Marktanteile und Zuschauerzahlen

  • Mich würde mal interessieren, was ihr greifbarer findet, worunter ihr auch mehr vorstellen könnt bei Berichten über Fernsehquoten - unter den Marktanteilen oder den Zuschauerzahlen? Unter "10 Prozent" oder "2,4 Millionen", um mal ein fiktives Beispiel zu nennen.
    Ich persönlich finde ja die Prozentangaben greifbarer, weil ich bei Millionenzahlen immer nicht weiß, ob das nun viel oder wenig sind, da ich auch nicht weiß wie viele Lwute überhaupt zu der jeweiligen Uhrzeit fernsehen, etc.
    Wie steht ihr dazu?

  • Hin und wieder schaue ich mir schon die Quoten diverser Sendungen im Videotext an. Auch interessant, was so eine Sendeminute kostet. Aber das ist ja wieder ein anderes Thema.
    Unter dem Marktanteil kann ich mir auch mehr drunter vorstellen. Kommt halt immer auf die Tageszeit und auf den Sender drauf an.

  • Danke schonmal. Ich frage unter anderem wegen dem Verfassen der News. Wenn sich zu einer Sendung thematisch viel sagen lässt, genügt denke ich nämlich auch mal nur ein Wert, und ich denke auch, dass da der Marktanteil die bessere Richtgröße ist, zumal ja beispielsweise 1,8 Millionen Zuschauer im Hochsommer nachts um 2:00 Uhr etwas ganz anderes sind als zur Prime Time im Winter, wenn sowieso mehr Leute vor dem Fernseher hängen. Ersteres wäre ein herausragender Wert, letzteres eher mäßig, zumindest für die großen Sender.

  • Ob der Marktanteil oder die absoluten Zuschauerzahlen bedeutender sind, ist eine Frage der Perspektive. Für die Werbekunden beim Privatfernsehen sind wohl die absoluten Zahlen entscheidend, für die Programmplaner vermutlich eher die Marktanteile. Für Privatsender sind Quoten ganz entscheidend, für das öffentlich-rechtliche Fernsehen sollten Quoten oder Marktanteile meiner Meinung nach nicht allzu große Bedeutung haben, da sollten eher die Inhalte zählen und auch Programme für Minderheiteninteressen angeboten werden, die voraussichtlich geringe Zuschauerzahlen haben werden.


    Ich persönlich finde Quoten und Zuschauerzahlen uninteressant und nichtssagend. Schließlich sagt die Anzahl der Zuschauer oder der Marktanteil absolut nichts über die Qualität der Sendung aus, hier gilt aus meiner Sicht leider oft Masse statt Klasse. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, daß sich die Qualität fast schon umgekehrt proportional zur Zuschauerzahl fest, also je mehr Zuschauer, umso schlechter die Sendung. Ausnahmen sind natürlich Sendungen wie die "Tagesschau" und ähnliches, die ja die allerhöchsten Zuschauerzahlen haben. Das ist zumindest mein persönlicher Eindruck, Qualitätsempfinden ist ja schließlich immer sehr subjektiv.


    Darüber hinaus habe ich den Eindruck, daß zumindest beim Privatfernsehen die Sendungen mit den besten Quoten zugleich auch die in der Bevölkerung am meisten verhaßten Sendungen sind. Es sind offenbar Sendungen, die stark polarisieren und die Bevölkerung spalten. Aber vielen Zuschauern scheint die tatsächliche Bedeutung der Marktanteile gar nicht bewußt zu sein. Wie oft hört man von Menschen über gewisse Sendungen, daß eine Sendung der größte Schrott ist, aber die breite Masse will es wohl sehen, weil es schon in der x-ten Staffel läuft und die höchsten Quoten hat. Aber daß die Quotenrenner von der "breiten Masse" gesehen werden, stimmt überhaupt nicht! Bis zur Mitte der 80er konnte man tatsächlich noch die "breite Masse" erreichen, damals gab es Sendungen mit Marktanteilen nahe der 100%. So etwas ist heutzutage aber gar nicht mehr möglich, heute ist schon ein Marktanteil von 25% ein hoher Wert. Das bedeutet, daß auch die erfolgreichsten Sendungen faktisch nur von einer Minderheit gesehen wird. Und dann kommt auch noch hinzu, daß nicht jeder Zuschauer, der eine Sendung schaut, automatisch ein großer Fan dieser Sendung sein muß. Die Quoten sagen nichts darüber aus, ob eine Sendung mit Spannung und Vergnügen verfolgt wird und die ganze Familie vor der Mattscheibe klebt oder ob sie nur beim Bügeln oder Abwaschen im Hintergrund dudelt und gar nicht aufmerksam verfolgt wird.


    Wenn eine Sendung 20% Marktanteil hat, bedeutet das, daß 80% diese Sendung nicht sehen. Das sollten sich vor allem diejenigen bewußt machen, die in den hohen Quoten bestimmter Formate den Untergang des Abendlandes und eine Verblödung der Nation sehen. Diese Sendungen sind eben nicht bei der breiten Masse beliebt, sondern eben nur bei 20%. Für die Werbeindustrie sind 20% der Zuschauer aber mehr als genug, um Millionen von potentiellen Kunden anzusprechen. Die Programmplanung der großen Privatsender läuft dadurch aber Gefahr, am Geschmack der Zuschauer vorbeizuplanen. Mit ihrer Programmplanung beschädigen die großen Privatsender zwar ihr Image in der Bevölkerung und bekommen einen schlechten Ruf als "Unterschichtenfernsehen" und "Trash-TV", aber das stört sie nicht, solange die Kasse stimmt.


    Ich gebe auf Quoten überhaupt nichts, für mich ist das nur Schönrechnerei, nach Churchills Motto, daß man nur der Statistik trauen kann, die man selber gefälscht hat. Schade finde ich allerdings, daß es auch beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen, zumindest bei den Hauptsendern, so etwas wie Quotenhörigkeit zu geben scheint und daß diese sich als in Konkurrenz zu den Privatsendern stehend sehen. Das halte ich für gefährlich, die öffentlich-rechtlichen Sender sollten lieber die Haltung einnehmen, daß sie ihr Ding machen und die Privatsender ihr eigenes Ding. Ich sehe es nicht als problematisch an, wenn große Privatsender mehr Zuschauer oder mehr Marktanteil haben als die großen öffentlich-rechtlichen Sender, denn wie schon gesagt, Masse ist nicht gleich Klasse. Letztendlich kommt es aber auf die Sendung an und nicht auf den Sender. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kann auch Schrott laufen, genauso wie auf den großen Privatsender auch nicht nur Schrott läuft. Das beste Image unter den Zuschauern dürften aber vermutlich sogar die Pay-TV-Sender haben, denn für diese zahlt man schließlich sogar freiwillig. Und diese Sender haben auf die Gesamtbevölkerung betrachtet natürlich niedrige Zuschauerzahlen.

  • Wie gesagt ging es mir vor allem darum, was hier für die Leser / User greifbarer erscheint, wenn es um Quotennews geht. Und die liest ja ohnehin kaum jemand, dem die Quoten egal sind, auch wenn ich versuche, noch andere Infos einzubauen. Beides gebe ich halt nur an, wenn es über die Sendung sonst nicht viel zu sagen gibt, daher meine Frage. Dass die Werbetreibenden und Fernsehsender da einen ganz anderen Blickwinkel haben, ist mir durchaus bewusst.

  • Ich finde, es wäre einmal ein interessantes Gedankenexperiment, wenn man Volksabstimmungen darüber durchführen würde, welche Sendungen man absetzen sollte. Ich möchte wetten, daß die Sendungen, die auf den großen Privaten die besten Einschaltquoten zur Prime Time haben, zu gleich auch die Sendungen wären, dessen Absetzung die meisten Wähler fordern würden. Vorausgesetzt, die Wahlbeteiligung wäre hoch.

  • Das mit der Quote ist sowieso nur eine Annäherung an die reale Zuschauerzahl. Es gibt in Deutschland 5500 Haushalte die eine Box haben mit der man messen kann wer gerade einschaltet und wegzappt. Es werden auch nicht alle Leute gemessen, ich glaube nur die Leute die GEZ Gebühren zahlen. Es werden auch keine Studenten gemessen, keine Ausländer und pi pa po. Die Leute die an so einem TV sitzen müssen sich immer direkt anmelden wenn sie sich dazusetzen und abmelden wenn sie wieder gehen. In Bremen gibt es genau einen (!) Haushalt der so eine Box hat. Versucht mal daraus eine prozentuale Statistik zu erstellen, das schaffen selbst die besten Wirtschaftswissenschaftler nicht. ;) Deshalb ist so ein Wer wie 2,4 Millionen zuschauer nur ein Schätzwert.


    Eigentlich sollte in jedem Haushalt so eine Box stehen. Oder mit jedem gekauften Fernsehreceiver kann man messen wer was gerade wie lange schaut. Aber so bleibt es einfach nur ein ungefährer Wert.


    k.A. ob mein Text was mit dem Thread zu tun hat aber mehr kann ich zu dem Thema nicht sagen, hehe. ;)

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  • Gut, daß Du das Beispiel Bremen bringst. Die 5500 Haushalte sollen die ganze Bundesrepublik Deutschland repräsentieren, aber wenn man das Verhältnis der Einwohnerzahl Bremens zur Einwohnerzahl der Bundesrepublik Deutschland betrachtet, dann ist Bremen mit einem GEZ-Haushalt dramatisch unterrepräsentiert. Es sollte dann dort nicht nur einen, sondern ca. 35 Haushalte geben, das kann man relativ einfach nachrechnen.


    In jedem Receiver ein Zählgerät einzubauen, würde zwar viel realistischere Messungen ergeben, aber da in Deutschland sehr großen Wert auf Datenschutz gelegt wird, würde man so etwas wohl kaum zulassen. Böse Zungen behaupten ja jetzt schon, daß man mit rückkanalfähigen Kabelreceivern, die an das Internet angeschlossen sind, theoretisch jetzt schon das Fernsehverhalten der Zuschauer kontrollieren könnte. Die Privatsender würden sich aber die Hände reiben, wenn die Zuschauer adressierbar wären.

  • Guter Punkt! Das kommt bestimmt auch noch auf uns zu in Zeiten von Fakebook und Zwitscher etc.


    Würde mich mal interessieren wie sehr das abweicht voneinander (in jedem Fernsehreceiver ein Zählautomat *g* gegen die 5500 Schätz-Repräsentier-Haushalte. :) )

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  • Eigentlich könnte man das ganze bisherige Quotenmeßsystem in Frage stellen und sich überlegen, ob es nicht andere Wege gibt, um herauszufinden, was die Zuschauer wirklich sehen wollen. Der Quotenwahn führt doch letztendlich dazu, daß bei der Programmplanung immer nur der kleinste gemeinsame Nenner angestrebt wird, damit möglichst viele Menschen gleichzeitig einschalten. Die Werbekunden sind anscheinend auch nicht besonders anspruchsvoll, denn sie wollen anscheinend nur, daß ihre Werbung um jeden Preis von so vielen Menschen wie möglich gleichzeitig gesehen wird, aber in welcher Umgebung der Werbespot plaziert wird, das scheint keine Rolle zu spielen. So kommt es, daß die Quote bei den großen Privatsendern inzwischen wichtiger als die Inhalte sind. Die Sendungen sind keine Dienstleistung für den Zuschauer mehr, sondern nur noch eine Quotenbeschaffungsmaßnahme. Leider verfallen aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender immer mehr einen Quotenwahn.

  • Das stimmt. Wäre schön wenn die TV Verantwortlichsn das auch mal checken würden bzw die Zuschauer sich das nicht gefallen liessen.

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  • Man sollte lieber umfassende Umfragen unter den Zuschauern durchführen (am besten durch unabhängige Meinungsforscher, die nicht bekannt geben, für welchen Sender sie die Umfrage durchführen) und darauf die Programmplanung aufbauen. Ich wette, dann würden die Programme, insbesondere der Privatsender, völlig anders aussehen als sie jetzt aussehen, und es würde vielleicht mehr zufriedene Zuschauer geben. Doch durch den Quotenwahn wird der Zuschauer gar nicht ernst genommen und ein großer Teil der Zuschauer wird vergrault, denn selbst die Sendungen mit den besten Marktanteilen werden faktisch nur von einer Minderheit gesehen. Wenn 20% eine Sendung sehen, dann bedeutet das auch, daß 80% sie nicht sehen.

  • Tja man sollte das mal umsetzen was Du sagst, sonst geht das TV ja noch mehr den Bach runter. Dass da keiner für auf die Strasse geht? Naja Fernsehen ist halt nur ein Unterhaltungsmedium (und sollte mal Menschen bilden... aber mittlerweile BILDet es die Menschen... wenn du weisst was ich meine).

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