Fahnen, Uniformen, politische Symbole in Unterhaltungsfilmen

  • Im Beitrag zu Käutners Große Freiheit Nr. 7 Große Freiheit Nr. 7 (Deutsches Reich, 1943) kamen u. a. von Quax und Alexa interessante Hinweise auf politische Symbole in Unterhaltungsfilmen der NS-Zeit.
    Da mich dieses Thema interessiert, eröffne ich hiermit einen Threat, in dem solche Beispiele gesammelt werden könnten. Grundsätzlich müssen wir uns nicht auf Filme der NS-Zeit beschränken, genauso interessant sind nationalsozialistische, kommunistische oder deutsch-nationale Symbole in Filmen der Weimarer Republik, der DDR oder der BRD!
    Grundregel muss bloß sein, dass diese Symbole "versteckt" vorkommen, also man sie nicht unbedingt auf den ersten Blick sieht, und dass es sich bei den Filmen um Unterhaltungsfilme (also im weitesten Sinne unpolitische) handelt. Es macht schließlich keinen Sinn, bei Hans Westmar die Hakenkreuze zu zählen oder bei Immer bereit die Stalin-Plakate ;)
    Screenshots wären natürlich super - bei NS-Symbolen kann man ja notfalls blurren.

  • Interessantes Thema. Es wurden bereits einige Filme mit versteckten Nazisymbolen genannt:


    Große Freiheit Nr. 7
    Karneval der Liebe
    Der Gasmann


    Beispiel "Der Gasmann":
    (lief das letzte Mal vor einigen Jahren auf "Super-RTL")


    Es ist ja bekannt, dass die Szene in der Rühmann der hübschen Dame das Gas abdrehen muss (siehe Foto 1a). Sie droht ihm mit ihrem Vetter bei der Partei. Dann verabschiedet sich der Gasmann (Rühmann) mit einem "Na denn Heil Hitler". Diese flapsige Bemerkung wurde damals entfernt und Rühmann musste den Text in "Die hat's nötig" nachsyncronisieren (abändern). Man merkt es sofort da die Worte nicht zu den Lippenbewegungen passen und sich von der anderen Stimme klanglich abhebt (es hallt).


    Doch viele glauben, dass diese Szene die einzige ist in der Rühmann mit "Heil Hitler" grüßt. In Wahrheit grüßt er, die Szene ausgenommen, zwei Mal. Das erste mal als er ins Finanzamt vorgeladen wird und das Zimmer betritt. Er winkelt den rechten Arm an und grüßt flapsig mit den Worten "Heil Hitler" (siehe Foto 1b). Das zweite mal verabschiedet er sich von dem Schutzmann, mit dessen Hilfe er gerade seine Freundin aus seinem Laden herausgeworfen hat, mit einem sehr flapsigen "Heil Hitler" (siehe Foto 2). Ausserdem liest der Gasmann (Rühmann) zu Hause die Nazi-Zeitung "Der Angriff" (siehe Foto 3) bis seine Frau (Anny Ondra) mit den Worten "Du doch endlich die dumme Zeitung weg" mit der Hand auf die Zeitung schlägt. Als Rühmann ins Amt muss, schickt ihn ein Beamter mit den Worten "Großmutter?!" in ein Zimmer mit der Aufrschrift "Ariernachweis" (siehe Foto 4). Der Beamte im Raum trägt ein NSDAP-Abzeichen.


    Auch der Freund des Gasmanns (Will Dohm) tritt mit gestrecktem rechten Arm und komischer Körperhaltung vor Gericht auf. Auch der Staatsanwalt (Hans Leibelt) betritt mit schnellem Schritt und erhobenen Arm den Gerichtssaal. Der Richer trägt einen Reichsadler auf seiner Robe (siehe Foto 5).







    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • ja "der Gasmann" ist da ein Klassiker. Kaum in einem deutschen Unterhaltungsfilm dieser Zeit gibt es so viele Andeutungen auf die Zeit in der der Film produziert wurde. Allein die Szene als die Familie Knittel (Familie des Gasmanns) in der früh Besuch von 2 Herren von der Geheimpolizei bekommt und Rühmann (Gasmann) sagt: Wenn's so früh leutet weiß man ja, dass es nicht der Milchmann ist". Das dieses Aussage durch die Zensur ging - unbegreiflich...


    Auch noch sehr zeitbezogen ist der Käutnerfilm aus dem Jahre 1942 "Wir machen Musik" mit Viktor de Kowa, Ilse Werner, Grete Weise und Georg Thomalla. Zu sehen bekommt man Alltagsszenen wie den Besuch des Gasmanns, die streng rationierte Milchlieferung, und die Morgenzeitung. Auch die Schlußszene ist einmalig. Am Schluss müssen de Kowa und Ilse Werner "Verdunkeln" sonst bekommen sie ne Anzeige!


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    2 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • Hier mal eine Zusammenfassung mit solchen Filmen:


    1943


    Große Freiheit Nr. 7


    1942


    Wir machen Musik
    Das große Spiel


    1941


    Auf wiedersehen, Franziska
    Der Gasmann
    Die große Liebe (Propagandafilm)


    1940


    Der dunkle Punkt
    Herz geht vor Anker


    1939


    Fasching


    Wisst Ihr noch mehr?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Würdet Ihr dann Propagandafilme komplett raus nehmen oder irgendwie markieren? Denn viele Propagandafilme, die in der damaligen Gegenwart spielen, gab es auch nicht oder irre ich mich? Mit Propagandafilmen der damaligen Zeit verbinde ich eher historische Stoffe wie "Kolberg", "Der große König" oder "Jud Süß".

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • dann muss man natürlich auch andere Propagandafilme eintragen:


    Z.B.


    Stukas
    U-Boote Westwärts
    Besatzung Dora


    etc... etc...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Ich habe noch folgende zwei Filme hinzu gefügt:


    1940


    Der dunkle Punkt
    Herz geht vor Anker


    Die wurden noch von ALEXA im "Große Freiheit Nr. 7"-Thema erwähnt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Dann will ich auch mal.
    In Käutners AUF WIEDERSEHN, FRANZISKA schließt ein Brief mit dem Hitlergruß. Die Szene findet sich im berüchtigten Schlussteil, welcher durch seine propagandistische Tendenz aus dem übrigen Film herausfällt.


  • Bei mir läuft gerade "Das große Spiel". Folgende Dinge sind mir dem Thema entsprechend aufgefallen:


    - Führerbild im Vereinsheim
    - "Heil Hitler"-Gruß mit deutschem Gruß (Vereinsheim und später in der Farbsequenz beim Spiel)
    - Hitlerjunge mit Uniform im Publikum

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Interessant in dem Zusammenhang ist DAS STAHLTIER (1935) von Willy Zielke. Werkstudent Claaßen (Aribert Mog) kommt zu Gleisarbeitern. Sein Hitlergruß wird von denen eher gelangweilt erwidert. Inwieweit das zu seinem Verbot im Dritten Reich beigetragen hat, weiß ich aber nicht. Es war wohl mehr der avantgardistische Stil des Films.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)