Morgenrot (D,1932/33) mit Rudolf Forster

  • Der UFA Film " Morgenrot " wurde noch in der Weimarer Republik gedreht , war aber der erste Tribut der Babelsberger an die neue kommende Zeit . Von diesem Film gibt es heute , offiziell nur eine uralte VHS Kopie , zu kaufen , die glaube ich auch gekürzt ist ,oder ???


    Hier ein kurzes Video:

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  • "Morgenrot" (D-1932/33)


    Dreharbeiten: 10.1932-11.1932: Kiel und Umgebung, Nordsee bei Helsingfors, auf einem finnischen U-Boot; Ufa-Atelier Neubabelsberg


    Uraufführung (DE): 31.01.1933, Essen, Schauburg; Erstaufführung (DE): 02.02.1933, Berlin, Ufa-Palast am Zoo


    Adolf Hitler wurde am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt. Ein Tag danach lief zum ersten mal "Morgenrot" in den deutschen Kinos. Kurz darauf auch in Österreich.


    Es gibt mehrere Fassungen. Eine davon ist in eher schlechter Qualität dafür länger und die andere Fassung ist qualitativ um einiges besser aber kürzer. Ich habe eine komplettierte Fassung die aus den zwei Quellen zusammengesetzt wurde. Diese neue Fassung dauert um 11 Minuten länger als die alte. Die alte lief 70 Minuten die neue 81 Minuten. Bildschirmfotos folgen. Die alte Kopie war durchgehend in mittelmäßiger Bildqualität. Die neue ist großteils besser... Die Dokumentation "Deutschland erwache" von Erwin Leiser aus dem Jahre 1968 beinhaltet auch einen Ausschnitt des Films in guter Qualität. Es gibt die Doku auch auf DVD zu kaufen:


    http://www.amazon.de/exec/obid…0063IQYI/deutschfilmed-21


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    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    5 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • Die Kurzfassung ist ein typisches Beispiel für die rätselhafte Kürzungspraxis vieler Verleiher. Dort wurde nicht etwa die berühmte Szene entfernt, in der Rudolf Forster darüber philosophiert, wie toll wir Deutschen doch zu sterben verstehen. Hauptsächlich der Anfang des Films (und damit die Einführung der zentralen Figuren) wurde komplett entfernt. Dazu wurde noch ein preiswert gestalteter neuer Vorspann angeklebt. Vielleicht wollte man den Film einfach nur auf zeitsparende 70 Minuten Laufzeit bringen.
    Laut Filmportal wurden aber bereits 1939 ca. 3 Minuten entfernt (vielleicht die Szene, in der Adele Sandrock sagt, dass jeder Sieg auch Menschenleben fordert und deshalb nicht gefeiert werden sollte?). Die letzte der FSK vorgelegte Fassung (1986) war dann laut Filmportal wieder zwei Minuten länger, aber offenbar immer noch 40 Meter kürzer als die Version, die Hitler und angeblich auch Billy Wilder bei der Berliner Premiere zu sehen bekamen.

  • Die Gründe der Kürzung sind wirklich merkwürdig... Wieso sollte man den Film bewusst auf genau 70 Minuten bringen? Wenn die Möglichkeiten vorhanden sind, sollte man doch immer versuchen die längste Fassung die machbar ist zu veröffentlichen. Das bringt doch automatisch mehr Käufe/Einschaltquoten und was weiss ich alles...

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Entweder man wollte oder hat ihn damals auf Super-8 rausbringen wollen. Viele alte Filmklassiker wie z.B. "Die Feuerzangenbowle" und "U-Boote westwärts" wurden damals als Kurzfassungen auf den Markt geworfen. Das ist meiner Meinung nach sicherlich der Grund...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Durchaus möglich. "Die Feuerzangenbowle" gab es von Atlas Film sogar als Komplettfassung (neben einer Reihe anderer deutscher Filme aus der Zeit). "U-Boote westwärts" war 3 x 120m lang, also ca. eine Stunde. Kürzungen wurden aber auch bei VHS-Veröffentlichungen gerne vorgenommen (z.B. bei "Das unsterbliche Herz" oder bei "Robert Koch", der bei dieser Gelegenheit ebenfalls einen hässlichen neuen Vorspann verpasst bekam). "Morgenrot" gab es damals von Bavaria/Euro Video auf VHS.

  • Entweder man wollte oder hat ihn damals auf Super-8 rausbringen wollen. Viele alte Filmklassiker wie z.B. "Die Feuerzangenbowle" und "U-Boote westwärts" wurden damals als Kurzfassungen auf den Markt geworfen. Das ist meiner Meinung nach sicherlich der Grund...


    Das macht Sinn. Vielen Dank für den Hinweis! Das war schließlich ein nicht zu unterschätzender Markt und die Leute, die damals Geld für dieses System hatten, war schließlich die Generation auf diesen Tagen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Hier wird ja schon kräftig auf die DVD-Veröffentlichung hingefiebert: Nächste DVD-Veröffentlichungen interessanter Filme der 20er-60er Jahre.


    Witzigerweise habe ich heute ein Briefzitat gefunden, das sich auf den Film bezieht. Ich werde das Zitat in der nächsten Zeit auf www.geschriebene-geschichte.de veröffentlichen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habe mir vorhin die DVD angesehen, und ich kann sie nur empfehlen. Die Qualität ist sehr gut.
    Was die Philosophie von Morgenrot angeht, will ich hier keine neue Diskussion anstoßen. Allerdings eins möchte ich schon anmerken: Ich hätte nicht gedacht, dass die U-Bootszenen so gut gemacht sind. Carl Hoffmann hat seinen Ruf als Kameramann absolut verdient.
    Was Gustav Ucicky angeht, bin ich kein Fachmann. Hat er dieses handwerkliche Niveau in seinen späteren Filmen gehalten?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Film gestern gesehen. Auch ich bin von der Qualität absolut angetan - wenn man doch von allen wichtigen Filmen dieser Jahre noch die Original-Negative besäße :(


    Der Film als solcher gefiel mir besser als der durchschnittliche Nazi-Kriegsfilm - U-Boote westwärts!!! Technisch sehr gut gemacht, vor allem das Gefecht zwischen U-Boot-Artillerie und dem Segelschiff.
    Rudolf Forster war sehr gut :) Auch in Wien 1910 fand ich ihn bereits sehr stark.
    Von Ucicky angeht, stammen von ihm ja immerhin noch das sehr schöne Mädchen Johanna (1935) und die krachige Heimkehr (1941)!

  • Mich haben die U-Bootaufnahmen schon deshalb überrascht, weil sie teilweise wirklich sehr aufwendig auf echten Schiffen und auf dem Wasser gedreht worden sind. Ich hätte erwartet, dass es kleine Modelle in einem Pool wären, in dem rumgerührt worden ist, damit es nach Wellen aussieht und wo man sofort sieht, dass es Modellaufnahmen sind.
    War der Film sehr teuer?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Carl Hoffmann hat seinen Ruf als Kameramann absolut verdient.
    Was Gustav Ucicky angeht, bin ich kein Fachmann. Hat er dieses handwerkliche Niveau in seinen späteren Filmen gehalten?

    Carl Hoffmann war in der Tat ein ganz großer, zusammen mit Fritz Arno Wagner wohl der bedeutendste deutsche Kameramann dieser Zeit. Man denke nur an "Nina Petrowna" und "Ungarische Rhapsodie" noch zur Stummfilmzeit, und dann an Tonfilme wie "Der Kongress tanzt" oder "Das Flötenkonzert von Sanssouci". In einer Zeit, wo ganz viele andere wegen den Schwierigkeiten mit der neuen Tonfilmtechnik visuell ziemlich schwache Filme machten, war ein Film mit der Kameraarbeit von Hoffmann immer ein Garant für optische Qualität.


    Ucicky war auch späterhin ein hervorragender Regisseur. "Das Mädchen Johanna" gibt es ja leider nicht auf DVD, aber guck' Dir mal "Der Postmeister" oder, falls du die alte VHS auftreiben kannst, "Savoy-Hotel 217" an.