Die Ehe der Maria Braun (BRD 1978)

  • Wer von euch hat denn diesen Film schon einmal gesehen? Er scheint ja eines der Hauptwerke von Fassbinder gewesen zu sein.
    Der Vorwurf, dass nach 1945 eine Chance für einen wirklichen Neuanfang vertan wurde, wird ja häufig gemacht. Haltet ihr ihn für gerechtfertigt?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich kenne den Film leider noch nicht. Von daher kann ich leider nichts dazu sagen. Ansonsten finde ich auch, dass der deutsche Film erst in den 70er Jahren eine Art Neuanfang geschafft hat, die Fortsetzung der alten Genres und Muster in den 50er und 60er Jahre finde ich aber nicht schlimm. Gerade die Mischung die im laufe der Jahrzehnte entstanden ist, macht den deutschen Film für mich so spannend.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Wer von euch hat denn diesen Film schon einmal gesehen? Er scheint ja eines der Hauptwerke von Fassbinder gewesen zu sein.

    Ich habe den Film vor einigen Jahren angesehen, fand ihn beim ersten Ansehen jedoch zu düster und frustrierend. Vielleicht sollte ich ihn noch einmal zu Gemüte führen..

    Der Vorwurf, dass nach 1945 eine Chance für einen wirklichen Neuanfang vertan wurde, wird ja häufig gemacht. Haltet ihr ihn für gerechtfertigt?

    Das wäre eigentlich ein Thema für einen eigenen Thread. In Kürze möchte ich sie mit einem eindeutigen "Ja" beantworten. Das zeigt z.B. der Wahlslogan, mit dem Adenauer mehrere Wahlen gewann: "Keine Experimente", aber auch vieles andere. Hinsichtlich Filmen die Mißachtung und Abwertung von Werken wie "Der Verlorene" von und mit Peter Lorre, "Der Ruf" von Joseph von Baky und weiterer, die heute als Klassiker von hohem Wert neu entdeckt und bewertet werden; Flucht in "Heile Welt"-Filme; die Schnittorgien der FSK u.a.

  • Der Vorwurf, dass nach 1945 eine Chance für einen wirklichen Neuanfang vertan wurde, wird ja häufig gemacht. Haltet ihr ihn für gerechtfertigt?

    Ich meine, es konnte keinen geben. Es gab zunächst nur besetztes Gebiet, dann zwei Satellitenstaaten - einer unter stalinistischem Terror, der andere unter der Knute der Westmächte. Unter den ideologischen Vorzeichen der Zeit konnte es keine selbstbestimmte Neuorientierung geben. Alles war oktruiert. Das zeigt z.B. die Verdrängung des Luftterrors im Westen und das Schweigegebot über Massenvergewaltigungen und Vertreibung im Osten.


    Erst die Zusammenführung der beiden größten Trümmerteile - West- und Mitteldeutschland - hat die Grundlage für eine nationale Bewusstwerdung und Neuorientierung gegeben.
    Und diese Chance wurde aufgrund der Schwächen und Zersetzung unserer "Eliten" bislang ebenfalls vertan. In meinen Augen das größere Drama!

  • Das wäre eigentlich ein Thema für einen eigenen Thread.


    Mach ich gerne, denn mich interessiert das Thema auch :) Ich stell es natürlich ins Thema 'Geschichte'

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Wenn es sich auf einen Neuanfang in der deutschen Filmbranche bezieht, würde es auch in das "Deutsche Filme"-Forum passen. Mich würde ein solches Thema auch sehr interessieren.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habs jetzt mal ins Thema Geschichte gestellt, denn gerade in der Bundesrepublik werden Filme ja sehr stark als Ausdruck der Situation im Land gedeutet. Die Frustration über den verlorenen Krieg habe ich auch noch in den siebziger und achtziger Jahren sehr deutlich bei vielen Leuten mitbekommen, auch wenn mir das als Kind damals nicht so klar war.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Wer von euch hat denn diesen Film schon einmal gesehen? Er scheint ja eines der Hauptwerke von Fassbinder gewesen zu sein.

    Ein toller Film mit Hanna Schygulla und Gisela Uhlen. Ich hab ihn schon 2-3 Mal gesehen und würde ihn auch jedem Filmfreund empfehlen. Spannend inszeniert und es gibt immer wieder interessante Wendungen in der Geschichte. Ungewöhnlich auch der Anfang mit Schriftzug und der Eindruck, den man schon mal gleich von den Trümmerfrauen hat. Einer der besten Fassbinder-Filme, allerdings hat zB https://de.wikipedia.org/wiki/…%C3%A4uft_Herr_R._Amok%3F für mich mehr Nervenkitzel und Spannung zu bieten.

    Der Streifen hat aber definitiv den Status eines typischen TV- Nachtfilms meiner Jugendzeit. Ich hab ihn erst neulich wieder gesehen und würde für mich keine Abstriche machen.

    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist