Gute und schlechte moderne deutsche Filme

  • Tja, also ich fand sowohl Matrix als auch Lola läuft... äh, rennt ziemlich furchtbar, wobei Matrix im Zweifelsfall besser war.


    Für mich ist Lola rennt einer dieser typischen Anbiederungsversuche bei der jungen Generation - schnell, sytilisch, hip - aber null - NULL NULL NULL - Substanz. Ja, die Idee mit den variablen Entwicklungen, die sie anstößt, war ganz nett - nein, das reicht nicht, um einen abendfüllenden Film zu tragen.


    Und dann die Fressen von diesen verblödeten deutschen Jungdarstellern. Frau Potente sollte sich von Rechts wegen sowieso die Kugel geben, weil sie in dem "Remake" von Die Brücke mitgespielt hat - sicherlich einer der scheußlichsten deutschen Filme, die ich je das Missvergnügen hatte, ansehen zu müssen.


    Deutschland, Vaterland! Ich sehe nur Zersetzung, Zersetzung! :D

  • Sorry, aber die Gleichung Deutschland = Filmkultur und Amerika = Popkornkino geht so einfach nicht auf. Das hat im übrigen noch nie funktioniert, weil auch das deutsche Kino der 1920er Jahre sehr wohl die Tendenz zu Schauwerten und Überwältigung besaß. Fritz Langs Filme der Weimarer Zeit sind doch reinstes "Popkornkino". Der so gerne gefeierte "Metropolis" ist nichts anderes als eine aufwändig inszenierte Kolportagegeschichte voller Rühr- und Schauereffekte - in manchen Momenten ist das großartig, in manchen nur peinlich. Das wird heute gerne übersehen, weil wir dazu neigen, alte Filme grundsätzlich aufzuwerten und ihre Schwächen einer veränderten Ästhetik zuzuschreiben. (Davon abgesehen ist Lang ein schlechtes Beispiel, da er Deutschland nicht aus kommerziellen, sondern aus politischen Gründen verlassen hat.)
    Kinematographien beeinflussen sich immer gegenseitig, da ist das deutsche Kino keine Ausnahme. Schon Filme wie Bakys "Münchhausen" waren ein Versuch, an die britischen Korda-Produktionen anzuknüpfen, und sogar Käutners frühe Filme sind deutlich geprägt vom Einfluss der amerikanischen Screwball Comedy und des Poetischen Realismus in Frankreich.


    Das amerikanische Kino ist weitaus vielfältiger als es oft erscheint. Schon im klassischen Studiosystem haben sehr eigenwillige Persönlichkeiten gearbeitet, die eigenwillige Filme gemacht haben. Viele davon waren tatsächlich Europäer (Lubitsch, Clair, Renoir, Zinnemann, Sternberg, Stroheim, Wilder, Preminger, Hitchcock usw.). Was wir heute "Blockbuster" nennen, ist im Prinzip ein Genrekino, dessen Ursprünge im New Hollywood der 70er Jahre liegen (Lucas/Spielberg) und das es in Deutschland sicherlich auch geben würde, hätten wir die Mittel dazu. Sicher, ein Regisseur wie Wolfgang Petersen ist das beste Beispiel dafür, wie sich die Handschrift eines talentierten Filmemachers in der Beliebigkeit des "Popkornkinos" verlieren kann. Aber daneben gibt es eben auch noch die Filme von Woody Allen, Clint Eastwood, Gus Van Sant, Wes Anderson, Todd Haynes, Richard Linklater, Paul Thomas Anderson, Ang Lee und vielen anderen. Die bekommt man hierzulande nicht immer in den großen Multiplex-Kinos zu sehen, dafür aber in Programmkinos oder auf DVD.

    "Lola rennt" hatte auch eine eigene Art, wie die Handlung aufgezogen wurde, durch die Zeichentrick-Sequenzen bekommt der Film dagegen einen gewisse expressionistische Art, was man - würde ich sagen - in US-Filmen sich nicht trauen würde.

    Abgesehen vom Begriff "expressionistisch", den ich in diesem Zusammenhang für falsch halte, gibt es das schon. Und zwar nicht nur bei Gene Kellys Tanz mit Donald Duck, sondern auch in Woody Allens "Annie Hall", wo sich Allen plötzlich in Disneys "Schneewittchen" wiederfindet, weil er sich in die böse Königin verliebt hat.

  • Hallo Prof. Abronsius,
    Deinen Äußerungen zu Metropolis und Münchhausen stimme ich ausdrücklich zu.
    Ganz sicher bin ich mir zum Beispiel darin, dass es Münchhausen ohne Kordas Dieb von Bagdad niemals gegeben hätte!
    Der Begriff Popcorn-Kino scheint mir für das Kino der Weimarer Republik zwar etwas unpassend, weil unzeitgemäß zu sein, aber wenn wir stattdessen z.B. von Ausstattungsfilmen sprechen, schließe ich mich deinem Urteil an.
    Woody Allen halte ich für ein schlechtes Beispiel - der ist ja nun wirklich eine absolute Ausnahmeerscheinung. Sowas haben wir in Deutschland nicht... und leider auch nie gehabt :|

  • Als ich eine meiner Stellen oben schrieb musste ich auch an Metropolis denken und auch daran, dass der Film vom Aufbau und vom "Showdown" her der Vorläufer allen Hollywood-Blockbustern war. Meine Aussagen sind natürlich sehr allgemein gehalten, mit der Aussage, dass es überall Ausnahmen gibt, meinte ich auch, dass im Grunde in jedem (größeren) Land alle Arten von Filmen und Qualitäten existieren, bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Und es stimmt natürlich dass man schon immer "voneinander kopiert" hat, auch wenn es mittlerweile einseitiger ist als vor 80-90 Jahren. Meine Aussagen waren weitestgehend auf die Massenfilme ausgelegt, und da finde ich schon dass es hierzulande eher die Möglichkeit gibt einen aussergewöhnlichen Film massentauglich zu präsentieren als in den USA. Ich habe sogar den Eindruck, dass diese Filme dann eher weltweites Ansehen genießen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Franka Potente hat in Bourne Identity genervt wie Sau um mich mal so umgangssprachlich auszudrücken. Aber in Lola Rennt war sie schon klasse, viel besser war allerdings mal wieder Moritz Bleibtreu. Das ist und bleibt einfach 'ne coole Sau! :)


    Was Til Schweiger in Hollywoodfilmen macht bleibt mir zwar schleierhaft, in Tomb Raider 2 und so Actionfilmen ist er eher so la-la (oder ist das noch zu gut ausgedrückt? ;) ), aber in Driven fand ich ihn wieder super, den Film find ich überhaupt klasse, mir egal dass die Kritiker den Film in der Luft zerrissen haben. Es ist für mich tolle Unterhaltung, basta. :) Aber wir sprachen ja über, äh, deutsche Filme. Obschon etwas offtopic, dass deutsche Schauspieler in Amifilmen mitspielen, bleibt es trotzdem thematisch verwandt und relevant :D

    - Oh Jegerl, gut dass mich dran erinnerst! - An wos? - Nojo, na was kommt nach dem 31. März? - Der 1. April! - Richtig! Er weiss wieder besser! Jetzt derfst weiterschnupfern!

    Einmal editiert, zuletzt von Shairaptor ()

  • Dem vernichtenden Urteil über Napola kann ich mich nur anschließen, zu diesem ollen Schinken bin ich damals, wie sollte es anders sein, von der Schule aus ins Kino mitgeschleift worden.


    Die jüngste Produktion, die mir in letzter Zeit gefallen hat, war die österreichische Romanverfilmung Der Knochenmann von 2009 mit Josef Bierbichler. Wer auf schwarzen Humor steht, sollte den auf jeden Fall eines Blickes würdigen.
    Herzhaft gelacht habe ich natürlich auch bei Muxmäuschenstill.