Glückskinder (D, 1936) mit Lilian Harvey

  • Ich bin auch dabei meine VHS Sammlung zu digitalisieren , zuletzt eine der besten Komödien der 30er Jahre , die wirklich starbesetze Filmkomödie "Glückskinder " mit Lilan Harvey ,Willy Fritsch , Oskar Sima und der unbergessene Paul Kemp . Der Film im Stil vergeichbarer US Filme , ebenfalls dort spielend ist in seinem Wortwitz und Humor , ein Beispiel über die Qualität des deutschen Kinos dieser Jahre . Meine Ausstrahlung ist ca. von 1997 und vom Norddeutschen Rundfunk N3 .


    Der Schlager "Ich wollt ich wär ein Huhn " wurde ein Evergreen .


    Wurde " Glückskinder " danach nochmal im TV gezeigt ,ich glaube nicht . :(

  • "Glückskinder" ist auch einer meiner Lieblingsfilme aus den 30er Jahren. Vor allem wegen Willy Fritsch und Lilian Harvey als Traumpaar des deutschen Films der Zeit. Schade finde ich nur, dass Paul Kemp und nicht Heinz Rühmann mitspielt. Hätte ich mir sehr gut vorstellen können. Aber ich finde Kemp auch recht nett. Oskar Sima war ja sowieso immer genial.


    Ich habe 2 Aufzeichnungen. Eine von mir digitalisierte VHS-Auzeichnung von ORF aus den frühen 90er Jahren und eine zweite die aber nicht so gut ist. Bei Gelegenheit stelle ich mal wieder ein paar nette kleine Screenshots ein. Glückskinder wurde da erste mal am 4.2.1975 im ZDF und am dann später am 19.1.1987 auf DFF 1 gezeigt. Dann das letzte Mal wohl in den 90er Jahren.


    Ein Klassiker der wirklich mal auf DVD veröffentlicht werden sollte oder mal wieder gesendet werden müssste. Der Film ist ja von der Screwball-Machart sehr amerikanisch angehaucht - was aber nichts negatives ist sondern der Komödie ein wenig mehr Schwung verleiht. Ich habe ein Reihe schöner Erstaufführung-Pressefotos aus dem Film und natürlich ein paar Filmprogramme... (Screwball-Komödie)


    http://www.filmportal.de/df/ca…,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html


    http://www.youtube.com/watch?v=1hgUx9h3nU4



    Noch ein interessanter Bericht über Gleichschaltung im Film:


    http://home.arcor.de/marguent/UFA/gleichschaltung.html


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    Edited once, last by Quax ().

  • Der Film ist ja von der Screwball-Machart sehr amerikanisch angehaucht - was aber nichts negatives ist sondern der Komödie ein wenig mehr Schwung verleiht. Ich habe ein Reihe schöner Erstaufführung-Pressefotos aus dem Film und natürlich ein paar Filmprogramme...

    'Angehaucht' ist vorsichtig ausgedrückt. "Glückskinder" ist mehr oder weniger ein 'Remake' von Frank Capra's "It happened one night", auch wenn das damals nirgendwo gesagt wurde. Manche Übernahmen sind so nah am Original, daß das schon fast Guttenbergsche Qualitäten hat ;)


    Aber dennoch ist's auch einer meiner absoluten Favoriten, selbst unter den Lilian Harvey-Filmen. Das hat noch den alten Weimarer Witz, der 1936 oftmals schon verlorengegangen war. Ein sehr rasanter und witziger Film, und natürlich sind die Songs großartig (wie immer bei Harvey/Fritsch... die hatten einfach die besten Komponisten). Noch schöner als "Ich wollt ich wär ein Huhn" finde ich allerdings "Das Fräulein Niemand", einer meiner liebsten Lilian-Songs...

  • Ich hoffe auch schon lange, dass der Film endlich mal auf DVD rauskommt. ;( Ich hab auch die ORF-Fassung digitalisiert, aber es ist halt immer so eine Sache mit der Qualität von Videoaufnahmen.


    Übrigens hab ich mir grad GLÜCKSKINDER und IT HAPPENED ONE NIGHT direkt hintereinander angeschaut. Aber ich finde wir brauchen Guttenberg nicht zu bemühen ;) . Die Ähnlichkeiten, die mir aufgefallen sind, liegen mehr in der Thematik begründet. Gut, der besoffene Telefonanruf am Anfang oder dass der Hauptdarsteller seinen Job verliert... Aber die wirklichen Qualitäten von GLÜCKSKINDER sind nicht abgekupfert. Mir gefällt der Film auch um einiges besser als IT HAPPENED ONE NIGHT.


    Eine Frage an Quax: Meinst du nicht, dass die Rolle von Paul Kemp zu viel Gewicht bekommen hätte, wenn Heinz Rühmann sie gespielt hätte? Der Film ist ja um Lilian Harvey und Willy Fritsch aufgebaut. Stoddard und Black sind natürlich unverzichtbar, aber sie sind nicht der Mittelpunkt. Mit Heinz Rühmann hätte sich das geändert.


    Ich hab mir übrigens mal ein paar Gedanken über meine Top Five von Filmen zwischen 1933 und 1945 gemacht. Meine absolute Nummer 1 ist definitiv MÜNCHHAUSEN, aber dann dürften sich WASSER FÜR CANITOGA und GLÜCKSKINDER um Platz 2 streiten. WASSER FÜR CANITOGA gibts ja leider auch nur in einer ganz schlechten DVD-Version. ;(

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Eine Frage an Quax: Meinst du nicht, dass die Rolle von Paul Kemp zu viel Gewicht bekommen hätte, wenn Heinz Rühmann sie gespielt hätte? Der Film ist ja um Lilian Harvey und Willy Fritsch aufgebaut. Stoddard und Black sind natürlich unverzichtbar, aber sie sind nicht der Mittelpunkt. Mit Heinz Rühmann hätte sich das geändert.


    Ich denke mal, dass Willy Fritsch und Lilian Harvey Heinz Rühmann 1936 noch nicht wirklich an Konkurrenz betrachtet haben. Außerdem drehte Heinz Rühmann zur selben Zeit gerade "Allotria" mit einem leichteren Gegenspieler namens Adolf Wohlbrück. Sonst standen in "Allotria" ja eher Renate Müller und Jenny Jugo im Mittelpunkt. Also hätte sich Rühmann für Allotria entschieden da er wusste, dass er in Glückskinder eher nur die zweite bzw. dritte Geige spielen würde. Wer weiß überhaupt ob Paul Martin, der Regisseur von Glückskinder, wegen der Rolle an Rühmann herangetreten ist? Oskar Sima wäre ja sonst von niemanden zu ersetzten gewesen (Kein Film ohne Sima war damals die Parole namhafter Regisseure) ... Sich nicht direkt in den Mittelpunkt zu stellen war die große Kunst Oskar Simas.


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    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


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  • Im neuen Murnau-Rundbrief wurde geschrieben, dass "Glückskinder" für die kommende Berlinale restauriert wird.


    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Vielen Dank für den Verweis. Ein schönes Video! Ich selbst habe ja nicht soviel Hintergrundwissen, höre abe eher nur Schlechtes von der Murnau-Stiftung. Den Film kenne ich noch nicht, aber das wird sich hoffentlich bald ändern.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habe per E-Mail bei der Murnau-Stiftung nachgefragt wann der restaurierte Film auf DVD erscheint.
    Die wirklich sehr freundliche Antwort war diese:


    Sehr geehrter Herr S...,

    unsere Presseabteilung hat mir Ihre
    Anfrage weitergeleitet. Herzlichen Dank für Ihre Kontaktaufnahme, wir freuen uns
    sehr über Ihr positives Feedback.


    GLÜCKSINDER soll nach dem
    augenblicklichen Stand der Planung im Herbst releast werden, Details kann ich
    Ihnen aktuell noch nicht nennen.


    Ihnen eine schöne
    Woche!


    Beste
    Grüße


    Christina
    Schnieber

  • Hier die Antwort der FMS auf meine Anfrage wo dieser Film nachher zukaufen ist:


    Lieber Herr S....,


    wir freuen uns sehr über Ihr Interesse an unseren
    Filmen. "GLÜCKSKINDER" wird ab dem 30.09.2013 über Concorde Film vertrieben und
    bsp. über Amazon zu beziehen sein.


    Anbei die beiden Links:




    Ich wünsche Ihnen schon jetzt viel Freude
    damit!



    Viele Grüße aus Wiesbaden



    Christina
    Schnieber

  • Den Film habe ich vorhin das erste Mal gesehen und fand ihn wirklich toll. Der Klamauk an manchen Stellen ist so herrlich "bescheuert", dass er einfach nur Spaß macht. Kemp und Sima sind die PERFEKTEN Neben-Protagonisten (schön, dass Sima auch mal jemanden sympathischen spielt, was ja nicht so oft vorkommt).


    Sehr lustig sind auch die tollen Effekte. Einmal der Faust-Niederschlag gegen Fritsch (sehr authentisch ;) ) und einmal die Fahrt des Autos gegen den Zaun mit anschließender "explosion". Herrlich! :)


    Ich galube auch, dass Rühmann da nicht mit rein gepasst hätte, das Gleichgewicht der Rollen wäre dann ein wenig gestört worden.


    Fritz und Havey sind wirklich ein bezauberndes Filmpaar. Ich habe "7 Ohrfeigen" vor einiger Zeit mal gesehen, da war es ähnlich passend.


    Der Wortwitz und die Pfiffigkeit in diesem Film ist wirklich erquickend. Wobei ich finde, dass ich das nicht unbedingt mit "Weimar" in verbindung bringe. Wenn man sich mal "Kleine Residenz" anschaut (aus den frühen 40er Jahren!), da sind die Dialoge und Witzig ähnlich keck. In den 50er und 60er Jahren habe ich so etwas (außer bei Seitz-Filmen) nicht mehr gefunden. Auch in diversen Heimatfilmen mit Joe stöckl aus der Zeit um 1940 herum habe ich viele witzige und bissige Bemerkungen und Dialoge gefunden, die herrlich auf den Punkt gebracht sind.


    Besonders gefallen mir die beiden Schlager des Films. Und die Musikeinlage im Film war ein Genuß! Eben auch dank Sima und Kemp.


    Achja ich glaube ich könnte noch länger schwärmen. Einerseits grandios welche hervorragende Filme man aus diesen frühen Tonfilmjahren finde, andererseits traurig, wie wenig Beachtung diese in der heutigen Öffenltichkeit finden.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich fand den Film eigentlich immer unglaublich locker, schnell und einfach nur komisch - vor allem Oskar Sima. Dann habe ich gelesen, er sei stellenweise sehr bieder. Das hat mir eine Weile etwas den Spaß an ihm genommen. Deshalb konnte ich ihn neu erleben - zumal ich mir gedacht habe: Gib dem Film eine neue Chance. Vielleicht schwingt bei dieser Kritik doch Voreingenommenheit mit. Und genau das war offenbar der Fall: Ich habe keine dieser biederen Stellen gefunden - gerade im Vergleich zu Hollywoodproduktionen, an denen er sich orientiert. Willy Fritsch und Lilian Harvey schlafen zum Beispiel in einem Bett. Zu Zeiten des Hays Code in den USA wäre so eine Aufnahme nicht möglich gewesen. Damals mussten sogar Eheleute auf der Leinwand in getrennten Betten schlafen. Und die Szene, wo Willy Fritsch Lilian Harveys Schulter freilegt, um die Stelle auszusagen, wo sie sich am Kaktus gestochen hat, gehört für mich zum Erotischsten, was ich aus diese Zeit kenne.
    Und auch wenn ein- oder zweimal ganz kurz ein herkömmliches Frauenbild aufpoppt, finde ich Ann Garden sehr emanzipiert. Sie hat die Fäden der Beziehung von vorn bis hinten in der Hand. Am Ende lässt sie Gil Taylor geradezu an der ausgestreckten Hand verhungern. Und in der Szene, in der sie in ihrer Doppelrolle erscheint, wird das Bild des herkömmlichen Machotyps vollkommen ins Lächerliche gezogen. Ich habe das Gefühl, dass das nie gewürdigt wird.
    Nebenbei: Lilian Harvey ist in ihren Rollen herausragend! Überhaupt finde ich, dass die Darsteller perfekt aufeinander abgestimmt sind und sehr gut gespielt werden. Lediglich Fred Goebel fehlt es an Charisma um mit Sima, Kemp und Fritsch mithalten zu können. Aber er tritt auch kaum auf. Und Albert Florath kann dieses Tempo und diese Leichtigkeit meiner Meinung nach nicht mitgehen. Das finde ich ein wenig schade, weil seine Rolle prominenter ist.


    Bisweilen habe ich auch gemerkt, dass Vorbehalte in mir hochkommen wollten bei dem Gedanken, was sich gleichzeitig im Deutschen Reich abgespielt hat, aber die konnte ich zum Glück immer wieder abblocken.


    @ Fräulein G.: Weißt du zufällig, was Willy Fritsch von diesem Film gehalten hat? War Gil Taylor eine Rolle, die er gern gespielt hat?

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  • Sehr schöne Ausführungen, die ich inhaltlich teile. Mir ist der Film auch extrem positiv aufgefallen. Man braucht ein bisschen um rein zu kommen, aber spätestens ab der Gerichtsszene ist man voll drin im Film.


    "was sich gleichzeitig im Deutschen Reich abgespeilt hat" ist ein Thema für Politik und Geschichte. Jedenfalls war es ja nicht so, dass alle Menschen damals verfolgt wurden oder schlecht behandelt wurden. Wir schaffen es ja auch einen US-Film zu schauen ohne die ganze Zeit an Lebensmittelmarken, Guantanomo, Todesträkte, Lybien oder Syrien zu denken.

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    Konfizius

    Edited once, last by Vogel Specht ().

  • @ Conrad:
    Von Willy Fritsch ist, im Gegensatz zu allen möglichen anderen Filmen, erstaunlicherweise keine detaillierte Äußerung zu diesem Film überliefert. Insofern denke ich, es war tatsächlich ein „Job“ für ihn. Er hat sich lediglich öfter anerkennend bzw. begeistert über Curt Goetz geäußert, dies aber meist im Zusammenhang mit dem Film „Amphitryon“, wo Goetz im Hintergrund auch seine Finger im Spiel hatte, obwohl später Reinhold Schünzel als Drehbuchschreiber genannt ist. In den Interviews mit Fritsch tauchen immer wieder dieselben Lieblingsfilme von ihm auf, und das sind eben „Amphitryon“, dann spricht er öfter über „Wiener Blut“, „Im Geheimdienst“ und „Herrliche Zeiten“.
    Es ist jedenfalls auffällig, dass er keinen Harvey-Fritsch-Film inhaltlich zu seinen Favoriten zählt, obwohl ja gerade die seinen Ruhm begründet haben. Er lobt diese Filme meist nur für ihren späteren Publikumserfolg


    Ich glaube, Fritsch hatte auf diese „Traumpaar“-Konstellation schon keinen Bock mehr, als Harvey 1935 aus den USA zurückkam. Er wurde dienstverpflichtet, sie vom Flughafen abzuholen, dann gab‘s mit „Schwarze Rosen“ gleich den nächsten gemeinsamen Film, wieder Reklameveranstaltungen, gemeinsamer Filmball usw usw. Als „Schwarze Rosen“ 1935 gedreht wurde, stand ja auch dann schon wieder fest, dass es einen nächsten gemeinsamen geben würde (was ja dann „Glückskinder“ wurde) usw. Die Ufa wollte das alte Traumpaar wieder aus der Kiste holen, und Harvey war das auch ganz recht, aber Fritsch hatte sich in der Zwischenzeit mühsam abgenabelt mit Filmen wie „Walzerkrieg“, „Die Insel“, „Turandot“ oder eben „Amphitryon“, und jetzt ging das wieder los mit Harvey.
    Wir lieben heute diese Filme, und es sind überwiegend seine besten, aus Filmsicht besehen, aber er war in Harvey/Fritsch-Filmen eben auch immer ein bißchen der Stichwortgeber und Staffage für Harvey, und vielleicht hat er auch diesen Film so empfunden und ihn deshalb nie gewürdigt.
    Und möglicherweise hatte er an das Jahr 1936 privat ja auch ganz andere Erinnerungen. Immerhin war es das Olympiajahr, und Fritsch war sehr sportbegeistert. Dann war es auch das Jahr, in dem seine spätere Frau Dinah Grace das erste Mal kein Auslandsengagement als Tänzerin angenommen hatte, sondern an der Berliner Scala blieb, damit sie nicht so oft getrennt waren usw.


    Heute wäre er sicher sehr stolz auf diesen Film, aber zu Lebzeiten, also bis 1973, hat dieser Film ja auch gar keine Rolle mehr gespielt, das kam ja erst Ende der 1970er wieder hoch mit der Ufa.


    Vogel Specht: dass 1936 niemand verfolgt wurde oder schlecht behandelt, kann man so, wie Du es schreibst, aber nicht stehenlassen. Das hast Du sicher anders gemeint, denke ich?

  • Bitte meinen Beitrag nochmal in Ruhe durchlesen. Deine Zusammenfassung meiner Aussage ist ja haarsträubend :D Aber das ist genau der Effekt, den es gibt, wenn es um die damalige Zeit geht. Wenn man das Thema versucht objektiv zu betrachten, wird das direkt wieder anders ausgelegt, als man es geschrieben hat. Es ist ja nicht so, dass wenn man 1936 dreißig Minuten spazieren gegangen ist, man 2 Verschleppungen und 3 Hinrichtungen und an jeder Ecke Foltergeschrei aus den Kellern herausgehört hat. Der einfache Bürger hat die damalige Zeit eher positiv empfunden, gerade in Kontrast auf die Jahre vor der Machtergreifung. Das betrifft die Personen natürlich nicht, die zu den verfolgten und unterdrückten Bevölkerungsgruppen gehörten. Aber das war auch nicht die Masse. Was die negativen Aspekte dieser Zeit natürlich nicht besser macht. Ich lese viele Briefe und Tagebücher aus der Zeit und kriege da beide Seiten zu lesen. Wobei die unbeschwerten Texte überwiegen, zumindest in der Friedenszeit. Historisch umso spannender finde ich aber, wenn in so einem unbeschwerten Text eine Grausamkeit am Rande mal erwähnt wird, es aber in einem "es ist richtig so" bzw. "es ist nicht schlimm"-Kontext verfasst wird (Das war so eine Bemerkung in einem sonst fröhlich-unbeschwerten Text eines Hitlerjungen). Wobei es das heute auf anderer Ebene auch gibt. Aber das alles sind große Themen, die eher in den Politik-Bereich gehören. Trotzdem aber die Bitte, das was ich schreibe richtig und auch im - soweit es geht, ich bemühe mich auch sauber zu formulieren - im richtigen Zusammenhang zu lesen.


    Was Du in Bezug auf Fritsch und den Film schreibst, finde ich sehr schlüssig. Es ist eben auch lediglich ein Lustspiel gewesen. Ich finde auch erstaunlich wie wenig sich Künstler für Komödien interessieren, in denen sie mitgewirkt haben vor mehreren Jahrzehnten, die heute noch extrem beliebt sind, oft im TV laufen und zu denen es große Fangemeinden gibt. Statt sich darüber zu freuen (was es auch gibt), schämen sich viele für diese Filme, einfach weil sie keinen großen Anspruch hatten und von der "Intelligenz" nicht beachtet wurden. Da schwärmt man viel lieber von Arbeiten am Theater oder von besonderen Filmexperimenten, die in der anspruchsvollen Kritik gut ankam, die aber kein breites Publikum gefunden haben. Ein altes leidiges Thema in der Filmbranche.

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    Konfizius

  • er war in Harvey/Fritsch-Filmen eben auch immer ein bißchen der Stichwortgeber und Staffage für Harvey


    Was du hier schreibst, ist mir übrigens bei Glückskinder auch aufgefallen, nämlich dass er für sie zumindest in diesem Film ganz häufig Stichwortgeber ist. So perfekt er seine Rolle spielt, ein bisschen stiehlt sie ihm die Show, und das liegt nicht an ihm, sondern an der Konzeption seiner Rolle in dem Film. War das dann in all seinen Filmen mit Lilian Harvey ähnlich? Ich kenne mich mit Fritsch-Harvey-Filmen nicht genug aus um das beurteilen zu können.
    Als ich angefangen habe mich für Filme aus dieser Zeit zu interessieren, gab es in vielen Filmbüchern die Tendenz, gutaussehende männliche Stars bzgl. ihrer schauspielerischen Fähigkeiten pauschal abzuqualifizieren. Und das hatte mein Bild von Willy Fritsch auch geprägt. Aber in Amphitryon ist mir zum ersten Mal aufgefallen, was schauspielerisch in ihm steckte.
    Joe Hembus war ja ganz "groß" darin, gutaussehende männliche Hauptdarsteller als schauspielerisch schwach abzuqualifizieren, vor allem, wenn sie im Dritten Reich zu sehen waren. Und auch an Willy Fritsch lässt er, wenn ich mich richtig erinnere, kein gutes Haar. Aber seine Leistung in diesem Film lässt er einfach unter den Tisch fallen, obwohl er den Film an sich sehr lobt.


    Übrigens ist Dinah Grace der Grund, weshalb für mich auf Willy Fritsch rein gefühlt immer auch ein Schatten liegt. Ihr früher Tod nach einer Beziehung/Ehe, die deutlich länger gehalten hat als die allermeisten Ehen von Filmstars, muss ja grauenvoll für ihn gewesen sein.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Filmexperimenten, die in der anspruchsvollen Kritik gut ankam, die aber kein breites Publikum gefunden haben. Ein altes leidiges Thema in der Filmbranche


    Nur als Nebenbemerkung: Das dürfte wohl der Grund sein, weshalb das falsche Bild entstanden ist, das Deutsche Reich hätte Hollywood als Filmnation den Rang ablaufen können. Weltgeltung hatte Deutschland bei Filmkritikern, aber Welterfolge an den internationalen Kinokassen waren nur wenige Filmproduktionen in der Weimarer Republik. Das scheint gerne in einen Topf geworfen zu werden.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)


  • Was du hier schreibst, ist mir übrigens bei Glückskinder auch aufgefallen, nämlich dass er für sie zumindest in diesem Film ganz häufig Stichwortgeber ist. So perfekt er seine Rolle spielt, ein bisschen stiehlt sie ihm die Show, und das liegt nicht an ihm, sondern an der Konzeption seiner Rolle in dem Film. War das dann in all seinen Filmen mit Lilian Harvey ähnlich? Ich kenne mich mit Fritsch-Harvey-Filmen nicht genug aus um das beurteilen zu können.


    Ich denke, daß das mehr oder weniger für alle Harvey-Fritsch-Filme gilt, und in manchen der früheren Filme ist das sogar noch offensichtlicher, wenn man mal an den "Kongress" oder an "Ein blonder Traum" denkt. Letzterer schafft es sogar, neben Fritsch auch gleich noch den 'anderen' Willi (nämlich Willi Forst, der in seinen anderen Filmen immer der uneingeschränkte Star war!) zum Stichwortgeber für Lilian Harvey zu machen. Was mich natürlich als Lilian-Fan überhaupt nicht stört. Aber es ist schon auffällig, wenn man das mal mit der Konstellation beim damaligen amerikanischen 'Traumpaar', nämlich Fred Astaire und Ginger Rogers, vergleicht. Die beiden sind weitaus 'gleichberechtigter' in ihren Rollen, eventuell auch mit einem gewissen 'Vorteil' für Astaire.