Friedrich Oetinger Verlag zensiert Astrid Lindgren

  • Der Friedrich Oetinger Verlag zensiert Bücher der berühmten schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, seitdem gegen diese Rassismusvorwürfe erhoben wurden:


    http://diepresse.com/home/pano…ehr-bei-Pippi-Langstrumpf


    Zitat:
    "Die rassistischen Bezeichnungen „Neger" und „Zigeuner" sind passé - das
    gilt zumindest für die Pippi-Langstrumpf-Kinderbücher. Der Verlag
    Friedrich Oetinger, in dem Astrid Lindgrens Bücher erscheinen, strich
    all diese Bezeichnungen. Eine Änderung wollte die Autorin Zeit ihres
    Lebens zwar nicht, und auch die Erben waren anfänglich dagegen, aber der
    Verlag konnte schließlich auf sie einwirken. In den Neuauflagen ab 2009
    ist nun etwa nicht mehr vom „Negerkönig", sondern vom „Südseekönig" die
    Rede."


    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dlfmagazin/1403418/


    Zitat:
    "Man denkt, dass es nur um Worte wie Neger
    oder König der Neger [geht], ne, ne. Es geht um eine ganze
    Hierarchiebotschaft. Wo Schwarzafrikaner, wenn man die irgendwie
    analysiert als Menschen, sich ganz unten befindet."

  • Kein kommentar.... jetzt weiss ich, welche Bücher ich mir nicht mehr in der Neuauflage zulege. Ich war ja schon sehr sauer, als ich mir für zum Glück nur ca. 5 EUR ein großes Grimms Märchen Buch gekauft habe um dann zu lesen, dass die Märchen sprachlich angepasst wurden. Ebenso fehlte bei einem "Fips der Affe"-Hörbuch das komplette erste Kapitel, ich schätze weil dieses Kapitel in Afrika spielt........


    Die Argumente im Radiobericht sind ja auch großartig... wiel in Nicaragua laut Pippi Langstrumpf alle lügen ist es ein Vorurteil. Wenn sie das über Schwaben gesagt hätte (was in diesem Zusammenhang wenig Unterschied machen würde, weil Pippi Langstrumpf schließlich das nicht macht, um Leute zu diskriminieren, sondern um einfach mal ein paar Behauptungen aufzustellen), würde sich keiner beschweren. Außerdem sagt sie ja auch dass sie gerne Negerprinzessin werden würde, ich frage mich wo da was negatives ist? Weil "Könige" und "Prinzessinen" herrscher sind? Das ist genauso wie die Sache mit den "Armen Negerkindern in Afrika, die nichts zu essen haben", was ich letztens bei einem YouTube-Video mit Harald Schmidt verlinkt habe...


    Edit: Achja und wenn Frau Lindgren selbst gegen solche Änderungen war, finde ich es äußerst respektlos gegenüber des Autoren, nachträglich in ihren Werken herum zu pfuschen. Das grenzt schon sehr an Zensur. Hinzu kommt, dass das Zeugnisse ihrer Zeit sind und durch so eine Veränderung ein maßgeblicher Einschnitt in die jeweilige Kultur gemacht wird. Bei unserer Kultur wird das aber schon seit Jahren bzw. Jahrzehnten sehr Flächendeckend gemacht.
    Ich verbinde mit dieser Bezeichnung etwas Märchenhaftes. Schließlich waren die fernen Kontinente damals noch viel weiter entfernt wie heute und so wie Pippi Langstrumpf das beschreibt wird der Märchenhafte, romantische Charakter nur noch mehr unterstrichen. Von daher ist diese Bezeichnung im Kontext der Geschichte in Meinen Augen nicht unwichtig.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Das grenzt schon sehr an Zensur. Hinzu kommt, dass das Zeugnisse ihrer Zeit sind und durch so eine Veränderung ein maßgeblicher Einschnitt in die jeweilige Kultur gemacht wird. Bei unserer Kultur wird das aber schon seit Jahren bzw. Jahrzehnten sehr Flächendeckend gemacht.

    @Sebastian: Es ist eine Zensur auf freiwilliger Basis, und das ist das eigentlich Schlimme daran. Wir haben es mit einem vorauseilenden Gehorsam zu tun, und der Oetinger Verlag gibt ein Beispiel ab, dem andere folgen werden - "das macht man heute halt so" :pinch:
    Das ist der Zeitgeist und die political correctness - eine verdämlichte amerikanische Erfindung, die dort etwa zur Zensur zahlreicher Disney-Filme geführt hat ... zum Beispiel Fantasia (1940), in dessen Urfassung ein farbiges Zentauren-Dienstmädchen auftritt, das wir in der heute erhältlichen Fassung vergeblich suchen. Oder Tom & Jerry, die nicht mehr rauchen dürfen... Mit Beispielen könnte man einen ganzen Band füllen :(

  • Na dann muss ich mal schnell meine Aufzeichnungen von "Meister Eder und sein Pumuckl" sichern, bevor das komplett verboten wird. Der Hausmeister in der Serie raucht, Eder und sogar Pumuckl trinken Bier, Pumuckl wird ins "Kasterl" gesperrt, wenn er nicht brav ist. Die Damen haben damals alle noch einen Fuchs um den Hals getragen. Und auch das Rollenverhältnis ist damals noch nicht korrekt gewesen: Männer waren Handwerker, Frauen standen am Herd. Und das in einer Kinderserie!


    Prinzipiell müssten nahezu alle Produktionen bis in die 80er neu bearbeitet werden, denn da werden junge Frauen noch als Fräulein bezeichnet!! Wie beleidigend! ;)

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Die Beispiele treffen den Nagel auf den Kopf - ich weiß nicht so richtig, ob ich da jetzt einen lachenden oder einen schmollenden Smily posten soll :S


    Ich finde den mangelnden Respekt vor den historischen Werken schlicht asozial. Wenn sie die Zensur wenigstens kennzeichnen würden, dann wüsste man immerhin bescheid ---> so verfuhr man z. B. in den 50er Jahren: ich habe eine Ausgabe von Hemmingways Wem die Stunde schlägt hier stehen, in der die Kraftausdrücke zensiert sind. Da heißt es zum Beispiel: "Ich sch...e in die Milch deiner Mutter!" - Das ist doch wunderbar, jeder weiß, was gemeint ist, und jeder weiß, dass zensiert wurde.
    Der viel größere Eingriff in das Werk des Autors aber wäre stattdessen etwa zu schreiben: "Ich verachte dich!"

  • Ja und Autoren und Übersetzer sind schließlich auch Künstler die sich bei den bestimmten Formulierungen auch etwas dabei denken. Im Beispiel von Pippi Langstrupf eben das von mir erwähnte romantisieren der Ferne. Auch im Fall von "Meister Eder und sein Pumuckl" wird dadurch - wenn damals auch nicht bewusst, da normal - das Bodenständige, gemütliche, ehrliche, urige hervorgehoben. Es handelt sich hier schließlich um Zeitdokumente, die einen wichtigen Teil unserer Kultur ausmachen.

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    Konfizius

  • Das und Gender Mainstreaming (Juhu auf die Anglizismen) sind laut Regierung schon wichtige Dinge...... :wacko:


    Der Tisch, die Tischin usw.....


    So, alle ausgek...? Fein, dann bin ich jetzt dran.


    1. wissen wir alle, dass Rauchen schädlich ist. In Kinderfilmen sollte es auf ein Minimum reduziert werden.
    2. müssen wir den Kindern erklären, warum sie einiges nicht sagen dürfen, obwohl das im Fernsehen anders gezeigt wird.
    3. hat Gender Mainstreaming so gut wie keiner verstanden. Und du, mein lieber Chewie, darfst dich dazuzählen.


    Es geht nicht um die Tischin, das ist Unsinn. Es geht um die korrekte Einbeziehung aller Bürger. Prinzip verstanden? Hier fehlt was. Wer findet's?

  • Mein Beitrag oben soll nicht falsch verstanden werden. Ich habe nichts dagegen, wenn man Alkohol und Zigaretten aus Kinderfilmen raus lässt (außer in einer negativen Verbindung, damit die Kinder lernen, dass Drogen nichts gutes sind). Nur würde ich es übertrieben finden, so etwas rückwirkend abzuändern, weil man damit das eigentliche Werk verändert und somit verzerrt. Ich befürchte leider, dass das mal kommen wird... und das würde ich sehr sehr schade finden.


    Und genauso ist es mit dem Wort Neger bei Pipi Langstrumpf, nur mit dem Unterschied, dass es sich hier nicht um eine Droge oder ähnliches handelt. Wenn ein Autor oder Regisseur auf das Wort bewusst bei neuen Produktionen verzichtet, weil es in den Augen einiger Menschen falsch ausgelegt wird, ist das in Ordnung. Nur rückwirkend so etwas abzuändern und dann noch gegen den Willen des Autoren, finde ich es alles andere als gut. Mich würde mich interessieren, was die Frau Bundeskanzler zu dem Thema sagt..?! :D

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Als ich vor 10 Jahren "Jim Knopf" gelesen habe, wurde über ihn auch gesagt:"Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein." Würde mich nicht wundern, wenn sie das auch schon abgeändert haben!
    Ich gehe heute mal in die Bücherei um das zu überprüfen.

  • Grüner Blitz: Ich bin gespannt auf das Ergebnis der Überprüfung...
    Was die beanstandete Bezeichnung Neger angeht, habe ich selbst schon entsprechende Erfahrung mit einem Text gemacht, den ich veröffentlichen wollte und in dem Neger in einem humoristischen Kontext gebraucht wurde. Der Text wurde erst abgenommen, nachdem der Neger durch afrikanischer Buschkrieger ersetzt wurde. Ich finde letzteres übrigens genauso klischeemäßig, doch bin ich erleichtert darüber, dass die humoristische Wirkung erhalten bleibt.

  • Ich kenne keinen Farbigen/Schwarzen/maximalpigmentierten, der sich über das Wort "Neger" jemals aufgeregt hat, nur mal so nebenbei bemerkt.
    Und wie können "Farbiger" UND "Schwarzer" überhaupt BEIDES politisch KORREKTE Bezeichnungen für diese Menschen sein? Farbig bedeutet bunt! Und Schwarz gehört zu den "Farblosen", also können "farbig" und "schwarz" nicht das selbe sein! Davon mal ganz abgesehen, dass das italienische Wort "Negro" auch nur "schwarz" bedeutet.

  • wie nennt man eigentlich uns? Farblose? Minimalpigmentierte? Weiße dürfte man ja nach der politisch korrekten Logik nicht sagen, da das ja auch rassistisch wäre!




    Fühlst du dich denn gekränkt? Schwarze und Weiße sind eigentlich nicht negativ besetzte Begriffe. Obwohl für uns der Begriff Farbige wahrscheinlich besser passen würde, weil wir bei Sonnenbrand, Übelkeit oder Ableben durchaus die Farbe wechseln können. Der Schwarze selbst wird das wohl auch, doch sieht man das bei ihm nicht.


    Im übrigen bin ich für eine behutsame Überarbeitung. Man sollte nicht vergessen, dass man das wirkliche Leben nicht einfach so bearbeiten kann. :S


    Mein kleines Rätsel ist übrigens noch offen:


    Zitat

    Es geht um die korrekte Einbeziehung aller Bürger. Prinzip verstanden? Hier fehlt was. Wer findet's?


    Freiwillige vor! :D