mit einer dicken Prise Paranoia. Differenzieren ist wohl neumodischer Firlefanz, ebenso das Denken in Zwischentönen.

  • Das Zitat zu deuten benötigt wohl ein eigenes Thema. Es ist meiner Meinung nach nicht wörtlich zu nehmen, sondern ist ein Versuch die Situation der Besatzungszeit überzeichnend zu erklären. Zumal es nicht von ihm selbst kommt, sondern er es aus einem Heimatblättchen zitiert. Ich habe geschätzt 100-200 Seiten Briefe das Mannes und verblendet war er mit Sicherheit nicht. Ich finde, dass er die damalige Situation sehr nüchtern, neutral und mit einem gewissen Abstand reflektiert.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Andrew: Es bringt uns wohl nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig vorwerfen, die jeweils anderen Postings nicht gründlich genug zu lesen. Gleichwohl hast du weder die drei von Sebastian zitierten Zeilen gelesen noch zur Kenntnis genommen, dass das von mir gebrachte Stichwort der "interkulturellen Kompetenz" in keiner Weise auf dich, sondern auf unsere Befreier bezogen war.

    Zitat

    Mich verortest Du ja auch als Beispiel für eine ganze "verzweifelt glaubende" Generation.

    Und vielleicht liege ich ja ganz falsch damit!


    Aber für mich sind viele von dir gebrauchten Argumentationsweisen durchaus symptomatisch für meine Elterngeneration. Ihre Zerrissenheit und ihr Selbsthass haben dieses Kriechertum hervorgebracht, das heute unser Vaterland regiert und uns vorschreiben will, wie und was wir zu denken haben. Denen erkläre ich den Krieg, die werde ich bekämpfen!

  • Ich habe übrigens durchaus den erwähnten Post gelesen, finde jedoch das Zitat aus dem Brief immer noch dämlich.


    Ich finde es auch besser, nicht einem unverrückbaren nationalistischen Weltbild (mit einer gewissen Weltfremdheit) anzuhängen, sondern eine differenzierte Betrachtung zu versuchen. Wenn das als Zerrissenheit ausgelegt wird, von mir aus. Jedoch läßt eine derartige Betrachtungsweise wesentlich mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu.


    Geradezu verzweifelt versuchen, die "Geschichte der Sieger" in eine "Geschichte der Verlierer" umzuschreiben hilft meines Erachtens überhaupt nicht weiter.
    Nur nebenbei, wie eine deutsche Besatzung aussah, mußten ja vorher einige Staaten erleiden. Wenn man so will, war ja Deutschland auch zwölf Jahre lang besetzt (einer totalitären Gewaltherrschaft unterworfen).
    Oder war es etwa ein freies Land??


    Auch unter der Besatzung durch die Siegermächte waren, wie bereits erwähnt, mehr persönliche Freiheiten zu einer eigenständigen Entwicklung gegeben. Manche haben sie auch genutzt, die Mehrheit jedoch nicht.