Der große König (D, 1940-42)

  • Weiß eigentlich jemand von euch, ob DER GROSSE KÖNIG nach dem Krieg zensiert wurde und deshalb nur gekürzt erhältlich ist, oder muss man seine Hoffnung einfach auf die Zukunft richten?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Herzlich Willkommen in unserem Forum, Conrad!


    Es ist immer wieder schön, neue Filmfreunde hier begrüßen zu dürfen, gerade, wenn diese auf anhieb die Themen-Überschriften korrekt gestalten :) Also "Der große König" ist bereits vor einigen Jahren auf DVD veröffentlicht worden. Ich besitze ihn seit ca. 2004/2005 als originale Kauf-DVD, siehe http://www.amazon.de/exec/obid…023ZJPHY/deutschfilmed-21 Für aktuell 9,99 EUR ist er auch ein richtiges Schnäppchen. Auch wenn eine dem Film würdigen Edition schon schöner wäre :) Aber hauptsache er ist erhältlich.


    Bearbeitet: Ah ich sehe gerade, Du fragst nach einer ungekürzten Version. Mir ist nicht bekannt, ob die DVD-Fassung gekürzt ist. Aber vermutlich schon, sonst würdest Du hier nicht fragen? Wieviel Minuten fehlen denn?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Soviel ich weiß war der Film ursprünglich etwa 118 Minuten lang. Auf einer DVD läuft der Film dann ja etwas schneller, aber ich schätze etwa vier Minuten dürften fehlen.

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  • Das kann ich leider nicht sicher sagen, da haben wir einige andere Experten hier im Forum, die sich sicher auch noch zu Wort melden. Bei den Amazon-Rezensionen konnte ich auf die Schnelle keine Beschwerden wegen einer Kürzung feststellen. Wie Du es auch schon sagst ist es so, dass Kino- und TV/DVD-Längen unterschiedlich sind, weil die Anzahl der Bilder pro Sekunde (verbessert mich bitte, wenn ich was falsches schreibe), anders ist. So kommen oft unterschiedliche Zeitangaben zustande...?


    Ich habe mal kurz im Netz gesucht: In einem Forum wird ohne Quelle gesagt, dass der Film nach dem Krieg erst verboten wurde und dann gekürzt in der BRD wieder freigegeben wurde. Eine VHS-Vö hatte scheinbar 112-Minuten länge, die DVD hat 116 Minuten und die Kinofassung 118. Falls hier nicht dieser Unterschied mit der Bildabfolge mit rein spielt, dürften dann knapp 2 Minuten fehlen? Aber ich hoffe, die anderen Nutzer können dazu mehr sagen.

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    Konfizius

  • Okay, machen wir's mal ganz genau, und benutzen den Filmlängenrechner: http://www.cinematography.de/filmruntime_calc.php ;)


    Der Film hat eine Länge von 3233 Metern, das sind 118 min 10 sec bei 24 Bilder pro Sekunde. Die DVD dauert leider nicht 116 min. , sondern nur 111 min 46 sec., bei 25 Bildern pro Sekunde (da PAL) sind das 3185,35 Meter; und wenn wir die wiederum bei 24 Bilder/sek. wiedergeben kommen wir auf 116 min 25 sec. Mit anderen Worten: es fehlen etwa 1 Minute und 45 Sekunden.

  • Eigentlich fehlt unterm Strich nicht sehr viel, wenn man das mal mit anderen Filmen vergleiche, bei denen zum Teil 5 bis 20 Minuten fehlen. Bekannt ist vermutlich nicht was fehlt? Trotzdem wäre interessant zu erfahren, was das für Szene(n) sind, ob diese in dieser Form in der Urfassung vorhanden waren und was der Grund ist, wieso diese entfernt wurden. In irgendwelchen Archiven müssten sie ja eigentlich noch sein, wenn sie erst nach dem Krieg heraus geschnitten wurden?

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    Konfizius

  • Das muss aber nicht bedeuten, dass die fehlenden Minuten absichtlich zensiert wurden. Es wäre gar nicht abwegig, dass sie einfach fehlen. Sicherlich wurde der Film in den 40er Jahren ein paar mal geschnitten. Wie bei "Wunschkonzert" (D-1940) bei dem auch ein paar Minuten fehlen ua. der Auftritt von Willy Fritsch. Diese fehlenden Minuten sind z.B: nicht mehr vorhanden...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Eben das wäre auch eine Option. Kann ja gut sein, dass nach der FSK-Freigabe der Film um 5 oder mehr Minuten geschnitten war (die VHS hatte ja ne deutlichere Kürzung) und bis zur VÖ der DVD durfte man wieder alles verwenden, was vorhanden war.


    Wie findet Ihr den Film eigentlich inhaltlich? Er ist einer der ersten Filme der Kriegszeit gewesen, den ich geshen habe und ich war schwer begeistert. Natürlich muss man sich an die Art des Filmes erst einmal gewöhnen, aber die inszenierung ist wirklich toll und mitreissend. Tolle Schauspieler, tolle Massenszenen, es wirkt sehr authentisch und hinterlässt bleibenden Eindruck.

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    Konfizius

  • Eben das wäre auch eine Option. Kann ja gut sein, dass nach der FSK-Freigabe der Film um 5 oder mehr Minuten geschnitten war (die VHS hatte ja ne deutlichere Kürzung) und bis zur VÖ der DVD durfte man wieder alles verwenden, was vorhanden war.


    Wie findet Ihr den Film eigentlich inhaltlich? Er ist einer der ersten Filme der Kriegszeit gewesen, den ich geshen habe und ich war schwer begeistert. Natürlich muss man sich an die Art des Filmes erst einmal gewöhnen, aber die inszenierung ist wirklich toll und mitreissend. Tolle Schauspieler, tolle Massenszenen, es wirkt sehr authentisch und hinterlässt bleibenden Eindruck.

    Aber du hast doch geschrieben, die VHS habe auch nur 112 Minuten Laufzeit? Damit wäre sie doch identisch mit der DVD (111 min 46 sec., die 116 min. Laufzeitangabe ist einfach falsch)? Ich denke, das ist auf beiden Medien dieselbe Fassung.


    Den Film finde ich etwas episodisch, aber ansonsten durchaus gelungen und visuell natürlich von üblicher Harlan-Qualität. Dennoch finde ich manche frühere Fridericus-Filme überzeugender, weil dramatisch stimmiger; insbesondere gilt das für "Das Flötenkonzert von Sanssouci" und "Der Choral von Leuthen".

  • Ah gut, stimmt. An Deine Rechnung habe ich in diesem Zusammenhang nicht mehr gedacht. Wie oben geschrieben, diese Info habe ich auch nur aus einem anderen Forum. Aber derjenige hat das sicher auch von der DVD-Hülle oder von Amazon abgeschrieben mit den 116 MInuten. Ich habe die DVD sicherheitshalber mal eingelegt und bei mir wird auch 112 Minuten als Laufzeit angezeigt, also genau 1:51:46 - dann dürften die Fassungen identisch sein.


    Dann ist ggf. die Info mit der Kürzung nach Freigabe in der BRD falsch oder bereits zur VHS-VÖ durfte man wieder die (nahezu) vollständige Fassung verwenden - ODER diese knapp 1-2 Minuten sind diese Kürzung, von der gesprochen wurde.


    Die früheren Filme sind mir leider bisher alle unbekannt. Ich hoffe ich komme irgendwann in das Vergnügen, sie zu sehen. Ich glaube Otto Gebühr hat bereits in der Stummfilmzeit reichlich Filme als Friedrich der Große gespielt.

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    Konfizius

  • Ich fand den Film ingesamt ganz nett. Herausragend waren:
    Otto Gebühr
    die Schlachtenszenen
    die Musik von Hans-Otto Borgmann
    .
    Gerade die Musik hat es mir total angetan. Das Hauptmotiv wurde anscheinend noch in Abwandlungen eingespielt; es existiert in einer wunderbaren Variation, die ich aber nur aus der Deutschen Wochenschau kenne.
    Und zwar handelt es sich um die Nr. 713 vom 03. Mai 1944: Das letzte Sujet zeigt den Atlantikwall mit einem Besuch von Generalfeldmarschall Rundstedt und anschl. General Rommel. Dabei läuft zunächst das Motiv aus Der große König (Variante), anschl. das Motiv aus Ohm Krüger (wie im Film), und dann, nach Aufnahmen der Alliierten (Beutematerial) noch einmal Der große König. Es handelt sich nebenbei um eine meiner Lieblingswochenschauen dieser Kriegsphase.
    Vielleicht weiß jemand, ob die Variante des Borgmann-Motivs noch an anderer Stelle verwendet wurde?



    Übrigens würde mich sehr interessieren, was der Redakteur von Filmportal mit einem propagandistischen "Aufbaufilm" sagen will. Wird in dem Film irgendwo gebaut?
    http://www.filmportal.de/df/90…,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html

  • Übrigens würde mich sehr interessieren, was der Redakteur von Filmportal mit einem propagandistischen "Aufbaufilm" sagen will. Wird in dem Film irgendwo gebaut?
    http://www.filmportal.de/df/90…,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html


    hehe :D


    Ein scheinbar originales Filmplakat wird im Moment bei ebay zu nem sehr stolzen Preis angeboten: http://cgi.ebay.de/GROSSE-KONI…oster&hash=item58839ba444

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Das Plakat wird schon seit vielen Jahren von dem Verkäufer angeboten. Aber um diesen Preis wird es niemand kaufen. Warum macht er kein Angebot mit Preisvorschlag oder eine normale Auktion. Wenn er Angst hat, dass das Plakat zu günstig weggeht soll er doch einen Freund bitten ein wenig hochzusteigern. Ich bin mir sicher, dass das Plakat noch viele Jahre auf Ebay bleiben wird...


    "Propagandandistisch" , wird aus heutiger Sicht, die Darstellung "der Führergestalt" (Friedrich der Große / Adolf Hilter) angesehen. Der Zuschauer von damals zog automatisch Vergleiche zwischen Friedrich dem Großen und Adolf Hilter.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    2 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • "Propagandandistisch" , wird aus heutiger Sicht, die Darstellung "der Führergestalt" (Friedrich der Große / Adolf Hilter) angesehen. Der Zuschauer von damals zog automatisch Vergleiche zwischen Friedrich dem Großen und Adolf Hilter.

    Ja, aber gerade diese Parallele ist doch eine sehr oberflächliche. AH ist in der NS-Propaganda nie so verbittert und lebensfeindlich dargestellt worden wie Otto Gebühr den Friedrich II. darstellt - erst recht nicht in der Entstehungszeit des Films.
    Führer ist eben nicht gleich Führer ;)

  • Diese Parallele war aber sichtlich gewollt. "Der Führer" z.B. Adolf Hitler ist auch nur ein Mensch mit Gefühlen - keine Maschine die nur herumbrüllt. Das wollte man hiermit zeigen. So auf die Art: Schon damals hat ein Führer Deutschlands einen Krieg für eine "gute Sache" gefochten...


    Wie z.B: die "Genie- und Führer-Filme" (großteils Historienfilme) wie: "Bismarck", "Die Entlassung", "Friedrich Schiller", "Andreas Schlüter", "Das unsterbliche Herz", "Kolberg", "Ohm Krüger", "Carl Peters", "Der Herrscher", "Robert Koch, der Bekämpfer des Todes", "Der alte und der junge König", "Fridericus Rex", "Wien 1910", "Unternehmen Michael", etc...


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  • Ich stimme dir grundsätzlich zu, vor allem wenn es wie gesagt um die Darstellung und Propagierung des Führer-Prinzips geht.
    Aber man sollte eben schon differenzieren, dass eben Otto Gebührs Friedrich II. kein Abziehbild von AH ist, kein Gegenstück aus dem 18. Jahrhundert ;)
    Was das Herumbrüllen angeht: Ich wollte darauf hinaus, dass Hitlers filmische Repräsentation zur Entstehungszeit des Großen Königs ganz andere Züge trägt als die, die Gebühr Friedrich II. verleiht... Hitler brütet entweder über militärischen Karten, oder er spielt mit seinem Hund, oder er verleiht Orden und lacht (letzteres zunehmend seltener). Gebührs Friedrich II. spuckt dagegen Gift und Galle, sobald einen jemand schief anguckt.

  • Wird in dem Film irgendwo gebaut?


    Es wird bzw. wurde in dem Film tatsächlich auch gebaut: Kunersdorf inklusive der Mühle wurde wiederaufgebaut (es wird im Film nur das fertige Dorf gezeigt) und am Ende des Films bauen Bauern Getreide an....
    Aber das meinte wohl der Schreiberling nicht. Die Phrase vom "propagandistischen Aufbaufilm" steht auch auf der Rückseite der DVD. Sie klang anscheinend so gut, daß man sie gedankenlos weiterverwenden konnte. Von wem sie ursprünglich stammt, weiß ich nicht.

  • Nach Der alte Fritz schaue ich mir auch mal wieder Der große König an. Und jetzt bin ich permanent am Hin- und Herspringen zwischen Internet und DVD-Player :) . Ich will nämlich die historischen Ereignisse mit dem Filminhalt vergleichen. Das ist natürlich eine ziemlich zähe Geschichte, weil ich mir immer erst eine passende Seite suchen muss (wenn's auch meistens Wikipedia ist) und die dann auch noch durchlesen.
    Kennt jemand von euch einen Aufsatz, den man im Internet suchen kann und der mir die Arbeit abnimmt?
    Vielleicht kann mir jemand von euch auch schon das mitteilen: Hatten Fahnen im Siebenjährigen Krieg tatsächlich eine so große Bedeutung wie das in Veit Harlans Film gesagt wird?
    Und gab es tatsächlich ein Regiment, das in Kunersdorf eine so große Rolle gespielt hat, dass es die Niederlage mitverursacht hat? Nach dem Wikipedia-Artikel war Friedrich ja offenbar selbst schuld, weil er seine Armee überfordert hat und den Gegner trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit noch vernichtend schlagen wollte.

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  • Noch eine kleine Ergänzung: Im Artikel zur Schlacht von Reichenbach steht bei Wikipedia unter 'österreichische Verluste' tatsächlich was von 5 Fahnen. Das kommt mir allerdings etwas eigenartig vor, weil nur in diesem Artikel was von Fahnen steht.
    Übrigens glaub ich, dass ich eine Stelle gefunden habe, wo in Der große König was fehlt. Nach etwa einer Stunde sagt der feige Paul Henckels: "Ich marschier bald nur noch in eine Richtung - in die entgegengesetzte." Damit kündigt er seine Fahnenflucht an. Gustav Fröhlich schaut in drohend an: "Das ist ja allerhand!" Und dann folgt ein ganz hässlicher Schnitt, der so bestimmt nicht in der Originalversion war.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)