Fundstücke / Fragen

  • Wäre dies der Fall, würde ich auf jeden Fall ne weile mitsteigern. Aber mein "Vorteil" ist, dass die interessante Zeit mit den alten Aufnahmen nicht in den 50er Jahren endet, sondern in den 80er, vielleicht sogar erst 90er Jahren. Da die relevanten Serien und Filme für meine Drehort-Touren aus diesen Jahrzehnten stammen. Und es ist wirklich herrlich welch schmucke Ecken München damals noch hatte. Bzw. zum Teil auch noch heute. Das "Heruntergekommene" was einen gewissen Charme hat, findet man nur noch selten, es ist aber noch vorhanden. und auch nicht-heruntergekommene Ecken können natürlich wunderschön sein.


    Nur ist auch klar, dass die "spannenden" Bereiche selten fotografiert wurden. Gerade Touristen haben natürlich in erster Linie den Marienplatz, den Odeonsplatz mit der Feldherrenhalle und das Hofbräuhaus fotografiert. Alles andere ist entsprechend selten. Umso glücklicher bin ich ein paar Privatfotos von Münchnern aus den 30er und 40er Jahren ergattert zu haben. Zwar "nur" schwarz-weiß. Aber ein Bild, das eine Dachlandschaft mit Blick auf die Innenstadt zeigt und einen Zeppelin über der Frauenkirche ist schon etwas sehr Besonderes. Wenn das aus der Schublade eines verstorbenen Menschen stammt, ist die Chance hoch, dass ich das einzige Exemplar dieser Aufnahme ergattert habe.


    Gerade bei den Aufnahmen bis 1945 ist es natürlich besonders spannend zu sehen, wie das ursprüngliche München einmal aussah. In den Jahrzehnten danach (im Grunde bis heute) ist es ebenso spannend, wie sich die Stadt aus den Trümmern heraus auch zum positiven, meist aber leider eher zum Negativen, entwickelt hat.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habe ein paar alte Briefe aus den 30er bis 50er Jahren sichern können. In einem geht es darum, dass ein Landser seinem Vater Negative geschickt hat, mit der Beschreibung, welche Fotos er entiwckeln lassen soll. Leider liegen die Negative dem Brief nicht mehr bei ;)


    In einem anderen Brief hat jemand geschrieben, dass er auf der Tag der Nationalen Solidarität in Berlin war und dort zwar leider keine politischen Größen gesehen hat (es war scheinbar sehr sehr viel los), dafür aber Hans Albers, den er erst nicht erkannte, weil er so unscheibar, fast wie ein Bürokrat, wirkte.


    Witzig, was man so findet.. :)

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    Konfizius

  • Viel mehr ist es nicht. Er ergänzt noch, dass auch Rolf Möbius anwesend war. Gerne hätte er La Jana gesehen, weil es seine heimliche Liebe ist, aber es ist wohl doch besser gewesen, dass sie nicht da war. Sonst wäre er vielleicht auch von ihr enttäuscht gewesen. Außerdem sagt er, dass er in der Stadt dann Amphibien Kraftwagen gesehen hat, die dort (Treppen?) hoch und/oder runter gefahren sind.

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    Konfizius

  • also muss der Brief noch vor März 1940 verfasst worden sein. La Jana (Henriette Hiebel) starb am 13. März 1940 an einer Lungenentzündung...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Oh der Brief ist schon in den Tiefen der Ordner verschwunden. Ich bin gerade auf dem Sprung. Ggf denke ich Morgen Abend, wenn ich am PC bin dran (ansonsten einfach nochmal erinnern).


    Sinngemäß hat er geschrieben, dass dort keine politischen Größen zu sehen waren, nur Gauleiter Bohle hat er gekannt. Davor schrieb er noch, dass es ein ungeheueres Gedränge war und er so etwas noch nie miterlebt hat. Und Danach kommt er direkt auf die Schauspieler zu sprechen. Viel mehr ist es nicht. Aber zeithistorisch hoch interessant.


    Am Anfang schreibt er (Der Brief ist vom Dezember 1938.) von irgendwelchen militärischen Dingen/Operationen, über die er nicht mehr schreiben darf.


    Bei solchen Fünden kriegt man lust, sich sein Archiv weiter auszubauen.

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    Konfizius

  • Oh der Brief ist schon in den Tiefen der Ordner verschwunden. Ich bin gerade auf dem Sprung. Ggf denke ich Morgen Abend, wenn ich am PC bin dran (ansonsten einfach nochmal erinnern).


    [...]


    Bei solchen Fünden kriegt man lust, sich sein Archiv weiter auszubauen.

    Ja, Zitat dann bitte nachreichen :)
    Sowas wird viel zu wenig gesammelt, denn in vielen Familien landet das meistens schon nach der ersten Generation im Müll, weil die Menschen sich nicht mehr an ihre Familiengeschichte gebunden fühlen. Ein Jammer.

  • Von dem Plakat hatten wir es hier glaube ich schonmal irgendwann.


    Hier die Zitate aus dem Brief:


    Zitat

    In der Woche vorher war sehr viel Arbeit in Anbetracht einer aussenpolitischen Entwicklung, auf die wir militärisch durchaus nicht vorbereitet waren. vielleicht hast Du davon gehört, vielleicht auch nicht. Ich kann nicht deutlicher werden.--


    Zitat

    Gestern habe ich mir den Tag der nationalen Solidarität angesehen. So eine Fülle habe ich hier in Bln. noch nie auf der Strasse gesehen. Man ging nicht mehr, man wurde geschoben. Ich war in der Friedrichstadt. Politische Grössen habe ich dort nicht gsehen, ausser Gauleiter Bohle. Jn der Friedrichstadt (das ist übrigens die Gegend Friedrichstr., Linden, Leipzigerstr, Potsdamer Pl.) samelten die Schauspieler. Es ist kaum zu glauben. Wiedererkannt habe ich nur die allerwenigsten. Da stand einer, von dem die Leute sagten, es sei Rolf Möbius. Ich habe es glauben müssen. Hans Albers habe ich mit Achen und Krachen erkannt. Aber er, der dämonische, sah derart kleinbürgerlich aus. Seinem Gesichtsschnitt nach hätte man ihn vielleicht für einen Bankprokuristen halten mögen. Leider habe ich Lida Baarova nicht gefunden. Jch bedauere dies ausserordentlich, denn das ist so eine stille Liebe von mir. Aber es sollen auch noch verschiedene Filmschauspieler im Westen gesammelt haben. Aber wenn ich Lida Baarova in natura gesehen hätte, wäre es vielleicht mit der Liebe aus gewesen. Wer weiss ....! Ich konnte mir auch nicht alles ansehen, da ich kurz vor 1/2 8h in Nr. sein wollte, sodass ich vor 1/27 h mich von diesem Schauspiel trennen musste.


    Zitat

    Gestern Mittag habe ich bedauert, dass Du nicht dabei sein konntest. Als ich nachhause ging, so gegen 15 h, stand auf dem Alex eines von den beiden berühmten Amphibien-Kraftwagen. Kannst Du Dich erinnern. Sie gingen vor wenigen Wochen durch die ganze Presse (auch Bildberichte), als sie anlässlich irgendeiner Feier zum ersten Male in Rom gezeigt worden waren. Sie wurden auf Bildern gezeigt, wie sie Treppen herauf und herunter furhren. Kruz darauf ist einer der Wagen von Neapel nach Capri geschwommen. Ich habe mir genau dieses Ding betrachten können. Das inetresse der Leutew ar nicht gross, da die Leute nicht wussten was das ist. An sich habe ich garnichts neues gesehen als das, was ich schon in Illustrierten gesehen habe. Auhc auf dem Armaturenbrett war ncihts besonderes. Ebenso die Schlatung wie bei einem gewöhnlichen Kraftwagen. Jedenfalls so wie ich es gesehen habe, als er in Ruhestellung war. Das wichtige wird wohl die Handhabung dbaei sein. Dieser Wagen war sicher abgestellt worden auf dem Alexanderplatz, um am Abend mit zum Sammeln eingesetzt zu werden.


    Zitat

    Gestern hat nun La Jana in Jena getanzt. Ich habe sehr bedauert, nicht dabei sein zu knnen. Ich hoffe, dass mir bald darüber Bericht erstattet wird und auch, dass La Jana auc hier einmal ein Gastspiel geben wird.


    Berlin, den 4. Dezember 1938
    Quelle: Privater Brief, das Original wird gut bei mir eingelagert


    Der Brief wurde komplett mit Schreibmaschine geschrieben. Ich habe Tippfehler usw. übernommen. Ein paar können auch von mir stammen, da ich das auf die Schnelle abgetippt habe.


    Interessant, was man so verwechselt, wenn man den Brief mal überflogen hat und ihn hier auf die Schnelle nochmal zusammenfasst. Von daher ist es imer gut, Informationen, die man bekommt, sofort aufzuschreiben und solche Dokumente aufzubewahren.


    Hat jemand ne Idee, was das für ne außenpolitische Angelegenheit gewesen sein könnte?

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    Konfizius

  • Solche privaten Briefe sind schon etwas ganz besonderes und haben vor allem für die Wissenschaft einen hohen Quellenwert. Eigentlich bin ich sogar der Meinung, daß solche Zeitdokumente nicht in private Hände gehören, sondern wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden sollten, damit z.B. Historiker oder andere Wissenschaftler, die sich mit dieser Zeit beschäftigen, darauf Zugriff haben. Das heißt aber nicht, daß ich Dir die Freude über Dein Fundstück nicht gönne. Aber andererseits glaube ich auch, daß z. B. die Staatsarchive nicht unbedingt alles annehmen, weil diese sonst aus allen Nähten platzen würden, wenn sie alle privaten Fundstücke annehmen würden.


    Welches außenpolitische Ereignis gemeint ist? Zeitlich liegt es ja nach dem Münchener Abkommen, daß den Anschluß des Sudentenlandes zur Folge hatte, und vor der Angliederung von Böhmen und Mähren, die im Frühjahr 1939 erfolgte. Evtl. geht es um Vorbereitungen zu dieser Angliederung? Das ist aber auch einfach nur von mir ins Blaue getippt.

  • Ja das Problem sehe ich auch, dass "kleinere" Dinge bei diversen Archiven garnicht genommen werden oder nicht die Beachtung finden, die sie benötigen. Deswegen finde ich es gut, wenn es viele private Sammler gibt, die so etwas schätzen und aufbewahren.


    Gerade Briefe finde ich sehr spannend. Ansichtskraten und Postkarten sind auch zeitgeschichtlich interessant, aber sie waren damals von jedem Lesbar, deswegen findet man auf solchen Karten mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Infos zu hochpoltiischen Dingen oder Aussagen, die in diese Richtung gehen.


    Außerdem weiss man nie, welche Informationen dann unter Verschluss gehalten werden oder so ausgelegt werden, dass es inhaltlich in eine ganz andere Richtung gehen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Solche privaten Briefe sind schon etwas ganz besonderes und haben vor allem für die Wissenschaft einen hohen Quellenwert. Eigentlich bin ich sogar der Meinung, daß solche Zeitdokumente nicht in private Hände gehören, sondern wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden sollten, damit z.B. Historiker oder andere Wissenschaftler, die sich mit dieser Zeit beschäftigen, darauf Zugriff haben. Das heißt aber nicht, daß ich Dir die Freude über Dein Fundstück nicht gönne.

    Muss da ganz stark widersprechen: Nur die private Überlieferung sichert das Überleben solcher Quellen. Also auf keinen Fall abgeben, sondern privat sammeln. Die meisten öffentlichen Archive haben NULL Interesse an solchen Materialien (sofern sie nicht von Prominenten stammen) und würden das sofort kassieren, also entsorgen. Argument: "Man kann doch nicht alles aufheben..."


  • Eigentlich sollte man solche Fundstücke digitalisieren und das Digitalisat in einem öffentlichen, virtuellen Archiv zur Verfügung stellen, dann könnte das Original im Privatbesitz verbleiben. Aber auch solch ein digitales Archiv müßte gepflegt werden und dafür müßten außerdem die richtigen Leute zur Verfügung stehen.

  • Sehe ich ähnlich @Deutsche_Farben


    So ein digitales, öffenltiches Archiv wäre mit Sicherheit eine Option. Hier bersteht aber auch die Gefahr, dass es zuviel allgemeines Interesse hervor ruft und dann plötzlich Hobbyfälscher auftauchen und ein paar Dokumente herstellen, die alles durcheinander bringen. Wichtige wäre, dass immer dabei steht, wo das Originale liegt, damit man das mit Rücksprache mit den jeweiligen Besitzern in besonderen Fällen einsehen kann.


    Ein solches öffentliches Archiv wird aber nie vollständig werden, da es immer nicht nur private Archivare gibt, sondern auch private Sammler. Wenn man privat so etwas besitzen möchte, ist das immer (zumindest ein kleiner) finanzieller Aufwand. Viele werden nicht einsehen, wieso sie die Sachen dann ohne weitere Gegenleistung wieder der Öffentlichkeit bereitstellen sollen.


    Ich denke es ist allegemein einfach wichtig, dass die Sachen in Hände geraten, die wissen, welchen Geschichtlichen Wert sie haben. Wenn es Inhalte mit großer Tragweite sind, dann wird auch großer Sammler (mit kleinen Ausnahmen), damit an die Öffentlichkeit gehen. Andererseits besteht sicher auch die Gefahr, dass man befürchtet, dass die Dokumente ohne Entschädigung dann von staatlicher Seite weggenommen werden? Ich kenne mich da auch zu wenig aus.


    Prinzipiell sehe ich es aber ähnlich wie Deutsche_Farben.

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    Konfizius

  • Ich habe wieder einen interessanten Fund gemacht. In einem Stapel alter Briefe lagen 3 Seiten, es handelt sich um eine Filmliste. Leider - für mich zumindest - schwer leserlich. Die Listen sind jeweils mit "Film... (rest kann ich nicht entziffern) I", "II" und "III" betitelt. Könnt Ihr entziffern, was das heisst? Filmmuseum wäre eine Variante?


    Bei den Filmen konnte ich unter anderen die Olympafilme heraus lesen. Auch "Mutterlied" (von 1937) ist dabei oder "Land der Liebe" (1937).


    Für was die Liste wohl gut war? Vielleicht hat jemand notiert, welche Filme er bereits gesehen hat...?


    Hier mal drei Bilder:




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    Konfizius