• Kürzlich habe ich mit einer Freundin die Doku von Thomas Schmitt Randale und Liebe - Rocker, Popper, Teds und Punks (1980) gesehen: Siehe Link unten, sehr empfehlenswert!


    Wir waren uns beide einig, dass wir die Popper von den gezeigten Jugendcliquen am sympathischsten fanden, und würden gerne mehr über die Popper-Kultur erfahren.
    Was haben die so gemacht, was haben die für Musik gehört? Hatten die ein Wertesystem, was sie von anderen unterschieden hat?
    Vielleicht kann jemand aus eigener Anschauung berichten, z. B. Cora, die sich im Nachbarbeitrag als ehemalige Popper(in) geoutet hat...


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  • Ist schon ein sehr alter Thread, aber das macht ja nichts :D

    Ich bin ja mit dieser Jugendkultur groß geworden. Punk war ich äußerlich nie, sonst hätte ich zu viele Konflikte mit meinen Eltern gehabt, aber das Provokante und Anarchistische hatte auf mich und meine Freunde eine große Anziehungskraft. Sid Vicious' "My Way" ist schon ein phantastisches Lied, das mich immer noch anmacht. "Too Drunk to Fuck" von den Dead Kennedys war dann auch so ein Geheimtipp bei uns, die frühen Toten Hosen auch usw. Popper waren ein sehr kurzes Phänomen, das dann auch schnell wieder verschwunden ist. In meinem Umkreis hat man sich nur über sie lustig gemacht, weil sie so sehr auf ihr Äußeres geachtet haben, besonders auf ihre gepflegten Seitenscheitel und ihre Markenliebe. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass das je zu lang andauernden Konflikten geführt hätte. Es war ihnen einfach egal. Es glaube schon, dass das Wort "Prolo" oft gefallen ist, aber das waren dann nie richtige Fronten, die sich aufgetan haben, weil Popper keine Protestkultur waren, sondern angepasst. Das deckt sich jetzt natürlich nicht ganz mit dem Wikipedia-Artikel, aber bei uns war das so. Es ging nicht um Konflikte oder Provokation, sondern um das eigene Erscheinungsbild. Ihre Musik war auch ziemlich Mainstream, also nichts Sperriges, sondern eingängig. Irgendwann hat mir ein Popper mal "erklärt", was für coole Menschen das seien und wie unangepasst, aber als ich das überprüfen wollte, war das Phänomen auch schon wieder vorbei.


    Anfang der 90er Jahre ist man dann in meinem Freundeskreis auf Ted umgeschwenkt, hat 50er Jahre Rock 'n Roll gehört, Koteletten getragen, entsprechende Frisuren. Ich habe damals den Fehler gemacht, meine Frisur von einem Freund entwerfen zu lassen :D Ich bin jahrelang damit rumgelaufen, bis ich mal zu einer Friseurin gegangen bin, die damals auch Prominente als Kunden hatte und selber ausgebildet hat. Sie hat gemeint, ich sähe aus, als wenn mich meine Mutter gekämmt hätte :D

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    2 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Ich hab die Hosen erst in den 90ern kennengelernt (da ich zu jung bin) und die waren mir immer zu brav, zu Mainstream und zu glatt.


    Punkberührungen hatte ich schon Mitte der 90er. Einerseits der Spaßpunk "Abstürzende Brieftauben" / Kampftrinker Stimmungshits CD Sampler, andererseits der Mainstreampunk mit Ärzte, Hosen, Pop-Punk wie die Heiligen Drei Könige und so.

    Dann kam ne J.B.O.-Phase und dann haben mich die Onkelz umgehauen, im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Album E.I.N.S. - die haben ab da einige Jahre mein Leben bestimmt und das war auch die beste Provokation. Da könnte ich Bücher schreiben was für Konflikte ich da mit einer Lehrerin hatte, ich muss heute noch den Kopf über die Schütteln. Wenn alle so wären, würden große Teile der Jugendliche in extreme Lager abdriften (Druck erzeugt Gegendruck).
    Zwischendurch habe ich auch mal versucht mich mit dem Metal anzufreunden, das war aber garnicht meins. Wobei mir manche Lieder von Manowar und Metallica zumindest gefallen haben. "Drecksau" wurde auch gehyped um 2000 herum. Aber Dimmu Burgir usw. - ist garnicht meins.
    Durch das Studium der Onkelzbiografie bin ich auf ihre Punk- und Skin-Phase gestoßen und bin dadurch auf den Punk/Oi! gekommen der mich um 2000 herum voll angesprochen hat. Das waren dann Bands wir Broilers, SpringtOifel, WIZO, Dödelhaie, Slime, Pöbel & Gesocks, Loikaemie, NOFX, Rabauken, Die Lokalmatadore, Die Kasseirer, Verlorene Jungs - auch Ska (Frau Doktor, Madness, Bad Manners,,....) und Hardcore (Agnostic Front, Ignite) hat mich voll mitgenommen. In der Zeit kam ich auch auf Lacrimosa, die mich bis heute fazsinieren (das Elodia-Album). Es war auch immer Rebellion mit dabei - und meine größte Rebellion gegenüber meiner Altersgenossen war, als ich ab 2001/2002 dann angefangen habe Peter Alexander zu hören :D Seit dieser Zeit habe ich einen bunt gemischten Musikgeschmack, die Helden seiner Jugend verliert man aber nie so ganz - oder sagenw ir mal besser: Die Lieder seiner Jugend bzw. die Lieder, die einem geprägt haben. Von den Helden bleibt im Nachklang oft nicht viel übrig.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich bin gegen Mitte der 90er Jahre auf eine Dark Wave-Schiene gekommen. Das waren auch vor allem die Songs von Lacrimosa, die ich auch live gesehen habe. "Der brennende Komet" (live) und "Angst" sind meine absoluten Lieblingssongs von denen. Daneben hab ich Mantus oder harte Sachen wie Eisbrecher oder Rammstein gehört. Nightwish fand ich auch super! Vor allem natürlich wegen der Stimme der Sängerin! Dann hatte ich eine Mittelalter-Rock Phase. Aber jetzt liegen diese CDs irgendwo rum und verstauben, und vor kurzem bin ich dann wieder bei den Songs der schwarzen Szene gelandet :D Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es auch gute Future Pop-Sachen gibt, allerdings nur, wenn es nicht zu sehr in die Schlagerrichtung geht. :D


    Die Hosen fanden wir früher absolut klasse. Aber mit "Hier kommt Alex" hat eine Tendenz bei denen angefangen, die immer mehr in Richtung Mainstream ging. Ende der 90er Jahre hat ein Freund von mir mal gesagt, die Hosen kämen auf seiner Hassliste gleich nach Reinhard Mey. Und da hab ich ihm absolut recht gegeben :D

    Bei den Ärzten ging mir das ähnlich. Die Songs der 80er fand ich super, aber die sind halt tausendmal rauf und runtergelaufen und total ausgelutscht. Und irgendwann haben die auch angefangen immer langweiliger zu werden - für mich zumindest. Coverversionen von ihren Songs finde ich teilweise klasse, zum Beispiel "Bitte, bitte" von Subway to Sally. Aber die Originale würde ich nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen :D

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    2 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • "Angst" hat mir glaube ich nicht so gefallen, "Der brennende Komet" ist aber natürlich ein klassiker. Genau wie "Alles Lüge". Ansonsten hänge ich voll am "Elodia"-Album.


    Ja Nightwish hören auch soviele, das ist überhaupt nicht meins :) Rammstein ist ganz witzig, aber nichts, was ich von mir aus regelmässig hören würde.


    "Hier kommt Alex" ist ein Leid von den Hosen, das mir extrem gefällt - was nichts dran ändert, dass ich die Band sonst garnich tmag *ÜgÜ


    In Extremo (das erste Album) fand ich Anfang des Jahrtausends auch gut. Allgemein das Mittelaltermusik-Genre finde ich faszinierend.


    Was ist denn sonst noch so typische Popper-Musik?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Zitat

    Was ist denn sonst noch so typische Popper-Musik?

    Ehrlich gesagt hab ich da gar keine Ahnung mehr, was die so gehört haben. Da müsste ich jetzt selbst bei Wikipedia nachschauen :/ Das hab ich längst vergessen. Zwischen denen und uns war einfach ein so dicker Strich, dass ich das sofort abgehakt hatte :D Popper waren einfach albern und zum Lästern da - für mich und meine Freunde zumindest :D

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)