Der Blaue Engel

  • Ich habe mir vor ein paar Tagen die Dokumentation "Die Geschichte des Blauen Engel" angesehen.
    Außer Marlene Dietrich waren ja auch noch Brigitte Helm und Pola Negri im Gespräch.
    Sternbergs Sexgier hat wohl gesiegt.


    Ich glaube aber, daß Brigitte Helm die wesentlich bessere Besetzung für die Rolle der Lola wäre.
    Sie hatte mehr Ausstrahlungskraft und wirkt nicht so billig und ordinär wie die Dietrich.


    Die persönlichen Beziehungen Sternbergs zur Dietrich verhinderten dies aber.

  • Ich glaube aber, daß Brigitte Helm die wesentlich bessere Besetzung für die Rolle der Lola wäre.
    Sie hatte mehr Ausstrahlungskraft und wirkt nicht so billig und ordinär wie die Dietrich.


    Die persönlichen Beziehungen Sternbergs zur Dietrich verhinderten dies aber.

    Ich stimme dir da zu. Helm wäre zu 100% besser gewesen, selbst wenn es sich um eine Rolle wie die von der Dietrich handelte.


    Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass mir die Dietrich erst richtig ordinär vorkam, als sie ihre Hollywood Rollen bekam. Als sie noch unter UFA spielte, war sie wenigstens noch zum Großteil sie selbst. Kaum in Amerika angekommen wurde sie zu einer Vorzeige-Barbie Hollywoods, mit einem neuen Gesicht, natürlich den ganzen Glamour, den die damals haben wollten "[....]Da Deutschland Marlene Dietrich ja nicht mehr haben will." steht in einem Buch von mir.


    Ihre Tochter selbst meinte ja auch, als Dietrich in Amerika anfing, war sie nie mehr die Selbe als zuvor.

  • Hinsichtlich Marlene Dietrich muß ich Euch beiden doch sehr widersprechen. Lola Lola ist doch eine ordinäre, billige Person und wurde von Sternberg sehr passend besetzt. Brigitte Helm wäre für die Rolle viel zu strahlend und "vornehm" gewesen.
    Zur Kunstperson Marlene Dietrich, zu der sie in den USA durch Josef von Sternberg (echter Filmadel) aufgebaut wurde: Film war zur damaligen Zeit immer eine Traumfabrik, Frauen durch besondere Ausleuchtung und Makeup in ihrer Schönheit hervorzuheben, war auch bei der UFA gar nicht ungewöhnlich. Kameramänner, die sich darauf besonders gut verstanden, waren sehr gefragt. Daß M.D. in Deutschland noch sie selbst gewesen sei, in den USA jedoch nicht mehr, halte ich auch für eine sehr gewagte These. Dazu hätte man sie persönlich kennen müssen und nicht nur aus Filmen und Medien.
    Ich habe bisher noch nicht so viele Filme mit ihr gesehen, kann aber nicht bestätigen, daß sie in "Morocco", "Blonde Venus" (Regie bei beiden J.v. Sternberg), "Destry rides again" (R: George Marshall), "Stage Fright" (R: A. Hitchcock), "Rancho Notorious" (R: Fritz Lang), "Witness for the prosecution" (R: Billy Wilder) und "Touch of Evil" (R: Orson Welles) ordinär gewirkt hätte. Das dürfte also eher aus einer persönlichen Antipathie erwachsen sein.
    Bei Bruno bin ich mir ziemlich sicher, daß seine Abneigung gegen M.D. an ihrem "antideutschen" Verhalten während des 2. Weltkrieges liegt (nebenbei, das dutzendjährige Reich war in Wirklichkeit selbst antideutsch) - bei Dir, Charlie, wüßte ich gern Genaueres zu Deiner Antipathie.
    Ich selbst halte sie zwar für eine großartige Darstellerin (besonders in den späteren Filmen wie "Witness of the prosecution"), gehöre aber nicht zu den absoluten Verehrern. Sybille Schmitz ziehe ich auf jeden Fall vor.

  • "Im Gespräch" war damals auch Trude Hesterberg , hauptsächlich wegen des damaligen "ehebrecherischen Verhältnisses", das der Autor der Romanvorlage Heinrich Mann zu ihr unterhielt. Er konnte sie nicht durchsetzen, und so blieb sie weiterhin auf Nebenrollen im Film beschränkt, auch wenn sie damals (knapp zehn Jahre älter als Marlene Dietrich) wesentlich bekannter war.


  • Hinsichtlich Marlene Dietrich muß ich Euch beiden doch sehr widersprechen. Lola Lola ist doch eine ordinäre, billige Person und wurde von Sternberg sehr passend besetzt. Brigitte Helm wäre für die Rolle viel zu strahlend und "vornehm" gewesen.
    Zur Kunstperson Marlene Dietrich, zu der sie in den USA durch Josef von Sternberg (echter Filmadel) aufgebaut wurde: Film war zur damaligen Zeit immer eine Traumfabrik, Frauen durch besondere Ausleuchtung und Makeup in ihrer Schönheit hervorzuheben, war auch bei der UFA gar nicht ungewöhnlich. Kameramänner, die sich darauf besonders gut verstanden, waren sehr gefragt. Daß M.D. in Deutschland noch sie selbst gewesen sei, in den USA jedoch nicht mehr, halte ich auch für eine sehr gewagte These. Dazu hätte man sie persönlich kennen müssen und nicht nur aus Filmen und Medien.
    Ich habe bisher noch nicht so viele Filme mit ihr gesehen, kann aber nicht bestätigen, daß sie in "Morocco", "Blonde Venus" (Regie bei beiden J.v. Sternberg), "Destry rides again" (R: George Marshall), "Stage Fright" (R: A. Hitchcock), "Rancho Notorious" (R: Fritz Lang), "Witness for the prosecution" (R: Billy Wilder) und "Touch of Evil" (R: Orson Welles) ordinär gewirkt hätte. Das dürfte also eher aus einer persönlichen Antipathie erwachsen sein.
    Bei Bruno bin ich mir ziemlich sicher, daß seine Abneigung gegen M.D. an ihrem "antideutschen" Verhalten während des 2. Weltkrieges liegt (nebenbei, das dutzendjährige Reich war in Wirklichkeit selbst antideutsch) - bei Dir, Charlie, wüßte ich gern Genaueres zu Deiner Antipathie.
    Ich selbst halte sie zwar für eine großartige Darstellerin (besonders in den späteren Filmen wie "Witness of the prosecution"), gehöre aber nicht zu den absoluten Verehrern. Sybille Schmitz ziehe ich auf jeden Fall vor.

    Da hast du nicht ganz unrecht, was meine politische Einstellung zu Marlene betrifft. Sie sagte einmal nach dem Kriege:" Die Bombardierung Hamburgs ließ mich kalt, während die Bombardierung Londons mein Herz rührte".
    Beigefügtes Foto sagt alles über ihre Einstellung zu Deutschland.


    Jetzt zum "Blauen Engel"
    Die Lola war eine ordinäre Person - bei der Dietrich konnte man es sofort sehen.
    Der Brigitte Helm traute man dies wegen ihrer Ausstrahlung - die Marlene nicht besaß - nicht zu.
    Allein diese Tatsache hätte den Film interessanter gemacht.


    Und die Dietrich war schon immer für eine "Flittchenrolle" gut. Das war in harmloser Weise schon bei der "Blonden Venus" 1932 zu sehen, als sie sich in Bars verkaufte oder besonders im Film "Zeugin der Anklage" wo es offensichtlich war.
    Und immer waren es Engländer oder US-Amerikaner, denen sie hörig war


  • Bei Bruno bin ich mir ziemlich sicher, daß seine Abneigung gegen M.D. an ihrem "antideutschen" Verhalten während des 2. Weltkrieges liegt (nebenbei, das dutzendjährige Reich war in Wirklichkeit selbst antideutsch)

    *Lol* Da würde mich ja jetzt fast eine nähere Begründung dieser These interessieren :)


    Da hast du nicht ganz unrecht, was meine politische Einstellung zu Marlene betrifft. Sie sagte einmal nach dem Kriege:" Die Bombardierung Hamburgs ließ mich kalt, während die Bombardierung Londons mein Herz rührte".
    Beigefügtes Foto sagt alles über ihre Einstellung zu Deutschland.

    Ehrlich, das hat sie gesagt?
    Sehr geschmacklos!
    Aber das würde - nach Äußerlichkeiten zu urteilen - durchaus passen. Ich habe den Hype um Frau Dietrich nie so wirklich nachvollziehen können. Ziemlich schrecklich Frau IMO.

  • http://www.quotez.net/german/marlene_dietrich.htm


    Dies widerspricht aber der Behauptung, sie war nur gegen die Nazis aber nicht gegen Deutschland.


    Man stelle sich einmal vor, Jane Fonda, die eine absolute Gegnerin des Vietnamkrieges war und von der US-Armeedeshalb angefeindet wurde, hätte gesagt:"Ich kaufe Anleihen, damit New York bombardiert werden kann".

  • Ich habe eine Amerikanische Freundin die arbeitet in einem Filmarchiv in Los Angeles und ist geradezu besessen von Marlene und erzählte mir von den Dingen die Marlene's Tochter über sie sagte und da sagte sie halt, dass, sobald sie in Amerika "aufging" nur noch Augen für dieses Land hatte und sich total veränderte und nie mehr die Marlene war, die sie noch in Deutschland war. Ich kann da schon heraushören, wie sehr sie beeinflusst wurde durch Hollywood und diese Dinge. Ich hab nie verstanden wie die Dietrich für Amerika's Armee durch die Länder ziehen konnte, währenddessen in Deutschland tausende Ihrer Blutsbrüder verheizt wurden. Ich glaube sie sagte sie würde das extra für Deutschland tun, aber bin mir nicht sicher in welchem Zusammenhang sie das mal sagte. :S

  • Und die Dietrich war schon immer für eine "Flittchenrolle" gut. Das war in harmloser Weise schon bei der "Blonden Venus" 1932 zu sehen, als sie sich in Bars verkaufte oder besonders im Film "Zeugin der Anklage" wo es offensichtlich war.

    Man sollte hier - wie übrigens auch sonst - doch bitte zwischen Film und Darstellern trennen. Nach deiner Argumentationsweise müßte Fritz Rasp einer der schrecklichsten Unholde Deutschlands gewesen sein, der nicht einmal davor zurückschreckte, Kinder mit Drogenbonbons auszuknocken, um sie anschließend zu berauben ("Emil und die Detektive"). Ganz zu schweigen von seinen Missetaten in anderen Filmen. Natürlich wird von Leuten, die Rasp kannten, einhellig berichtet, er sei der netteste Mensch der Welt und ein echter Gentleman gewesen. Nur mal als kleiner Vergleich mit einem anderen Schauspieler, der ähnlich wie die Dietrich auf ein bestimmtes Rollenfach festgelegt war. Und bekannte Schauspielerinnen, die im Hollywood der Pre-Code-Ära 'Flittchen'-Rollen gespielt haben, gab es massig: Jean Harlow, Barbara Stanwyck, und und und... Das war damals halt durchaus etwas, daß die Zuschauer sehen wollten. Daraus auf die Persönlichkeit der Schauspielerinnen schließen zu wollen, halte ich für abwegig.


    Was die mögliche Besetzung mit Brigitte Helm angeht: die war zumindest damals noch so sehr auf den Typus ' eleganter Vamp' festgelegt, besonders durch die beiden "Alraune"-Filme, daß es für die Zuschauer viel zu offensichtlich und nachvollziehbar gewesen wäre, warum Emil Jannings ihr im "Blauen Engel" verfällt. Gerade wenn sie die Lola so 'damenhaft' gespielt hätte, wie es Helms Art war. Das Interessante ist ja gerade, daß Jannings eben nicht einer Lady, sondern einer 'ordinären' Frau nachläuft, der eigentliche Hauptpunkt des Films. Es geht vor allem um die 'Lächerlichkeit' der Jannings-Figur, viel weniger um die Figur der Lola selbst. Und insofern halte ich den "Blauen Engel" für ideal besetzt.

  • Zumindest kann man sagen, dass im Vergleich mit Barbara Stanwyck oder anderen wirklichen Größen des Filmes es nicht nachvollziehbar ist warum die Kinemathek Berlin der Dietrich 3 1/2 komplette Räume als !Denkmal! zur Verfügung stellt, wohingegen Fritz Lang nur mal hier und da vorkommt (zwischen Treppen und Geländer, nett, die Dietrich hat risiege Räume, glänzend, mit großen Bildern, Televisionen etc.)


    Also für mich ist das NICHT nachvollziehbar. Da haben andere Schauspielerinnen deutlich mehr Talent gehabt als die. :thumbdown:

  • Zumindest kann man sagen, dass im Vergleich mit Barbara Stanwyck oder anderen wirklichen Größen des Filmes es nicht nachvollziehbar ist warum die Kinemathek Berlin der Dietrich 3 1/2 komplette Räume als !Denkmal! zur Verfügung stellt, wohingegen Fritz Lang nur mal hier und da vorkommt (zwischen Treppen und Geländer, nett, die Dietrich hat risiege Räume, glänzend, mit großen Bildern, Televisionen etc.)


    Also für mich ist das NICHT nachvollziehbar. Da haben andere Schauspielerinnen deutlich mehr Talent gehabt als die. :thumbdown:

    Stimmt. Hier in Berlin wird fast einseitig Marlene Nachschlüssel von politischer Seite verehrt.
    Ein Platz in der Nähe des Potsdamer Platzes wurde nach ihr benannt - dann in Babelsberg ebenfalls einer.
    Und von den wirklich guten Schauspielern, die bis zum Ende in Berlin blieben, gibt es wenig Erinnerung - außer einer kleinen Seitenstrasse im äußersten Winkel von Berlin, die den Namen Rotraud Richter trägt.
    In den 90er Jahren wollte der Senat den Kaiser-Wilhelm-Platz in Marlene-Dietrich-Platz umbenennen - es hagelte Gott Sei Dank reichlich Proteste - auch von mir - es wurde davon Abstand genommen.


    Was deine Einschätzung der Veränderung betrifft, als Marlene in den USA eintraf, kann festgestellt werden: Maria Magdalene von Losch verließ Berlin - angekommen ist Marlene Dietrich.

  • Zunächst mal dazu, was ich mit dem antideutschen Tun und Lassen des deutschen Reiches von 1933 bis 1945 meine. Bekanntermaßen genießt die deutsche Geistegeschichte zu Recht Weltruf. Dazu gehört beispielsweise auch der deutsche Humanismus mit seiner Maxime "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Interessanterweise existierte zu dieser Zeit, als unter anderen auch Goethe, Schiller, Hölderlin, Novalis usw. wirkten, kein Deutschland als politische Einheit.


    Bücherverbrennungen, Rassengesetze, "Volksgemeinschaft", Gleichschaltung stehen dem auch christlich geprägten Humanismus konträr entgegen. Sie sind Ausdruck eines barbarischen Vernichtungswillens. Muß ich das noch näher ausführen und begründen?


    Die negativen Auswirkungen der zwölf Jahre sind bis heute spürbar. Allein der inflationär gebrauchte Begriff "Gutmensch". Es erscheint inzwischen vielen Menschen anscheinend erstrebenswert, möglichst boshaft und haßerfüllt zu sein (vgl. das Gros der Leserbriefe in der "Jungen Freiheit"). Wie man auf diese Weise allen Ernstes sozialen Frieden herstellen will, bleibt das Geheimnis der Schreiber.


    Nochmal zu Marlene Dietrich:
    Was ist eigentlich schlimm daran, wenn man sich wie Marlene Dietrich ändert, weil man in einem anderen Land lebt? Schlimmer wäre doch das Gegenteil, wenn man immer der Gleiche bleibt. Vor dem persönlichen Be- und Verurteilen eines Filmstars sollte man meiner Meinung nach Vorsicht walten lassen, wenn nicht genug Kenntnisse über sie vorhanden sind.
    Und moralische Verurteilungen aufgrund von Filmrollen sind geradezu lächerlich. Da lließe sich auch bei Brigitte Helm, Gustaf Gründgens, Sybille Schmitz entsprechendes finden.

  • Zunächst mal dazu, was ich mit dem antideutschen Tun und Lassen des deutschen Reiches von 1933 bis 1945 meine. Bekanntermaßen genießt die deutsche Geistegeschichte zu Recht Weltruf. Dazu gehört beispielsweise auch der deutsche Humanismus mit seiner Maxime "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Interessanterweise existierte zu dieser Zeit, als unter anderen auch Goethe, Schiller, Hölderlin, Novalis usw. wirkten, kein Deutschland als politische Einheit.


    Bücherverbrennungen, Rassengesetze, "Volksgemeinschaft", Gleichschaltung stehen dem auch christlich geprägten Humanismus konträr entgegen. Sie sind Ausdruck eines barbarischen Vernichtungswillens. Muß ich das noch näher ausführen und begründen?

    Nein, musst Du nicht. Ich war bloß neugierig.
    Aber du reduzierst Deutschtum auf den von Dir angesprochenen christlich geprägten Humanismus, der nur einen Teil des Erbes ausmacht. Vom Rest willst Du am liebsten nichts wissen - Preußentum ist für Dich vermutlich gleich Autoritarismus.
    Immerhin hat das damalige Deutschland seine Minderheiten im Ausland beschützt und nicht verraten, wie das heute der Fall ist. Es war wehrhaft und hat sich außenpolitisch behauptet, Deutsche wußten, wer sie waren, und mussten nicht am Boden kriechen wie die Würmer.
    Für Dich gibt es nur "Barbarei", den Aufbauwillen und den Idealismus, die positive Utopie siehst Du nicht.
    All das hatten wir bereits in anderen Beiträgen, insofern möchte ich die Diskussion überhaupt gar nicht vertiefen, sondern nur noch einmal deutlich machen, dass es auch einen konträren Standpunkt gibt (was Dir ja bereits klar ist).


    Zu Marlene Dietrich:
    Ihr wird ja nicht vorgeworfen, dass sie sich im Laufe ihres Lebens verändert hat, sondern dass sie sich in gemeiner und verächtlicher Weise über ihre Heimat geäussert und sich hemmungslos ihrem US-amerikanischen Umfeld angepasst hat. Ob das historisch so gewesen ist, weiß ich nicht. Aber Deine Argumentation geht an den eigentlich hier geäußerten Kritikpunkten vorbei.

  • Immerhin hat das damalige Deutschland seine Minderheiten im Ausland beschützt und nicht verraten, wie das heute der Fall ist. Es war wehrhaft und hat sich außenpolitisch behauptet, Deutsche wußten, wer sie waren, und mussten nicht am Boden kriechen wie die Würmer.

    Dafür hat das damalige Deutschland seine Minderheiten im Inland verfolgt.... Oh, ich vergaß, Max Hansen, Rosi Barsony, Werner Heymann oder Kurt Gerron waren ja keine 'Deutschen'...

  • Ich habe nur einen Aspekt des deutschen Geisteslebens hervorgehoben, der in der Welt heute noch viel positives bewirkt. Dabei fällt natürlich einiges andere unter den Tisch, so auch das von Dir aufgeführte Preußentum, das durch die Nazis auch zerstört wurde. Dieses Preußentum, was ich meine, war geprägt duch Toleranz von abweichenden Meinungen und ein geistig freies Klima (natürlich gibt es auch dem widersprechende Seiten, auf die sich dann die Nazis beriefen). In diesem Land fand auch ein französischer Flüchtling namens Adalbert von Chamisso eine neue Heimat und wurde zum deutschen Schriftsteller, der durch sein Hauptwerk "Peter Schlemihl" zum deutschen Literaturkanon gehört. Zeitlebens zählte er jedoch französisch. Nach dem Nationalitätsverständnis der Neurechten müßte man ihn posthum ausbürgern, da er kein "autochthoner" Deutscher war...


    Natürlich gibt es auch die anderen Seiten des deutschen Wesens, die die Nazis kräftig bedienten: Überheblichkeit, Besserwisserei, Intoleranz, Minderwertigkeitskomplexe, Autoritätshörigkeit. Habe ich noch etwas vergessen?


    Der "Schutz" deutscher Minderheiten im Ausland bestand öfter auch darin, sie heim ins Reich zu holen (siehe Ucickys "Heimat"). Außerdem genossen z.B. die "Volksdeutschen" in Polen weniger Rechte als die "Reichsdeutschen", waren praktisch Deutsche zweiter Klasse.
    Schließlich, ich kann keine positive Seite darin sehen, einen starken Staat auf dem Rücken und dem Leid einer Menge von Menschen aufzubauen. Ein starkes Gemeinwesen kann nur in einem Klima der geistigen und persönlichen Freiheit entstehen. Genau das fürchteten jedoch die Nazis, sonst hätten sie sie nicht so energisch bekämpft. Schon die alten Chinesen (Laotse) wußten, daß ein auf Gewalt gegründetes Reich nie von langer Dauer ist. Und der echte Idealismus, der kann auch nur aus der individuellen Freiheit entstehen, nicht aus Fremdbestimmung.


    Meine Äußerung zu Marlene Dietrich im vorigen Post richtete sich speziell an Charlie, die entsprechendes geäußert hat. Ein Urteil aufgrund einzelner Zitate und eines Fotos zu treffen, halte ich für sehr gewagt. Dafür bedarf es doch einigem mehr. Wichtig ist immer der Zusammenhang, in dem einzelne Sätze geäußert wurden. Außerdem ist es auch möglich, seine Meinung später zu ändern.
    Daß sie gegen die Nazis war und sie auf ihre Weise bekämpfte, darin kann ich nichts Schlechtes sehen. Ich sehe auch keine Pflicht, das Land seiner Herkunft selbst dann zu verteidigen, wenn dort ein Gewaltsystem herrscht. Die Soldaten jüdisch-deutscher Herkunft, die in der US-Armee kämpften, waren wohl auch Vaterlandsverräter, wie?

  • Natürlich gibt es auch die anderen Seiten des deutschen Wesens, die die Nazis kräftig bedienten: Überheblichkeit, Besserwisserei, Intoleranz, Minderwertigkeitskomplexe, Autoritätshörigkeit. Habe ich noch etwas vergessen?

    Den Willen zur Schönheit ... Tapferkeit ... Ehre ... Geschlossenheit ... Tradition ... Tierliebe ...


    Du bist immer so negativ :D

    Zitat

    Schon die alten Chinesen (Laotse) wußten, daß ein auf Gewalt gegründetes Reich nie von langer Dauer ist.

    Die Römer wussten das anscheinend nicht, sonst hätten sie nie den Mut gefunden, ihr Weltreich zu errichten.

    Zitat

    Die Soldaten jüdisch-deutscher Herkunft, die in der US-Armee kämpften, waren wohl auch Vaterlandsverräter, wie?

    Nein, in der Logik des Rassekrieges hatten sie gar keine andere Wahl.


    Die Radikalität der Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg bedingte eben, dass es eben nicht um Demokratie kontra Nationalsozialismus oder Nationalsozialismus kontra Bolschewismus ging, sondern um die Auslöschung des gegnerischen Volkes. Das hat sich an so ziemlich sämtlichen Fronten gezeigt. Wenn Marlene Dietrich also öffentlich gutgeheißen hat, dass die Angloamerikaner deutsche Städte und deutsche Bevölkerung einäscherten, dann wird das natürlich als ein Schandfleck ihr Andenken belasten, und ich sehe es als zwangsläufig an, dass ihr in der Nachkriegszeit diese Gesinnung in Deutschland vorgehalten wurde.

  • Vielleicht in dem Zusammenhang ganz interessant, zitiere ich aus einem Schreiben der Reichsfilmkammer an die Cebe-Film / Bad Kösen vom 22.09.1937 betrifft: Marlene Dietrich-Film "Die blonde Venus":


    "Die deutsche Öffentlichkeit ist durch Pressemeldungen mit Recht gegen Marlene Dietrich eingenommen, weil diese im Auslande für die spanischen Bolschewisten öffentlich eingetreten sein soll. Mit völliger Sicherheit hat sich dies noch nicht feststellen lassen. Nachgewiesen ist jedenfalls, dass Marlene Dietrich in roten Zeitungen deswegen gefeiert worden ist. Der weitere Vertrieb des Films Die blonde Venus kann daher von mir nicht zugelassen werden."


    Ich bin nur eben drüber gestolpert - vielleicht interessiert es ja jemanden ;)

  • Vielleicht in dem Zusammenhang ganz interessant, zitiere ich aus einem Schreiben der Reichsfilmkammer an die Cebe-Film / Bad Kösen vom 22.09.1937 betrifft: Marlene Dietrich-Film "Die blonde Venus":


    "Die deutsche Öffentlichkeit ist durch Pressemeldungen mit Recht gegen Marlene Dietrich eingenommen, weil diese im Auslande für die spanischen Bolschewisten öffentlich eingetreten sein soll. Mit völliger Sicherheit hat sich dies noch nicht feststellen lassen. Nachgewiesen ist jedenfalls, dass Marlene Dietrich in roten Zeitungen deswegen gefeiert worden ist. Der weitere Vertrieb des Films Die blonde Venus kann daher von mir nicht zugelassen werden."


    Ich bin nur eben drüber gestolpert - vielleicht interessiert es ja jemanden ;)

    Bei dem Überangebot an guten deutschen Filmen und Schauspielern der 30er Jahre wäre es nicht unbedingt erforderlich gewesen, ausgerechnet einen amerikanischen Marlene Dietrich Film zu senden.
    Ich vermute aber mal, weil "Die blonde Venus" der letzte prodeutsche Hollywood-Film war - zumindest mit Marlene Dietrich.
    Aber für das das Come Back-Gebuhle von Goebbels und Co. um Marlene Dietrich habe kein Verständnis.


    Übrigens ist die deutsche Nachkriegs-Synchronisation dieses Filmes nicht gerade ein Meisterwerk.
    In meiner Filmfassung habe ich die amerikanische Version mit deutschen UT eingefügt und die deutsche entfernt z.B. in der Szene, wo der Dampfer New York Richtung Deutschland verläßt.

    "Wir müssen mit den Realitäten wirtschaften und nicht mit Fiktionen"

    (Bismarck 1853)



    Einmal editiert, zuletzt von Bruno ()

  • Meine Äußerung zu Marlene Dietrich im vorigen Post richtete sich speziell an Charlie, die entsprechendes geäußert hat. Ein Urteil aufgrund einzelner Zitate und eines Fotos zu treffen, halte ich für sehr gewagt.

    Ich habe ja lediglich das wiedergegeben was meine Freundin - die eine Filmgeschichts-Studentin in Los Angeles ist und im Archiv arbeitet - über die Tochter von Marlene mir sagte als wir gemeinsam in der Kinemathek waren. Ich finde schon, dass die Art und Weise, wie sie mir detailgetreu die Zitate von Marlene's Tochter vortrug - sprich sie kam herüber als hätte die diese Zeilen mehr als nur einmal gelesen - lies mich keinen Moment lang daran zweifeln, dass selbst Marlene's Tochter es - pardon - scheiße fand, dass sich ihre Mutter so rapide veränderte, vom Moment an, als sie in Amerika ankamen.
    Ich glaube mal nicht, dass meine Freundin sich da in der Hinsicht an irgendwelchen Dingen festklammert, die nicht eindeutig bewiesen sind.